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Dresdner Journal : 19.11.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-11-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189611196
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18961119
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18961119
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-11
- Tag 1896-11-19
-
Monat
1896-11
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 19.11.1896
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ve,«<«»ret»: flür Trr«den vreNeyShrUch «Mart bv Pf., bei den »aiser- lich btuiuvtn Pvilauäulu--. meNcliSyrlichSMark; außer- halb de« Deutschen Neichet Po-» »ad Etempelzuschlaa. Einzelne Rammern: 10 Pf Urschrtnen: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend«. Aernspr-Anschluß: NrlTOS. Drrs-ner M ZMnml. Ankilndtiun-S-e-ütre«: Für den Raum einer grspal- tenen Zeile llciner Schrift SO Pf Unter „Eingefandt" die Zeile so Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz enlfprechrndrr Ausschlag. Herausgeber: Königliche Expedition de« Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr SO. Frrnspr -Anschluß: Nr ILIL 18»« .1- S«S Donnerstag, den 19. November, abends. Ankündigungen für die Weihnachtszeit finden im „Dresdner Journat" die geeignetste Verbreitung. Hierbei versäumen wir nicht, darauf aufmerksam zu machen, daß aus Anlaß des Weihnachtsfestes Handel- und Gewerb- treibeuden bei Ankündigungen mit mehrmaliger Wiederholung außerordentliche Vergünstigungen gewährt werden. Liönigl. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Ic-artement dcS Innern. Äugest eilt, beziehentlich befördert wurden: die HiySäusseherinncn Sophia Pommrich in Boigtsberg, Auguste Helene Thierbach in Waldheim und Emma Helene vcrw Pilz in Grünhain zu Aufseherinnen an den gcnannien Landeeanstalten. Departement des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Erledigt: die 2. ständige Lehrerstelle in Kühnhaide bei Reipcnham Kollator: das Königl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts Einkommen: 1000 M Gehalt, iso M Wohnungsgeld an einen verheirateten (100 M an einen unverheirateten) Lehrer und 36 M für Turnunterricht. Gesuche mit allen erforderlichen Beilagen sind bis zum 28. No vember an den Königl. Brzirksschulinspckior Pfütze in Marien berg cinzureichen. Nichtamtlicher Teil. Aus Nom wird uns geschrieben: Die letzten Wochen haben eine Reihe von Berührungspunkten zwischen Vatikan und Quirin al geschaffen und die Politik des heiligen Stuhls mitten in das Tagesleben Italiens hinein- gestellt; sie haben zum Ärger der Unversöhnlichen auf beiden Seiten wieder einmal gezeigt, daß in einem kräftig pulsierenden Staatsorganismus eine Scheidung von weltlichem und kirchlichem Leben auf die Dauer unmöglich ist. Die Heirat des Kronprinzen führte zu kirchlich weltlichen Verhandlungen über Ort und Charakter des Übertritts der Prinzessin und der kiichlichen Trauung, und als manche Form- und Etikettensrage erledigt war, konnte Mons. Piscicelli in die jetzt im Vatikan ruhende Heiratsurkunde den Passus ein tragen: „Ich befragte in der vorgeschriebenen Weise Se. Königl. Hoheit Viktor Emanuel von Savoyen, Sohn Humberts I., Königs von Italien und Margheritas von Savoyen, Königin von Italien" Also eine Anerkennung des Königtums von Italien, wenn auch nur eine papierene. Einen Platz im Herzen von vielen Tausenden Italienern hat sich dann Leo XII l. durch den hoch herzigen Entschluß der Sendung Macarios an den König Menelik gesichert, und wenn auch Macario nur einen Mißerfolg zu verzeichnen hatte, fo bleibt der moralische Sieg des Papstes doch unbestritten und unverrückbar. Der Veröffentlichung des Briefwechsels zwischen dem Papst und dem Negus ist diejenige des Berichtes Mons. Macarios an die Kurie auf dem Fuße gefolgt. Dieser Bericht ladet, was der Brief Mencliks uur andeutct, die ganze Schuld des Mißlingens der Mission aus die in unheilvollem Moment erfolgte Beschlagnahme des holländischen, mit Waffen für die Abessinier angefüllteu Dam pfers „Doelwyk" durch die Italiener. — In einer Audienz vom 28. August — Macario bezeichnet sie als Mrtieuliere und iutimo — sei die Entlassung der Gefangenen ihm schon zu gestanden worden. Es seien sogar bereits Befehle ge- Kunst und Wissenschaft. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 17. d Mts: Zweites Symphonie-Konzert der Generaldirektion der Königl. musikalischen Kapelle und der Hoftheater. Den ersten Teil des Konzerts füllte Beethovens Pastoral-Symphonie aus, die man wie so ost schon von der Königl. Kapelle unter Hrn Schuch auch vorgestern in liebe vollster, von Wohlklang förmlich überquellender Wiedergabe hörte. Im zweiten Abschnitt des Abends kamen drei Orchesterstücke aus „Fausts Verdammung" von H Berlioz zum Vortrag. Der glänzend instrumentierte Rakoczy- Marlch, der Jrrlichtertanz und das Sylphen-Ballet, welch' letztere neben einigen Ensemblesätzen den bestgelungenen, wirksamsten Stücken des umfangreichen, vorwiegend Vokal musik bietenden Werkes angehören, eigentümlich und reizend erfunden und mit beispielgebender Meisterschaft instrumentiert sind Sie wurden bewundernswert fein in allen Bewegungen des Ausdrucks und Abstufungen des Klang- koloritS auSgesührt und fanden lebhaften Beifall Das Stück im A Takt wurde wiederholt Als Solistin wirkte Frau Ellen Gulbranson mit, eine norwegische Sängerin, die ihren Ruf in Bayreuth be gründet hat und deren Kunst ausschließlich im Dienste Wagners und ihres Landsmannes Edv. Grieg steht. Ihre Stimme ist nicht machtvoll, aber kräftig und im wesentlichen gut gebildet, ihr Vortrag ist musikalisch durchdacht und em pfunden. Sie sang die Schlußszene Brünhilde» („Götter dämmerung") mit klarer und schöner Phrasierung im ein- relnen, aber sie mußte in diesem so sehr auf durchgreifende Stimmkraft rechnenden Stück die Höhe, wo ihre Tongebung ohnehin nicht einwandfrei ist, forcieren und gelangte im ganzen nicht zu eine, unmittelbaren, hinreißenden Wirkung. Dagegen machte sie ihre stimmlichen Mittel, ihre gesang lichen Fähigkeiten und die poetischen Intentionen ihre« geben worden, um die im Lande verstreuten Gefangenen in AdiS-Abeba zu sammeln. Da sei aber die Nach richt von der Beschlagnahme des „Doelwyk" und damit eine Menge unkontrollierbarer Gerüchte über die feind lichen Absichten der Italiener und ihrer Rüstungen nach AdiS-Abeba gelangt. „6'otait uns tsrreur uni- versolle!' Am gleichen Tage sei dann ein Staatsrat berufen worden, der nach mehrtägigen Sitzungen zu dem Ergebnisse gelangt sei, die Rückgabe der Ge fangenen, welche die einzige Garantie des Friedens darstellten, sei nicht mehr als zulässig zu erachten. Die Presse aller Parteien erkennt bei der Wieder gabe des Briefwechsels an, daß der Brief des Papste« ein Denkmal seiner reinen Menschenliebe, feiner Herzensgröße, seines patriotischen Empfindens sei, aber in dem Bericht Macarios findet man nicht mit Unrecht manche Lücken und Widersprüche mit den Thatsachen. Wenn die Versammlung der Gefangenen bereits befohlen war und begonnen hatte, mußten doch fchon viele von ihnen aus den nächsten Dörfern um Adis-Abeba am 5. September eingetroffeu sein. Weshalb stellt Macario eine solche Thatsache nicht fest, da sie seine anfänglichen diplomatischen Erfolge am besten erwiesen hätte? Weshalb bezeigte Mcnelik, wenn er sich zur Preisgabe aller Gefangenen nicht entschließen konnte, feine Ergebenheit gegen den Papst nicht in derselben Weise wie gegen den Kaiser von Rußland, an dessen Ärönungstage 50 Gefangene ent lassen wurden, während Macario mit 2 zurückkehrte? Die klerikale Presse wird dem entgegnen, daß ter Be richt nicht für die Veröffentlichung bestimmt war, jeden falls nicht den Zweck hat, etwaige Einwände zu wider- lcgen. Vielleicht bringt eine spätere Zeit noch Klarheit über manche Fragen, die der Bericht entstehen läßt. Als charakleristisch sei noch erwähnt, daß Macario bez. der Staatssekretär Kardinal Rampolla sich mit der Bitte um empfehlende Anweifnngen für die Mission bei den Ortsbehörden von Djibuti an die französische Regierung gewandt hatte, aber ohne Erfolg. Uebrigens wird das Ereignis der Rückkehr Macarios, das eben noch im Vordergründe des Interesses stand, wieder durch ein neues zurückgedrängt, nämlich durch den einstündigen Besuch des Erzbischofs Kardinal Ferrari von Mailand im Königsschloß von Monza. Der Deutungen dieses jedenfalls sehr außergewöhnlichen Ereignisses sind drei. Die einen meinen, die Beziehungen des Kardinals zum Könige seien so schlechte gewesen, daß der Besuch nötig gewesen sei, um eine Zurücknahme des Exequatur durch die Regierung zu verhindern. Der „Osservatore" anderseits bezeichnet den Besuch als größerer Bedeutung entbehrend, namentlich sei der Kardinal nicht Träger von Aufträgen des Vatikans gewesen. Die dritte Lesart lautet, daß der Kardinal die Gelegenheit ergriffen habe, dem Könige die Wünsche und die Beschwerden der Katholiken Italiens auszusprechen, daß die Begegnung einen sehr herzlichen Charakter getragen habe und in einem Besuch bei der Königin Margherita, bei der gerade die Königin Pia von Portugal anwesend gcw-scn sei, ihren Abschluß gefunden habe. Für die Auffassung, daß der Besuch eine weittragende kirchlich-politische Bedeutung gehabt habe, spricht mancherlei, in erster Linie die Thatsache, daß vor kurzer Zeit auf dem Kongreß von San Miniato die Forderungen der Katholiken in ein voll kommenes Programm gefaßt worden sind. Das Programm erstreckt sich zunächst auf vollkommene Freiheit der Erziehung und des Unterrichts, dringt weiter auf sofortige Hilfsmaßregeln für die be drängte Landwirtschaft, um der auch in Italien erstarkenden Sozialdemokratie das Wasser abzugraben, und spricht sich endlich für Dezentralisation der Ver waltung und für die größere Veiantwortlichkeit der Gemeinde und Provinz für das Volksreferendum in Verwaltungsangelegenheiten aus. Diese Forder ¬ ungen sind entgegen dem bisherigen Grundsatz der Nichtbethätigung der Katholiken auf inner politischem Gebiet von dem Vorsitzenden des Kon gresses dem Ministerpräsidenten di Rudini unterbreitet worden. Es liegt daher die Vermutung sehr nahe, daß ein Kirchenfürst wie Kardinal Ferrari mit dem stillschweigenden Einverständnis des Vatikans die Gelegenheit wahrgenommen hat, um an noch einfluß reicherer Stelle die katholischen Wünsche zu Gehör zu bringen. Tagesgeschichte. Dresden, 19. November. Heute wurde auf Pill- nitzer Revier eine Königl Jagd abgehalten, an welcher Se. Majestät der König, Ihre Königl. Hoheiten der Prinz Georg und der Prinz Friedrich August sowie mehrere hierzu mit Einladungen ausgezeichnete Herren teilnahmen. Das Rendezvous war vormittags H9 Uhr am Eingänge zum Friedrichsgrunde. Nach Schluß der Jagd findet im Königl. Schlosse zu Pillnitz die Jagd tafel und sodann die Rückkehr der Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften nach Dresden statt. Deutsches Reich. * Berlin. Se. Majestät der Kaiser empfingen am Dienstag im Neuen Palais den kommandierenden General des XVI. Armeecorps, General der Kavallerie Grafen v. Haeseler, und hörten sodann den Vortrag des Chefs des Militärkabinetts, Generals v. Hahnke Um 11 Uhr gewährten Se. Majestät dem Maler Professor Koner eine Sitzung und empfingen um I, 1 Uhr den Landrat Kögel, welcher die Orden seines verstorbenen Vaters zurückreichte. — Das Gerücht, der Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg sei geneigt, den ihm angetragenen Posten eines Gouverneurs von Deutsch-Ostafrika anzunehmen, wird von der einen Seite ebenso energisch bestritten, wie es von anderer Seite ausrechterhalten wird. — Der Staatssekretär des Auswärtigen, Frhr. v. Marschall begab sich am Dienstage persönlich zur italienischen Botschaft und sprach dem Botschafter Grasen Lanza im Namen der deutschen Negierung die herzlichsten Glückwünsche zu dem Friedensabschluß mit König Menelik aus — Zwischen dem Staatssekretär des auswärti gen Amtes und dem französischen Botschafter ist gestern ein Abkommen mit Frankreich unterzeichnet worden, welches nach Analogie der von Frankreich mit andern Ländern, insbesondere mit Italien und Osterreich- Ungarn geschloffenen Verträge, der deutschen Einfuhr in Tunis die Behandlung der meistbegünstigten Nation mit Ausnahme Frankreichs sichert. — Unter den Etatspositionen, welche von Jahr zu Jahr eine ständige Zunahme erfahren, nimmt der Reichs- zuschuß zur Jnvaliditäts- und Altersversicherung einen hervorragenden Platz ein. Von 18V6/97 auf 1897/98 hat er wiederum eine beträchtliche Steigerung, um 3,3 Millionen, erfahren und nunmehr eine Höhe er langt, die nahe an 21'L Millionen heranreicht. Wenn man bedenkt, daß die Jnvaliditäts- und Altersversicherung erst seit dem Beginn des Jahres 1891 in Kraft ist und daß die erste Summe, welche als Reichszuschuß in den Etat für 1891/92 eingestellt wurde, 6,2 Millionen betrug, so wird man angesichts des in den neuesten Etat eingestellten Betrages sich Illusionen darüber, daß der Einfluß der Steigerung auf die Reichsfinanzen bald abnehmen könnte, nicht hin geben dürfen. Man hatte ein oder zwei Riale die Er fahrung gemacht, daß die im Etat in Aussicht genommene Steigerung des Zuschusses um etwa 3 Millionen zu hoch gegriffen war und infolgedessen einmal versucht, mit einer geringeren Steigerung auszukommen. Indessen hat noch der Abschluß der Neichshauptkasse für 1895/96, aus welchem hervorging, daß infolge der Steigerung des Zu schusses zur Jnvaliditäts- und Altersversicherung das Neichsamt des Innern eine Mehrausgabe von nahezu 1 Million zu verzeichnen hatte, gezeigt, daß man mit niedrigen Schätzungen dieser Steigerung nicht weit kommt. Von 6,2 Millionen im Etat für 1891 92 hat sich der Ansatz sür den Reichszuschuß aus 21,3 Millionen im Etat Vortrags in drei Liedern (mit Orchester) von Grieg voll geltend und empfing für die im Ton und Ausdruck fein und wahr gestalteten Darbietungen den lebhaftesten Beifall der Hörer. Ein kühler Hauch aus Norden flog freilich auch die Liedervorträge an, aber dieser Tribut, den die Künstlerin ihrer nationalen Herkunft entrichten muß, hebt nur den spontanen Ausdruck, nicht den Besitz innerer Em pfindung auf. P. * In Berlin hat der Philharmonische Chor am Mon tag zum ersten Male ein Oratorium „Jephta" von Giacomo Carissimi aufgcführt. Tas Werk kennzeichnet sich als das Oratorium in feinen Anfängen; eS ist einfach in der Stimmenführung, in den meisten Chor- und Solo- sätzen nicht weiter auSgestaltct und daher im ganzen von geringem Umfange, mit der instrumentalen Begleitung be schränkt eS sich auf die Orgel. Carissimi, schreibt die „Nat -Ztg " ist der Pfadfinder der Melodie im siebzehnten Jahrhundert Man kann ihn den Schöpfer der künst lerischen Liedformen nennen, die später zu so hoher Be deutung gelangten. Alles ist bei ihm melodiös, selbst die Erzählung des Evangelisten Aber eben, daß er der Erste auf neuem Gebiet war, hat ihn, so sehr die Zeitgenossen die Leichtigkeit und Anmut seines Stiles bewunderten, bald der Vergessenheit überliefert. Nicht die ersten Ver suche, sondern die vollendeten Schöpfungen eines Stils trotzen der Zeit. Alles, worin Carifsimi zu seiner Zeit groß war, ist in der Folge unendlich übertroffen worden Die Formen haben sich erfüllt unv ausgewachsen, der harmonisch-melodische Ausdruck, obwohl bei Carissimi oft überraschend heraustretend, hat sich so vertieft, daß ein Vergleich kaum mehr möglich ist. Seine Schreibart muß unS primitiv und schematisch erscheinen. Da« ist der Grund, warum Carissimi nicht mehr ausgeführt wird Die hundert Jahre älteren Palestrina und LassuS werden häufiger aufgeführt, denn sie sind Vollender eine« Stil«, unüber troffen von der Nachwelt Ja, ihr Licht strahlt auf ihre Zeitgenossen und Vorgänger zurück. Das siebzehnte Jahr hundert war eine Zeit der Saat und Vorarbeit, ein mühsames Jahrhundert. Palestrina, Bach, Beethoven lebten in der Zeit der Ernte, sie pflückten die reifen Früchte vom Baume ewiger Schönheit. Carissimis Werke aber können in rein ästhetischer Beziehung für unsere Zeit keine Bedeutung mehr gewinnen — Am Dienstag brachte, dem Beispiele der Großen Oper folgend, die Komische Oper in Paris Mozarts „Don Juan" zur Aufführung. Wenn auch die Opera Comique den Reiz des Ballets entbehren mußte, den die Große Oper den Abonnenten bot, so war doch die Vor stellung interessanter, da Maurcl als Don Juan seine große Kunst zeigte, mit welcher er die Überreste seiner ehedem sehr schönen Stimmmittel behandelte. Fugere hatte als Leporello einen großen Erfolg, während das Ex periment, der Darstellerin des Orpheus, Mademoiselle Telna, die Zerline anzuvertraucn, nicht gelang Das Orchester der Komischen Oper zeigte sich der Aufgabe nicht gewachsen Die Aufnahme, welche Mozarts Hauptwerk bei dem Pariser Publikum fand, war auch hier eine begeisterte. Die Übersetzung ist äußerst dürftig, plump und oft sinnwidrig. * Von Adolf Adams Oper „Postillon von Lon- jumeau" ist jetzt zum ersten Male, von Richard Klein michel redigiert, ein deutscher KlavierauSzug mit dem gerade in dieser Oper wichtigen vollständigen Dialog erschienen. Wenn nun auch von diesem Dialog und den zahlreichen, nicht immer sonderlich geschmackvollen Witzen, die der deutsche Bearbeiter M. G Friedrich Hinzugethan hat, em Teil bei den Aufführungen gewöhnlich wegbleibt, fo wird er doch unsern Sängern für die Ausgestaltung der drama tischen Charakteristik eine willkommene Handhabe bieten Ausgenommen sind in den sorgfältig gearbeiteten und mit szenifchen Hinweisen reichlich versehenen KlavierauSzug für 1897/98 gehoben, im Verlause von 6 Jahren also um 15 Millionen. Diese Thatsache liefert den Beweis, daß man gut thun wird, sich auch für die Folgezeit auf eine jährliche Steigerung von etwa 2', bis 3 Millionen einzurichten und damit bei einer Beurteilung der Reichs finanzen zu rechnen Wie lange diese Steigerung anhalten und welche Höhe schließlich der betreffende Poslcn im Etat de« Reichsamts des Innern erklimmen wird, darauf ist eine zutreffende Antwort jetzt wohl kaum zu erteilen, da man den Eintritt des Beharrungsstadiums nicht genau voraussagen kann Jedenfalls wird man noch eine längere Reihe von Jahren mit der Steigerung zu rechnen haben — Nach der „Nordd Allg. Ztg." zugegangener Mit teilung werden die Meldungen verschiedener Blätter über Unruhen im Schutzgebiete von Kamerun an maß gebender Stelle für durchaus unbegründet gehalten Ausschreitungen von einzelnen eingeborenen Händlern aus Anlaß von Preisdifferenzen mit europäischen Firmen hätten allerdings zu einem gerichtlichen Verfahren Veranlassung gegeben, über dessen Abschluß Nachrichten noch nicht vor lügen Von „nicht unbedeutenden Unruhen" oder gar einem drohenden „allgemeinen Aufstand" als Folgen des gefällten Urteils könne aber um so weniger die Rede sein, als noch in den letzten Tagen aus Kamerun hierher gelangte tele graphische Nachrichten von Unruhen irgendwelcher Art nichts erwähnten. — Morgen tritt der preußische Landtag zusammen Für das Herrenhaus hat der Vizepräsident, Freiherr v. Manteuffel, die erste Sitzung auf nachmittags hj.3 Uhr anberaumt mit der Tagesordnung: Konstituierung des Hauses, Wahl der Präsidenten und Schriftführer." Die Wiederwahl des bisherigen Präsidiums, Fürst Stolberg, Frhr v Manteuffel und Bürgermeister Becker-Köln, ist sicher. — Im Abgeordnetenhause ist die Wahl des Präsidiums für die zweite Plenarsitzung am 21. d Mts in Aussicht genommen. Es verlautet, daß der Präsident des Abgeordnetenhauses, Geh. Rat v. Köller, das Präsi dium nicht wieder zu übernehmen gedenke, sondern die Leitung der Geschäfte des Hauses aus Rücksicht aus sein hohes Lebensalter und seinen Gesundheitszustand jüngeren Kräften zu überlassen wünsche. Die konservative Fraktion dürfte eventuell den Abgeordneten v Kröcher in Vorschlag bringen — Der provisorische Börsenausschuß besteht, wie offiziös mitgeteilt wird, aus folgenden Mitgliedern: 1. Jean Andreae, Mitglied der Handelskammer in Frankfurt a.M.; 2. Graf v. Arnim, Besitzer der Standesherrschaft Muskau, auf Muskau; 3 Wilhelm Finck, Kommerzienrat in München; 1. Adolf Emil Frentzel, geheimer Kommerzienrat in Berlin; 5. Hermann Frese, Mitglied der Handels kammer in Bremen; 6. Gamp, Wirk! geheimer Ober-Regie rungsrat a D in Berlin; 7 Haler, geheimer Kommerzien rat und Obervorsteher der Kaufmannschaft in Stettin; 8. Theodor v. Haßler, Kommerzienrat, Reichsrat der Krone Bayern in Augsburg; 9. Herz, geheimer Kommerzienrat, Präsident des Ältestenkollegiums der Kaufmannschaft von Berlin; 10. Siegmund Hinrichsen, Mitglied der Han delskammer in Hamburg; 1l. Eduard Jaunez, Guts und Fabrikbesitzer, Präsident des elsaß-lothringischen Land wirtschaftsrats in Saargemünd in Elsaß-Lothringen; 12. Kaempf, Stadtrat, Erster Vizepräsident des Aeltestcn- kollegiums der Kaufmannschaft von Berlin; 13. Graf v. Kanitz, Rittergutsbesitzer aus Podangcn bei Wormditt in Ostpreußen; 11. Hermann Klein, Präsident des badischen Landwirtschaftsrats in Wertheim in Baden; 15. vr. Karl Kolbe, Mitinhaber der Chemischen Fabrik von Heyden in Radebeul im Königreich Sachsen; 16. I)r. Lexis, Prof, in Göttingen; 17. M Lyon, Bankdirektor in Breslau; 18. Fritz Mayer, in Firma Frege k Co, Vorsitzender des Börsenvorstandes in Leipzig; 19. Ernst Felix v. Mendelssohn-Bartholdy, geheimer Kommerzienrat in Berlin; 20. Alfred Micha- helles, Mitglied der Handelskammer in Hamburg; 21. A. v. Pflaum, geheimer Kommerzienrat in Stuttgart; 22. Franz Schröter, geheimer Kommerzienrat, zweiter Beisitzer des Vorsteheramts der Kaufmannschaft in Königs berg i Pr ; 23. Gras v. Schwerin-Löwitz, Rittergutsbesitzer aus Löwitz in Pommern; 24. Moritz Seligmann, Bankier in Köln a Rh.; 25. Freiherr Mar v. Soden, Reichsrat der Krone Bayern in Frauenhofen in Bayern; 26. l>r. Mar Weber, Prof, in Freiburg i Brsg.; 27 Winkel mann, Oekonomierat auf Haus Köbbing bei Hiltrup im Regierungsbezirk Münster; 28. van den Wyngacrt, Direktor, natürlich sämtliche 13 "Nummern der Partitur, also auch die Aric St. Phars im dritten Akt „Ich werd' dem Adel mich verbinden", die bei deutschen Ausführungen entweder wcggelaffen oder durch eine mehr oder minder unpassende Einlage ersetzt wird. In weiteren Kreisen dürste die dem Klavierauszug vorgedruckte Mitteilung nicht bekannt sein, daß die Oper vom Komponisten dem König Friedrich Wilhelm III. von Preußen gewidmet ist, vermutlich ein Zeichen der Dankbarkeit dafür, daß die Berliner Oper bereits dreivicrtel Jahre nach der Pariser ersten Aufführ ung das Werk in Deutschland eingeführt hat. * Über seine neueste symphonische Dichtung „Also sprach Zarathustra" (die wir in Dresden von der Königl. Kapelle hören werden) schreibt Richard Strauß an einen Freund, der ihn wegen des Titels und dessen Beziehung zu dem bekannten Buche von Fr Nietzsche interpelliert hatte, folgendes: „Wer in meinem Werke direkt in Töne übersetzte Philosophie erwartet, dürste arg enttäuscht sein, wenn er, wie eS in meiner Absicht liegt, in „Älso sprach Zarathustra" ein nach rein musikalisch logischen Gesetzen aufgebautes Musikstück, noch dazu in E-ckur, findet, das den aus allen klassischen Symphonien uns wohl vertrauten Dualismus eines männlichen und weiblichen Hauptthemas beinahe in der alten Viersätzigkeit entwickelt. Von Freunden altklassischer Werke würde „Also sprach Zarathustra" sogar um der in meinem Stück enthaltenen fünfstimmigen Fuge willen möglicherweise als ein Erzeugnis ihrer Richtung erkannt und reklamiert werden, wenn dies nicht durch einige Beziehungen, die ich zu Nietzsches Werk hineingeheimnißt habe und die viel leicht demselben ein aktuelleres Interesse verleihen, ver hindert würde." * Man schreibt der „Frkf. Ztg." aus Zürich vom 14. d. Mts: Eine neue italienische Oper, die ein Jdvll mit tragischem Ausgang ist, hat gestern hier ihre erste
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