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Staatsaryeiger für Erscheint Werktags nachmittag» mit dem Datum de» ErschetnungStages. Bezugspreis: Monatlich 3 Mart. Einzelne Nummern 15 Pf. Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr. 21295 — Schriftleitung Nr. 14574. Postscheckkonto Dresden Nr. 2486. — Stadtgirotonto Dresden Nr. 140, den Freistaat Sachsen Ankündigungen: Die 82 mm breite Grundzeit» oder deren Raum 88 Pf., die 66 mm breite Gruudzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 70 Pf-, unter Ein« gesandt 1RM. Ermäßigung auf GeschästSanzeigen, Familiennachrichten und Stellen gesuche. — Schluß der Annahme vormittags 10 Uhr. Zeitweise Nebenblätter: Landtags-Beilage, Berkaufsliste von Holzpflanzen auf den Staatsforstrevieren. Verantwortlich für die Redaktion: I. v.: vr. Fritz Klauber in Dresden. Dresden, Freitag, 24. Juni Nr. 442 4929 Auch der Soungplan übersteigt die wirtschaftliche Tragfähigkeit Neutschland-. Kastl spricht im Reichsverband der Deutschen Industrie. Berlin, 21. Juni. In der gestrigen Vorstandssitzung de» ReichS- verbandeS der Deutschen Industrie hielt Geheimrat Kastl ein ausführliches Referat über die Pariser Sachverständtgenkonferenz. Geheimrat Kastl schilderte zunächst den Verlaus der Konferenz und stellte fest, daß sie sich nicht ausschließlich von finanziellen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten hat leiten lassen. Außerdem stellt er ausdrücklich fest, daß seitens der deutschen Regierung auf die Sachverständigen zu keiner Zeit irgendeine Einwirkung versucht worden ist. Er verglich darauf den Tawesplan mit dem Doungplan. Im Gegensatz zum Dawesplan sind die deutschen Zahlungen zeitlich und in ihrer Höhe begrenzt. Außerdem sind die Zahlungen für die ersten zehn Jahre so niedrig wie möglich gehalten. Er besprach weiter die Aufgaben der inter nationalen Bank und streifte die Frage der Sach lieferungen und Liquidation deutschen Eigentums. An den Bortrag schloß sich keine Aussprache. ES wurde ein RedakttonSauSschuß eingesetzt, der einen Bericht abfassen soll, in dem der deut schen Abordnung der Dank ausgesprochen wird. Außerdem soll in dem Bericht festgestellt werden, daß auch der Poungplan gher die Trag- fähigteit der deut sch en Wirtschaft hinaus- geht und daß der ReichSverband der deutschen Industrie sich über die wirtschaftliche finanzielle Seite des Youngplanes erst äußern wird, nachdem die Entscheidung der politischen Körperschaften vorliegt. vr. Stresemann wieder in Berlin. Berlin, 21. Juni. Reichsaußenminister vr. Stresemann traf gestern abend von Paris kommend in Begleitung der Staatssekretäre vr. Schubert und vr. Pünder, sowie von anderen Herren der Delegation von der Madrider Ratstagung in Berlin ein. Am Freitag wird der Minister dem Kabinett über die Madrider und Pariser Verhandlungen Bericht erstatten. Der Besuch Macdonalds lnWashlngton Washington, 2t. Juni. In den Verhandlungen zwischen Macdonald und Dawes tritt die Frage der Seeabrüstung gegenwärtig von den Erörterungen über den vor gesehenen Besuch des britischen Premiers in Washington zurück. Gut informierte Kreise rechnen mit größter Bestimmtheit mit dem Eintreffen Macdonalds. Staatssekretär Stimson hatte mit dem britischen Botschafter Sir Esne Howard eine Unterredung betreffend der Londoner Reden; sie weigerten sich jedoch, dieselben zu kommentieren. Amerikanischer Bericht über die deutsche Wirtschaft. Merkliche Besserung der Verhältnisse. New York, 21. Juni. AuS Washington wird gemeldet: Der Bericht de» amerikanischen HandelsaltacheeS in Berlin, Allport, an bas HandelSamt erklärt, daß sich im Gegensatz zu den akut ungünstigen wirtschaftlichen Verhältnissen, die in Deutschland Ende April herrschten, die Aussichten zurzeit merklich gebessert hätten- Der Erfolg der ReparationSoerhandlungen in Paris habe wesentlich zur Wiederherstellung des Vertrauens beigetragen und da» Haupt hindernis auf dein Wege der weiteren Entwicklung beseitigt. Die gegenwärtig günstigere Tendenz einer Besserung der Lage der deutschen Industrie spiegle sich in dem hohen Niveau der Kohlen- und Stahlproduktion, im regen Güterwagen- Verkehr, in der Rekordausfuhr von Fertigwaren und dem Rückgang der Ar beitslosigkeit wider. Sie Mustne zum landwirtschaftlichen NotpwMinm B erltn, 21. Junt. Der ReichSverband derDeutschenJn- dustrie hat in seiner gestrigen Sitzung im Reichs- wirtschastSrat zu dem Notprogramm der Landwirtschaft in einer Entschließung Stellung genommen, die folgende Punkte enthält: 1. Die Industrie erkennt die schwere Notlage der Landwirtschaft an. Alle Mittel, die mit den Interessen der Gesamtwiitschast zu vereinbaren sind, müssen angewandt werden, um die Rentabilität der Lanvwirtschaft wieder herzustellen. 2. Tie Wiederherstellung der landwirtschaft lichen Rentabilität muß auf Wegen gesucht werden, die den Bestand und die Erweiterung unserer Ausfuhr nicht gefährden. 3. Wenn der Reichsverband der Deutschen In dustrie demnach eine grundlegende Veränderung der Zollpolitik nicht befürworten kann, so hält er doch zur Abwehr von Krijenzufländen eine aus reichende Zollerhöhung sür Getreide für unentbehrlich. Auch einer Angleichung der Viehzölle an die Fleischzölle ist grundsätzlich zuzustim- men Höhere Übergangszölle sür Moltereierzeug- nisse könnten nur unter der Voraussetzung in Betracht kommen, daß sie unsere Handelsbeziehungen zu den bisherigen Einfuhrländern nicht ernstlich gefährden. Sollte durch die notwendigen Zollerhöhungen eine Verteuerung der Lebenshaltung eintreten, so hält diese sich nach sorgfältiger Berechnung in einer Höhe, daß sie bei der Größe des Ziels von den anderen Be- völkerungskreisen hingenommen werden muß- 4. Daneben sollte eine Senkung der landwirt schaftlichen Selbstkosten durch Steuerleichte rungen und Zinsbeihilfen umgehend durch- geführt werden. Die vorgeschlagenen Notmaßnahmen können von der Industrie nur dann besürwortet werden, wenn unverzüglich zur Besserung der wirt schaftlichen Lage der deutschen Landwirtschaft wirk same Mittel durchgeführt werden. Hierbei ist aus die Hebung der Qualität der landwirtschaftlichen Erzeugnisse und eine Ver besserung der Absa tzorganisakion, ferner auf die Ausgestaltung des landwirtschaftlichen Unterrichts wesens und die Pflege der wissenschaftlichen Forschung bas Haupt gewicht zu legen. 5. Sine öffentliche Bewirtschaftung landwirt schaftlicher Produkte ist abzulehnen, weil sie' not wendig zu steigenden gewerblichen und parlamen tarischen Eingriffen in die Wirtschaft und schließ lich zur Zwangswirtschaft sührt. Abschluß dr- «eWtreW. Wie übereinstimmend gemeldet wird, ist der AuSIanbslredit de- Reiches zum Abschluß gelangt. Es handelt sich bekanntlich um 50 Millionen Lollar. Verzinsung und Laufzeit sind noch unbekannt. Amerikanische Geldgeber sind, wie verlautet, haupt sächlich die Firmen Dillon, Read L Co., sowie HaniS ForbeS Da» deutsche Konsortium, da» den Kredit vermittelt hat, besteht nach den Mitteilungen au» der Deutschen Bank, der ReichSkreditgesellschaft und Mendelssohn L Co., Berlin. Ser Streit um die Arbeitslosen- verficherung. protestschreiben des Zentrums und der Bayrischen Volkspartei. Berlin, 21. Juni. Die ReichStagsfraktionen des Zentrum» und der Bayrischen Volktpartei haben an den Reichskanzler Müller ein Schreiben gerichtet, in dem gegen das Vorgehen einzelner Regierungs parteien in der ArbeitSlosenfrage Verwahrung eingelegt wird, unter Bezugnahme auf die bei der Regierungsbildung eingegangenen Koalitionsver pflichtungen. Sie beantragen, unverzüglich eine Besprechung der Fraklionsführer unter Zuziehung der sozial- Einnahmen und Ausgaben 1928 im Reich. Berlin, 2l. Juni. Nach Mitteilung deS ReichSsinanzministeriumS betrüge« tm Rechnungsjahre 1028 (in Millionen Reichsmark) im a) ordentlichen HauShalt die Ein nahmen 07S7.5, dazn Bestand a«S drm Vorjahr 520,1, Einnahmen insgesamt 10 277 6 ; die Ausgaben 10231,1, mithin Mehreinnahmen 45,0 Zur Deckung der am Schluffe des Rechnungs jahres 1028 noch unbeglichenen RestauSgabt« labzüglich der Resteinnahmen) find erforderlich 200,3, Mill. RR, ergibt Fehlbetrag im ordentlichen HauShalt 154,4 Mill. RM.; d) außerordentlichen HanShalt Ein- nähme insgesamt 210,8, AnSgaben insgesamt 056,0, dazn der Vortrag a«S dem Vorjahr 405,3, Summe der Ausgaben 1121,3, mithin MrhrauSgade 004,5. Da» Jahressoll »ar veranschlagt »rde»t1tche» HauShalt stlr Ae Einnahme» mit 0723 8, dteAugadeu mit 10 2430, im außerorbent« lichen HauShalt die Einnahmen mit 870 4, dir Ausgaben mit 401,4. Zur Deckung der am Sch'ufse deS RechnungS. jahreS 1028 noch unbeglichenen RestauSgaben (abzüglich der Restrinnahmen) find erjorderttch 73,3 Mill. RR. AuS späteren Einnahmen deS außerordentltchcn Haushalts bleibe« noch zu decken 977,8 Rill. RM. insges amt MehrauSgabel 1322 MM. RM. Rach dem AuSweiS des ReichSsinanzministe- »umS stellte sich (in Mill. RM ) die Reichsschuld wie folgt: aus Reichsmark (Goldmark) lautende Schuld am 31. Dezember 1928 0834,3, am 31. März 1929 707 ,8, auf fremde Währung lautende Schuld am 31. Dezember 1928 873,9, am 31. März 1929 877,1 Gefamtsumme am 31. Dezember 1928 7708.2, am 31 Mär, 1920 7047,0. Die schwebenden Schulden betrugen am 28. Februar 1023 850,3, am 31. Mär, 1029 0,0 0. politischen Sachverständigen der Fraktionen einzu berufen mit dem Ziel, den Weg zu gemeinsamem Vorgehen der Regierungsparteien irr der ArbettS- losenoersicherungSsrage noch vor der Sommerpause de» Reichstage» za finden. Luftschutztagung in München. Am Donnerstagvormittag trat in München der Deutsche Luftschutz e. B. mit einer ersten Tagung an die Öffentlichkeit. Hierzu hatten sich zahlreiche Gäste eingefunden. Der Justizminister Gürtner überbrachte die Grüße der bayrischen StaatS- regierung. Der Präsident der Vereinigung, Gene ralleutnant a. D. v. Altrock, sprach über den Stand der Luftschubbewegung. Über die militä rischen Abwehrmöglichkeiten referierte Major a. D. Großkreuz-PotSdam. Der nächste Redner, Stadtbaudirektor vr. Albert Gut-München versuchte an Hand zahlreicher Lichtbilder die Frage zu lösen, inwieweit die Bestrebungen, die bei der neuzeitlichen Stadtplanung richtunggebend sind, den Forderungen de» Luftschutzes nahekommen. Al» letzte» Referat de» ersten VerhandlungStage» folgte ein Vortrag de» Leiter» der Hauptverwal- tung de- Bunde» Deutscher Architekten Prof. Dr.-Jng. Siedler-Berlin über »Moderne-Bau wesen und Luftschutz". Das Schicksal des Saargebietes. Die Frage, was aus dem Saargebiet werden soll, gehört zu den wichtigsten Problemen der deutschen Außenpolitik. Die Ereignisse der letzten Zeit haben bewiesen, daß sich die Politik Frank reichs weder in der Frage der Nheinlandräumung noch tn der Frage deS Saargebietes wesentlich geändert hat. Noch ist man über einige un verbindliche Besprechungen nicht hinausgekommen. ES ist bekannt, daß Frankreich keine Mittel scheut, um die rein deutsche Saarbevölkerung, die von Frankreich im Jahre 1935 genau so wenig wird wissen wollen wie heute, den französischen ÄssimilationSbestrebungen zugänglich zu machen. Wichtiger sind konkrete Erwägungen über die nächste Zukunft deS Saargebietes, zumal diese Erwägungen durch die Aufrollung deS Problems der Rheinlandräumung besonders aktuell geworden sind. Im vorigen Herbste schrieb der französische Journalist Pertinax wörtlich: „Wird daS Rhein land frei, dann fällt das Land an der Saar wie eine reife Frucht in das deutsche Netz." Viese Auffassung, die das Rheinlandpioblem mit der Saarftage verknüpft, steht allerdings zu der gegenwärtigen Politik des französischen Außenministers im Widerspruch, der sich darauf beruft, daß da» Saarfiatut unter der Garantie des Völkerbünde» stehe und den Saarländern Ge legenheit gegeben werden müsse, rm Jahre 1935 über die politische Zukunft de» Gebiete» abzu stimmen. Briand stellt sich also auf den Stand punkt, daß eine vorzeitig« Liquidierung d«S Saar regimes eine Änderung deS Versailler Vertrage» in sich schließen würde, wobei er bewußt über sieht, daß das neue Reparationsabkommen die Be stimmungen des Fried.'nSvertroges in mehr als einem Punkte modifiziert. ES ist klar, daß Briand, wenn er sich in der Beurteilung der Saarsrage auf den formaljuristischsn Gesichtspunkt zurückzieht, von machtpolitischen Gedanken beherrscht ist, die nur darauf auSgehcn, den französischen Einfluß in Deutschland zu festigen. Eine Hauptquelle des Widerstandes gegen eine Abkürzung der Fristen des Saarregimes sind die künstlich herbeigefühiten Wirkungen der Ein gliederung der Saar in das französische Zoll- gebiet. Ter französischen Wirtschaft hat diese Eingliederung eine Ausfuhr von industriellen und landwirtschaftlichen Produkten in das Saargebiet verschafft, die ans 200 Millionen Marl geschätzt wird. Eine sehr bedeutende wiUschastttche Transaktion bei der Aushebung des Ausnahmeregimes sür die Saar wird schließlich der Rückkauf der dem französischen Staat übertragenen Saargruben sein, deren Kapitalwert von den Franzosen mit 3000 Mill. M beziffert wird. Hier muß besonders darauf hingewiesen werden, daß der Ertrag, den die französische Ver waltung aus den Gruben gezogen hat, mit mehr al- 110 Mill. Tonnen heule schon weit über dem durch die Zerstörung der nordfranzösischen Gruben verursachten ProdultionkauSsall von 90—100 Mill. Tonnen liegt, der durch die Abtretung der Gruben weltgemacht werden sollte. Die wirkliche Lage ist also so, daß Frankreich keinen einzigen vernünftigen Grund angeben kann, um die Ansprüche auf seine» Einfluß im Saargebiet zu rechtfertigen. Richt nur kulturell, sonder« auch wirtschaftlich ist da? Saargebiet mit Deutschland unlösbar verbunden Der Prozeß Roos. Besanyon, 2l. Juni. Im ProzeßRooS wurde im Verlauf der gestrigen Sitzung eine ganze Reihe elsässischer Parlamen tarier vernommen, die sich samt und sonders da gegen verwahrten, daß der AutonomiSmuS mit dem Separatismus in einen Topf geworfen werde. Zu einem Konflikt zwischen dem Vertreter der Anklage und der Verteidigung kam eS, als der GeneralstaatSanwalt die Absicht kundgab, die Ver handlung auf Montag zu vertagen, um den offi ziellen Finanzsachverständigen über die Geschäfte de» Bankier» Pinck in Straßburg zu hören. Man einigte sich jedoch schließlich darauf, auf die Ver nehmung de« Sachverständigen zu verzichte«, s» daß die Beendigung de» Prozesse», wie wir bereits gestern meldete«, am Sonnabend nicht «ehr LMdot ist. i«