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Nr. 71. Weißerttz-Ieitung Dienstag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Amts- und Anzeige-Klatt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe zn Dippoldiswalde, /rauenflkin nnd Attenberg. 11. September 1^66. Preis pro Quartal 1V Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8 Pfg. , Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde ' "77'7' _7 Tagesgefehichte. Dippoldiswalde. Die in der letzten Nummer d. Blattes ausgesprochene Meinung, vaß die Truppen durchmärsche beendet sein würden, war eine irrige. Bald nach der Ausgabe der Nummer erschienen Quar tiermacher für 2 Compagnieen und 3 Stäbe des 4. Brandenburg. Infanterie-Regimentes Nr. 24, die Sonn abend Mittag hier einrogen, Sonntag Rasttag hielten und heute Montag Morgen nach Dresden abrückten. Für die nächsten 11 Tage sind nun hier in Dippol diswalde noch folgende königl. preußische Truppen zur Einquartierung angesagt: Dienstag den II.: eine Proviant-Colonne. Mittwoch den 12. (mit Rasttag am Donnerstag den 13.); ein Theil des 8. Brandenburg. Infanterie- Regiments Nr. 64. Freitag den 14.: Reitende Abtheilung der Branden burg. Reserve-Artillerie. Sonnabend den 15.: Divisions-Stab der 5. Infan terie-Division und 2. Brandenburg. Grenadier- Regiment Nr. 12. Sonntag den 16.: Stab der 5. Cavallerie-Brigade. Montag den 17.: Fußabtheilung Brandenburgischen Feld-Artillerie-Regiments Nr. 3. Dienstag den 18. (mit Rasttag am Mittwoch den 19.): Stab des Brandenburg. Train-Bataillons Nr. 3; Proviant-Colonne; Pferde-Depot des 3. Armee-CorpS. Donnerstag den 21.: Brandenburg. Kürassier-Regi ment Nr. 6. Dresden. In einer Erklärung, welche die libe ralen Mitglieder der zweiten Ständekammer: Schreck, Bering, Burk, Lang, Mai, Riedel, Tempel, Fahnauer, Lehmann (Böhrigen), Bauer, Pornitz, sowie die Stell vertreter Körner, Lorenz, Hamm und Ostwald ver öffentlichen, sprechen dieselben aus, daß die ihnen in Bezug auf die Abstimmung am Bundestage vom 14. Juni d. Js. und die Parteinahme' Sachsens in dem beendeten Kriege gegebenen Zusicherungen nicht erfüllt worden seien. In Betreff der künftigen Stellung un seres Landes halten sie es für selbstverständlich, daß dessen Militärhoheit und diplomatische Vertretung auf die Spitze des norddeutschen Bundes übergehen werde. In Ansehung der inneren sächsischen Verhältnisse er klären die Unterzeichner die wiedereingesetzte Stände versammlung, sowie die Fortdauer der Bestimmungen über den Strafprozeß, die Presse, das Vereins- und Versammlungsrecht, die politischen Ehrenrechte und den Organismus der Verwaltungsbehörden fiir unhaltbar und sprechen schließlich als ihre Ueberzeugung aus: daß der gegen Preußen gepredigte Haß und Fanatis mus am stärksten den Untergang des sächsischen Staates befördere. — Zu dem letzten Bestände von 34 Cholera kranken im Stadtkrankenhause kamen vom 3.—6.Sept. 14 neue Erkrankungen. Gestorben sind 4 Personen, als geheilt entlassen 14, so daß der gegenwärtige Stand 30 Personen beträgt. — In Zwickau ist die Cholera leider auch noch nicht im Abnehmen; es sind bis jetzt 46 Personen gestorben, genesen nur wenige. In Bock- wa starben ebenfalls 3 Personen an dieser Seuche. In Glauchau raffte die Cholera bis 6. Septbr. 28 Personen hinweg. Leipzig. Die Direktion der Leipzig-Dresdner Eisenbahn macht bekannt, daß sie wegen Stellung von Personen- und Güterivagen zu Militärtransporten ihren Güterverkehr bis auf Weiteres ganz ein stellen müsse, während der bisher schon beschränkte Personenverkehrmöglicherweise eine weitere Beschränkung erleiden dürfte. Die Beförderung von Eilgut geschieht nur in beschränkter Weise und unter Aufhebung der Lieferzeit. — Vom 1.—7. Septbr. sind in Leipzig 291 To desfälle vorgekommen, einschließlich der Choleratodesfälle. — Ueber den Stand der sächsischen Frage schreiben Wiener Blätter: „Die Behauptung, daß die Verhandlungen zwischen Sachsen und Preußen in den letzten Tagen eine für Sachsen günstige Wendung ge nommen hätten, und deren Abschluß bevorstehe, erweist sich leider als unbegründet. Weit eher ist das Entge gengesetzte wahr. Der Briefwechsel zwischen den beiden Souveränen von Preußen und Sachsen wird übrigens nicht ohne Einfluß auf die Haltung des preußischen Cabinets bleiben. Andere Zeitungen theilen mit, daß Sachsen durchaus nicht geneigt sei, die ihm von Preußen gestellten Bedingungen anzunehmen. Hr. v. Bismarck wäre entschlossen, die Ersetzung der Albertinischen Linie durch die Ernestinische Linie auszusprechen. Wenn Preußen noch zögere, das Schicksal Sachsens endgültig zu entscheiden, so sei dies den Bemühungen Frankreichs m Berlin zu Gunsten Sachsens zuzuschreiben. Neuere Nachrichten aus Wien melden, der König von Sachsen habe Preuße» das Besatzungsrecht der Festung Königstein zugestanden ; auch soll er entschlossen sein, zu Gunsten des Kronprinzen abzudanken. Berlin. Die Annexionsvorlage ist im Ab- geordnelenhause mit großer Mehrheit angenommen wor den. Auch ein Gesetzentwurf wurde eingehrqcht, die Einverleibung Schleswig-Holstein« betreffend. Dann ist die vom Ministerium nachgesuchte Indemnität ertheilt