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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 10.10.1906
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-10-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19061010028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906101002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906101002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-10
- Tag 1906-10-10
-
Monat
1906-10
-
Jahr
1906
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Dies«» Blatt wird de» Lesern von Dresden m»d Umgebung am Lage vorher bereits all verugsgeblllir: ' «Neteyzknl,»«»» »r,«»»» bei tSaliik» ««eimaliaerHutraouna durch „liiere Boten. ladend« und m»r,e>>«, an Loim und Montanen »ur einmal» »ivtk. SaB>. durch ausivärttserloin. nllMonLre » Mt de- s MI so PI. Bei emmatiaer Huüellu»« durch die Poll »Mt. lobneBellcliaeld». im Aus land mit «nllprechendein üuichlaae. S! ackdruck aller Artikel u. Orig mal- Mitteilungen nur mit deutlicher v u e l l«» a n g a t>«l.Dredd. Nachr. "1 tUläliig Nachträglich« Lonorar- ontvriiche bleiben unberückichttgt: wwrllangte Manullrivle werten nicht auidewabü. ^ lea «»chrichte» » »tz e» Abend-Ausgabe HegvLrrröst 18LV Druck und Verlag von Liepsch L Reichardt in Dresden. Amialime von Ankünbigunge» bis nachmittags s Uhr Sonn- unb fteiertags nur Dlarienikraiic » vo» tl dis '/,! Uhr Die t lvalttgeWrund- itlle lca. « Sitdew « Pt,. An- kttndigungru aut der PrcvaNeür Seile ss Psg. t die, ipallige Heile aus Trrt- teile so Pt,. als (binaeiandt Heile so Pta In Itummrr» «ach s,n». und »eiert«,e» i lvaltige <i>rund,ell« so Ptg. aut Prwalleile « Pf,., g wattige Heile aut rertieite und alt öingeiandt soDig. Lutwärttg« Luk- träge nur gegen PorauSdeiablm^. velegdlätter kolken to Plmntgr. Fernlprecher: Sir. U und rvS«. SmMgrschiittrftell«. Mariensk ». kür <1i6 ^ä8cli6 äL8 d68le: kis 1 kVove'ml»«'«' ck. .7. sn -!»r»6 Vortc»ul^st«IIe <1r«i künvickier unkeior I-KNoIin-tioito mit 6c».m , .Ilc-jlrinx" nd- liekort. erkält ein I^aket i Verekllxte Vbewkvdv V7erLe ^Lt.-Ües.. 8-SL HVoillkolü. UDgfizgf linll Meiler lteutieiteii in vsnieniiilte» LL88O "MI ... ------- vori üllx t» krosser ^asdvaldl. — " . ... -— siaiscr und -Hohenlohe-Mrmoiren Neueste Drahtberichte. Hosnachrichten, Landessynode, ArmeeLeründerungen, ei»««/» Vollhkl. GelichtSverhaiidlniigen. Kaniinrrmnsik. Beclincr Leben. Mittwoch, 1V. Oktober IW«. lilaiscr im» Hohenlohe-Memoiren. Der Kaiser hat an de» Fürste» Philipp zu Hohenlohe nach Schloß Podjebrad eine Depesche des Inhalts gerichtet, daß ei von den Vrröffentlichnnaen. die sein Verhältnis zum Fürsten Bismarck und denen Entlastung betresse», Kenntnis erhalten habe und es als eine Taktlosigkeit bezeichnen müsse, daß ohne seine vorherige Erlaubnis Angelegenheiten, die seine Person betressen und unabsehbare Konsequenzen »ach sich zielten könn ten, veröffentlicht werden. Der Kaiser soll wegen der Veröffent lichung der in Frage toiiinienden Teile der Denkwürdigkeiten deS Fürsten Eblodwig bei» Fürsten Philipp de» schärfsten Tadel ausge sprochen haben. Fürst Philipp ist der älteste Sohn deS ehemaligen Reichs kanzlers Fiustcn Hohenlohe. Wegen der Veröffentlichung der Memoiren ist bekanntlich angeregt worden, ob sich nicht als Gegengewicht die Publikation des dritten Bandes der „Gedanken und Erinnerungen" Bismarcks empfehle. Da der Kaiser seinen Tadel an den Schloßherrn Philipp gerichtet hat, obwohl der liingeie Prinz Alexander die Memoiren veröffentlicht hat, so scheint der Monarch den Ehef des Hauses Hohenlohe dafür verantwortlich zu mache», daß er die Veröffentlichung nicht verhindert hat. Die Mitteilungen des Fürsten Hohenlohe-Schillitigsfürst habe» ins besondere durch dort wiedergegebene angebliche Aenßerungrn Bis marcks über Sesterreich, tvwie auch durch verschiedene Aeutze- riingcn, die der Kaiser selbst u. a. auch über das Verhältnis Deutschlands z» Rußland getan hat. großes Aussehen erregt. Daß Kaiser Wilhelm selbst diesen Mitteilungen die größte Bedeu tung beilegt, ist ans der oben mitgelcilten, im Tone sehr scharf gehaltenen Depesche ersichtlich. F ü r st Philipp zu Hohenlohe-Schillings- fürsthat nun die Prager „Bolz." zu der Mitteilung ermächtigt, daß er aus die Depesche K aijcr W iIhcl in s diesem ein Telegramm folgenden Inhalis gesandt habe: Er, Fürst Philipp zu Hohenlobc-Schilungsfnrst, habe von der Art der Veröffentlichung der Memoiren des Fürsten Chlodwig zu Hohen- lohecchillingsstirst gar nichts gewußt. Die Msmmren seien Eigentum seines Bruders Alexander und werden von Professor Eurlius in Straßburg KerauSgegebe». Er selbst, Fürst Philivv, habe von deren Inhalt keine Kenntnis gehabt, habe aus die Veröffentlichnug keinen Einfluß genommen und überhaupt nichts davon gewußt. Der Fürst teilte weiter mit, ihm sei wohl de- könnt gewesen, daß die Veröffentlichung der Memoiren des Fürsten Chlodwig ffir spätere Zeit in Aussicht genommen war, er sei aber entrüstet darüber, daß gerade dieser Teil der Memoiren jetzt oerösientlich! wurde, und müsse tagen, daß der Kaiser über diese Veröffentlichung mit Recht unge halten sei. Neueste Drahtmcldunqen vom 9. Oktober. Koloniales. B e r I i n. Amtliche Meldung. Die nach den Karasbergen geflüchteten H o i t e n t o t I c » b a n d e n erhielten Verstärkun gen durch Zuzug der nach dem Oranje zurnckgewichenen Teile, lowie du Ach Anschluß ehemaliger Morenga-Lcute. Sie versuchten wiederholt durch Angriffe aus Viehwachen und Transpori- bcdeckungen sich in Besitz von Lebensmitteln und Munition z» setzen. Nur nnniigc Tiere sielen in Fcindeshand. Die Angriffe wurden überall abaeicnlagcn und die Bersolgung ausgenommen. Als besonders rühmlich erwähnt Oberst v. Deimling die Ver teidigung eines Karrentransports bei Tassieiontein durch zwanzig Mann der Bedeckung gegen einen weit überlegenen Gegner. Es sielen in diesen Gefechten im ganzen 13 Reiter, ein Farmer und 4 Buren. Neun Reiter wurden schwer und zwei leicht ver letzt. Bei der allgemeinen Streife gegen die noch immer im Tamoralande umhcrzichendcn, gelegentlich Vieh stehlenden HererotruppS fand ein Zusammenstoß einer Patrouille bei Hatsamas mit einer starken Bande statt, die 20 Tote zurück ließ. Oberst v. Deimling ist mit seinem Stabe wieder in Keetmanshoop cingctroffen. Wilhelmshaven. Die für Kamerun bestimmte Ablösung in Stärke von 116 Mann hat heute morgen die Ausreise mit dem Kreuzer „Sperber" angctretcn. Lohnbewegungen. Essen lRuhrj. lPriv.-Tcl.j Gegenüber Dortmunder Mel dungen. die Zechenverwaltung des Ruhrgebicts sei zu Zu geständnissen rn der Lohnfrage bereit, wird von unter richteter Seite erklärt, daß morgen erst an den Verein für bergbauliche Interessen, sowie au einzelne Zechcndirckiionen die aus Lohnforderungen yinzielenden Beschlüsse der Siebener- Kommission übersandt werde» und daß erst in den nächsten Tagen Stellung zu den Beschlüssen der Siebener-Kommission genommen werde Während einzelne Blätter daraus Hinweisen, daß mit steigenden Kohlenpreijen auch höhere Einnahmen für die Arbeiter verbunden gewesen sind, schürt die Bergarbeiter- Presse eisrigft weiter, und erklärt, bei der gegenwärtigen Hoch konjunktur lvarc es unverständlich, wenn man nicht jetzt für die Verbesserung der arbeitenden Klassen sorgen würde. Am nächsten Sonntag finden wieder zahlreiche Veriammlungen in einzelnen Revieren statt. Soviel steht jedenfalls fest, daß die Diebener-Kommission die einmal gefaßten Beschlüsse energisch durchzusetzen versucht, daß man diesmal vorsichtiger als im Vorjahre zu Werke gehen und sich zunächst der Unterstützung aller ausländischen Äergarbeiter-Organisationeii vergewissern werde. Dieses Moment, meint ein hiesiges Blatt, dürften die Bergwerksbesitzer und die Regierung nicht unterschätzen. Falls cs zum Streik kommt, werde man es versuchen, ihn in ollen europäischen Bergbauländern zugleich entbrennen zu lassen. Zur Lage in Rußland. Petersburg. lPriv.-Tel.) Nach einer hier eingetrosfe- nen Meldung ist das Landgut des Justizministers durch Brandlegung vollständig eingeäschert worden. HelsstngfSrS. Aus dem Kongreß der Kadetten. Partei kam cs heute zu heftigen Erörterungen über den bereits mitgeteilten Resolutionsentwurs, Lurch tvclchcn der Kongreß den Wyborger Ausruf gulheitzt, den gegenwärtigen Augenblick ur Durchführung aber nicht als geeignet bezeichnet. Die Ab- ehnung der Resolution müßte den Rücktritt des gesamten Zentralausschufses zur Folge haben. Unter den neu «in- getroffenen Delegierten befindet sich Fürst Lwow. Kostrowa. In dem Flecken Neujerino ermordete eine Bande jugendlicher ^Bauern in der letzten Nacht eine ganze aus Mann, Frau und zwei Kindern bestehende Judenfamilie, sowie einen Arbeiter und eine Arbeiterin. Die Polizei nahm drei der Mörder fest. Buira. In der Nähe des Ortes wurde eine Patrouille von 10 Gendarmen, unter Führung eines Leutnants, von etwa 1000 Eingeborenen mit Gewehrschüssen und Steinwürsen emp fangen. 6 Gendarmen wurden verwundet. Tie Gendarmen anl- warteten init Revoloerschüssen. Der Generalgouverneur hat eine Untersuchung angcordnet und Gendarmerie-Verstärkungen nach Buira entsandt. Berlin. Nachdem die Internationale Konferenz für Funke ntclegrophie gestern im Plenum die erste Lesung der Konvention bis aus wenige noch zurückgestellte Punkte beendet hat, beginnen heute die Beratungen der für das regstvmevt, cks sarvieo besonders eingesetzten Kommission. Aue. Das „Auer Tagebl." meldet: Als heute vormittag der Inhaber der Drogenfirma Mar Erlcr u. Comp., Dr. Max Erler, in den Kellerräumen seines Lagerhauses am Markl- gäßchen beschäftigt war. erfolgte durch Kurzschluß eine A e the r e^pl o si o n. Tr. Erler erlitt so schwere Brand wunden. daß er bald daraus starb. Köln. Die „Köln. Ztg." meldet aus Aachen: Im be nachbarten holländischen Grenzorte Vaals sind 30 Familien, insgesamt etwa 100 Personen, an BergistungS- E r jtch e > n »t n g e n schwer erkrankt. Man vermutet Vergiftung durch Wurst oder verseuchtes Wasser. Die Kinder sind besonders stark betroffen. Aus Aachen sind zur Feststellung der Ursache Acrzte hinzugezogen worden. Kaiserslautern. Die „Pfalz. Presse" meldet: Der kürzlich in München verstorbene Gras E. v. Leuiingcn-Wesler- burg hat seine wertvolle, über 30000 Stück umfassende, bis ins Jahr 1270 zurückrcichende Lx l i 1> r i«-S a m m l u n c>. die als die größle des Kontinents «llt, dem Germanischen Museum in Nürnberg zu dessen SOjährigem Jubiläum testamentarisch zum Geschenk vermacht. München. lPriv.-Tel.j Der pensioniert« Obcrlandes- gcrichtsrat August Müller wurde von einem Agenten, namens Lchwab aus Schneeberg in Sachsen, überfallen und durch Messerstiche lebcnsgesährlich verletzt. Die Tat soll ein Rache akt wegen eines früher verlorenen Prozesses sein. Paris. tPriv.-Tel.s lieber den Unglücks salk aus der Buffalobahn wird noch berichtet: Zwei runge Leute von 19 Jahren starben nach kurzer Zeit. Dem einen war der Schädel weggerissen worden, dem anderen die Schädeldccke zer- trümmert. Zwei Frauen, einem Kwaben und einem Mann wurden Nase und Kinn herausgerissen. Der Fahrer selbst kam mit leichten Verletzungen davon, denn sein Motor fiel erst im Jnncnraum um. Das Rennen wurde sofort abgebrochen. Tic Buffalobahn muß für allen Schoden aufkommen. Köln. lPriv.-Tel.) Auf dem Kölner Sportplätze gewann Günther den Abschicdspreis. Huber stürzte mit seinem Rade und erlitt einen Schlusselbeiirbruch und erhebliche Fleisch- wunden. Lemberg. lPriv.-Tel.) Bei der Station Lastk ent gleiste der Chabowka—Zakopaner Personenzug. Bier Per sonen wurden schwer, 16 leichter verletzt. Paris. 3000 hiesige Po st bedien st et« hielte» eine Versammlung ab und beschlossen, das Parlament aufzufordcrn, das Geich über deii wöchentlichen Ruhetag dahin ab- zuändern, daß feine Wohltat auch ihnen zu teil werde. Paris. lPriv.-Tel.) Ein junger Amerikaner, namens William Sierk, töteteiich gestern aus Schmerz darüber, daß die Amerikaner das Vanderoilt-Menuen verloren haben. Rio de Janeiro. Die Abgeordnetenkammer hat die Vorlage betreffend Schaffung einer Konversionskasse in dritter Lesung endgültig angenommen. Der Wechselkurs ist aus 15 Pence lestgesctzt. Teheran. Am 7. Oktober fand hier im Großen Palais die feierliche Eröffnung des Parlaments statt, der auch das diplomatische Korps beiwohnte. In der mit großem Beifall aufgenommenen, vom Gouverneur von Teheran ver lesenen Thronrede wird ausgeführt, der Schah halte das Volk setzt reis für eine Konstitution und hege die Ueberzcugung, das Parlament werde die Regierung bei ihrem auf den Fortschritt gerichteten Bestrebungen unterstützen. Die ganze Bevölkerung ist freudig bewegt. Am Abend fand Illumination statt. OertlicheS nnd Sächsisches. Dresden. 9 Oktober. —* Se. Majestät der König jagte heute früh auf Pillnitzcr Bergrevier und erlegte zwei Rehböcke. Vormittags unternahm der Monarch einen Spazierritt in die Dresdner Heide und weilte dann kurze Zeit im Residenzschlossc. Auf der Riickiabrt nach Pillnitz stattete der König der Königin-Witwe in Villa Strclücn einen Besuch ab. —* Zur Probefahrt des Dampfers „König Friedrich August" wird sich der König am 15. d. M. abends nach Cuxhaven begeben und am 18. Oktober früh wieder in Dresden eintrcffen. Kunst nud Wissenschaft. f* Mitteilungans dem Bureau der Königlichen Hof- theater Der L-pielplan der Hofopcr wird dabi» abgeändert. daß Donnerstag, den 1l. Oktober, d'Alberts musikalisches Lustspiel Flauto solo" nnd die Oper der „ Bnjazzo " mit Herrn Burria» als Canio gegeben wird. — In der morgen stattfinden den Ausführung von Mozarts zweiakliger großer Oper „Die Za u b c r s l ö tc " wird Herr Lankow als Gast die Partie des Sarastro singen. — Wegen erneuter Erkrankung der Frau Bastö kan» die für morgen im S ch a n s p i e l h a n s e ci»gekündigte Ausführung des Lustspiels „Figaros Hochzeit" nicht gegeben werde». ES gehl dafür das Lustspiel „Krieg im Frieden" in Szene. Sonntag, den 14. Oktober, wird an Stelle der „Jvurualtsten" das vieraktige Lustspiel „Der Kompagnon" von A. L'Arronge gegeben. b* Kammermusik. Tic Herren Professor Petri, Kammer musiker W a r w a S v i tz n c r und Konzertmeister Mille haben gestern ihre Streichquartett-Abende vor einem Elitekreis der hiesige» Musikfreunde eröffnet. Diese Abende mit einem irischen Lobe zu begrüßen, wäre ebensowenig angebracht, wie sie von neuem zu empfehlen. Sic haben sich längst den Ruf er worben. der sie zu den besten und vornehmsten der Dresdner Musikaufführungen erhebt, sodaß unsercinem eigentlich nur die angenehme Pflicht bleibt, in den ihnen immer im reichen und reichsten Maße zugemessenen, wohlverdienten Beifall mit cin- zuftiiiimcil. Den Vortritt hatte diesmal der Schöpfer des Strciclniuartetts. Joseph Haydn, mit dem 7)-moII- Ouartctt Nr. 2 ans c>p. 76. ES gibt Leute, die den Meister unter ipöttischem Lächeln den „alten" Ha>>dn. auch Papa oder Groiu>apo Haydn zu nennen pflege». Für diese ist er schein- Imr eine abgetane Sache. Aber Gott sei Dank, gibt es minde- siens auch ebenso viele, die der Hayduschcu Welt voll anmutiger, lächelnder Formen, voll tönender' Geister, unter denen nicht ein einziger unruhiger oder böser ist, mit gleicher Treue zugetan sind und bleiben, wie den Liedern, die der Ackersmann beim Bestellen seiner Felder singt, der Schnitter zwischen seinen Garben, die Liebe im reinen harmonischen Empfinden, jener ffliijchten Art d-r Lieder, die unvergänglich ist. die immer war und sein wird. — Nach Haydn kam Niozart mit einem 6-Quartctt M. V. 458) zum Wort. Ter Erbe Haydns, der Erweiterer und Ausdauer der Kammcrmusikkunst. An ihm ist alles Musik im höheren und höchsten Sinne. Ob er .Hunger. Kälte. Geringschätzung und Zurückweisung litt, ob er weinte oder lachte, immer und unaufhaltsam tönte es aus ihm heraus in den reinsten, schönsten Saiten, und selbst dann, wenn seine Psyche zusammenzubrechcn drohte unter Not und Sorge, »vor es sein Genie, das ihn aufrecht erhielt. „Tu sichst," schrieb er seiner Frau in einer der schwersten Stunden seines Lebens, „Du sichst, es siel mir manche Träne aufs Papier . . . nun aber lustig . . . fange auf ... es fliegen erstaunlich viel Busserl umher. . ." Er küßte und scherzte noch, als der Tode senge! neben ihm stand. Aehnliches hören wir aus seinem herrlichen K-äur-Ouartctt. Graziös, lächelnd, keck und übermütig im Allegro n»d Menuett, klingt uns dann aus dem Adagio jene ideale Glückseligkeit entgegen, die keine Trübung verzerren oder verdunkeln kann. Es ist das Genie, das der Gottheit ins Auge sicht. — Um das Bild der Entwicklung des OvarleltstilS vollkommen zu machen, nahm die dritte Stelle im Programm Beethoven ein. der Kammermnsikheroe, dessen mächtiger Flügelschlag noch in dem Ouartettschaffen der Gegenwart fühl- dar ist. Man spielte das zweite der Rasumonkysckcn Quartette, das „bl-mc>U" aus vp. 59, das großartig stolze Werk, aus dem Kamps gegen feindliche Schicksalswächle spricht, Trotz nnd Zorn, und in dem es dann übergeht zu einem der schönsten Choralarten, die se der Kammermusik übertragen worden find. Inbrunst und Glaubensstärke, Kraft und Tiesc reden hier ein mächtiges Wort. Es war ein genussreicher Abend in jevcr Hinsicht und besonders interessant in der progressive» Steige- rung der Werke und der Ausführung. II. 8t. si lieber den Tod des T a n z k o m p o n i st c n Joses Strauß gelangt jetzt erst, nach W Jahren, Authentisches an die Ocsfcntlichkeit. Bo» den drei Söhnen hes Walzcrkomponisten Johann Strauß des Acltercn — der Walzerkönig und Operctten- komponist Iochann, der Tanzkomponist Joses und der jetzt noch in Wien lebende, einige siebzig Jahre zählende Eduard — ist der zweite, Joses, eines frühen Todes im Jahre 1870 in Wien gestorben. Damals war in einem großen Teile der deutschen, englischen und polnischen Presse das Gerücht verbreitet, daß Josef Straub, der vielfach in Petersburg und Warschau dirigierte, an letzterem Orte von russischen Offizieren miß handelt worden wäre, weil er sich geweigert hatte, ein ge wünschtes Stück zum Vortrag zu bringen, und daß er an den Folgen dieser Mißhandlung seinen frühzeitigen Tod gesunden hatte. Diese Version hat sich trotz ausklärender Mitteilungen der Familie Strauß lange Zeit erhalten, und vor wenigen Jahren erst sl903) ist sie von neuem in die Welt gesetzt worden. Eine authentische Tarsiellung des Todesfalls von Joses Slrauß, der seinerzeit böses Blut machte, ist nun von dem noch überlebenden Bruder Eduard Strauß in seinen soeben veröffentlichten, vielfach recht interessanten „Erinnerungen" gegeben worden. Darnach bat sich die Angelegenheit folgendermaßen zugctrogcn: Ende April 18,0 begab sich Joses Strauß, der schon vorher des öfteren von Ohnmachlsansällen hcimgesucbt worden war. nach Warschau, um im dortigen Schweizcrgaricn mit einer eigenen Kapelle zu konzertieren. Am vierten Tage hatte er auch sein prächtiges Potpourri „Musikalisches Feuilleton" aus das Programm gesetzt. Dock kam er nur bis zur Hälfte deS Potpourris, denn plötzlich stürzte er. von einem Schlagansall getroffen, am Dirigeittenputte zusammen und mußte bewußtlos in seine Wohnung gebracht werden. Der Warschauer Arzt sprach von den ^ymptomcii eines GchirnschlagcS. Des Ge- brauchs seiner Glieder nicht mehr fähig, wurde der bedauerus- werte, erst 43 Jahre zählende Künstler unter großer Mühe nach Wien transponiert, wo er drei Tage noch seiner Ankunft am 22. Juli verstarb. Berliner Leben. Ir Berlin, 4. Oktober. Cs ist bekannt, daß der Berliner Freisinn seine Liebe für die Sozialpolitik erst sehr spät entdeckt Hai, zu einer Zeil, als er iclbst bereits ein ziemlich altersschwacher Herr war und eigentlich nicht mcbr aus Freierssüßcn gehen sollte. Der gleichen Etien führen icllen zu einem guiei, Ende. Freilich vslegcn in solche» Fällen,die Entgleisungen aus seiten des weib liche» Teils zu liegen Hier n> cs aber unioekeprt. Der Ber liner Freisinn entgleist in reiner jungen Ehe mit der Loziai-
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