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>^r > W't' -!> Nr. AL 18. Iahrg. Montag, de» 24. stedr. i»«t» abends «ustt. V««M» Vtre»e«jL»rItlh Dreeden unb amu Deutsch- ».»« bi 0«fter««. M'L ««,«»» . d«ral>a»r>t. ».» Hm»»«« un» gan, Deutschland ><- ln venerreu« S.8V U. In frei Hau« «Niel-»lummer I« 4 > «ilchlllchr «ol»ietiuna erlchrtm an allen Worden»«»»» nachmmag». Lachdlch- MsMn, GeschLftSftell« und Vtedaklkm» DreSd««e A. 16, Holbeinftrah« OG Ker.tsprech« LI»6« Poftfchecttotrlo Leipzig N». IckTV? «ozelgeni Anuadmr don «esidüllranzetaen dt» H.U-», von Familteiianzrige» bl» II Uh, dee«. Dret« für die Pettt-Tpallzellr Kl; z.lm chM» meteU 8« Famil ^u-Uiizeigen ÄU 1 Für undeutlich geschriebene^ sowie durch Sei» wrecher ausaegebene Anzeige» können Ml, dch B-rantworllichkelt für die Richtigkeit de»»eit«t nicht übernehmen. Gprechswnde der Redaktion: II-I»Ubr von» Einzige katholische Tageszeitung in Gd'chseil. Organ der Zentr«mspar»ei ^ ^ „u wnerdaltmigedeilag« und reltg. Wochendella», Feiera»«». «»»gab« » mir »it der Wochribetlage. Die Sehnsucht des Volkes. Bor» einem besonderen Mitarbeiter wird uns geschrieben: Das Fieber, das als Folge der Revolution und ihrer Ereignisse weite Schichten des Volkes erfaßt hat, beginnt seiner Höhe zuzustreben. Noch werden uns schwere Prä- funger^nM erspart bleiben, noch werden wir manche harte Krise LÜrchsumachen hoben, aber trotz allem bricht sich jetzt schon ist steigendem Maße die Erkenntnis Bahn, daß es bitterstes Erfordernis der Stunde ist, dem Lande und dem Volke so bald als möglich und unter Anspannung aller Kräfte Ruhe und Ordnung wiederzugeben. Di« Sehnsucht des Volkes geht dahin: Jetzt nur Ruhr, jetzt nur Ordnung, kurz, jetzt Festigung der Verhältnisse, in Lenen wir leben und arbeiten müssen. Auch Eine Revolution hat eine Seele. Auch in einer Revolution, und gerade in einer solchen, sollte der Geist zum Neuen, der Wille zu einer schöneren und besseren Zukunft das Lun beflügeln. Wozu würde sonst Revolution gemacht? Die deutsche Revolution hat aber von Anfang an ihre Seele verloren.' Sie verflachte sich in rein materiellen Dingen, und sie brachte sich damit um ihre eigene Kraft. Auch diejenigen, welche, wenn auch mit blutendem Herzen die Neuordnung der Dinge als Grundlage ihrer Weiterarbeit hinnehmrn. werden sn ihrem Arbeitswillen gelähmt und gestört durch die völlige Unsicherheit, Zerfahrenheit und Zerrüttung, der durch did'Eevpsution geschaffenen Zustände. Ebensowenig wie man früher eine ersprießliche Politik machen konnte ohne das Einvernehmen zwischen Bürgertum und Proletariat, ebensowenig werden wir jetzt wieder zu erträglichen Ver hältnissen zu kommen vermögen, wenn nicht das Proletariat di« politische und wirtschaftliche Verbindung zum Bürger- tum herzu stellen sucht und wenn diese Herstellung nicht ge lingen würde. Dieser Einklang zwischen Bürgertum und Arbeikermassen bildet die Seele der Revolution. Wird er verkll>n«ert durch Hemmnisse von außen oder innen, dann beraubt Ech die Revolution ihrer eigenen Berechtigung und ihrer daS Weiterarbeiten beflügelnden Kräfte. Es war ein schönes Dokument für die Erkenntnis -er hier mitspielenden liMSknßch, Wechselwirkungen als, wohlgewerkt schon vor Uüsbruch der Revolution, das Unternehmertum der Groß- indirstrte mit der Arbeiterschaft jene Arbeitsgemein schaft suchte und schuf, welche in der Geschichte der sozialen Entwicklung Deutschlands nach all den jahrzehntelangen Kämpfen einen unvergänglichen Markstein bilden wird. Um die Sehnsucht deS Volkes zu erfüllen, bedarf es einer starken Regierung, einer ficht- und fühlbaren Führung. Fehlt diese, dann kann unmöglich das ernsteste Erfordernis der; Stunde: Der Aufbau einer neuen Ordnung voll- zo«MM«den. Das Zerstörungswerk ist rasch und gründlich Morden. Es besteht aber die Gefahr, daß die Der-< z-gerung, wÄche das Werk der Wiedererrichtung erfährt, die ganze Revolution der Versumpfung und ihrem Fluche zu- führt. Man rühmt die Freiheit, welche die Revolution ge bracht habe, aber was ist Freiheit ohne Ordnung? Kein vetnstffftigsr Politiker gibt sich -es Glaubens hin, daß die alle« Machtverhältnisse in weit absehbarer Zeit wieder auf- gerichW Mrden könnten. Aber gerade, weil wir alle, mögen wir lächerlich zur Revolution stehen wie wir wollen, bereit sind, aych alt dem Neuen mitzuarbeiten in dem Bewußtsein, damit »m besten den allein allein für uns maßgebenden vaterländischen Interessen zu dienen, gerade deshalb wün schen und ersehnen wir eine ihrer Pflichten eingedenke und bewi ßte Regierung. Eine reichspolitische Führung, die ihre Versprechungen zu erfüllen und uns ein neues Deutschland wirklich zu schaffen vermag. Wenn wir diese .Hoffnung auf die Negierung zu setzen aufgefordert werden, so müssen wir auch von der Regierung verlangen, daß sie allem entsagt, was die Klassengegensätze zu schüren geeignet ist. Ein« Klaffenherrschast, woher sie auch komme, ist vom Nebel. Die Regierung muß ferner den Geist der Zwietracht und Zwie spältigkeit bannen. Wenn wir ersprießlich zusannnen- aibeiten sollen, müssen wir uns gegenseitig verstehen und schätze« lernen. Das ist aber nicht möglich, wenn von der «inen oder anderen Seite das Mißtrauen immer wieder von neuem aufgepeitscht wird und wenn, wie das von bestimmten Kreisen immerfort noch geschieht, gegen alle diejenigen, die nun nicht gerade den handarbeitendcn Klassen angehören. ^einseitige Agitation entfaltet wird. Es muß »-mit dem Ausspielen der Gegensätze zwischen n un- Arbeitern. Beide Teile können nur bei M Verständnis für Aufgaben und Pflichten für anze ersprießlich zusannnenwirken. Tie Regie rung muß auch dafür sorgen, daß das volkswirtschaftliche VerstzWsiqS in der Arbeiterschaft Platz greift. Es ist ein galGHefaWicher Zustand, gefährlich, weil er unsere gesauste Volkswirtschaft lahmzulegen und zu ruinieren geeignet ist, wenn inan den Unternehmer als einen Feind des Arbeiters hinstellt. Wo soll da noch die Schaffensfreude, insbesondere die unentbehrliche Initiative und Entschlußkraft des privaten Unternehmers Herkommen, ohne welche Faktoren die Grund lagen für die Existenz der Arbeiterschaft mangeln? Di- Regierung muß auch dafür Sorge tragen, daß nicht nur durch eine Verewigung der kriegswirtschaftlichen Zwangs- bewirtschaftung das freischaffende Privatunternehmertum proletarisiert wird. Alle diese Aufgaben durchzuführen, wird der Regierung aber erst dann möglich sein, wenn sie mit starker Hand Ordnung im Innern geschaffen hat... Nur da- durch vermag sie sich selbst zu festigen und zu stärken. DaS Wichtigste im Augenblick ist die Ueberwindnng und Be kämpfung der Arbeitsscheu. Die verhängnisvollen Folgen, die aus diesem Uebel bis jetzt schon entstanden sind, zeigen sich im ganzen Gütererzeugungsprozeß der Landwirtschaft und Industrie. Die ZersetziingHerscheinungen sind so furcht barer und gefahrdrohender Art, daß die Regierung alle ihre Machtmittel daran setzen muß, um die volkswirtschaftliche Produktion, die bitterste Notwendigkeit der Stunde wieder auf feste Füße zu bringen und sie auch kraftvoll zu sichern. Würde das nicht gelingen, so würden wir unrettbar den: aus allen Ecken lauernden Bolschewismus anheimfallen. Dann aber gäbe es für uns alle, wer wir auch seien, keine Rettung mehr, und gerade die Arbeiterschaft würde sich selbst zum Sklaven lvahnwihiger, nie zu verwirklichender, phanta stischer Ideen machen. Das Volk will arbeiten und schaffen. Es will mit- wirken am Aufbau des Neuen. Es will in allen seinen Teilen, ob Bürgertum oder Arbeiterschaft, Hand anlegen am Wiederaufbau Deutschlans. Aber erst dann wird die Schaffensfreude und der fördernde Arbeitswille sich ganz auswirken können, wenn Volk und Land sehen und spüren, daß «ine feste Hand znm Ziele führt, daß seine politischen und wirtschaftlichen Geschicke von einem einheitlichen Willen geleitet werden, daß hinter diesem Willen aber auch die nötigen Machtmittel zur Durchsetzung der Staatsautorität stehen, kurz, wir wollen sehen, daß wir regiert werden! Nochmals Christentnm und Sozialismus Von M. v. Schönberg-Roth-Schönberg. Nachdem die politische Revolution zu einem gewissen Ab- schluß gekommen ist. wird nunmehr die wirtschaftliche Revo lution zur brennenden Frage. Sie ist uns kein fremder Gedanke mehr und bis zu einem gewissen Grade ist sie be reits im Gange, freilich ohne daß bisher von irgend einer Seite energisch die Führung ergriffen worden wäre. Das soll nun anders werden, und zwar ist unser engeres Vater land dazu ausersehen, zum Versuchsobjekt einer wirtsckzaft- lichen Umwälzung gemacht zu werden, deren Radikalismus sogar weit über die Forderungen der bisherigen sozialisti- sehen Führer hinansgeht. Einige unruhige, drängende Geister treten mit einem Sozialisierungsprogramm hervor, dessen Großzügigkeit und Genialität nicht abzustreiten ist, das ober mit einem Grundfehler behaftet ist, Lessen Gefähr lichkeit sie wohl selbst übersehen haben. Dieser Grundfehler liegt in der vollkommenen Verkennung der psychologischen Voraussetzungen, die das Gelingen des Planes gewährleisten könnten. Die Schöpfer des Planes behaupten, daß niemals ein geeigneterer Augenblick zur radikalen Sozialisierung gewesen sei als der gegenwärtige. Sie sehen sich im Zuge der Revolutionierung und wollen die Konjunktur dieser Be- lvegung ausnützen. Das Proletariat habe die alte Macht beseitigt, jetzt komme das Wesentliche, die Beseitigung de alten Wirtschaftssystems, das durch diese Macht gedeckt wor den sei. Sehr logisch — aber was dann? — Was ist denn bisher geschehen? Man hat zerstört und nicht einmal einen festen Bau, sondern ein in seinen Grundfesten schon wanken- den. Wo bleibt der Wiederaufbau? Ist das schwankende Gebilde, das wir jetzt als deutsche Republik um seine Existenz ringen sehen, auch nur als der Anfang zum Wiederaufbau anzusehen? Nein! Noch haben wir lange, dornenvolle un- steile Wege zu gehen, noch sind unendlich viel Schutt und Trümmer zu beseitigen, ehe wir einen klaren Ausblick zum Wiederaufbau gewinnen können. Es ist lvahrhaftig ein ge- ivaltigetz Maß von sittlichen Werten, von innerer Festigkeit, von Idealismus und von — Religion dazu notwendig, uns von dem Fall zu erheben, den wir getan haben. Besitzen wir diese inneren Kräfte, oder fragen wir bester, herrschen sie im deutschen Volke? Sie mögen wohl vorhanden sein, aber augenblicklich werden sie überwuchert und zu Boden gedrückt von Klassenhaß und innerlicher Zersetzung. Müd>- und gedemütig ist der deutsche Idealismus in sich zusammen, gesunken. Sind die Trümmer des Deutschtums die Funda- mente, auf denen ein neuer Ban gelingen kann, in de»«! wir glücklicher sein sollen als zuvor? Gebt dem deutschen Volke sein Selbstvertrauen wieder, seine Ideale, die es ver loren hat, ehe ihr es in eine neue Uunvälzung stürzt. Gebt nicht dem durch Blut und Jammer geblendeten Volke die Brandfackel in die Hand, ihr nsiirdet einen Brand entfesseln, der das unglücklick)« Volk vernichten wirdl Freilich predigt man hier tauben Ohren. Gerade die Anerkennung der sitt lichen Voraussetzungen für den wirtschaftlichen Ausbau ist ja den sozialistischen Weltbeglückern fremd. Sie, deren Glau benssätze im Materialismus wurzeln, können nw und nimmer zugeben, daß andere Triebkräfte uns emporsühren müssen als die Sehnsucht nach Wohlleben, und daß ein Volk, in dem vorläufig die zerstörenden und zersetzenden Mo:»ente überwiesen, dessen sittlickv Fundamente schwer erschüttert sind, aus sich heraus nichts Neues schassen kann. Und eS ist etwas Gewaltiges, das Neue, das da geplant wird. Nach Beseitigung des Grundpfeilers des alten Wirtsck>aftssyst«ms, des Privateigentums und des Rechtes der freien Selbst bestimmung, soll die Menschheit ein Gebäude ernststen, daS zur Voraussetzung hat Selbstzucht und Selbstentäuherunz, ein Sichsügeri des einzelnen in die Interessen der Gesamt» heit, wie cs kein bisheriges Wirtschaftssystem von uns ver langt hat. Woher soll das daniederliegende Volk di« sitt lichen Kräfte nehmen zu solchem Titancnbau? Die sozia listischen Weltbeglücker sind schnell fertig mit der Antwort. Da es — für sie — keine höheren Ziele gibt als die Be friedigung des menschlichen Trieblebens, ist auch kein Augen blick geeigneter als der jetzige zur Erreichung ihrer Ziele, denn seit langer Zeit ist der Hunger nach Befriedigung der menschlichen Triebe nicht so elementar hervorgetreten wie jetzt. Noch nie vielleicht hat der Klassenhaß so tiefe Ab gründe gerissen. Daher der Eifer, mit der dieser Augenblick genutzt werden soll. Aber auf Klassenl-aß und Hunger läßt sich kein Tempel des Glückes bauen. Schlagt diese Wrlr in Trümmer, aber ihr baut sie nicht wieder auf. Mit elementarer Wucht offenbart sich wiederum der Gegensatz zwischen jenen und dem Christentum. Sie »r- kennen das letzte Heil in irdischer Wohlfahrt, das Christen tum bekämpft Eleud und Armut, um Las Volk sittlicher Verkommenheit zu entreißen, um es seiner höheren ewigen Bestimnrung zuzuführen. Jene schleudern die Brandfackel, die alles zerstört, und glauben dann, ans der Asche «wen neuen Tempel zu bauen, das Christentum neigt sich zu dem damederliegenden Volke, cs wieder aufzuricksten. Ls be kämpft die menschlichen Leidenschaften, jene fachen sie an, um sie als Zerstörungswaffen zu benützen. Das Christen tum gibt, der Sozialismus nimmt. Der Augenblick ist günstig, aber nicht zu einer Sozialisierung, wie jene fi« wollen, sondern zu weiterer Zerstörung. Haben wir davon noch nicht genug. Noch wenige haben erkannt, daß das, waS sich jetzt vorbereitet, den Endkampf der christlichen Weltanschauung bedeutet gegen einen Feind, der weit gefährlicher ist, als all« bisherigen, der Christentum und Christenheit beseitigen will. Das Christentum ist bereit. Die Pforten der Hölle werden es nicht überwältigen. Aber ist auch di« deutsch« Christenheit zu dem Kampf gerüstet? Weil die Christen heit versagt bat, konnte dieser Endkampf vorbereitet werden, und nur, wenn sie sich jetzt in letzter Stunde auf ihr« Auf gabe besinnt, wenn sie opferfreudig dem Materialismus.ent sagt, der auch in ihren Reihen herrscht, wenn sie sich barm herzig zu den Aermsten beugt, um sie emporzuheben, wirb sie das Christentum in Deutschland zum Siege führen Die Revolution in München. Eine N ä t c r e g i e r u n g. Berlin, 23. Februar. Nach privaten Meldungen aus München ist dort eine Diktatur der Räte errichtet worden. Das Kollegium besteht ans 1l Mitgliedern aus den drei sozialisti'chen Gruppen. An der Spitze der Unabhängi gen steht Laubert, an der Spitze der Kommunisten L e - Win. an der Spitze der Mehrhcitssozialistcn Nekisch. Dieses Kollegium soll, wie es heißt, auf 50 Mann envertert werden, und diese 50 Mann sollen die eigentlickxm Inhaber der Regierungsgewalt sein. Außerdem soll noch ein Mini sterium gebildet werden. Minister Timm ist abgesetzt worden. Am frühen Morgen sind mehrere wichtige Bekannt- machungen erschienen: l. Ter Belagerungszustand wird auf 3 Tage bis Montag früh erklirt. Wer noch plündert und stiehlt, wird erschcssen. Ter Ausruf ist unterzeichnet von, unabhängigen Polizeipräsidenten und dem imabhcngigeir Stadtkommandanten. 2. Die Mehrheitssozialisten, Unab- hängigen und Kommunisten haben sich ziisammcngeschlossei»