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Hrankenberger Tageblatt Bezirks- Anzeiger Amtsblatt für die AMAmMMwamlschast Flöha, das Königl. Amtsgericht und dm Stadttat zu Frautcuberg Wr-utw-rtllch« Redakteur: Ernst^i°ßb.-g s-n. in Frankenberg l. Sa. - Druck und «erlag von T- ».Roßberg lu Frankenberg ,.S«. 197 Sonnabend den 24 August 1918 77. Jahrgang W——SS» Tageblatt-Bestellungen LLLkBSL Verbrauchsregelun^ für Pferdefleisch. 1» -„Zemötz 8 " Absatz 1 d« Verordnuna des Königlichen Ministeriums des Innern vom A^uii — ,Sachstlche Staatszeitung- Nr. 167 — hat der Kommunalverband den Orts» b^börden für ihren Bezirk die Verbrauchsregelung über den Kleinhandel mit Pferdefleisch über- §r?M«en Borschristen werden von diesen erlassen. , Flöha, den 22. August 1918. Der Vorsitzende des Kommunaloerbandes. A^rrEouf tVVlI ^Iltlrf Sonnabend, den 24. d. M.. an die Bewohner des 2. Brotkarteubezirker Nr. 1 bl» 408 bei Holler, Nenning und Leiteritz, / 4. „ , 429 „ svo „ Noth und Fiedler, auf 3. Abschnitt Mr August der Landesiperrkarte. — Die Ausweistarte ist vorzulegen. Stadttat Sranlenberg, am 23. August 1918. Verkauf von Margarine kl WUtN ßkilen: Sonnabend, den 24. d. M., aus Lebensmittelmarke Nr. 147 je SS Gramm zum Preise von 2 Marl da» Pfund. Stadttat Frankenberg, den 23. August 1918. Friedenszeiten. Wäge deshalb jeder doppelt, was er spricht zu finden hat! — immer ist der Lieg noch auf unserer Seite gewesen. Gute Worte und gute Gedanken, Einsicht und,, Vernunft wirken nicht bloß beruhigend, sie wirken auch tätig aufbauend und lassen uns das sicher erreichen, was wir ersehnen. Es ist die schönste und vornehmste Pflicht der Heimatarmee, für Deutsch lands Sieg und Segen zu kämpfen durch gerechte Beurteilung der Geschehnisse, durch den unbeirrten Glauben an den Sieg und durch Stärkung der günstigen Lage mit Wort und Gesinnung. Ungünstiges wird dadurch am wirksamsten über wunden. Denn es handelt sich um die innerste Kraft eines Volkes, die in dieser Weltkatastrophe den Weg zum Licht MoiMlt einer englikcben Mirierr Ein ganz unerhörter Fall englischer Brutalität, der mir wenige Wochen zurückliegt, wird uns durch die eidliche Aus sage des Gefreiten R. bekannt. Die Engländer waren in den vordersten deutschen Graben eingedrungen, und R., der überdies am Gewehr eine Lade hemmung hatte, sah sich der llebermacht gegenüber wehr los und hob die Hände hoch. Beim Marsch nach der eng lischen Stellung begegnete ihm und seinem Kameraden Sch. ein englischer Offizier, der einen Revolver in der rechten Hand trug. Als er die beiden sah, hob er drohend den Revolver und rief: „Allez, allez!" Kaum waren sie jedoch acht Schritt« weit von ihm entfernt, als er auf R. und Sch. mehrere Schüsse abgab. Beide wurden getroffen und stürzten zu Boden. R. erhielt zwei Schüsse ins linke Bein, einen davon ins Knie, so daß er nicht aufstehen konnte. Als die Engländer nach kurzer Zeit wieder aus dem deutschen Graben herausgeworfen wurden, kehrte der Offizier zurück. Als er St. und Sch. liegen sah, rief er, wiederum mit dem Revolver drohend, beiden „allez, allez!" zu und nahm schließlich den leichter verletzten Sch. mit in die englische Steliung hinüber, während R., der sich infolge seiner Wunde nicht erheben konnte, in der Nacht von seinen Kameraden in den deutschen Graben zurückgeholt wurde. Die Mordgier dieses entmenschten englischen Offiziers ist ein würdiges Gegenstück zu dem „Baralong"- und „King- Stephen"-Fall; es zeigt sich wiederum, wie tief die Moral unserer englischen Feinde gesunken und wie wenig man bei ihnen auf Verständnis für eine ritterliche Kampfesweise rech nen darf. Haus und Hof ist dem Deutschen seit alter Zeit «in unverlier bares Gut. Wie sollen da die Väter, Söhne und Brüder im Felde das Schwere ertragen, wenn ihnen kleinmütige Briefe aus der Heimat in die Hände kommen, wie sollen sie' das Schicksal zwingen, wenn die von ibnen so sicher Ge schützen in der Heimat verzagen? Und wer das weiß, wie viel schwerer noch geschriebene Worte wirken als gesprochene, der wird eine Lehre daraus ziehen, in seinen Briesen ins Feld stark und gerecht, verständig und liebevoll zu sein. Das heißt nicht etwa, unwahr zu sein — aber es heißt Wirkungen abmessen und Liebe in, Herzen hegen — und schließlich ist das, was in der Heimat zu tragen ist, doch noch leichter auszuhalten gegenüber den Erlebnissen des einzelnen an der Schlachtfront. Erkenne darin jeder seinen Wert! Auch der geringste ' ' ' eine Macht zum Guten und zum Bösen, Annahme, daß die offiziellen Ententekreise davon nichts wüß ten, mehr als kindlich! Und was bezweckt der „Malin" mit dieser Meldung? Genau das gleiche, dem schon am 26. Jul« seine erdichtete Nachricht, 75 000 Landleute hätten sich in der Ukraine zum Aufstand gegen die Deutschen verschworen, dienen sollte: die Welt auf den kommenden Mord vorzubereiten. Dem Eindruck die Wege zu ebnen, das Attentat ginge von Ukrainern aus! In bezug.auf den Moskauer Eesandttnmord fehlt leider solche Vorausbestimmung,' aber ihr Einvernehmen mit "den Mördern haben die Alliierten unzweideutig zu erkennen ge geben, indem sie ihnen die Flucht nach England auf einem englischen Schiff ermöglichten. Die Linken Sozialrevolutio näre verraten die Mitschuld der Entente ja auch laut genug, wenn sie den Krieg gegen Deutschland als ihre Forderung hinstellen! Und Kerenski hat zu dem Vertreter der „Asso ciated Preß" geäußert, er mißbillige jede Mordtat, freue sich jedoch über den Tod Mirbachs. Will man aber einen besonders starken Beweis für die Freude der Entente an den Attentaten und damit für ihre Mitschuld haben, so braucht man nur zu lesen, wie ihre Blätter sich über die Greuel taten in geradezu gemeiner Weise ergötzen. Wenn der „Gaulois" vom 1. August „den Mord des Generalfeldtnarschalls von Eichhorn, deutschen Militär diktators in der Ukraine, die wohlverdiente Folgeerscheinung der Betrügereien, verräterischen Handlungen und Grausam keiten" nennt, „die während des ganzen Krieges di« deutsche Politik gekennzeichnet haben gegenüber allen eroberten Ge-. bieten", so ist ihm die Gehässigkeit eingegeben von dem alten Wunsch, das Deutsche Reich und seine Vertreter zu verleum den, wo sich nur der Schein einer Gelegenheit dazu bietet; wenn aber „Popolo d'Jtalia" vom 12. Juli die Ermordung Mirbachs mit den Worten feiert: „Man hat ihm eins aus den Pelz gebrannt mit dem Revolver und ihm einige Bomben in die-Schnauze geworfen. Das war genug Blei, einen Elefanten totzuschlazen, und erst recht einen Boche-Gesandten. . so offenbart sich darin ein'durch nichts zu überbietender sittlicher Tiefstand. Die Morde von Moskau und Kiew gehören zusammen, sie sind Glieder einer Kette. Und die Drahtzieher sitzen in London, Paris Und sonstwo im Ententelager.. Wann witd die Kette abreißen? Nach neuesten Stockholmer Meldungen soll Legationsrat Dr. Riezler von den Sozialrevolutionären ein „Todesurteil" erhalten haben; auch die Ermordung Helfferichs sei von jenen beschlossen. — Das deutsche Volk steht seit mehr als vier Jahren im Kampf gegen die Welt und hat Großes geleistet und Schweres erduldet. Sein gutes Recht und sein reines Gewissen geben ihm die Zuversicht, daß es den Kampf siegreich beenden wird. Auf die Feinde wird das meuchlerisch vergossene Blut kommen: das Blut des Erzherzog-Thronfolgers und seiner Gemahlin, das Blut JaurLs' und Casements, das Blut Rasputins und Nikolaus ll., das Blut Mirbachs uxA Eichhorns! G. M. ver Merck al« Wegrmittel Oer kntente 6. Mirbach und Eichhorn, die ersten deutschen Opfer einer geplanten „Serie ähnlicher Zwischenfälle". So widerwärtig uns auch alle von der Entente herbei geführten .politischen Morde während des Krieges sind, am empörendsten erscheinen uns die gegen den Gesandten Grafen Mirbach in Moskau und gegen den Eeneralfeidmarschall von Eichhorn in Kiew verübten Attentate. Diese Empfindung ist einmal allgemein menschlich, weil es die ersten deutschen Opfer der Mordpolitik der Entente sind; andererseits aber zeigt sich in diesen beiden Fällen di« Absicht der Feinde so unverhüllt, dgß die vorherigen Schandtaten dagegen doch verblüffen. Mirbach und Eichhorn sind aus denselben Gründen er mordet worden; und wie die Gründe die gleichen waren, so war auch in beiden Fällen die Ausführung eine ganz ähn liche. Die Entente bedient sich in ihrem Bestreben, das Deutsche Reich mit den neuen zum Frieden gekommenen Ostnachbarn wieder zu ekitzweien, der Hilfe der .^Linken Sozialrevolutionäre". In Moskau sollte ein Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen uns und der Sowjet regierung herbeigeführt werden; in Kiew wollte man uns gegen die Ukraine aufhctzen. Nur mißglückten diese Versuche der Entente, nicht zum wenigsten dadurch, daß sie uns gar z» schnell ihre Absichten erkennen ließ. Nach einer Genfer Meldung vom 3. August prophezeit das „Journal" „nach den beiden ersten Attentaten auf Mir bach und Eichhorn eine Reihe ähnlicher Zwischenfälle. Die französischen Blätter drücken die Ansicht aus, daß Deutschland in Rußland große Schwierigkeiten erwarten, und verhehlen ihre Freude darüber nicht". Hämische Schadenfreude spricht sich auch ganz unverhüllt aus in einem Leitartikel des „Daily Chronicle" vom 1. August, wo es unter anderen« heißt: „Diese terroristischen Taten schaffen ein sehr schwieriges Pro blem für Deutschland . . . Die neuesteir Entwicklungen werden Deutschland zwingen, entweder mehr Truppen dort aufzu wenden, oder seine dortigen Unternehmungen wesentllch ein zuschränken." Deutlicher kann das englische Blatr seine Freude an den Attentaten nicht gut aussprechen; und deutlicher als hierin, kn 'Verbindung mit der angeführten Prophezeiung des „Journal", kann es sich nicht offenbaren, daß die Entente der letzte Urheber der Morde ist. Für die Ermordung Eichhorns haben wir zudem einen direkten Beweis, daß sie vorher von dem Attentat gewußt hat! Der „Matin" voin 29. Juli sagt nämlich, daß die antideutsche Revolution kn der Ukraine jeden Moment aus brechen könne, und knüpft daran die Merkwürdige Voraus sage: „Auf Eichhorns und Mumms Kopf sind von der Geheimgesellschaft der ukrainischen Patrioten Preise ausge setzt." Diese „Geheimgesellschaft" arbeitet, das ist allgemein bekannt, mit den oußerukrainischen Sozialrevolutionären. Und wenn die „Matin"-Redaktion so genau über hie Vorgänge innerhalb dieser Gesellschaft unterrichtet ist, daän märe die sind alle Membranen im Kriege, die lebendigen und die leblosen, und jeder, der die Luft mit seinen Worten in Be wegung setzt, wird mitverantwortlich an der Gesamtüberzeug ung und an der Stimmung, die daraus entsteht. - Hier wird noch am meisten gesündigt. Man hält für gleichgültig, was nicht gleichgültig ist, für wertlos, was doch großen Wert hat, weil es sich zusammenballb zu großer Wirkung im Volk«. Man denke nicht, daß die Stimmung Nur die äußere Wahrheit widerspiegeln solle, und mithin jeder so reden dürfte, wie ihm gerade ums Herz ist. Im Kriege darf er das nicht, wenn er's gut meint mit sich, seinen Lieben und seinem Land«! Denn, was ist Wahr heit? Das kleine Stückchen, das einer als Ausschnitt aus dein Weltgeschehen kennt und erfährt, — soll das «In wahres Abbild der Geschehnisse sein? Soll er aus irgend etwas, was ihin bekannt geworden ist, verallgemeinernde Schlüsse ziehen dürfen? Was heute im Augenblick vielleicht wahr ist, kann längst unwahr sein, wenn es der andere wettererzählt. Und der andere erzählt es nicht in gleichem Gedankengehalt weiter, wie es ihm gesagt worden ist. In anderer Umgebung, in anderen« Zusammenhang, mit irgendeinem andere«« Ton oder Blick wird etwas, was zu seiner Zeit und an seinem Orte rich tig war, auf el'nmal ganz und gar falsch. Das mag jeder sich ganz besonders dam« vor Augen halten, wenn er Einzel beobachtungen aus dem Felde oder Einzelheiten der Lebens mittelversorgung erzählt oder brieflich, mitteilt. Wahrheit ist etwas viel Höheres, ist die reife Anschauung von Tatsachen unter dem Gesichtswinkel ihrer großen Zusammenhänge! Etwas anderes ist es, wenn es sich um die politische Wahrheit im Kriege handelt. Denn politisch wahr ist nur selten das, was wahr scheint. Politisch wahr ist, was ein Volk will und glaubt. Der Wille schafft Wege, ünd der Glaube kann Berge versetzen, das wissen wir seit alters her. In dieser Hinsicht müssen wir di« Engländer und di« Fran zosen bewundern. Recht oder unrecht, wahr oder unwahr — wenn es Englands Wohl gilt, gilt das dem Engländer gleich; der Franzose aber glaubt an seine Sendung unerschüt terlich, mag auch sein Männervolf in diesem Kriege zugrunde gehen, durch Niederlagen und Schicksalsschläge hindurch hält er seinen politischen Plan aufrecht. Das ist es, was ihnen so unerhörte Widerstandskraft gibt trotz ihres Unterliegens mit den Waffen — und weil uns dieser s^te oolitische Wille, diese Weltüberzeugung von Deutschlands Sendung noch nicht hinreichend «n Fleisch und Blut übergegangen ist, darum allein glauben die Feinde uns noch klein zu kriegen und mit uns politisch umspringen zu können, wie es ihn««« beliebt. Man täuscht sich, wenn man meint, die Stimmung und der Glaube im Kriege müßten unbedingt abhängig von dein äußeren Geschehen sein, nein, sie selber sind es, die das äußere Geschehen beeinflussen, die es sogar meistern können! Wer an sich glaubt, der siegt leichter, als wer zweifelt; wer von seiner Kraft und seiner Gerechtigkeit überzeugt ist, überzeugt auch andere; «er etwas in guter Stimmung und zuversichtlich anpackt, hat es schon halb erreicht und gewonnen! Deshalb ist es ungeheuer viel wert, wenn in der Heimat Mut und Kraft ungebrochen sind, sie helfen den Krieg ge winnen wie jeder Mitkämpfer draußen, und der feste Glaube und die vertrauensvolle Stimmung sind schon der halbe Sieg. Wir, die wir so viele Schlachten gewannen, haben es wahrhaftig nicht schwer, auch den letzten Weg noch mtt jener Zuversicht zurückzulegen, die den Sreg des ganzen Krieges erzwingt. Don zuständiger Seite ist jüngst wieder betont worden, wie eng die Stimmung vor dem Feinde mit der in der Heimat verhunden ist, wie jene ihre Kraft und Nahrung zieht aus der Stimmung in der Heimat. Das deutsche Volk hat darin engere Zusammenhänge als manches andere; die Familienband» sind fester, die Lieb« zu Frau und Kind, zu ver glaube a» «en Sieg „Heimatsarme«" ist «in Ehrentitel, dessen sich die Be völkerung hinter her Front würdig erweisen soll. Die Be wunderung .für die Taten an der Front sollte nicht nur in Worten, sie sollte sich ebenso sehr, ja noch mehr in Taten zeigen. Taten aber sind dicht nur die Arbeit und der tätige Liebesdienst an den Kämpfern, Taten sind auch die Uebrr- zeugungen, die zu Worten werden und die Stimmung beein flussen. Das wird leider in der deutschen Heimat von vielen noch allzu sehr verkannt. Da denkt der kritische Deutsche, wenn er seinem lieben Nächsten etwas ins Ohr raunt oder sonst im Kämmerlein oder auf der Straße sich über, die j Lage an: ,ßt, das bliebe „unter ihnen", diene nur der lau- teren Wahrheit und sei nichts als der Ausdruck aufrechter Ge- ! smi u"g und starken objektiven Urteils. Weit gefehlt! Es ! im Volk hat heute eine Macht zum Guten und zum Bösen, gibt nichts in der Welt, was nicht irgendeine eigene Wirkung j die größer ist, als er ahnt, und größer als m normalen auslüste. Es wirkt weiter, und durch Wände, Ritzen und Wäg: drährlb j-d:' »>-77-". Spalten dringt der Geist von einem zum andern — die gute , und tut. Denke er daran, durch wieviel riesengroße Gefahren Stimmung wie die schlechte, dir günstige Nachricht wie die j Deutschland in diesem Kriege glücklich hrndurchgegangen ist, ungünstige, der Optimismus wie der Pessimismus. Empfindlich ' die ernster waren als das Stück, das noch vor uns liegt