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Erscheint Dienstags und Freitags. Zn beziehen Durch alle Postanstalten. Weißeritz-Zeitung. Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8Pfg- Amts- und Auztigc-Matt der Aöniglichrn Gerichts-Acmltr und Itadträthe zu Aippoldiswaldt und Frauen st ein. Verantwortlicher VeLarteur: Lsrl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgesehichte. Dippoldiswalde, am 19. März. Am vorigen «Sonntage wurde der zehnjährige Stiftungstag deS hiesigen GewerbvereinS mit Abendessen und Ball festlich begangen. Hatte man wegen nicht genügender Kassenverhältnisse diesmal von Gewährung eines Frei couverts absehen müssen, so war es natürlich, daß die Betheiligung gegen frühere Jahre leider zurückstand, was umsomehr zu bedauern war, als die sowohl in kulinarischer als geistiger Hinsicht gebotenen Genüsse sich mit denen früherer Jahre wohl messen konnten, die selben sogar in mancher Hinsicht übertrafen. Die über raschenden Leistungen eines zum Concertvortrage ein- studirten „Thierquartetts" und ditto Duetts, sowie nicht minder die gebotene Coupletunterhaltung einer sich in jeder Weise anerkennenswerth einführenden neuen Vereinskraft, verfehlten nicht, die Lachmuskeln, insoweit sie nicht mit Schlingen und Schlucken beschäftigt waren, in erfreulicher Thätigkeit zu erhalten. — Hoffentlich kommen bald Zeiten, wo der Vorstand nicht nur beim heitern Vereinsfeste, sondern auch bei der ernsteren Vereinsarbeit, die Zahl der Glieder überblickend, aus rufen kann: „Sieh, es fehlt kein theures Haupt!" Altenberg. Es hat das hiesige Localblatt ein Ereigniß nicht erwähnt, das in unserm Gewerbverein vor mehrern Wochen schon vorgekommen. Da es aber Pflicht der Presse ist, das Lobenswerthe ebenso hervor zuheben, als des TadelnSwerthen zu gedenken, sobald namentlich auch öffentliche Zustände in Frage kommen, so wollen wir hiermit über diese Angelegenheit refe- riren. Zu Ende vorigen Jahres legte Hr. Bürgermstr. Riedel den seit mehrern Jahren geführten Vorsitz bei hiesigem Gewerbvereine nieder, wozu er berechtigt war, weil er, wie bekannt, bei der letzten, fast einstimmig auf ihn gefallenen Wahl erklärte, daß (weil er wünsche, eia Anderer möge an seine Stelle treten) er die Wahl nur unter dem Vorbehalt annehme, zu jeder belie bigen Zeit den Vorsitz wieder abgeben zu können. Als nun sein Stellvertreter den VereinSmitgliedern die ' erfolgte Niederlegung des Amtes mittheilte, wurde das Verfahren Hrn. Riedel'S als „unangemessen" be zeichnet, auch beantragt, dies zu Protokoll zu nehmen. Daß eine solche Auslassung in der gewählten Form als eine eben so schroffe als unberechtigte sich darstellt, darüber wird dem Unparteiischen kein Zweifel beigehen, und hatte der Angegriffene nicht einmal nöthig, dies in einer spätern Versammlung mit wenig Worten dar- zuthmi. Auch scheint das Verfahren eine Fortsetzung sein, der gelegentlich der vorjährigen Jahresfeslfeier auf Hrn. Riedel gemacht wurde. Jeder mann wird eS mißbilligen, daß der abgehende Vorsitzende in solcher Weise für sein, um den Gewerbverein sehr verdienstvolles Wirken gekränkt wurde. Es ist auch außerhalb Altenberg bekannt, daß Hr. Riedel den früher bald abgestorbenen Verein wieder ins Leben und zur Thätigkeit rief, ihn auf eine Stufe brachte, wo er sich noch nicht befunden. Es ist ihm schnöder Undank wider fahren, und wer es gethan, muß die Verhältnisse Alten bergs wenig kennen, über dessen Grenzen hinaus man auf diesem Felde ja nicht greifen möge, da, wie wir vernommen, derartigem Beginnen gewiß entschieden ent gegen getreten werden würde. Dresden. Die 2. Kammer hat über den Antrag des Abg. Rittner berathen, die Geschäftszeit bet denUntergerichten betreffend. Es wurde beschlossen: die Staatsregierung zu ersuchen, die frühere Geschäfts zeit herzustellen, jedoch dergestalt, daß dieselbe früh bis Mittags 1 Uhr verlängert und Nachmittags verhältniß- mäßig abgekürzt werde. — Der Bericht der ersten Deputation der 2. Kammer (Referent Abg. Sachße) über die, daS neue Wahlgesetz und die damit zusammenhängenden Ab änderungen der Verfassungsurkunde betreffenden Regie rungsvorlagen ist erschienen. Die Anträge dieses Be richtes anlangend, so ertheilen dieselben in der Haupt sache der Regierungsvorlage ihre Zustimmung ; geneh migen insbesondere die Einführung directer Wahlen und die Aufhebung des Bezirkszwanges, em pfehlen aber überdies folgende Modifikationen: 1) Theilnahme des bäuerlichen Grundbesitzes über 3000 Steuereinheiten an der Vertretung in der Ersten Kammer, sowohl durch freie Wahl, als durch Ernen nung von der Krone; 2) Verstärkung der Ersten Kammer durch drei von der Krone zu ernennende Mitglieder der Handels- u. Gewerbekammern; 3) Einführung einer sechsjährigen Wahlperiode und zweijährigen Landtagsturnus an Stelle der bishe rigen neunjährigen, bezüglich dreijährigen Zeit; 4) Aufhebung der Verbindlichkeit zu Abgeordneten gewählter öffentlicher Beamten, bei ihrer Dienstbehörde um Urlaub nachzusuchen und die Kosten ihrer «Stell vertretung zu übertragen; 5) Herabsetzung des CensuS für die Stimmberech tigung von jetzt 2 Thlr. auf 1 Thlr. — Eine Mi norität will jedoch eine Theilung in zwei Wahlkör per, vvn denen der eine ohne allen CensuS zu wählen haben soll, der andere aber für die Stimmberechtigung 10 Thlr. in Städten und 20 Thlr. auf dem platten