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Dresdner Journal : 09.11.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190111094
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19011109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19011109
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-11
- Tag 1901-11-09
-
Monat
1901-11
-
Jahr
1901
- Titel
- Dresdner Journal : 09.11.1901
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ve,n«»Pret»: Bean Bezaat durch dt« Kk^aiira.-Ik t«»er»«l» Dre,»««» 2,ö0 kN (tlnschl Zntragmra), durch di« Hfog im Deutschen Reicht » M (au-schließlich Bestellgeld) Vierteljährlich Ernzelar Nummern 10 Ps Wird Zurücksenduna der für di« Schriftleitung beftwunleu, aber von diefer nicht ein- geforderten Beiträge bean- Mucht, so ist dar Postgeld beizufügen W SOS. Dresdner M Hoimml. Herausgegeben von der König!. Expedition de- Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erschein«»: Werltag» nachm s llhr Antün»ti»u»»,e»ühren: Dir Zeile Neiner Schrift de, 7 mal gespaltenen Ankündi guag-.Zeue oder derenRau« 20 Ps Bei Dabellen- und Ziffernfad » Pf Ausschlag für die Zeile Unterm Ne- daktion-ftrich (Eingesandt) die LexlzeUe mittler Schult oder derell Raum 50 Pf. Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung Annahme der Anzeigen bis mittag» 12 Uhr für du nach mittag» erscheinend« Nummer 1i>01 Sonnabend, den S. November nachmittags. Amtlicher Leit. «rutuuuugen, Versetzungen re. im öffeutl. Dienste. JmUeschistSberetche-eaMtuifteriumS »er Atuanzen. Bei der Verwaltung der StaatSeijenbahnen sind er nannt worden: Münzner, zeither BahnhoiSinspeltor I. Kl. in Reichenberg, al» Güterverwalter l. Kl in Eger; Fehr mann, zeither Bahnhoftiuspektor II. Kl in Srottau, al» Bahnhoseinspektor I. Kl. in Reichenberg; Bircknrr, zeither Güterverwalter U. Kl in Dresden-A, al- VahuhofSinspeltor II Kl. in DresdenWetlinerstr.; Förster', zeither Lokomotiv führer, al» Heizhausvorstand in Aue; Salzmann, zeither Bahnmeifterassisteut, als Bahnmeister in Pockau-L; Mllitär- anwärler Leistner, zerther DiäUst, alS StationSassistent II. Kl. in Zeitz; Techniker »läser, zeither Streckcnvormann, als Bahnmeisterasststent in Zwickau; König, zeither Weichen- wäitcr II Kl., al» Weichenwärter I. Kl. in Riesa; Becher, zeither Packer, als Portier in Falkenstein; Duscheck, zeither Bahnwärter, als Weichenwärter II Kl in Bodenbach; Köhler, zeither Wagenrücker-Bormann, al» Weichenwärter II Kl in FranzenSbad; Wichel, zeither Hilssweicheuwärter, al- Weichenwärter ll Kl. in Brünstädtel; Militäranwärter Hochmuth, zeither Güterbodenarbeiter, als Packer in Schön berg; Sonntag, zeither StatiouSarbeiter, als Packer in Zwota; Werner, zeither Wagens-,erber, als Packer in Stauchitz; Kretzschmar, zeither Hilf-weichenwS > ter, als Wächter in Niedersedlitz. Bei der staatlichen Hochbau-Bcrwaltung ist er nannt worden Söllner, zeither Expedient beim Landbau- amle Meißen, als Burrauassistent daselbst. I« Geschäftsbereiche des Ministeriums des Kultus «ud Ssfentttchen Unterrichts. Zu besetzen: die 2. ftänd Lehrerstelle in Weißbach b. Zschopau «oll.: die oberste Schulbehörde. DaS Einkommen beträgt außer der sreien Wohnung im Schulhause, ISÜO M Grundgehalt u. eine im Vorau» zu gewährende AlterSzulage, die bei Eintritt der nächsten gesetzl. in eine persönl umgewandelt werden kann, wenn die Leistungen befriedigende sind. Pew.rbungen mit den ersorderlichen Zeugnissen u. Angabe der Miliiärverhält- nisse sind bi» 25 November einzureichen beim BrzirkSschul- Inspektor Sattler, Flöha. Nichtamtlicher Teil. Tie auswärtige Politik ser Woche. Tie europäische Gesamtlage steht noch im Zeichen einer gewissen Spannung, die durch das Erscheinen französischer Kriegsschiffe in den drei Häfen der Insel Mytilene hervorgerufen worden ist. Der zur Verhütung gewaltsamer Weiterungen ge führte französisch-türkische Notenaustausch läßt aber, was wir wiederholt betonten, erkennen, daß die Pforte nachgiebig, Frankreich nicht ohne Rücksicht herausfordernd austritt. Tie Haltung der übrigen Mächte ist, bei aller Wachsamkeit, ruhig abwartend. Eine besondere Gruppenbildung auf Grund ent schiedener Parteinahme für oder gegen das fran zösische Vorgehen ist nicht erfolgt, und vergebens müht sich die englische Presse ab, durch Umschmeichel- ung Frankreichs die Täuschung hervorzubringen, als sei England für diese Frage bereits mit Frankreich und Rußland gegen die Türkei in einem morali schen Dreibund verbrüdert. Denn eine unbeschränkte Vollmacht, im östlichen Mittelmeere nach eigenem Ermessen zu schalten, hat das Pariser Kabinett nicht einmal in St. Petersburg durchgesetzt, geschweige denn in London, wo keineswegs daran gedacht wirb, die britische Flagge auS den ägäischen Gewässern vor der französischen einfach zurückzuziehen. Nur soviel ist sicher, daß innerhalb gewisser Grenzen Frankreich bei seiner Auseinandersetzung mit der Türkei ungestört bleiben wird. Ueber diese Be grenzung hat in dankenswerter Weise die französi sche Regierung selbst den Mächten amtliche Erklär- Kunss und Wissenschaft. König!. Opernhaus. — Am 8. d. MtS: Zweite» Symphoniekonzert der König!, musikalischen Kapelle. (Reihe A) Den musikalischen Höhepunkt de» gestrigen Konzert» bildete da» unvergleichlich schöne, in seiner inhalt- reichen Tonsprache ebenso ergreifende wie erhabene Adagio au» der „Jupiter-Sympie", die an genialer Erfindung und an außerordentlicher Beherrschung der technischen Mittel (Schlußfuge mit dreifachem Kontra punkt) von keiner anderen Jnstrumentalkompofition Mozart» übertroffen worden ist Außer im Final« de» „Don Juan" (beim Erscheinen de« Gouverneur« auf der Bühne) hat die musikalische Litteratur kein Seitenstück zu den erschütternden, gleichsam an die Pforten der Ewigkeit pochenden Klängen jene« einzigartigen lang samen Satzes aufzuweisen Die Wiedergabe der Sym phonie durch die König! Kapelle unter Hrn Hofkapell meister Hagen war um so mehr de« höchsten Lobe« würdig, al» die Tempi der einzelnen Sätze sich auf da« Wirkungsvollste ergänzten Leider ließ sich da« Gleiche nicht von I Raff» melodienerfüllter, von der Hoskapelle vor nunmehr einem Vierteljahrhundert zum ersten Male öffentlich gespielten „Ltonoren Symphonie" sagen, deren Schlußsätze durch ein lebhaftere« Tempo an eindring licher und unmittelbarer Wirkung w»s«ntlich gewonnen hätte» So kam beispielsweise der vom Komponisten beabsichtigte rhapsodische Charakter de« IridenschastUchtn di, woN-Zwischensatze« im Andante der Symphonie nicht charakteristisch und hinreißend genug zur Geltung Auch die Rhythmen de« Marsche», der dem älteren Hörer unwillkürlich di« Erinnerung an den einst außerordentlich beliebten Schlußsatz der ersten Lachnerschen Suite er weckt, erschien bei früheren Aufführungen der „Leonorcn- ungen abgeben lassen, die bestimmt genug lauten, um alle Besorgnisse vor weiteren Verwickelungen zu entkräften. Eine dauernde Flaggenhissung Frank reichs auf Mytilene wäre von England, Italien und Rußland zweifellos mit ähnlichen Schritten beant wortet worden. Sogar für Oesterreich Ungarn hat ein Wiener Blatt die von Frankreich vorgezeichnete Faustpsandpolitik zur Erledigung unbefriedigter Forderungen als nachahmenswert bezeichnet. Aus London wurde bereits die Abfahrt eines englischen, aus Rom die Entsendung eines italienischen Ge schwaders nach der Levante gemeldet. Die loyale Zusage Frankreichs, keine Eroberung im Aegäischen Meere machen zu wollen, ermöglicht es auch den anderen Mittelmeerstaaten, sich bei der Erhaltung des gegenwärtigen Besitzstandes zu beruhigen. Uebrigens hatte Hr. Telcasse schon bei der Be antwortung der Interpellation Sembat in der fran zösischen Deputiertenkammer sich gegen die Ver suche, ihm phantastische Ziele aufzudrängen, ab lehnend verhalten. Er hat in der armenischen Frage eine Sonderpolilik Frankreichs als unthun- lich bezeichnet und sich über die Möglichkeit eines Gesamteingreifens der Mächte für die Reformierung Türkisch-Armeniens vorsichtig ausgeschwiegen. An triebe der Menschlichkeit können für sich allein über eine vielleicht folgenschwere Einmischung in die inneren Verhältnisse einer fremden Macht auch dann nicht rntscheiden, wenn das Verlangen nach Reformen sich auf vertragsmäßige Zusicherungen stützt. Die Ankündigung einer nahe bevorstehenden russisch französischen Initiative zur Lösung der armeni schen Frage stößt bei kundigen Politikern auf starke Zweifel. Was die Armenier selbst im letzten Grunde anstreben, ist nicht die Lindeiung, sondern die völlige Beseitigung der türkischen Herrschaft. Ein von der Türkei unabhängiges Armenien wäre aber nur ein halbes Ding, das seine Ergänzung in der Anglieder ung Russisch-Armeniens suchen würde. Aus der Wahrscheinlichkeit einer derartigen Entwickelung er geben sich die Beweggründe für Rußlands vor sichtige Zurückhaltung in dieser Frage, die den Staatsmännern des Zarenreiches nicht als Vorwand zu einer Politik der reinen Menschlichkeit, sondern als eine sehr ernste Gr-nzstage entgegentritt. Ruß- land kann im Orient ein unabhängiges Armenien so wenig schaffen helfen wie in Europa ein selb ständiges Polen wiederherstellen. Die Forderungen religiöser Natur, durch deren gleichzeitige Geltendmachung die französische Diplomatie ihr Eintreten für die Geldansprüche des Hauses Lorando zu veredeln wünscht, beziehen sich zwar auf die Ausübung von Schutzrechten über Kirchen, Wohlthätigkeitsanstaltcn und Schulen, ent halten aber nicht die Andeutung der Wiederaufnahme einer Protektoratsherrschaft Frankreichs über alle Christen im Orient. Hr. Delcasso bleibt auch hier in weiser Selbstbeschränkung hinter den Phantasien der Pariser Presse zurück. An politische Ansprüche in Syrien denkt er offenbar nicht; er hätte sonst Sorge getragen, daß die Schiffe des Admirals Caillard nach einem Hafen der syrischen Küste gesandt würden, der allerdings für die Auffassung anderer Mächte wohl kein so neutraler Punkt gewesen wäre wie die vorübergehende Besetzung einer fast nur von Griechen bewohnten Insel. In der Frage des religiösen Protektorats hat die Macht der geschichtlichen Ent wickelung gegen die von Frankreich kaum noch theo retisch behauptete Sonderstellung entschieden: es ist auch für die Beschützung der Christen das Natio nalitätsprinzip zum Durchbruch gekommen. Keine Macht hindert Frankreich an der Ausübung einer Schutzgewalt im Bereiche seiner nationalen Inter essen. Aber keine Macht räumt der Republik allge- meine internationale Schutzrechle ein. Hr.Telcasse ist über diese Ausfassungen genügend unterrichtet und stellt sich durchaus auf den Boden der Thatsachen wie der gegebenen Machtverhältnisse. Bei ausreichendem Nachgeben der Pforte würde vielleicht ihm selbst ein längeres Verweilen der französischen Kiiegsschiffe in den Häfen von Mytilene schon mit Rücksicht auf die nervöse Stimmung deS Landes und der Kammer lästig werden. Man kann ihm also dahin Ver trauen schenken, daß er nach Abkürzung und baldi ger Beendigung eines immerhin kritischen Zustandes strebt. Bei Erörterung der Frage, aus welchen Mitteln die Pforte Frankreichs Geldforder ungen befriedigen könne, hat der „Pester Lloyd" bemerkt, das Geld würde wohl aus Deutschland kommen und der Sultan dafür einige neue Zu geständnisse an Deutschland zu machen haben. Auch von anderer Seite ist auSgestreut worden, die Türkei habe der deutsch-anatolischen Bahngesellschaft neue Konzessionen erteilen müssen. Gegen diese irre führenden Darstellungen sei nochmals hervorgehoben, daß es sich, sofern überhaupt deutsches Geld in Frage kommt, nur um die Erledigung der alten in der Bagdadbahnfrage bestehenden Schwierigkeiten, keineswegs aber um neue Forderungen handelt. Uebrigens kommt jedes türkische Zugeständnis an die Interessenten der anatolischen Bahn auch den fran zösischen Teilhabern an dec Bagdadbahn zu gute, ähnlich wie die von der Pforte an Frankreich für die Wiederaufrichtung oder Neugründung von Schulen und wohlthätigen Anstalten gewährten Erleichterungen früher oder später auch von anderen Mächten in Anspruch genommen werden dürften. Die jetzt schon überwundene Zuspitzung des französisch-türkischen Streites hat die Aufmerksamkeit von dem Laufe der Dinge in Ostasicn zeitweilig abgelenkt. Der Tod Li Hung-Tschangs ist kaum ge eignet, eine besondere Einwirkung auf die weitere Entwickelung der Beziehungen zwischen den Mächten, namentlich zwischen Rußland und China, auszuüben. I.-. englischen Blättern werden bereits Besorgnisse geäußert, daß, wenn in der That der bisherige Gouverneur von Schantung Auan-Chikai zum Vizekönig von Tschili ernannt worden sein sollte, das gute Einvernehmen zwischen Deutschen und Chinesen im Hinterlande von Kiautschou gestört werden könnte. Sofern diese Besorgnis ehrlich gemeint ist, .wird wohl versichert werden können, daß auch nach dem Fortgange Auan-ChikaiS von Schantung der deutschen Politik eS wie bis her gelingen wird, in dieser für Deutschland- Interessen besonders wichtigen chinesischen Provinz ein freundschaftliches Verhältnis zu den einheimischen Behörden aufrecht zu erhalten. Auch würde eS uns jedenfalls nicht schädlich sein, wenn der als deutsch freundlich bekannte Auan-Chikai den Posten eines Großsckeetärs des Himmlischen Reiches bekleiden sollte, wie auch sicher kein Nachteil für uns darin zu erblicken ist, daß der mit den Absichten der deutschen Politik in China wohlvertraute frühere chinesische Gesandte in Berlin Lü-Hai-Huan in dem reformierten auswärtigen Amte Chinas eine hohe Stellung einnehmen wird. Die Ereignisse in Südafrika geben leider noch immer wenig Raum für die Hoffnungen auf baldige Beendigung des Blutvergießens, die von vielen Friedensfreunden aller Länder, England selbst nicht ausgenommen, gehegt werden. Die Sprache der englischen Staatsmänner ist nicht mehr so unbedingt zuversichtlich wie während der beiden ersten Kriegs- jahre. Allerdings spricht au- den öffentlichen Reden der britischen Minister der Entschluß, den Kampf fortzusetzen; aber man hat das Gefühl, als ob die Wetterführung deS Krieges mehr und mehr als eine drückende Verpflichtung betrachtet wird. Der Schatzkanzler Hicks-Beach hielt in Bristol mit der Erklärung nicht zurück, er habe das Geld sür diesen Feldzug hergegeben in der Hoffnung, es werde ein kurzer Feldzug sein; und das Eine werden dem Kolonialminister Chamberlain auch seine erbittertsten Gegner zugeben, daß er wohl wie sein Kollege im Schatzamt einen raschen SiegeSzug gegen die Buren- Republiken gewollt hat, diesen Krieg aber mit all' seinen für England unverhältnismäßig großen Opfern nicht. Der Schatzkanzler deutete auch an, Englands Ziel sei ein ehrenhafter, vernünftiger Friede. Das klingt recht gedämpft im Vergleich mit der anfänglichen Siegeszuversicht. Auch die feste Hoffnung Sir Michaels, Südafrika werde für das britische Reich ein ebenso stärkender Faktor wie Australien und Canada werden, enthält ein gewisses Maß der Entsagung, wenn man an die gerade jetzt hervor tretenden Sonderdestrebungen Australiens z. B. im Marinewesen denkt oder sich die ständige Bedrohung Canadas durch die ungehemmte Expansionskraft der Bereinigten Staaten vergegenwärtigt. Daß die Amerikaner auch an einer anderen, früher von Groß britannien umworbene Stelle, in der mittelameri kanischen Kanalfrage, ihr Ziel eifrig verfolgen, beweist die Meldung über neue Vertragsverhand lungen zwischen den Vereinigten Staaten und Nica ragua. Auch mit der Panama-Gesellschaft sind für den Fall der Ausführung des Baues auf dieser Linie Verbindungen angeknüpft worden. Die inneren Verhältnisse der Vereinigten Staaten von Amerika bekunden seit dem Amts antritte des Präsidenten Roosevelt mehr und mehr die Neigung, sich dahin zu festigen, daß für die Be setzung einflußreicher Beamtenstellen nicht mehr Partei- und Cliquenrücksichten, sondern die persön liche Tüchtigkeit des Betreffenden entscheidend werden. In diesem Sinne ist unter anderem die jüngst voll zogene Bürgcrmeisterwah! in New-Uork aufzufassen. Dort unterlag der Kandidat der berüchtigten Tam- many-Hall-Partei dem Gegner Seth Low, wodurch die schlimme Macht der Tammany-Hall-Leute als einigermaßen erschüttert gilt. Präsident Roosevelt trat persönlich sür Low ein, und eS ist, obwohl Low zu den Republikanern und der Tammany-Kandidat Shephard zu den Demokraten gehört, bemerkenswert, daß auch viele Anhänger der demokratischen Partei ihre Stimmen für Low abgegeben haben und sich so der Kampf zu einem für und wider die Gewalt von Tammany-Hall gestaltete. Man darf annehmen, daß Seth Low alle Kräfte aufbieten wird, um die durch das räuberische Schallen und Walten der Tammany-Hall-Partei eingerissencn Mißstände zu beseitigen. Ter Krieg i» Südafrika. Die gesamten englischen Verluste im Burenkriege betragen nach einer soeben veröffentlichten amtlichen Zusammenstellung des englischen Kriegsministeriums bisher 78016 Mann. Davon sind im Gefecht ge tötet, an ihren Wunden oder in der Gefangenschaft gestorben 578 Offiziere und 6105 Mann, an Krank heiten gestorben 261 Offiziere und 10425 Mann. Symphonie" m schärfere Beleuchtung gerückt Gleich» wshl wurde die erneute, überaus klangschöne und technisch vollendete Vorführung de« Werke» mit Recht durch starken Beifall ausgezeichnet — Als „Neuheit" wurde gestern die vor siebzig Jahren von Hektor Berlioz während seine« Aufenthalt« in Rom kom ponierte Ouvertüre zu „Rob Roy" vorgetragen, ein für den musikalischen Entwickelungvgang nicht un interessante« Werk, das al« Vorstudie zu seinem geist vollen „Carneval in Rom" aufzufaffen ist Die Zusammen stellung de« englischen HornS (Hr Ritter-Schmidt) mit der Harfe (Frau Bauer-Ziech) ergiebt eigenartige Wirkungen; die temperamentvollen Läufer und Figuren der Violinen zu dem markanten caotus kirwus im Baffe weisen auf fleißige Contrapunktstudien de» jugendlichen Komponisten hin, der die Ouvertüre — wie man au« Luise Pohls neuem Buche über Berlioz' Leben und Werke erfährt — nur einmal in Pari» ausführen ließ, um sie dann für immer beiseite zu legen U. S. Konzert. Mit einer hinsichtlich de« Gebotenen fast durchgängig aus künstlerischer Höh« stehenden musikalisch- deklamatorischen Veranstaltung eröffnete der Neu städter Club am gestrigen Abend im König! Belvedere die Reihe seiner winterlichen Vergnügungen Ihren be sonderen Wert und Reiz gab ihr zunächst die Mitwirkung de« jungen Violinvirtuosen Han« Neumann, der al« Konzertmeister de« Mozart-Orchester», wie auch al« treff licher Solist in Dresden kein Unbekannter ist Der Künstler, den man bereits als einen Geiger von selten ergiebigem Ton und tüchtiger Technik schätzt, hat sich inzwischen, vor allem nach feiten de« Autdruck«, der Wärme seine» Spiel», beträchtlich v«rvollkommnet Wa» er beispielsweise im Dortrag der Legende von Wieniaw»ky, wie der de» Wagner-Wilhelmyfchen Prei»liede« bot, war al» durchaus erstklassig zu bezeichnen Neben ihm ver trat Frau Goerisch-Medefind den gesanglichen Teil sehr erfotgrerch. Auch hier war em erfreuliche» Fort schreiten festzustellen, sowohl hinsichtlich der Fülle de« Tones wie der Belebung des Vortrages. Mit der Wieder gabe u a von Liedern wie Jüngst« „alter Birnbaum", Alphon« Maurice» „JaSminstrauch", Schubert« „Wiegen lied" bot sie Leistungen, die ihre überaus beifällige Auf nahme vollständig gerechtfertigt erscheinen ließen In dankenswerter Ergänzung der Vortrageordnung sprach Frl. Valerie Walden Dichtungen von Frida Schanz, Baumbach und Schnetzle». DeS letzteren „Märchen vom Mummelsee" dankte der an feinen Zügen einer ver ständnisvollen musikalischen Charakterisierung reichen melodramatischen Begleitung des Hrn Clemen« Braun, der auch sonst seine» Amt« am Klavier im Solooortrag wie al« Begleiter mit bewährtem Geschmack und Ver ständnis waltete, einen Sondererfolg OE Wissenschaft. * Au» München wird geschrieben: Anläßlich de« neuerding« erfolgten Auftreten« bösartiger Maul- und Klauenseuche in einigen Bezirken Bayerns hat da« Ministerium de« Innern angeordnet, daß zunächst in einigen Orten Mittelfranken« da« Baccel lischt Heil verfahren zur Anwendung gelangen soll. Für Rind vieh, da« im Verlaufe de« Heilverfahren« verendet, wird eine dem Wert de« Tiere« entsprechende Ent schädigung au« der Staat«kaffe gewährt. Tie Versuche mit der Anwendung de« Heilverfahren» erfolgen für die Besitzer de» Vieh« kostenlos Litteratur. * Au« Pari» wird berichtet: Soeben wird rin neuer Band mit nachgelassenen Schriften Victor Hugo» unter dem Titel „Kost - Scriptum äs ma vis" veröffentlicht E« ist der vorletzte in der langen Reih« von Büchern au« der Feder de« Dichter«; seit mehr al» 75 Jahren war bisher kein einzige» Jahr vergangen, ohne daß nicht ein neue» Werk von ihm erschienen wäre Der neue Band, der von Paul Meurice herau«gegeben worden ist, ist datiert au« der Verbannung von Guernsey, dem dritten Zufluchttorte de« Verbannten, nachdem er au« Brüssel und Jersey vertrieben worden war Nach Meurice ist er während des Jahre« 1862 oder 1863 niedergeschrieben worden Der Dichter hatte eben die „Aisörudlss" vollendet, al« ihn eine seltsame Krankheit be fiel Der unermüdliche Arbeiter konnte plötzlich nicht mehr arbeiten, er verlor den Appetit und den Schlaf, und seine berühmte Lebenskraft nahm in beunruhigender Weise ab Die befragten Aerzte konnten sich den Grund seine« Leiden« nicht erklären. Da packte Victor Hugo seinen Koffer und reiste nach London ob; Charle« Hugo, sein ältester Sohn, begleitete ihn Dort untersuchte ihn der Arzt Deville, einer der Verbannten von 1851, der in der Londoner Gesellschaft eine geachtete Stellung ein nahm, auf da» genaueste; er fand, daß da« Klima von Guernsey dem OrganiSmu« des Dichter« unzuträglich gewesen wäre und daß er periodisch eine Luftveränderung brauchte, die er in einer großen, jede« Jahr unter nommenen Reise finden würde Victor Hugo folgte diesem Rate gern; er war ein unermüdlicher Tourist Während der Zeit nun, wo er sich kaum noch al» Lebender fühlte, weil er nicht mehr arbeiten konnte, halt« er seine täglichen Eindrücke, seine Reflexionen und seine Empfindungen über verschiedene Gegenstände, meist sehr ernster Natur, den Schlaf, den Tod, da« Jenseit», nieder- geschrieben Diesen Seiten hatte er seiner Stimmung entsprechend den Titel „kost-Scriptum äs m» vis" ge geben E« ist ein Buch geworden, da» vielleicht da« merkwürdigste in seinem ganzen Werke ist „Diese« letzt« Prosamanuskript", sagt Paul Mrurice, „setzt sich au« ziemlich starken Heften von großem Format und zahl- reichen losen Blättern zusammen Die losen Blätter tragen den bescheidenen Titel „'Pas äs pivi^ss". Diese Steine find Gedanken, bunt gemischte und mannigfache
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