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Mtzmtz-Mliiig Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. 68. Jahrgang. Sonnabend, den 1. Februar 1902. Nr. 12. Amtsblatt für die Königliche Amtsyauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde. — Verantwortlicher Aedacleur: Paul Irljnr. - Druck und Verlag von Carl Irhne in Dippoldiswalde. Mit achtfettigem „Jllustrirten Anterhattnngrblatt".Mit land, «nd hauswttthschastttcher Monate-Seilage. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage de» Blattes «ine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 12 Pfg., solche aus unserer Amtshaupt- mannschaft mit lv Pfg. die Spaltzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische undcomplicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. - Einge sandt, im redactionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Die „Weiberid-Zeitung" erscheint wöchentlich drei- mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- LenAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich l M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzeln« Nummern 10 Pfg. — AN« Postan- stalten, Postboten, sowie unsere Agenten nehmen Bestellungen an. Im Anschlusse an die Bekanntmachung vom 31. Dezember vorigen Jahres wird hiermit zur öffentlichen Kenntnis; gebracht, daß Herr Bezirksthierarzt Lehnert hier ander weit und zwar bis zum 1. April dieses Jahres beurlaubt worden ist und dessen Stell vertretung während dieser Zeit dem Bezirksthierarzte Herrn vr. Otto in Dresden- Altstadt übertragen bleibt. Dippoldiswalde, am 27. Januar 1902. Königliche Amtshauptmannschaft. Nr. 169 0. Lossow. Sch. Die Herren Gutsbesitzer MUlvIm Läuarä Lsellarsvlmk in Niederfrauendors und Gutsbesitzer Lnwt Albert llvriurül daselbst sind als Gemeindevorstand bez. 2. Gemeinde-Aeltester ihres Wohnortes in Pflicht ge nommen worden. Königliche Amtshauptmannschast Dippoldiswalde, am 24. Januar 1902. 68 Lossow. S"i Die Sparkasse zu Dippoldiswalde gewährt bis auf Weiteres Darlehne gegen Hinterlegung von sicheren Werthpapieren zum Zinsfuß von 4 >/4 o/a. Anträge hierauf nimmt die Sparkassen-Verwaltung entgegen. Dippoldiswalde, am 30. Januar 1902. Der Stadtrath. Voigt, Bürgermeister. Der Krieg in Südafrika. Der südafrikanische Krieg weist seit einiger Zeit die neue und eigenthümliche Erscheinung auf, daß die im Felde stehenden Buren von ihren eigenen Brüdern im trauten Verein mit den englischen Truppen und den Koffern bekämpft werden. Wie es in jedem Volke minderwerthige Elemente giebt, so ist es auch bei den Buren der Fall, und dem Golde und den Versprechungen der Engländer ist es offenbar nicht schwer gefallen, diese minderwerthigen Bolkselemente'unter den Buren auf die englische Seite herüberzuziehen und sie theilweise wenigstens sogar zu bestimmen, die Wassen gegen die eigenen Volks genossen zu wenden, welche mit dem Muthe der Ver zweiflung den heroischen Kanipf gegen die britische Ueber- macht noch immer weiterführen. So haben sich denn in Transvaal wie ini Oranjefreistaate sogenannte „National- Scouts" gebildet, im englischen Solde stehende kleine Burenkorps, welche die englischen Truppen in deren Operationen unterstützen und ihnen hierbei in der That schon manche nicht zu unterschätzende Hilfe geleistet haben. Wie es scheint, soll nun die Sache etwas mehr ins „Große" gehen, denn der Burengeneral Vilonel, welcher sich schon 1900 den Engländern ergab, ist im Oranjefreistaat beschäftigt, mit Zustimmung des englischen Oberstkommandirenden Lord Kitchener ein Korps von 1500 Buren zu werben, mit denen er, wie er selbst er klärt haben soll, den Bürgerkrieg im Lande der Oranje buren entfesseln will. Was also den Engländern trotz ihrer gewaltigen Uebermacht an Truppen und an Hilfs mitteln aller Art und trotz der Bewaffnung sogar der Kaffem gegen die Buren nicht gelang, nämlich den todesmuthigen Widerstand des tapferen Häusleins der Vurenstreiter endlich zu brechen, das soll also jetzt da durch erreicht werden, daß sie den weiter kämpfenden Buren die eigenen Volksgenossen derselben auf den Hals zu Hetzen suchen, man scheut demnach englischerseits nicht davor zurück, zu all' den Schrecknissen eines bereits stark in das dritte Jahr hinein dauernden Krieges mit einem erbarmungslosen äußeren Feinde, welche die Burenstaaten heimsuchen, jetzt auch noch die Gräuel eines Bürgerkrieges hinzuzusügen. Inwiefern der schändliche Verrath an dem eigenen Volksthum, welchen die Renegaten der Buren da durch begehen, daß sie den Engländern Kriegsdienste leisten, seine Früchte tragen wird, bleibt indessen noch ab zuwarten, vermuthlich werden sich die Buren auch durch eine so schmerzliche Erfahrung nicht in ihren, Entschlusse, bis zum Aeußersten in dem blutigen und erbitterten Ringen um ihre Unabhängigkeit auszuhalten, wankend machen lassen. Ja, vielleicht gereicht es der gerechten Sache des Burenthums nur zur inneren Stärkung und Kräftigung, wenn jetzt die unzuverlässigen, lauen und schwachen Elemente desselben abgestoßen werden, wenn sie sich offen auf die englische Seite schlagen. Im klebrigen dürfte die Verstärkung der englischen Streitkräfte durch einige überläuferische Burentrupps an der Gesammtlage des Krieges schwerlich etwas Wesentliches ändern, und letztere erweist sich im Großen und Ganzen nach wie vor schwankend und unsicher. Einerseits sind die Buren ge- nöthigt, mancherlei weitere Schlappen und Mißerfolge zu verzeichnen, von denen namentlich die infolge eines unglücklichen Zufalls stattgefundene Gefangennahme des kühnen und tapferen Vurengenerals Ben Viljoen ein recht bedauerliches Mißgeschick darstellt. Anderseits aber wider fährt auch den Engländern immer wieder allerlei Ungemach, wie z. B. die Gefangennahme einer starken englischen Patrouille in jüngster Zeit, mährend daneben im Januar an verschiedenen Punkten wieder heftige Gefechte zwischen den Engländern und den Buren stattgefunden haben, bei denen jene keineswegs günstig abgeschnitten zu haben scheinen. Im Kaplande soll sogar die Lage für die Eng länder nach privaten Berichten fortgesetzt eine nicht so un bedenkliche sein, trotz der optimistisch gefärbten Meldungen, welche Lord Kitchener über den Stand der Dinge im Kaplande nach London sendet. Was die Frage neuer licher Friedensverhandlungen zwischen England und den Buren anbelangt, so ist von, Finanzminister Balfour in der Dienstagssitzung des Unterhauses auf eine Anfrage erklärt worden, daß Friedensanerbietungen im Namen der Buren von keiner hierzu ermächtigten Stelle an das Lon doner Kapinet gelangt seien. Aber gleichzeitig gab er zu, daß der englischen Regierung eine Mittheilung der nieder ländischen Negierung zugegangen sei, ohne daß sich der Minister über den Inhalt der Mittheilung und über deren Aufnahme seitens des Londoner Auswärtigen Amtes vor erst näher ausgelassen hätte. Vielleicht handelt es sich um einen selbs.ständigen Akt der holländischen Negierung zur Herbeiführung von Friedensverhandlungen, nachdem der burenoffiziöse „Petit Bleu" in Brüssel erklärt hat, von maßgebender burischer Seite sei der niederländischen Regierung keinerlei Ermächtigung ertheilt worden, in London Friedensoorschläge zu machen. Viel Erfolg im Sinne einer baldigen Beilegung der südafrikanischen Wirren wird man sich freilich von einer diplomatischen Intervention Hollands nicht zu versprechen haben, wenn wirklich eine solche ins Werk gesetzt worden sein sollte. Lokales und Sächsische». Dippoldiswalde. Die von der hiesigen Schützen gesellschaft unter ihren Mitgliedern veranstaltete Samm lung für die Buren hat die Summe von 58 Mk. ergeben, und ist dieselbe an Ohm Krüger in Utrecht (Holland) zu beliebiger Verwendung für sein Heldcnvolk abgesandt worden. In der letzten Sitzung oes Direktoriums, in der es sich in der bisherigen Weise konstituirt, wurde Herrn Kassirer Jäckel für seine Bemühung beim Anordnen der Plätze zum Vogelschießen der Titel „Platzmeister" verliehen. Bezüglich des diesjährigen Konvents wurde beschlossen, daß derselbe am Montag, den 17. Februar, Nachmittags 4 Uhr in der großen Saalstube des Nathhauses statt finden soll. — Die Verwerthung eines einfachen aber höchst praktischen Patentes hat sich Herr Glasermeister Weck hier gesichert. Es handelt sich um die Anbringung einer Ventelationsvorrichtung (Gazeneinsatz) in dem oberen Theil des Fensters, die nicht wieder herausgenommen werden muß, wenn man das Fenster wieder schließen will. Ohne daß Staub, Ruß, Rege», Insekten oder Fledermäuse ins Zimmer dringen und belästigen können, kann man sich dadurch Tag und Nacht den Genuß frischer Lust ver schaffen. Ganz besonders ist deshalb auch diese Neuerung in gesundheitlicher Beziehung sehr zu empfehlen und jeder Arzt wird diesen Beförderer frischer Lust im Schlaf- und Krankenzimmer, wo er ihn vorfindet mit Freuden be grüßen. Da endlich die Einrichtung sich mit geringen Kosten an alten wie neuen Fenstern anbringen läßt, sollte sie möglichst in jedem Raume des Hauses angebracht werden. Falbs Prognose für den Februar: In diesem Monat treten ausgebreitete Schneefälle ein. Auch sind die Niederschläge im Allgemeinen viel bedeutender als im Vormonat. Die Temperatur ist auch im Februar höher, als es der Jahreszeit entspricht. Die Schneefälle sind in der ersten und dritten Woche besonders zahlreich. Die Tagcsprognose lautet wie folgt: I. bis 8. Februar: Die Niederschläge sind namentlich in den ersten Tagen ans gebreitet und bedeutend. Die Temperatur, welche Anfangs verhältnißmäßig hoch ist, geht in den letzten Tagen be deutend zurück. Es treten ausgebreitete und ergiebige Schneefälle ein. Der 8. ist ein kritischer Terniin 2. Ord nung. 9. bis 14. Februar: Es wird trocken und kalt; die Schneefälle verschwinden. 15. bis 21. Februar: Es treten bei steigender Temperatur verbreitete Regen ein. Die Schneefälle sind ausgebreitet und ergiebig. 22. bis 28. Februar: Vereinzelt kommen bedeutende Regen vor. Die Schneefälle hören auf, die Temperatur entspricht der Jahreszeit. Der 22. ist ein kritischer Termin 1. Ordnung. In den letzten Tagen nehmen die Niederschläge zu. Es treten neuerdings ausgebreitete Schneefälle ein. — Die auf 45 Tage erweiterte Geltungsdauer der Rückfahrkarten auf den deutschen Bahnen hat, wie man voraussah, nur für einen verhältnißmäßig kleinen Theil der Reisenden einen Vortheil gebracht. Seitdem ist die Ausgabe von Rundreiseheften wesentlich zurückge gangen, diese wird sich aber noch mehr vermindern, je mehr die Zahl der auf den Stationen aufliegenden Rück fahrkarten für den Fernverkehr anwächst. Sicherem Ver nehmen nach werden unter den deutschen Bahnver waltungen schon seit längerer Zeit Verhandlungen über fühlbare Erweiterung der Rückfahrkarten im Fernverkehre gepflogen, die, wie man zuversichtlich hoffen darf, für die Reisewelt einem günstigen Abschlusse zugeführt werden dürften. Auf die Nundreiseheste wird bekanntlich Gepäck- Freigewicht nicht gewährt, wohl aber wird solches bei Rückfahrkarten geboten. Die Benutzung der Rückfahr karten im Fernverkehre ist daher für die Reisenden vor- theilhaster und ebenso bequem, wenn nicht eine Rundreise beabsichtigt ist. Hausdorf. In der Schulvorstandssitzung am 28. v. M. wurde aus den fünf Bewerbern, welche sich für die hiesige Lehrerstelle gemeldet hatten, Herr Hilfslehrer Robert Otto Froede, zur Zeit in Langenhennersdorf bei Pirna, gewählt. Genannter Herr wird seine Stellung bei uns aber erst nach Ostern antreten, da er bis zum Schlüsse des Schuljahres an dem Orte seiner jetzigen Wirk samkeit bleiben muß. Ruppendorf. Ani 15. Januar dieses Jahres ver sammelten sich eine Anzahl Frauen unserer Gemeinde in hiesiger Pfarre, um die Gründung eines Frauenvereins zu besprechen. Zweck und Einrichtung eines solchen Vereins wurden klargelegt. Man war allgemein der Ueberzeugung, daß auch für unsere Gemeinde das Be stehen eines solchen Vereins viel Segen stiften würde. Deßhalb wurde in einer weiteren Versammlung für hiesigen Ort ein Frauenverein gegründet zu dem Zwecke Hilfsbedürftigen in besonderen Fällen eine freiwillige Unterstützung zu gewähren. In die Aemter der Vor steherin, Schriftführerin und Kassiererin wurden gewählt, Frau Pastor Sommer, Frau Kantor Burgardt, Frau Privatus Fuchs. Mögen die edlen Bestrebungen des Vereins durch den Beitritt recht vieler Frauen gefördert und unterstützt werden! Lauenstein. In diesem Jahre feiert unsere Kirch fahrt, zu welcher Löwenhain, Unter-Löwenhain und Kratz- Hammer gehören, das seltene Fest der 300jährigen Wieder kehr ihrer Kirchen weihe. In seiner letzten Sitzung hat deshalb der Kirchenvorstand beschlossen, im Monat Juli ein Jubiläumsfest zu veranstalten, bestehend aus Kirchen parade, Festgottesdienst, Mittagsmahl, sowie einem Fa milienabend. Als Festgabe gedenkt die Gemeinde ihrem selten schönen Gotteshause einen Kronleuchter zu über reichen. >