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Schönburger Tageblatt Nr. 53 Freitag, dm 4. März 1927 49. Jahrgang Wachsender Einfluß Rußlands in China Amtlieder Teil der zum sitzrmq tcilnehmcn. Ter österreichische Nationalrat wird aufgelöst. Zu Schwede« werde« die Orden abgcschafft. Tie Kantontrnppcn habe« ihre Augriffssront in Richtung aus Rauling verlegt. Tic Union Zentrale von Südamerika sordert Boykott der Bereinigten staatcn ans. ^r^rUheren Kriegsakademie. Dte oeutsch-sranzösischen Wir-tschastsverhaudlnngen sollen mit möglichster Beschleunigung Surchgeführt werden. Zur Beilegung -er deutsch-rnmänischen strcit-nntte finden zur Zeit private Besprechungen statt. 'Waldenburg, 3. Mörz 1S27. Es ist schade, daß die Vertreter des Völkerbundes sich den Rosenmontagszug in Köln, der in diesem Jahre zum ersten Male seit 1914 wieder stattfand, nicht angesehen haben, sie hätten dort eine Gruppe 'ehen können, die in ihrer scharfen Satire mehr gs- wirkt hat, als lange Reden und dicke Bücher. Das war die Darstellung des Friedensengels, der ganz außer ordentlich heruntergekommen dreinschaute, und drastisch veranschaulichte, wie weit der Friede in der Welt trotz Völkerbund und sonstiger schöner Dings herunterge kommen ist. Tatsächlich hat die ganze Weltpolitik heute eine gewisse Aehnlichkeit mit einer Fastnachtskomödie, es wird theoretisch immerfort vom Frieden gesprochen, praktisch aber jeder Versuch unterlassen, die Gegensätze zwischen den Nationen und den Regierungen aus der Welt zu schaffen. Aus Paris ist soeben mitgeteilt worden, wie dort polnische Abgeordnete unter Teil nahme von höchsten amtlichen französischen Persönlich keiten gefeiert worden sind. Es ist bei dieser Gelegen heit gegen Deutschland kein feindseliges Wort ausge sprochen worden, aber wenn man die französischen Lobreden auf Polen mit den Handlungen des Hasses der polnischen Regierung in Warschau gegen den deut schen Nachbar vergleicht, so weiß man zur Genüge, woran man ist. In Frankreich wird offen von Staatsmännern und in der Presse ausgesprochen, daß von der Räu mung des deutschen Nheinlandes in absehbarer Zeit noch nicht die Rede sein könne. Es besteht für diese Weigerung kein triftiger Grund, denn jeder Fran zose, der Einsicht in die militärische Lage am linken Rheinuser hat, weiß, daß diese Besetzung für die Sicher heit Frankreichs nicht erforderlich ist. Es handelt sich also nur darum, uns, den Deutschen, dauernd klar zu machen, daß die Franzosen im Weltkriege die Sieger und die Deutschen die Besiegten sind. In Paris bleibt auch die unbedingte Abneigung gegen eine Auslöschung der Kriegsschuldlüge im Vertrage von Versailles be stehen, und diese Haltung wird auch von der britischen Negierung eingenommen, die die Ansicht der französi schen öffentlichen Meinung teilt, daß es bei den Be stimmungen von Versailles sein Bewenden haben müsse, rind das alles wird gesagt, obwohl sich in allen Staa- cn, ehemaligen Kriegsgegnern und neutralen Ländern, von anerkannten Autoritäten die Urteile wiederholen, "miß die Kriegsschuldlüge nicht mehr aufrecht erhalten werden könne. Und dabei sind alle diese Staaten, die auf Deutsch land loshacken, nicht einmal unter einander einig, sie alle werden vom krassesten Egoismus regiert, einer traut dem andern nicht über den Weg. Das wird sich auch wieder zeigen, wenn jetzt im März in Genf die Abrüstungsverhandlungen wieder ausgenommen wer den. Der Vollausschuß für die Vorbereitung der Ab rüstungskonferenz soll am 21. März zusammentreten, und man hofft, daß diese Tagung schon einen ge wissen Ueberblick gestatten wird über die auf dem Ge biete der technischen und politischen Vorbereitung der Abrüstungskonferenz bisher erzielten Ergebnisse, so daß der vorbereitende Ausschuß in seiner zweiten Tagung an das Problem in seiner Gesamtheit und an die Ausarbeitung des Programms der geplanten Ab rüstungskonferenz wird herantreten können. Bei den bisherigen Beratungen hat man schon so manchen General als Sachverständigen zu Rate ge zogen. Man hat aber noch nichts davon gehört, daß auck der Friedensenael als Sachverständiger vernom Zm Haushaltausschus; -es Reichstags hielt der Reichs minister -es Innern v. Keudell eine Programmrede. Tic französische Regiervng fordert 7 Milliarden Franken zum Ausbau der Grenzbefestigungen. Chamberlain und Briand werden an der Genfer Rats- Olffentliche Aussorderung zur Abgabe der Gewerbesteuererklärung für das Rechnungsjahr 1927. Die Steuererklärungen für die Gewerbesteuer sind in der Zeit vom 1. Mürz 19!? bi, 16. März 1927 unter Benutzung der Vvrge- schriebenen Vordrucke abzugeben. Letztere können von der unter zeichneten Veranlagungsbehörde bezogen werden. I. Die Verpflichtung zur Abgabe einer Lewe:besteuere,klärung besteht stir alle diejenigen Betriebe, s) deren Ertrag im Durchschnitt derjenigen Betriebejahre, die nach dem 14- November 1923 begonnen und bis zum 31. Dezember 192« geendet haben, den Betrag von 8000 RM. über- stiegen har oder bl deren Ertrag aus Elundlage der Abschlusse» der Bücher zu ermitteln Ist oder c) deren Unternehmer zur Abgabe einer Steuererklärung be sonders aufgesordert worden sind. Zn den Fällen unter s und b besteht di« Derpstichtong zur Ab« gäbe einer Steuererklärung auch dann, wenn ein Vordruck nicht zug«- sandl worden ist Sind mehrere Unternehmer an demselben Gewerbe beteiligt, so genügt er, wenn einer die Gewerbestenerelkiäiuug abgibt. Für meh'ere selbstständige Gewerbe derselben Unternehmers sind getrennte Steuererklärungen abzugeben. II. Für Personen, die unter Pflegschaft oder Vormundschaft oder Vormundschaft od,r elterlicher Gewalt stehen, sind die Gewerbesteuer« erkläiungen von dem Pfleger, Vormund oder Träger der elterlichen Gewalt, für juristische Personen und selbßändig steuerpflichtige Ptisonen- »ereinigungen oder Vermögensmassen sowie sür die Betriebe und Der »altungen von Körperschaften der öffentlichen Rechte» und deren gesetz lichen Vertretern, Vorstünden oder Geschäftsführern abzugeben. Wer durch Abwesenheit oder sonst verhindert ist, die Gewerbe- steuererklärung adzugeben, kann die Erklärung durch Bevollmächtigte abgebcn lassen. Die schriftliche Vollmacht ist der Steuererklärung bei- i*fügrn, sofern sie nicht bereits zu den Ai,en de» Finanzamt» gegeben ist. III. Wer die Frist zur Abgabe der ihm obliegenden Steuererklärung »ersäumt, kann durch Gildstrasen zur Abgabe der Steuererklärung an- -ehalten werden; auch kann ihm ein Zuschlag bis zu 10 o. H. der festgesetzten Steuer auferlegt werden. IV. Die Hinterziehung oder der Versuch einer Hinterziehung der Ge- »erbesteue» sowie fabrlSisipe Vergehen gegen die Steuergrsetze (Steuer- gesährdung) werden bestraft. Glauchau, den 28. Februar 1SS7. Das Finanzamt. Erscheint werktägl. Nachm. Bezugspreis mouak- Uch im voraus 150 R -Pfg. freibl., ausschl. Trägerl. Einzelne Nr. lOReichspf., Sonntags-Nr.30 R.-Ps. Anzeigenpreise: 6qesp Petitzeile 0,15 R.-Mark, V. außerhalb deS Bezirke« 0,20 R -Mark, 3gesp. .NeNamezrtte 0,45 R.-Mark, Linweiie auf Anzei gen und Eingesandte 0,10 R.-Mark, Nachwerse- «nd Offertengebühr 0,20 R.-Mark Rabatt nach Tarif. Schwieriger Satz (Tabellen) mrt Aufschlag. Für den Neubau eines EinfamkliendoppelhauseS in Ziegel- hei», A«tsh. Glauchau, sollen sämtliche Ai beiten in öffentlicher Verdin gung vergeben werden. Angebotsformularr über ») Eid- und Maurerarbeiten, b) Limmererarbeiten, c) Lementwarenlieferung, ä) Trägerlieferung, e) Klempncrarbeiten, k) Dachdeckerarbeiten, x) Glaserarbeiten, «) Schreinerarbeiten, i) Schlosserarbeiteu, j) Ofenarbeiten, k) Lichtinstallation, I) Anstreichers, beiten, m) Einfriedigungsarbeiten können, soweit der Vorrat reicht, s und b zum Preise von je 2 Mark c und ü zum P.eise von je 1 Maik, alle übrigen Arbeite» zum Preise von 2 Mark vom unterzeichneten Bürgermeister bezogen werden. Die Angebote sind verschlossen, mit entsprechender «nssch ist versehen, beim unterzeichneten Bürgermeister bis 12. März 1927 mittag» 12 Uhr emzureichen. Dix Auswahl unter den Bewerbern behält sich die Ge- »einde vor. Die Zuschlagssrist beträgt 14 Tage. Z'kgclheim (Amtsh. Glauchau), den 2. März 1927. Der Gemeinderat. Kirsten, Bürgermeister. Anzeigen bis vorm. 9 Uhr am Ausgabetag erbet«». Ausgabe nachmittag- st,3 Uhr in der Geschäftsstelle in Waldenburg Sa., Obergaffe 38. Erfüllung» ort Waldenburg. Filialen in Altstadt Waldenburg bei Herrn Otto Förster; in Callenberg bei Herrn Friedr. Hermann Richter; in Langenchursdorf bet Herrn Hermann Esche; in Wolkenburg bei Herrn LinuS Friedemann; in Penig bei Firma Wilhelm Dahler; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten. ««mrllndet I878."gHr«ch-r Nr. s P-slschttebsach Nr. 8. . ! Pr-sch-ckkomo Amt Lelpp» Nr. 4480. Bnnkkonlo: Vereinsbank ra Colditz, Filiale Waldenburg. Sladtglrokont» Waldenburg So. «adatte gelten nur bei pünktlicher Zahlung, bei zwangsweise» . CN-tretbung ber NechnungSbetriige wird jeder Nachlag hinfällig. Der Kampf um die Arbeitzeit. Der Standpunkt der Arbeitgeber. Das neue Neichskabinctt hat bekanntlich vor einige» Tagen dem Parlament den Entwurf eines Arbeitszeil- notgesehes vorgelegt, das den Reichstag bei seinem Wie derzusammentritt in der nächsten Woche beschäftige» wird, das aber schon jetzt in der Oessentltchkeit einem starken Interesse begegnet. Nachstehend geben wir eine Zuschrift wieder, die unS aus interessierten Kreisen der Arbeitgebcrschaft znqeaangeu ist: wobei wir »nst Vorbehalten, in den nächsten Tagen auch Stimmen ans dem Kreise der Arbeitnehmerschaft zum Worr kommen zu lassen. In der Zuschrift von Arbeitgeber- feite wird ansgesührt: „Wenn auch von Reaierungsscitc wie von einzel nen Koalitionsparteien erklärt wird, daß weder der Entwurf des Gesetzes zur Aen-cruug.dcr Arbcitszcit- verordnuug selbst noch die Vorschläge der betreffenden Parteien auf eine Wiederherstellung des starren Acht stundentages abzielten, so kann mau sich doch der Be sorgnis nicht erwehren, daß eine Aufhebung des 8 H Abs.-^LerArbeitszeitveror-nung Gesetz werden wird, da mit die Mehrarbeit grundsätzlich verboten und unter Strafe gestellt werden könnte. Niemand zweifelt im Ernst daran, daß eine solche Aushebung die Produk tivität der deutschen Wirtschaft auf das schwerste be einträchtigen wird. Der so geschaffene Zustand würde sich ja noch wesentlich ungünstiger darstcllen als der dnrch die bekannte Verordnung vom 15. November 1918 geschaffene, denn die damalige, auf den Antrag der Arbeitnehmer und Arbeitgeberverbände zurttckgc- hende Gesetzgebung ließ noch eine gewisse Beweglich keit in Ler Anwendung des Achtstundengruudsatzes bestehen, vor allem in der Form der Ausnahmegcneh- migung durch die damaligen Temobilisatitmskom- missare. Ueberöies waren sich damals Arbeitgeber uno Arbeitnehmer einig darüber, daß die Vereinbarung über den Achtstundentag uur dann dauernd dnrchge- führt werden könnte, wenn er sür alle Industrieländer durch internationale Abmachungen festgesetzt werde. Man war sich aber damals, selbst im ersten Fk- ker der Revolution, über die unlösliche Verbindung zwischen -er Regelung der Arbeitszeit für Deutschland und der Frage der Konkurrenzfähigkeit der deutschen Wirtschaft auf dem Weltmärkte vollkommen klar — eine Erkenntnis, Lie Len Gewerkschaften heutzutage abhanden gekommen zu sein scheint, denn sie verlan gen Lie bedingungslose Einführung des starren Acht stundentages, obwohl ihnen doch bekannt sein müßte, daß Lieser in den ausschlaggebenden JnLnstrseländern noch gar nicht eingeführt ist, wie in England und Amerika. Und während Lie Gewerkschaften 1928 als die Erwerbslosigkeit am größten war, selbst -ie Mehrarbeit als Las einzige Heilmittel gegen Lie Erwerbslosigkeit bezeichneten und aus dieser Erkennt nis heraus ihre Zustimmung zu der bekannten Ar beitszeitnotverordnung erteilten, erwarten sie jetzt, bei der so traurigen Lage Les Arbeitsmarktes, in allem Ernst von der Verkürzung der Arbeitszeit „Lie Rückführung dcS Arbeitslosenheeres in die Betriebe". Man darf hoffen, daß die Regierung noch in letzter Stunde die Gefahren erkennt, die Las Verbot der Mehrarbeit und die Fixierung des starren Achtstun dentages mit sich bringt, und daß Lie zum Teil sehr beachtlichen Vorschläge, Lie aus dem Schoße der Koali tionsparteien heraus zur Vermeidung dieser unheil vollen Schematisierung gemacht werden, die gebührende Berücksichtigung finden." HKolLtiseke Mun-sedau Deutsches Reich. Der Reichsfinanzminister Oe. Köhler erklärte in einer Unterredung mit dem Vertreter der.World', daß Deutsch« Im Falle HLHerer Gewalt, Krieg, Streik, Aussperrung, Maschinen« bruch, Störungen tm ivetrieb der Druckerei oder unserer Lieserer, hat der Bezieher leinen Anspruch aus CrhaN der Zenung oder Rückzahlung de« Bezugspreises. Für Richtig «eil der durch Kern, sprecher ausgegebenen Anzeigen Übernehmen wir leine Cewäör. men worden wäre. Vielleicht wird man ihn aber rufen, wenn es gilt, die Beschlüsse niederzuschreiben. Die Schwungfedern aus seinen Flügeln geben ein wunder bares Schreibmaterial zur Vollziehung der Unterschrif ten ab. Dann hat doch auch der Friedensengek etwas zum Gelingen des großen Werkes beigetragen, wenn er auch in seinem gerupften Zustand aussehen wird wie Hans Huckebein, der Unglücksrabe. rm- Waldenburger Anzeiger Diese« Blatt enthält die amtliche« Bekanntmachungen des Amtsgericht« und des Stadtrat- zu Waldenburg. Ferner veröffentlichen zahlreiche andere staatliche, städtische u. Gemeinde-Behörde« ihre Bekanntmachung«« im Schö«b«rger Tageblatt. Verantwortlich für Redaktton, Druck und Verlag E. Kästner in Waldenburg Sachsen. Mitglied der Sächsischen und de- Deutschen ZertungSverleger-Berein- (T- D.) — BerlagSort Waldenburg Sachsen. ^Zugleich weit verbreitet in den Ortschaften der Standesamtsbezirke Altstadt Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufnngen, Langenleuba- Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Langenchursdorf, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Reichenbach, Remse, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim.