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Nr. SS WePerih-Zeitung Dierlftag. Erscheint Dienstagsund Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstalten. 20. December 1870. Preis pro Quartal ' 10 Ngr. Inserate di, Spalten-Zeil« - 8 Pfg. Amts- und Anzeige- Klatt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadlräthe zu Dippoldiswalde und /rauensteiu. Ucrimtwortlichkr Nk-actknr: Carl Irhne in Vippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, den 19. Decbr. Als Vorfeier zu Beethoveu'S 100. Geburtstage war bei uns ein Concert vorbereitet worden, welches in Verbindung mit dem 19. Patriotischen Unterhaltungsabende, am Freitage, stark besucht abgehalten wurde. Die Ver bindung dieses ConcertS mit dem Patriot. Unterhaltungs abend hatte, wie Hr. Schuldirector Engelmann in einer dem Programm eingereiheten Ansprache bemerkte, einen ganz einfachen und natürlichen Grund: sei doch der Zweck dieser Unterhalkungsabende eben kein anderer, als der, uns des Großen und Schönen immer inniger bewußt zu werden, was Deutschland in jeder Hinsicht darbiete und durch dieses Bewußtsein zu einem National gefühle, ja Nationalstolze zu gelangen, an dem es leider bisher so sehr gefehlt habe. Es folgte nun eine kurze Erinnerung an Beethoven, dem unerreichten Tonsetzer, welche die Produktionen einiger Beethoven'scher Composi- tionen sürGesang und Piano einleitete. Die Ausführung erwarb sich allgemeinen, gerechten Beifall und wurde der Wunsch nach einer Wiederholung des ConcertS mehrfach ausgesprochen. Sicher waren einem großen Theile der Zuhörer einige der ausgeführten Stücke völlig neu, so z. B. die Hymne an die Tonkunst für dreistimmigen Frauenchor, nach dem Adagio der 2. Symphonie von Abt arrangirt; ferner das Chorlied mit Orchester: „Heil dir Germania!" aus dem Lieder spiele: „Die gute Nachricht." Von vorzüglicher Wirkung war auch das Finale aus „Fidelio," das höchst wacker ausgeführt wurde. Dank dem unermüdlichen Dirigen ten, Hrn. Cantor Hellriegel, wie allen Mitwirkenden und Besuchern, auch im Namen des Internationalen Hilfsvereins, dem der Reinertrag des ConcertS zufließt. — Der seit dem 5. ds. Mts. vermißte Handels mann Peter Schulze in Possendorf wurde am 15. ds. MtS. im Walde des PoisengrundeS bei Wilms dorf als Leiche aufgefunden. Derselbe hatte sich mittels eines Taschenmessers fünf Schnittwunden am Halse beigebracht und so den Tod durch Verblutung herbei geführt. Außerdem fanden sich am Leichname mehrere defecte Stellen der Hautbedeckungen, wahrscheinlich durch die Schnäbel der Krähen verursacht. Man vermuthet, daß Schulze durch Schwermuth zu diesem traurigen Entschlüsse getrieben worden ist. . — Einer von der sächs. Felddiaconie hierher er gangenen Anzeige zufolge ist Ernst Herrmann Flem ming, Sohn des Fleischer« F. A. Flemming in Ulberndorf, am 2. Decbr. vor Paris durch einen Schuß in den rechten Oberschenkel (Fractur) schwer verwundet, am 10. Decbr. früh 5 Uhr im Feldlazareth zu ^wrst s verstorben und auf dem dortigen Militär-Friedhofe beerdigt worden. Lauenstein. Vor einiger Zeit bereits verlautete, daß man in hiesiger Kirchfahrt mit Ablösung des Beichtgeldes und bezüglich Fixirung des Geistlichen umgehe. Natürlich war man mit diesem Abschneiden eines alten Zopfes ganz einverstanden. Wie man nun aber hört, — denn zu einer Veröffentlichung der Ver handlungen unserer städtischen Vertreter und der etwaigen Resultate ist man hier zu Lande noch nicht gelangt, — soll der hiesige Pfarrer ein Fixum verlangt haben, womit man seiner Höhe wegen, und in Berücksichtigung, daß es sich doch nur um Ablösung de« Beichtgroschens handle, nicht einverstanden sein könne. Demnach mögen sich auch die Unterhandlungen zerschlagen haben. Es bleibt also Alle« halt hübsch beim Alten! Dresden. Die Beethovenfeier hat hier in sehr würdiger, großartiger Weise stattgefunden. Der von Frl. Langenhaun gesprochene Prolog, die Festrede des Hofrath vr. Pabst, wie die Gesangsvorträge durch die Singakademie und Liedertafel, fanden allgemeinsten Beifall. (D«S eine der Festlieder war eine PreiS- composition des Herrn Lehrer Bieber (aus Dippoldis walde). — Und so wie hier, ist das Andenken des Meisters der Töne, der dem deutschen Vaterlande mit Herz und Sinn eigen, wegen seiner wunderbaren idealen Schöpfungen im ganzen Vaterlande und über Deutsch land hinaus gefeiert worden; zahllose Schaaren preisen ihn in begeisterter Verehrung. Ein deutscher Meister, können wir Beethoven mit besonderem Stolze den Unsrigen nennen; er wird aber auch in Ewigkeit der ganzen Culturwelt angehören! — Da in Berlin und an einem Orte des Re gierungsbezirkes Potsdam die Rinderpest neuerdings wieder ausgebrochen ist, so sieht sich das sächsische Ministerium des Innern veranlaßt, das Einbringen von Rindvieh ohne Unterschied der Race, desgleichen von Schafen und Ziegen, aus Preußen nach Sachsen bis auf Weiteres nur mittelst der Eisenbahn zu gestatten. — Am Sonnabend früh sind 2 Compagnieen unserer Festungs-Artillerie in der Stärke von 458 Mann mit 28 Pferden mittelst Extrazuges von Dresden au« nach dem Kriegsschauplätze abgegangen. Leipzig. Am Sonnabend sind die ReichStagSab- geordneteU Bebel und Liebknecht, sowie der Literat Heppner, auf Antrag der königl. Staatsanwaltschaft, wegen Hochverrath, beziehendlich vorbereitender Hand lungen zum Hochverrath, verhaftet und in das be- zirkSgerichtltche Gefängniß abgeführt worden. (Auch