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l» ZSchMe Vorszettung rsn. näss. 108,50 » 103«» ktlegramm-Adr.: vorszettung vrerden. 67. Jahrgang Dresden, Freitag, den 4. August 1905. Nr. 179 101,90 B 106 103,50« 189,50» «rtz« v»aU» ö K S 102,50» 102,50» 102,80» 103,30» 20,44» 81^26» 80,95» 86,10» 100,10 » 100,10 » 100,'« d» 100,10 « v. >r. ö. it. >r. s. r d«, .Wa»U« krttltei»«» U« 103,50» 101,80» 101,90 b«- 101,50 v 104,25 » 86^0 b» 16L3« 102,-» 106,- b»- Bezugsbedingungen: IM »vorf^itu»,- rrsch«t>tt j«d«» w»ch««t«> Wchminag, S Uhr «tt txm Datum d« folgend«» I««». Die v«zu,»g«bühr betrügt 1^0 Marl ^mMrUch ob« fürManat. DU E^mDeUung- ist zu beziehen durch di« kaiserlichen ^stanltalten, di« LandbriestrLger und durch Voten. Sei freier tteserung in» klau» erhebt U, Post noch di« 2nst«Uung»gebühr van 4b pfg. Politische Weltscha«. Deutsches Reich. Der Kaiser erledigte am 100,- » 9d'9O» 10b'- » 10b,-» 99^0» 102,90 » i»r»z«tt«r »» «» «n»-tß«u i» eine» »ch. !r r«tv «Lleriel >t«n, »Zer richt lku rl e «Ll«U> Zrnrtch in coschiaitz. Telephon: Dresden, Nr. 3916. 100,« »- 103«» 100, - » 101, '50 » 106,75»' 101,- » Da- Bleueste. Der Kaiser verabschiedete sich gestern an Bord brr „Hohenzollern" vom König Christian und wird heute vormittag von Kopenhagen die Rückreise nach ßminemünde antreten. Das deutsche Geschwader ist gestern nach mittag unter donnerndem Salut in Stockholm ein- gelaufen. Rouvier hat dem deutschen Botschafter in Paris rme Denkschrift über die in Marokko durchzuführenden Reformen zugehen lassen. Minister Witte ist am gestrigen Dienstag vor mittag 11 Uhr mit dem Schnelldampfer des Nord brutschen Lloyd „Kaiser Wilhelm der Große" in Aew Aork angekommen. Die kretensische Kammer fordert von den Mächten die Anerkennung der Annexion der Insel durch Griechenland. Dem verstorbenen Gouverneur v. Wissmann widmet der jetzige Gouverneur von Deutsch-Oftafrika, Gras von Götzen, im Namen des Offizierskorps der Schutztruppe einen Nachruf, in dem es heißt: „Die Truppe bedauert mit aufrichtiger Teilnahme das plötz liche Hinscheiden des früheren Gouverneurs und gleich zeitig ihres hochverdienten Begründers, unter dessen mutiger und erfahrener Führung sic ihre ersten kriege rischen Lorbeeren erwarb So wie der Name des Ent schlafenen mit der Geschichte Deutsch-Ostafrikas dauernd verbunden ist, wird auch die Schutztruppe das An denken ihres unvergeßlichen Gründers und tapferen Führers immer in ehrenvoller Erinnerung hochhalten." Das fünfzigjährige Jubiläum begeht am heutigen Tage die Königliche Geschützgießerei in Span dau. Fünfzig Jahre sind an diesem Tage seit dem ersten Guß eines Geschützrohres verflossen, der dort stattfand, nachdem am 21. April 1855 die Uebersiedelung der Geschützgießerei von Berlin nach Spandau be endet war. Die amtliche Publikation der Novelle zum Berggesetz, durch welche die Arbeit-Verhältnisse in den Bergwerken in mehreren wichtigen Punkten neu geregelt werden, ist gestern abend erfolgt. Damit hat die Novelle Gesetzeskraft erhalten. Ihr Schlußparagraph bestimmt, daß die durch dies Gesetz erforderlich werden den Abänderungen der Arbeitsordnungen spätestens drei Monate, die Einrichtung der ständigen Arbeiteraus schüsse spätestens vier Monate nach dem Inkrafttreten des Gesetzes erfolgt sein muß. Mit der Ausführung des Gesetzes wird der Minister für Handel und Ge werbe beauftragt. Zur Ostseefahrt deS englischen Geschwaders erfährt der „Berliner Lokal-Anzeiger", daß man schon im Mai in Berlin gewußt habe, daß ein Besuch der britischen Flotte in der Ostsee im Laufe dieses Sommers beabsichtigt sei. Der freundschaftliche Zweck deS Be suchs sei kürzlich durch eine freundschaftliche Mitteilung König Eduards an den Fürsten Bülow, die Graf Seckendorf überbrachte, hervorgehoben worden. König Eduard erklärte hierin, es sei sein dringender Wunsch, daß zwischen Deutschland und England gute und freund schaftliche Beziehungen herrschten. Fürst Bülow sei über diese Mitteilung lebhaft befriedigt gewesen. — Die liberale „Daily News" beklagt in einem sympa thischen Leitartikel jede antideutsche Agitation in Eng land und hebt hervor, daß gerade die Handels konkurrenz Deutschlands mit England ein Unterpfand des Friedens sei. Frankreich. Juchen hohen Kommandostellen der französischen Armee sind soeben mehrere be merkenswerte Personalveränderungen erfolgt. Die Ab sicht der Regierung geht dabei auch dahin, Offiziere, die aus rein politischen Gründen vom aktiven Dienste entfernt worden waren, wieder einzustellen, und zwar / ohne Ansehen der Partei. Auf Vorschlag des Kriegs ministers unterzeichnete Präsident Loubet Dekrete, wo durch der bisherige Generalstabschef Pendezec zum Mitglied des obersten Kriegsrats und an seiner Stelle General Brun, jetzt Direktor der Kriegsschule, zum Generalstabschef ernannt werden. General Balabröaue, bisher Kabinettsdirektor im Krieasministerium, erhält die Leitung der-Kriegsschule. Außerdem wird General Peigne, der wegen der Angeberriaffäre zur Disposition gestellt worden war, wie schon angekündiat, reaktiviert, und zwar als Mitglied des technischen Komitees der Artillerie, dessen Vorsitz er am l. Oktober übernehmen wird. General de Ronan court, der wegen einer republikfeindlichen Zeugenaussage den aktiven Dienst hatte verlassen müssen, wird zum Kommandeur de- Lagers von Chalons ernannt, ^rner wird der gleich falls wegen antirepublikanischer Aeußerungen vor einigen Monaten gemaßregelte General Amboix de Larbont reaktiviert. — Die Ernennungen Peigne» und Bala- brögues haben Unwillen unter den Nationalisten ver ursacht. Valabrägue ist ein Vetter Dreyfu»'. Rußland. Dem Präsidenten des Moskauer Landschaftsamts Golowin wurde hier vom Präsidenten deS Ministerkonseil» Grafen SolSky bedeutet, daß Re formen erst nach Beendigung des Krieges vorgenommen würden. Auf Golowins Klagen beim Generalgouverneur Trepow darüber, daß die Moskauer Polizei sich während des Semstwo-KongresseS Uebergriffe erlaubt habe, ant wortete General Trepow, der Kongreß sei ungesetzmäßig zusammengetreten, ebenso wie verschiedene Anträge des fortschritt? Da muß man sich staunend fragen, ob ein weiterer Niedergang nach der Seite der Verrohung hin überhaupt möglich ist. Solche Infamien widerlegen zu wollen, hätte keinen Sinn. Glücklicherweise ist da- ja auch gegen über nicht sozialdemokratisch vergifteten Lehren ganz überflüssig. Aber immerhin sei der Ausspruch eines, wie man auch über ihn denken möge, bedeutenden Mannes hierher gesetzt. Nicht Moltkes Worte über die sittlichende Einwirkung von Kriegen sollen das sein: Die Herren Sozialdemokraten würden ja nur Hohnlachen. Nein, einer der fast Ihrigen, einer der ersten Sozialisten der Welt: Proudhon (freilich ein Franzose und kein Deutscher!) soll zitiert werden. Er tat einmal den Ausspruch: „Kraft, Tapferkeit, Helden mut, Aufopferung der Güter, der Freiheit, der Freu den der Liebe und der Familie und der durch Arbeit erworbenen Ruhe; die Ehren des Genius und des Bürger-: all' das enthüllt der Krieg in uns und zu solcher Größe erhebt er unsere Tugend." Das alles tut der Krieg: nach der „Münchener Post' lediglich eine Erfindung „der kapitalistischen Bestie", in Wahrheit ein Mittel für die Auslese der tüchtigsten Völker und daher auch schon zu einer Zeit vorhanden, als man den Begriff „Kapitalist" überhaupt noch nicht kannte. Noch eins. Die „Münchener Post" ist das Organ des Herrn v. Vollmar. Verschiedene Blätter sprachen ihn daher als den Verfasser des Artikels an. Darauf hat sich der ehemalige Offizier — und gleich tele graphisch — aus das Entschiedendste gegen die Annahme verwahrt, daß er mit dem Artikel in irgend einer Ver bindung stehe. Auch hierin liegt eine — im übrigen recht begreifliche — scharfe Kritik des gottverlassenen Artikelschreibers. Dies — und insbesondere die tele graphische Erledigung, bringt die „Leipziger Volks zeitung nicht wenig in Harnisch. Nach ihrer Ansicht ist die sozialdemokratische Parteipresse überhaupt nicht dazu da, das „Wohlgefallen des bürgerlichen Preß gesindels" zu erringen. Die weiteren Ausführungen des Blattes sind ungemein wertvoll für uns. Man hätte ja sagen können, bei der „Münchener Post" handele es sich um eine Entgleisung. Die „Leipziger Volkszeitung" schreibt aber: „Zu unserer Genugtuung hat ein großer Teil der Parteipresse sich mit dem an gegriffenen Artikel solidarisch erklärt, was nicht nur recht und billig ist, sondern auch den Traditionen der Partei entspricht." Das genügt wohl. „Hohenzollern", um die zum Dejeuner geladenen Mit glieder der Königlichen Familie und die übrigen Gäste zu empfangen. Auf der Kaiserjacht waren große Vor bereitungen getroffen; der Speisesalon und die übrigen Gemächer waren prachtvoll mit Blumen geschmückt. Zu dem Frühstück waren unter anderen geladen: Kolonial präsident Christensen, Minister des Aeußern Raben, Vizeadmiral Wandel, Kammerherr Meldahl, der dänische Gesandte Hegermann - Lindencrone und die Chefs der deutschen Schiffe. Nach dem Essen verabschiedete sich der Kaiser vom König, womit der Besuch offiziell als beendet gilt. Abends 7 Uhr fand ein Diner zu 24 Ge decken beim deutschen Gesandten von Schön statt. Das Orchester der „Hohenzollern" konzertierte bei der Tafel. Nach dem Mahl begab sich oer Kaiser an Bord der „Hohenzollern" zurück; über die Stunde der Ab fahrt ist noch keine Bestimmung getroffen. Die Prinzen Oskar und Joachim von Preußen sind gestern abend von Cadinen nach Plön zurück gekehrt. Prinz Adalbert von Preußen ist von Berlin nach Blankenberghe in Belgien abgereist. Die Trauerfeier für den am Montag ver storbenen Kommandanten von Berlin, General major Hoyer von Rotenheim, fand gestern nachmittag in der Kirche deS.Jpvalidenhauses statt. Nächst den Verwandten und Geschwistern des Verschiedenen hatte sich eine illustre Trauerversammlung eingefunden. Die Trauerparade kommandierte Generalmajor WaSmannS- dorff. Die Beisetzung der Leiche erfolgt in Braunschweig. Anzeiger für Stadt und Land mit der Beilage: „Illustriertes Sonntags-Blatt" Amtsblatt für dieNgl.NmtshauptmannschastenVresden-Nltftadt und Dresden-Neustadt, für das Rgl. Amtsgericht Dresden, die Rgl. Forstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinden Dberlößnitz und Radebeul. Anzeigen-Preise: DU «t»Ip»lUg« S«U« I» Vf-.. iuU«r „<tn-«f<mU- 40 pfg klnzrta«n.N»naqm< rrfoigt btr miltag» 12 L«. — «»nahm«st«lt«i, sind: Uns«» »kichdst»st«ll«, N«in« M«W« G<us« Nr. 4. ZmxUtvrndank, kaas«nst«tn »Vogler, Nud Moss«, ». L. Dank« » in Leipzig, Frankfurt «. nt.; L kohl in U«NeI»dor,; Knao Mitchler in tiStzscho ll roda, Otto Vittrich in Hugo Mo« in Leubnitz-Nenoftra, tmil Noll au in »adedeul, Nn» Nom Schweine-Tod Der Soldaten auf dem Schlachtfelde. „Süß und ehrenvoll ist es, fürs Vaterland zu sterben" — so hieß es im grauen Altertum, so lernte in der Neuzeit das aufwachsende Geschlecht in den Lateinschulen, so wird vom Dorfschulmeister gepredigt. Aber die Sozialdemokratie weiß es besser. Sie scheut sich nicht, das edelste Gefühl im Menschen: das der opferwilligen Hingabe des Lebens für das Vaterland, in der gemeinsten Weise zu besudeln. Soll man mit Verachtung daran vorüber gehen? Nein, niedriger hängen soll man dergleichen. Niedriger hängen, damit alle, die lau zu werden beginnen im Kampfe wider die Sozialdemokratie, einen scharfen Peitschenschlag er halten ; damit denen, die sich in unberechtigtem Optimis mus diesem Kampfe fern halten, die Äugen geöffnet werden. Ein angenehmes Geschäft ist solch ein Niedriger hängen gerade nicht. Also die sozialdemokratische Münchener Post" schreibt: „Wird das Schwein geschlachtet, so ist sein Los im allgemeinen viel erträglicher als jenes eines Sol daten, dem das Schicksal eine Kugel bestimmt hat. Grunzend und auf dem Boden nach Leckerbissen schnup pernd, wackelt es aus dem Stalle heraus, da erhält es plötzlich auf den Mssel einen Beilschlag, der es be wußtlos macht. Dann kommt noch ein Beilhieb, und das Tier fühlt von da ab nichts mehr. Schmerzlos erleidet es den Tod. Auch dem rohesten Kerl wird es nicht einfallen, einem Schwein eine schwere Verletzung brizubringen und es dann langsam im Sonnenbrand gestrigen Vormittag in Schloß Bernstorff Regierungs ¬ oder im Schnee krepieren zu lassen. Das größte Ver- geschäfte und begab sich gegen 12 Uhr an Bord der brechen aber, das die kapitalistische Bestie erfunden hat, " —"—" " ' - "" nämlich der Krieg, bringt es mit sich, daß Tausende von Menschen in Wasserpfützen, in Ackerfurchen, im Sonnenbrand oder in eisiger Kälte Stunden, ja Tage hindurch hilflos mit furchtbaren Wunden liegen, um zuletzt elend zu sterben. Könnte ein Schwein über seinen Tod Betrachtungen anstellen, so wären sie immer noch tröstlicher, als die eines deutschen Soldaten, der im Kampf um — die Geschichte kommt einem so ver drückt vor, daß man sich fast schämt, das Wort nieder- zuschreiben — Marokko fiele. Ein Schwein müßte sich sagen, daß sein natürlicher Lebenszweck das Gefressen werden ist, daß sein Tod gar manchem Hungrigen eine angenehme Stunde bereitet und ihm zu neuen Kräften verhilft. Wir wollen also den sehen, der uns mit ver nünftigen Gründen — Phrasen haben bei uns keinen Kurs — bestreitet, daß ein Schwein, das zum Schlachten gefübrt wird, im Grunde besser daran ist, als ein deutscher Soldat, der für einen solch ausgemachten Humbug wie der Marollokoller sein Leben hätte hin geben müssen." CyniSmuS, Albernheit und moralischer Tiefstand I vereinigen sich da zu einer platten Gemeinheit. Etwa- I Unwürdigeres, Rohere- läßt sich kaum denken. Und IdaS spricht nicht etwa in leichtfertiger Alkoholstimmung Inn haltloser Wicht au-, nein, da- schmiert mit Vor- bedacht, mit der Absicht beleidigen zu wollen, ein ziel bewußter Genosse auf das Papier; ein Anhänger der- ljnngen Partei, die von sich behauptet, die Banner trägerin jeglichen Kulturfortschritts zu sein! Kultur-