Volltext Seite (XML)
WWmkrTagM« Donnerstag, den 11. Juni 1986 Nr. 134 — 95. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Drahtanschrift: „Tageblatt' Postscheck: Dresden 2640 Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen und des Stadt- rats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, des Finanzamts Nossen, sowie des Forstrentamts Tharandt. Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Dar „Wilsdruffer Tageblatt' erschein« werliagr nachm «Uhr DezugSpr. monall SRM. frei Haus, bei Postbcstellnng l,M RM. zuzügb Bestellgeld Einzelnummer w Rps Alle Postanstalten, Postboten, unsere Austräger u Geschästsstelle »ehmen zu jeder Zeit Be- .. .... . stellungen enlgcgcn. Im Falle höherer Gewalt oder Wochenblatt für WllsdkUfs U. UMgegeNd sonstiger Betriebsstörun- gen besteht kein Anspruck> - auf Lieferung der Zet- rung oder Kürzung des Bezugsvreiscs Rücksendung eingesandter Schriststücke erfolgt nur. wenn Rückporto beiliegt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut aufliegender Preisliste Nr 6. — Ziffer-Gebühr: 20 Rpsg. — Vorgeschrte» bene Erscheinungstage und Platzwünsche werden nach Möglichleit berücksichtigt. — Anzeigen-Annahm« bis vormittags IN Uhr .. Für die Richttglett der durch Fernruf übcrmit- Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 teilen Anzeigen überneh men wir keine Gewähr. ———— — Bet Konkurs und Zwangsvergleich erlischt teder Anspruch auf Nachlatz. Oer deutsche Weg. Die außenpolitischen Spannungen nehmen täglich zu. Wo eine Welt in Frieden und Verständigung aufbauen sollte, was ein Weltkrieg zerstört hat, da hindern Miß verständnisse und Mißtrauen alle Kräfte zum Wiederaufbau und zur Wiedergutmachung. Man sollte meinen, daß die Welt aus dem großen Kriege ihre Lehren gezogen hat, sollte meinen, daß sie alles tut, um eine Wiederholung der artiger, Menschen und Werte vernichtenden Auseinander setzungen zu verhindern. Dennoch will es scheinen, als werde Argwohn gesät, wo Verständigung wachsen sollte. Es ist im Leben dersPölker nicht anders als im Leben des einzelnen: Wer seinem Nächsten nicht traut, der kann auch nicht mit ihm zusammenarbeiten und kann nichts schaffen, das der Allgemeinheit zum Rutzen dient. Vertrauen ist die Voraussetzung für jedes gemeinsame Handeln, ist die Grundlage allen Schaffens und Arbeitens. Vertrauen im Leben der Völker heißt Frieden, heißt freund schaftlicher Verkehr von Volk zu Volk, heißt Aus richtung nach den allgemein gültigen Regeln im Menschen leben, den ungeschriebenen Gesetzen, ohne die keine Lebens ordnung und ebensowenig eine Weltordnung möglich ist. Wo eine Staatskunst schöpferisch walten soll, mutz Ord nung herrschen. Daher wird kein Staatsmann ein Interesse daran haben können, die Störung der Ordnung zu fördern, die zum Chaos führen mutz. Im Durcheinander und Gegeneinander aller gegen alle ist auch der beste Staats mann machtlos. Darum kann nie die Anarchie das Ideal sein, da sie Vernichtung aller werteschaffenden Kultur bedeutet. Leider gibt es Kräfte in der Welt, die aus der Zerstörung neue Werte zeugen wollen, die das Durchein ander nnd die Verneinung alles Seienden an den Anfang ihrer Arbeit setzen. Daß diese „Staatskunst" nur das Ende aller Kultur und allen Völkerlebens bedeutet, ist denen, die ihr eigenes Leben den Gesetzen der Lebensordnung unterwerfen, klar. Und da diese Welt- und lebens bejahenden Menschen auch in der Politik in der Mehrzahl sind, so sollten sie sich zusammentnn und eine gemein- same Front bilden gegen die Mächte der ZerstSrun g^Dabei ist es allerdings nötig, daß alle ver antwortlichen Staatsmänner den Gefahren mit offenen Augen begegnen und sich nicht Scheuklappen anlegen. Männer, die G schichte machen wollen, haben eine Ver pflichtung vor ihrem Volke und vor der Welt. Sie werden ihrem Lande einen schlechten Dienst erweisen, wenn sie das Volk fernhalten von anderen Völkern und wenn sie Mauern aufrichten gegen die Nachbarn oder wenn sie gar die Völker in mehr- und minderberechtigte einteilen. Jede Zusammen arbeit der Nationen bedingt die Achtung der Ehre des anderen, Anerkennung seiner Gleich berechtigung und seiner Freiheit. Diese Grundforderungen sind Richtschnurnatio nalsozialistischer Außenpolitik. Und da sie den Gesetzen der Lebens- und Weltordnung entsprechen, werden sie sich durchsetzen und werden bestehen allen Wider ständen zum Trotz. Nicht der ist ein Staatsmann, der einseitig die Interessen seiner Nation vertritt, auch wenn seine Arbeit sein Volk in Gegensatz zu anderen führt, sondern der, der nach größeren Gesichtspunkten arbeitet und über das Wohl seines Volkes hinaus das Wohl und den Frieden der Völker erstrebt. Was nutzen die vielen Blau-, Weiß- und Gelbbücher, wenn sie nichts weiter sind als Rechtfertigungsversuche einer kurzsichtigen, eigensüchti gen Politik. Sie sind kein Beitrag zur Weltbefriedung, sondern höchstens Streitobjekte, an denen sich die Gegen sätze noch verschärfen. Nicht juristische Spitzfindigkeiten und diplomatische Jonglierkunst machen den Staatsmann aus. Ehrlichkeit, Offenheit und guter Wille sind viel stärkere Waffen, um Mißverständnisse und Wider stände aus dem Weg zu räumen. Dieser Politik redet das Deutschland Adolf Hitlers das Wort. Noch steht die deutsche Methode im Kampf gegen die Diplomaten des Parketts und der alten Schule, aber kühn und entschlossen geht die deutsche Außenpolitik ihren Weg. Nicht mit Kniffen und Kunststückchen wird man dem Volke die Außenpolitik näherbringen, sondern durch Sachlichkeit und Klarheit. Es ist nicht wichtig, daß ein paar Auserlesene ihre Ziele sehen, es ist weit wichtiger, daß auch derletzteMann imVolkedie Sprache seiner Poli tiker versteht und daß ihm die Lebensrechte und Lebens bedürfnisse seines Volkes klarwerden und er seine Folge rungen daraus ziehen kann. Unter diesem Gesichtspunkt ist die Dokumenten sammlung erfolgt, die, bearbeitet von Dr. Fritz Berber und erschienen im Junker- und Dünnhaupt-Ver lag, ohne schmückendes Beiwerk alles zusammengestellt hat, was zum Kapitel Rheinlandfrage gehört. Die 76 Dokumente sind ein lückenloses und vorurteilsloses Quellenmaterial, das mit der Note des Marschalls Foch vom 1V. Januar 1919 an die Bevollmächtigten der alliier ten und assoziierten Mächte beginnt und endet mit den Rückfragen zum Friedensplan der deutschen Regierung vom 6. Mai 1936. Alle Verträge, Noren, Verlautbarungen und Reden erscheinen im Wortlaut und ungekürzt. So entsteht ein klares und unverfälschtes Bild der e« ro- Ws dmm die Rittel zm WettsWGU her? Grundlegende Ausführungen Dr. Goerdelers auf dem intern. Gemeindekongreß Im Mittelpunkt des dritten Tages des Inter nationalen Gemcindekongresses, mit dem die Berliner Verhandlungen zu dem ersten Thema der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit durch die Gemeinden abgeschlossen wurden, stand eine große Rede des Leipziger Oberbürgermeisters Dr. Goerdeler über die Finan zierung der deutschen Arbcitsbeschaffungsmaßnahmcn. Oberbürgermeister Dr. Goerdeler schilderte einleitend die deutschen Maßnahmen gegen die Arbeitslosigkeit, ein wohldurchdachtes System verschiedener Maßnahmen, die in den Jahren 1933/34 in Deutschland ergriffen sind, um die Arbeitslosigkeit von den verschiedensten Seiten her zur Auflösung zu bringen. Allen diesen Maßnahmen liege die gemeinsame Idee zugrunde, möglichst natürliche Kräfte durch wirtschaftlich erhöhte Betätigung der Men schen in Bewegung zu setzen. Die Rcichsanstalt hat für die Finanzierung der wert- schaffenden Arbeitslosensürsorge in den Jahren 1933-35 fast zwei Milliarden ausgegeben. Bei der Ausdehnung der Arbeitsbeschaffungsmaß nahmen konnten die Mittel nicht mehr durch die Haus halte bereitgestellt werden. Die dazu notwendigen lang fristigen Kredite waren auf dem Kapitalmarkt nur be grenzt zu beschaffen. Es sind daher neue Wege einge schlagen. Zunächst der der Vorfinanzierung, d. h. des Vorgriffs auf künftige Einnahmen, also eine Vorbe lastung des künftigen Staatshaushalts. Dieser Methode liegt die Annahme zugrunde, daß eine verstärkte Arbeits tätigkeit erhöhte Umsätze, verringerte Unkosten und damit größere Steuerkraft der gesamten Wirtschaft erzeugt. Die Vorfinanzierung erfolgte kurzfristig durch Wechsel, wobei sich das Reich zur Einlösung aus Haushaltsmitteln verbürgte. Die Vorbelastung beträgt für die Jahre 1933 160 Millionen, 1934 741 Millionen, 1935 985 Miillonen, 1936 919 Millionen, 1937 914 Millionen, 1938 909 Millionen Mark. Eine sehr wesentliche Belebung des Arbeitsmarktes bedeuten natürlich alle direkten Aufträge des Staates zur Erfüllung von Staatszwecken aller Art. Auch bei anderen Völkern fließen erhebliche Teile des Volkseinkommens in die Rüstungen. Deutschland hat sich von Subventionen der Wirtschaft wieder freigemacht. Die Erfahrungen mußten schlecht sein und werden auf die Dauer überall, wo man derartige Versuche wagt, schlecht fein. Nach eingehender Darlegung der Art der Finanzie rung und ihrer Auswirkungen wandte sich Dr. Goerdeler den von Professor Hilton in einem Vortrag aufgestellten Fragen zu. Deren wesentlichste, erklärte der Redner, war doch Wohl die, ob es denn sinnvoll ist, erst durch das Steuersystem den einzelnen Menschen Mittel für ihre kleinere Arbeitsbeschaffung wegzunehmen und sie im großen zu verwenden. Herr Professor Hilton hat vollkom men recht, dieses ist nicht sinnvoll, und es ist daher eine ständige Aufgabe und gleichzeitig höchste Kunst jeder öffentlichen Verwaltung, ihre An forderungen an die Wirtschaftskraft des einzelnen so zu gestalten, daß auf beiden Seiten das Optimum an Wirkung herauskommt. Ich stimme mit Herrn Professor Hilton vollkommen darin überein, daß also, um jede Grenzüberfchreitung zu verhüten, alles getan werden mutz, um dis natür- lichen Kräfte des Menschen in Bewegung zu setzen. Sie gipfeln darin, daß die Menschen ihre Leistungen geaen- päischen Nachkriegsgeschickte, so wird der Geist der europäischen Politik seit den unseligen Tagen von 1918 erkennbar und der neue Geist, mit dem der Natio nalsozialismus die Außenpolitik seit 1933 zu durchsetzen versucht. In den Einleitungsworten, die Botschafter von Ribbentrop dem Werke vorangestellt hat, wird klar und deutlich Deutschlands geographische Lage in Europa herausgearbeitet, aus der sich ergibt, daß der Entschluß des Führers vom 7. März nichts anderes war als die Wahrung des primitivsten Rechtes eines Volkes zur Sicherung und Verteidigung seiner Grenzen. Der deutsche Standpunkt letzt sich nur schwer durch. Aber das darf unsere Kraft nicht erlahmen lassen und unsere Hoffnung nicht zunichte machen. Unsere Außen politik geht unbeirrt ihren Weg, den Botschafter von Ribbentrop mit folgenden Sätzen vorzeichnet: „Deutschland hat den ernsten Wunsch, mit seinen Nachbarn einen wah ren und endgültigen Frieden zu schließen und im Westen ein neues Locarno aufzubauen. In seinem großen Frie densplan hat der Führer und Reichskanzler Europa ein neues Locarno angeboten. Das deutsche Volk wünscht nichts sehnlicher, als dieses Vertra^swerk realisiert zu sehen." etnauder rauschen, so daß nicht jeder, wie der Kolonist im Urwald, seinen ganzen Lebensbc^.rs sich selbst er arbeitet, sondern nur seine besten Fähigkeiten ausnutzt und die Einseitigkeit, die dadurch entsteht, durch Tausch mit anderen ausgleicht. Es ist notwendig, auch den Ur sachen nachzugehen, weswegen diese natürlichen Funk tionen des Menschen und ihr Austausch untereinander in ein so krankhaftes Stocken geraten ist. Das 18. Jahr hundert hat einen in der Geschichte seltenen Zeitraum des Friedens, der Ordnung und der Entwicklung zur Wohlfahrt gebracht. Die Friedensschlüsse des 19. Jahrhunderts erscheinen von einer seltenen Verantwortung für die Zukunft getragen. Ein Gleiches kann man nun einmal von der Beendigung des Weltkrieges nicht sagen. Nachdem schon große Teile des Nationalvermögens der beteiligten Staaten durch den Krieg selbst vernichtet waren, entbehren alle die technischen Errungenschaften des 20. Jahrhunderts der wirtschaftlichen Ausnutzungs möglichkeit, weil dieSaatdes M i tztrauensdie un erläßlichen politischen Vorbedingungen für weiträumigen Verkehr nicht schaffen kann. Dies Mißtrauen zu beseiti gen, mutzte die erste Aufgabe sein, und dies Mißtrauen mußte so lange lebendig sein, solange die Ehre des ein- --lncn Volkes nack vnrsckncdcnem Mähe aemeüen wurde. Wer mit der großen Verantwortung, die die Zukunft er fordert, an eine ruhige Ueberlcgung geht, der wird an erkennen müssen, daß die Beseitigung dieses Krankheits herdes durch Deutschland letzten Endes allen zugute kommen wird. Wir stehen in der Welt vor großen Entscheidungen. Entweder wird auf der Grundlage sicherer Währungen und ihrer Abstimmung aufeinander und durch Verzicht auf einseitige Abänderung die unerläßliche Voraus setzung für eine Gesundung und Belebung deS Güteraustausches in der Welt geschaffen, dann kann jedes Volk seine besten Eigenschaften und natürlich sten Bedingungen ausnutzen, und die allgemeine Güter erzeugung wird so billig wie möglich und die Befriedi gung des Bedarfs daher auch so umfassend wie möglich sein, oder man will oder kann die Großzügigkeit, die nun einmal zu einem solchen Entschluß gehört, nicht auf bringen. Dann bleibt auf die Dauer nichts anderes übrig, als die Arbeitsteilung, die sich im 19. Jahrhundert aus der Weltwirtschaft entwickelt hat, wieder zu beseitigen und zu einer minderarbeitsgeteiltcn Wirtschaftsform in jedem einzelnen Volke zurückzukehren. Das ist ein Naturgesetz, und andere Möglichkeiten gibt es dann auf die Dauer nicht. Das wird sich für das eine Volk, das im Hinblick auf die Weltwirtschaft stark indu strialisiert ist, dahin auswirken, daß es mehr siedeln und mehr dem Handwerk sich zuwenden mutz. Für ein an deres Volk, das sich in der Hauptsache einer seiner eigenen Bedürfnisse übersteigenden landwirtschaftlichen Produk tion zugewandt hat, wird es heißen, sich eigene Industrien zu schaffen. Die Völker der Welt erleiden in der Arbeitslosigkeit die Folgen eigenen fehlerhaften Tuns. Da sie alle in gleicher Verdammnis sind, ist die Aussicht der gemeinsamen Umkehr noch nicht versperrt. Es würde mir nützlich erscheinen, wenn auch dieser Kongreß von Gemeinden, die ja letzten Endes von den Auswirkungen wirtschaftlicher und sozialer Erschütterungen immer zuerst betroffen werden und dann Maßnahmen ergreifen müssen, diese Erkenntnis vertiefen würde, wenn er den Willen zur Zusammenarbeit stärken würde. Diese Zusammenarbeit muß die natürlichen Grundlagen eines lebendigen Leistungsaustausches wiederherstellen. Das deutsche Volk ist, wie der Führer und Reichskanzler wie derholt feierlich verkündete, aus innerster Ueberzeugung zu einer solchen Gemeinsckaftsleistuna bereit. Das MWMomMN Mil der Schweiz MMzi Der deutsche Gesandte in. Bern hat auftragsgemäß dem schweizerischen Bundesrat eine Note des Inhalts überreicht, daß die kürzlich von der Schweiz ausgearbeite ten Vorschläge über eine Abänderung des deutsch- schweizerischen Verrechnungsabkommens von Deutschland nicht als Grundlage für die Weiterfüh rung der Verhandlungen angenommen werden können. Die deutsche Regierung hat daher vorsorglich das Ver rechnungsabkommen vom 17. April 1935 und das am gleichen Tage abgeschlossene Warenzahl ungsab- kommen zum 30- Juni 1936 gekündigt. Sie hat sich jedoch bereit erklärt, auf der Grundlage ihrer Vorschläge in der Zwischenzeit die Verhandlungen über eine Rege lung des deutsch-schweizerischen Zahlungsverkehrs wieder- aufzunebmen.