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Frankenberger Tageblatt Anzeiger Amtsblatt str die König!. Amtshauptmamschast Flöha, das König!. AMsgericht and den Stadttat zu Frankenberg Mittwoch, dm 21. Februar 1917 76. Jahrgang 42 Unterwerfung, kriechen, sollen Ententemächte, haben sie ihn. wir sollen trotz unserer glänzenden Liege zu Kreuze als unfreie Unechte den Kulturdünger abgeben für die Den Krieg bis aufs Messer predigten die Feinde; nun So donnern auch zu unserem Iubiläumstage — stärker denn je — die Kanonen, hämmern die Maschinengewehre, knattern die Flinten, senden alle die anderen Kriegsmittel Tod und Verderben in die Reihen der Menschen und durchfurchen Unterseeboote in langer Kette den Gzean, um das gemeine hinterhältige England in die Grube stürzen zu lassen, die es den Deutschen graben wollte. In solch bitterernster, stahlharter Zeit ist kein Raum für frohe Feste, verbietet sich ungebun denes Jubilieren. So soll und wird der Tag des 75 jährige» Bestehens der Firma <L. G. Roßberg in aller Stille vorübergehen und nur in den, eigenen Empfinden der Beteiligten zum Ausdruck bringen, daß wieder einmal ein Markstein in der Geschichte der Firma und der Familie Roßberg erreicht ist. Zur äußeren Festhaltung des denkwürdigen Tages aber sei es gestattet, daß der Zeitungsmann, der in rastloser Tätigkeit immer der Allgemeinheit dient, anderen Wege ebnet und stets auf die Förderung des Wohles der Mitmenschen bedacht ist, einmal von sich selbst spricht an der Stelle, an der sonst die hohe Politik das Wort hat. 75 Jahre — ein Menschenleben, das köstlich gewesen, wenn es Mühe und Arbeit gewesen, wir dürfen wohl das Wort des psal- misten für das Tageblatt in Anspruch nehmen an dem Tag, der in mitten gewaltigen Weltgeschehen» sein kleines Schicksal an eine Etappe führt, war doch sein 75 jähriger weg erfüllt von straffer Arbeit und unverdrossenem Mühen, deren Preis eine stete Aufwärtsentwickelung war- Am 2s. Februar 1842 wurde in dem jetzt valtinschen Hause an, Baderberg die Buchdruckerei T. G. Roßberg eröffnet und am Sonnabend, den 26. Februar erschien dann, freudig begrüßt von der einen lange ge hegten Wunsch erfüllt sehenden Bürgerschaft der Stadt, „mit König!. Sächs. allergnädigster Konzession", das „Intelligenz- und Wochenblatt für Frankenberg mit Sachsenburg und Umgegend". Klein und bescheiden war der Anfang. Druckerei sowohl wie Wochenblatt hielten sich in i» -*rankenb«a i. Sa. - Druck und »«lag van L. «. Roßberg tu Frankenberg i. Sa. »«antwortlich« Redakteur: Trust Roßberg sen. in Franken"«« vorliegender Nummer rundet? sich ein Zeitraum eM. von 75 Jahren, seit das Frankenberger Tageblatt — zunächst als Wochenblatt, von 1860 ab als Frankenberger Nachrichtsblatt und Bezirksanzeiger, seit 1878 als Tageblatt — sein Erscheinen begann und einen weg antrat, den es in den »«stoffenen Jahrzehnten treu seinen Aufgaben ging, immer die Vergangenheit festhaltend und der Zukunft entgegenführend, und den es, wills Gott, weiterverfolgen wird — endlos, von Generation zu Generation, feststehend in deutscher Art. Als am s2. Dezember vorigen Jahres im willen unseres herrlichen Kaisers durch den Mund des hervorragenden markanten deutschen Reichskanzlers v. Bethmann Hollweg der aufhor chenden Welt verkündet wurde, daß Deutschland bereit sei, einen ehren vollen Frieden zu schließen, da brach leise der Hoffnungsschimmer hervor, es werde möglich sein, den Iubeltag des 75 jährigen Bestehens der Firma T. G. Roßberg, der zugleich ein Ehrentag für die auf eine 75 jährige treue Vrtsangehörigkeit zurückblickende Familie Roßberg ist, unter den Segnungen des wiedererlangten Friedens in würdiger Feier zu begehen. Die Hoffnung trog. Mit an Wahn grenzenden Schmähungen und ge meinen, von Schuftigkeit diktierten Redensarten, mit ehrlosen Verdrehungen, schmutzigen Handlungen und sinnlosem Geschwätz haben die Feinde die von den Mittemächten ihnen entgegengestreckte Friedenshand zurückge stoßen und verlangen mit dem hohn gewissenloser Menschen unsere den einfachsten Formen, wie ja überhaupt zu damaliger I Zeit das Zeitungsgewerbe und das Druckereiwesen noch auf einer Stufe stand, die im Vergleich zum heutigen technischen Betrieb etwa das Ver. hältnis zeitigt wie ein klein« Luftballon zum mächtigen Zeppelin-Luft- kreuzer. Dieser bescheidene Beginn läßt es erklärlich erscheinen, daß die Druckerei in den ersten Jahren ihr heim mehrfach wechseln konnte. Schon im Juli s8H2 wurde das Geschäft in das Köhlersche (jetzt Klempner Karl'sche) Haus an d« Brücke verlegt, 1843 in das 'vom Herausgeber des Blattes damals erworbene jetzt preistngsche Haus in der Kirchgaffe, und endlich Neujahr 1854 in das jetzige Geschäftshaus am Markt. Anläßlich des SO jährigen Bestehens des Tageblattes im Jahre 18Y2 erschien eine besondere Festnumm«, in welcher die Geschichte d« Buch druckerkunst wie des Zeitungsgewerbes und die Geschichte unseres Fran kenberger Tageblattes eingehend behandelt wurde. Am Schluffe dieser Iubiläums-Festnummer stand als Leitgedanke für die Zukunft der Wahlspruch: „Unentwegt für Recht und Wahrheit, treu zu König und Vaterland!" Mhne Ueberhebung darf heute ausgesprochen werden, daß auch in den vergangenen 25 Jahren das Tageblatt diesem Wahlspruch gerecht zu werden versuchte und den Ruhm der Tüchtigkeit sich zu erhalten wußte. In Hellen und trüben Tagen leuchtet« dem Tageblatt das Ziel voran, zu sein ein Pfleger des Gemeinwohls, ein hort der Treue zu Fürsten und Vaterland, ein Förderer alles Guten, Schönen und Edlen, ein Anwalt der Heimat und eine getreue Lhronik der Zeit, ein guter Freund der Familie in Stadt und Land. Schauen wir heute an dein neu erreichten Grenzstein auf unserem Wege zurück auf den hinter uns liegenden Pfad, so wendet sich der Blick vorerst zu den grünen Hügeln auf geweihter Erde draußen am Tore der Stadt, wir gedenken in dankbarem Erinnern aller jen« stummen Schläfer, die dem Wochen- und Tageblatt in seiner Entwickelung Förderer und Freund waren und nun in ewigem Schlummer ruhen. Ein Reiß besonders innigen dankbaren Gedenkens legen wir nieder auf das Grab des Mannes, der das damals schwierige durch die Konzessions- und Zensurverhältniffe ganz besonders erschwerte Unternehmen ins Werk setzte: Carl Gottlob Roßberg, geboren am 29. September 1811 zu Merkwitz bei Mschatz, f 26. März 1871. In nimmermüdem Schaffe» gestaltete der Gründer seine Firma zu einem sestgefügten Haus, das er wohlbestellt den Seinen zum Weiterbau hinterließ. Länger bleibt der Blick auch haften an den» Hügel, der die irdische hülle des ersten Stützen und Geschäftsnachfolgers des Gründers deckt, Carl Friedrich Mito Roßberg, geboren am 12. Januar 1843, f 31. Mai 1884. In treuester Pflicht erfüllung als echt deutscher Mann hat dieser das von seinen, Vater aufgepflanztc panier hochgehalten und war bestrebt, den Werken des Carl Gottlob Roßberg nicht nur ein Erhalter, sondern auch ein Mehrer zu sein, gleich seinen, Bruder Ernst Eberhard Roßberg, der nunmehr über 50 Jahre mit den, Beruf und dem Geschäft fest verwachsen ist, seit 1872 Teilhaber war und seit 1884 als alleiniger Inhaber die Firma L.G. Roßberg führt, bemüht in nimmer rastendem Schaffen die Gründung seines seligen Vaters hochzuhalten und im Lchritthalten mit der vorwärtsstrebenden Technik auszubauen, hierin fand er in den letzten Jahren bis zur Kriegszeit treue Unterstützung durch seine zwei ältesten Söhne, die jetzigen Prokuraträger Arno Roßberg und Ernst Roßberg jun., die gegenwärtig in Vaterlandsdiensten stehend, wills Gott, nebst ihren. ""»1 75 Jahre FrankenbergerMageblatt