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Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend ; »««»»IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIHIIII» 8 Di« ,VU«nd»rf« Zeitung' erschitnl Dieus» § 8 t«g, Donner,!«- «nr Sonnabend. 8 Der B«»»g, «Pr«t« »ird mit V«-iun jeden Monat« tetannt gegeben. 8 I» Falle höherer Gewalt (Krieg ob. sonst. « » irgendwelcher Störungen de« Betriebe« der » 8 Zeitung, b. Lteseranten »d. d. Beförderung^ 8 L Einrichtungen) hat der Bezieher keinen An» 8 8 spruch auf Lieferung oder Nachlieferung der » » Zeitung ,d. Rückzahlung d. Bezug«preise«. L Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. MKWZW- Diese Zeitung veröffentlicht die de» Gernemderates Mit den BeUagen »Neue Illustrierte', »Mode M AszeiBM amtlichen Bekanntmachungen M Ottendorf-Okrilla. und Heim' rmd »Der Kodeld'. Schriftleitung, Druck und Verlag Hermann Rühle, Ottendors-Okriüa. Gemeinde»Tirs»M, Nummer 90 Lreitag den 29. Juli 1932 Gertkiches und Sächsisches. Vtieiidorf-Vkrilla, am 28. Jill, ,yz2. — Der heutigen Ausgabe unserer Zeitung liegt eilt Wahlflugblatt der Deutschen StaatSpartci bei. Notlandung eines tschechischen Fliegers Dresden. Bei Bannewig mußte ein tschechoslowakisches Militärflugzeug infolge Benzinmangels eine Notlandung vornehmen. Der Flieger gab an, beim Ausweichen vor einem heraufziehenden Gewitter sich verflogen zu haben. Das Flug zeug wurde polizeilich beschlagnahmt und der Führer 'N «chußhast genommen. Durchsuchung eines kommunistischen Sporkheims Dresden. Wie wir vom Presseamt des Polizeipräsi diums erfahren, ist eine öffentliche Versammlung der SAP in Hollacks Etablissement polizeilich aufgelöst worden, weil eine in dieser Versammlung auftretende Spieltruppe, die wgenannten „Nebelspalter", Darbietungen brachte, die sich als böswillige Verächtlichmachung christlicher Gebräuche dar stellten. — Im Zusammenhang mit verschiedenen in der letzten Zeit vorgekommenen strafbaren Handlungen fand eine Durchsuchung des kommunistischen Sportheimes in der ehe- Maligen „Schloßschänke" in der Vorstadt Uebigau statt. Das Ergebnis der Untersuchung ist noch nicht bekannt. Dresden. Jugendliche Räuber. Die Mithelfer des Mannes, der in der Pragerstraße die Kassiererin eines Friseurgeschäftes unter Vorhalten einer Pistole zur Heraus gabe der Ladenkasse zwingen wollte und schließlich verhaftet wurde, konnten jetzt ebenfalls festgenommen werden. Die drei Täter stehen im Alter von 16 bis 20 Jahren; der eine war erst vor einigen' Tagen nach Verbüßung einer Strafe von sechs Monaten aus dem Gefängnis entlassen worden. Pirna. Zum Lohngeldraub imLiebet Haler Grund wird noch bekannt, daß man außer den Kleidungs stücken im Graupaer Forst, die offenbar von den Räubern herrühren, auch noch eine leere Lohntüte und ein herausge- kissenes Schulbuchblatt fand, auf dem folg-nde Namen ver zeichnet waren: Wem Sigurt, Elly Schöno. Gerda Meißner, Ase Höhne, Erika Ascher und Brunhilde Pietsch. Es wird an genommen, daß die hier genannten Personen zum Vekann- tenkreis der Rä"ber gehören. Kamenz. Zündender Blitz. In Hausdorf wurde Nachts die Scheune des Gutsbesitzers Borgmann, die mit gro ßen Heuvorräten gefüllt war, durch Blitzschlag eingeäschert. Der Blitz schlug auch in die Telephonleitung des Ortes, so daß es zunächst unmöglich war, die Feuerwehren der benach barten Orte zur Bekämpfung des Brandes herbeizurufen. Erst nachdem der Feuerschein gesehen wurde, kamen mehrere Wehren zu Hilfe. Bautzen. Bronzefunde von besonderer Bedeutung wurden in Grohhänchen bei Bautzen durch die Familie des Gutsbesitzers Krahl gemacht und in das Bautzener Museum kingeliefert. Es handelt sich um ein schönes, quergeripptes Armband mit Stollenenden sowie um einen bronzenen Eimer bügel. Die Reste des Eimers aus getriebenem und durch Punkte verzierten Bronzeblech liegen noch in der Erde. Es ist eine Grabung geplant, die möglicherweise auch ein Grab der Burgunden zutage fördern kann. Zittau. 40 Meter tiefabgestürzt. Ein 18jäh- riges Mädchen namens Thomas aus Radebeul, das mit seinem Bruder auf Ferienbeluch in Zittau weilte, stürzte aus 40 Meter Höhe in den Steinbruch am sogenannten Schüler busch ab. Mit schweren Verletzungen mußte das Mädchen ins Krankenhaus gebracht werden Das Unglück dürfte dar auf zurückzuführen sein, daß sich das Mädchen während eines Spazierganges zu weit an den Rand des Steinbruchs heran gewagt hatte. Hermsdorf i. Lrzg. Schweres Schadenfeuer. Hier wurde das Anwesen des Gutsbesitzers Hans Lorenz von einem schweren Schadenfeuer heimgesucht, dem drei Ge bäude des Gutes zum Opfer fielen. Durch den Brand sind Zahlreiche landwirtschaftliche Maschinen sowie der größte Teil des Mobiliars vernichtet worden. Der Schaden ist nur zum Teil durch Versicherung gedeckt. Neustädkel. Sieben Personen pilzvergiftet. Hier erkrankte eine siebenköpfige Familic nach dem Genuß von Pilzen, die sich als giftig erwiesen. Dem Arzt gelang es Vach mehrstündigen Bemühungen bei sämtlichen Personen burch Entleeren des Magens die Gefahr zu beseitigen. Allgemeine Fahrpreisermäßigung für Besucher der Leip ziger Herbstmesse Leipzig. Zur kommenden Leipziger Herbstmesse, die VM 26. August bis U September statlfindet, gibt die Reichs bahn auf'Strecken über 150 Kilometer versuchsweise Rückfahr karten mit 33Vß Prozent Ermäßigung für Hin- und Rückfahrt w der zweiten und dritten Klasse aus unter der Vorausset- daß der Reisende sich durch eine Ausweiskarte und Messeabzeichen mit übereinstimmender Kontrollnummer oder ourch eine Ausstellerkarte oder durch einen messeamtlichen Ausweis kür ausländische Meiiebelucher ausweisen kann, Di Ausgabe der Karten erfolgt vom 23. August an. Dle Fahr karten sind nur in Verbindung mit einem der erwähnten Messeausweise gültig. Ihre Geltungsdauer ist zur Hinfahrt nach Leipzig für die Zeit vom 25. August bis 1. September und für die Rückfahrt von Leipzig für die Zeit vom 28. Au gust bis 10.)'September festgesetzt Die Benutzung von zu schlagspflichtigen Schnell- und Eilzügen ist bei Zahlung der tarifmäßigen Zuschläge zugelassen. Fahrtunterbrechung ist auf der Hin- und Rückfahrt fe einmal gestattet. Für den Nah verkehr werden auf allen Strecken, an denen Sonntagskarten nach Leipzig ausliegen, derartige Karten mit eintägiger Gültigkeit am Mittwoch, dem 31. August, und am Donners tag, dem 1. September, verkauft. Penig. Stadtverordneter verhaftet. Im benachbarten Chursdorf kam es kürzlich zu einem Feuerüber fall von Reichsdannerleuten auf Nationalsozialisten. Dabei wurden etwa zehn Schüsse auf die Nationalsozialisten abge geben. Nunmehr wurde, wie berichtet wird, der Revolver schütze in der Person der SPD-Stadtverordneten und Kon- sumver-ünslagerhalters Kurt Geitel aus Penig ermittelt und kestgenommen. Brandis b. Leipzig. Zu schweren Zusammenstößen kam es in der Nähe des hiesigen Bahnhofs. Dort hatte ein Trupp von achtzehn Nationalsozialisten Wahlzettel verteilt und war dabei von Kommunisten, die weit in der Ueberzahl waren, angegriffen worden. Die Nationalsozialisten flüchteten und gaben auf dem Rückzug mehrere Schüsse auf die Verfolger ab. Darauf kam es am Karl-Marx-Platz zu einer schweren Schlä gerei, wobei die Gegner mit abgerissenen Za^latten und änderen Gegenständen aufeinander losschlugen. Insgesamt dürften sich an 170 Personen an der Schlägerei beteiligt haben; 13 Mann wurden verletzt; davon 3 schwer. Es sind etwa 20 Schüsse abgefeuert worden. Von dem aus Leipzig herbeigerufenen Ueberfallkommando wurde die Ruhe wiederhergestellt. Bei den Nationalsozialisten wurden keine Waffen gefunden, so daß von Festnahmen abgesehen wurde. Zwenkau. Zu einem schweren politischen Zu sammen st oß kam es hier in der Großdeubener Straße. Vor einem am Eingang zum Wald gelegenen Blockhaus hatten sich mehrere Nationalsozialisten gesammelt, die, wie die zuständige Polizeistelle mitteilt, angeblich mehrere von einem Treffen der Eisernen Front zurückkehrende Reichs bannerleute angegriffen haben sollen. Die Reichsbannerleute alarmierten darauf Genossen und stürmten gemeinsam das von einem Nationalsozialisten gepachtete Haus. Ein National sozialist wurde dabei verletzt, außerdem wurde erheblicher Sachschaden angerichtei Ein Leipziger Ueberfallkommando stellte die Ruhe wieder her und nahm einen Beteiligten fest. Chemnitz. In der Näbe der „Besenschänke" in Gelenau geriet ein Fabrikfahrer der Wandererwerke mit seinem Wagen in einer Kurve ins Schleudern. Das Fahrzeug rannte gegeneinenVaum. Der Führer und leine Bei fahrerin wurden aus dem Wagen geschleudert. Sie erlitten schwere Verletzungen und mußten in bedenklichem Zustand ins Krankenhaus gebracht werben. Breitenbrunn. Hier verunglückte ein mit 45 Perso nen besetzter Omnibusder Kraftverkehr Freistaat Sachfen A.-G. Der Wagen überfuhr infolge Versagens der Bremsen auf der Staatsstraße Schwarzenberg—Johanngeorgenstadt bei Carolathal den neben der Straße führenden Bahndamm und blieb im Rasen stecken. Von den Insassen — es handelte sich um Mitglieder eines Kriegsbeschädigtenvereins aus Myl au, die auf einer Ausflugsfahrt begriffen waren — wurden drei verletzt und mußten sich in ärztliche Behandlung bege ben. Durch den Unfall machte sich eine vorübergehende Sper rung des Bahnverkehrs zwischen Breitenhof und Erlabrunn notwendig. Zwickau. Wieder fest genommen. Nach einer Meldung des Gendarmeriepostens in Neukirchen an der Pleiße ist der 23 Jahre alte Zuchthäusler Kania, der aus dem Krankenstift Zwickau, nur mit einem Hemd bekleidet, entwichen war, in Kleinhessen bei Werdau m einem alten Eisenbahnwagen aufgegriffen, festgenommen und ins Amts gerichtsgefängnis Crimmitschau emgeliefert worden. Kania hat bekanntlich noch eine zwölfjährig« Zuchthausstrafe abzu büßen. Elsterberg. StillegungdesSpinnfase r-W e r- tes. In einer auf Einladung des Sächsischen Wirtschafts ministeriums im Einvernehmen Mit dem Arbeits- und Wohl- sahrtsministerium erfolgten Besprechung zwischen den inter essierten Parteien wurden vom Vertreter der Vereinigten Glanzstoffabriken A.-G. in Elberfeld die Gründe für die Stillegung des Elsterberger Werkes dargelegt, wofür rein sachliche Gesichtspunkte und die anhaltende Absatzkrise Maß gebend seien. Ein weiteres Werk des Konzerns müsse gleich falls stillgelegt werden. Die Vertreter der Stadt und die Ar beitnehmer wiesen auf die katastrophalen Folgen hin, die die Entlassung von 700 Arbeitern und Angestellten mit sich bringen würde. — Zur Abwendung der beabsichtigten Maß nahme soll noch einmal mit der Konzernleitung verhandelt werden, bevor diese eine endgültige Entscheidung trifft, 31. Jahrgang Gera. Lohnabbau in der Textilindustrie. Der Verband der sächsisch-thüringischen Webereien hatte den bisherigen Zeitlohntarif für die Webereien des Verbandsge bietes zumD9. Juni gekündigt. Verhandlungen über einen neuen Tarif führten nicht zu einer Einigung. Die Schlichter kammer fällte fetzt einen Schiedsspruch, der einen weiteren sechs- bis achtprozentigen Lohnabbau vorsieht. Wie die WaffenWebung des Zwickauer ReichsbannerWrers bekannt wurde Wie die Zwickauer Polizeidirektion mitteilte, wurde der dortige Reichsbanner-Geschäftsführer verhaftet, da man ihn auf frischer Tat beim Waffenlransport erwischte. Es ist interessant, die Hintergründe dieser Verhaftung kennen zu lernen. Am Sonnabend, dem 25. Juli, trat ein Reichsban nermann in einem Lokal an zwei Nationalsozialisten heran und bat sie zu einer Unterredung in das Nebenzimmer. Dort warf er sein Reichsbannermitglicdsbuch auf den Tisch, rih sich das Abzeichen der „Eisernen Front" (drei Pfeilei und feine Reichsbanner- und Aührerabzeicheti vom Rock und legte obendrein seinen ihm von der SPD zur Verfügung ge stellten Revolver auf den Tisch, indem er erklärte: „Nun ist's Schluhl Nun mache ich den Laden nicht mehrlängermili" — Zunächst waren die beiden Natio nalsozialisten verblüfft und konnten sich nicht denken, daß es dem Reichsbannermann ernst war. Er schimpfte gewaltig aus seine „Bonzen" und behauptete, daß sie fieberhaft für den Bürgerkrieg arbeiteten. Zum Beweis führte er an, daß augenblicklich wieder ein Auto nach Suhl unterwegs sei, um Waffen für das Zwickauer Reichsbanner abzu holen. Da der Betreffende in der Lage war, Nummer und den Besiherdes Wagens anzugeben, gelang es der Polizei durch scharfe Reberwachuna der Straßen, den Daffentrans- port abzufangen. Dabei beschlagnahmte sie — wie be kannt — 20 Pistolen und 500 schuß Munition. Selbstver- stündlich wurden die Waffenschieber sofort in Haft genommen. Kommunisten fordern zum Boykott national' sozialistischer Geschäftsleute ans Die „ AntifaschistischeAktion" verteilt inDres> den Flugblätter^ in denen eine Liste von Geschäftsleuten aufgeführt ist, die im Verdacht stehen, Nationalsozialisten zu ein. Es wird offen zum Boykott dieser Geschäfte ausge ordert und — um diesem Flugblatt eine „legale^ Note zu ;eben, dreist angegeben: „Vom Polizeipräsidium genehmigt, llbteilung B 327. Selbstverständlich hat das Polizeipräsi dium sofort die Beschlagnahmung dieser Flug- ilätter angeordnet. Gleichzeitig wurde darauf bivüWiesen, daß Boykott-Androhung strafbar sei. — Der Dichter Max Kolpe schrieb unter dem Eindruck des Bresiart-Films „Holzapfel weiß alles", der bekanntlich ab heute Donnerstag in den hiesigen Schauburg-Lichtspielen läuft, folgende launige Zeilen: Recht fol Mehr Humor ins Leben! Lächeln muß die ganze Stadt, weil den Schutz Berlins soeben Brcssart übernommen hat. > Der Gummiknüppel ist begraben, Die Polizei wird endlich klug. Wir sollen was zu lachen haben, Traurig ist die Zeit genug. Der Verkehr mit den Behörden wird vns ein Vergnügen sein, denn durch BressartS Komik werden i nnS erspart die Schererei'n. Der Verkehr bleibt gerne stehen, kein Mensch flucht den andern an. , Und schreit Bressart: „Weitergchenl", denkt man nicht im Traum daran. Bist du wo hineingefahren, lachst Du, fragt er dienstlich Dich: „Mit freundlicher GestattniS waren. ..: 1 insofern war'n Sie es nich . . . .?" Leider fällt das alles einem ja nur ein, denn man vergißt, daß dies nur ein Bild aus seinem , neuen, großen Tonfilm ist. Kirchennachrichten. Donnerstag, den 2l. Juli 1932. i Abends 8 Uhr Jungfrauenverein im Pfarrhause.