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Mchnih -ZeitW Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsblatt für die Königliche Umtshailptmaimschast, das Königliche Amtsgericht und dm Stadtrath M Dippoldiswalde. Inserate, welche bet der bedeutenden Auflage des Blattes «ine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Psg. die Spaltenzeile oder veren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Eiime- sandt, im revaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. „Wetheritz, gettung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2b Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Verantwortlicher Redakteur: Paul Ichne in Dippoldiswalde. Vttt achtseitigem »Lllustrirten UnterhattungSblatt". Mit land- «nd hauSwirthschaftlicher MouatSbellage. Nr. 98. Donnerstag, den 22. August 1895. 61. Jahrgang. -Fokales und Sächsisches. Dippoldi-walde. Heute Mittwoch Vormittag voll zog sich hinter der schützenden Planke des BiSmarck- DenkmalbaueS eine stille Feierlichkeit. Man barg in einer eingemeißelten Höhlung eines Sandsteinquaders eine verlöthete kupferne Kapsel, in welche ein Doku ment und verschiedene Erinnerungsblätter an die Zeit des Denkmalbaues eingelegt worden waren. Die kleine Feier wurde durch eine kurze Ansprache des Vorsitzen den des GebirgsoereinS, Herrn Diakonus Büchttng, eingeleitet. Wer wird einst dieses geheimnißvolle Plätz- letn ausstöbern und sinnend verweilen in stiller Be trachtung des Gefundenen, das ein längst dahin gegangenes Geschlecht kommenden Zeiten zur Kenntniß hinterließ? — Ein grüner Busch auf der Höhe der neuen Esse des Elektrizitätswerkes zeigte an, daß der Bau derselben glücklich vollendet ist. Dieselbe ist 40 w hoch, som t 10 m höher als die kleinere. Ein in der Esse unten <mgezündeteS Freuer ergab, daß der lange Schlott einen ganz enormen Zug hat. Am ganzen Werke über haupt wird angestrengt gearbeitet, so daß es vielleicht möglich ist, dasselbe noch einige Tage vor dem kontraktlich vereinbarten Termine (l. Sept.) in Betrieb zu setzen. — Am Montag wurde im Theater „Haus Lonei", vieraktiges Lustspiel von L'Ärronge, gegeben. Der Dichter hat wie in „Mein Leopold" und „Hase- manns Töchter" der Familie bis in die tiefste Seele geschaut und ihre Licht- und Schattenseiten, ihre Freuden und Leiden so naturgetreu geschildert, daß der Zuhörer ein Stück seiner eigenen Familiengeschichte zu durch leben glaubt und so in spannendster Erwartung vis zum Ende erhalten wird. Dabei sind die einzelnen Szenen, die heiteren wie auch die ernsten, das wohl begründete, ganz und gar unerzwungene Ergebniß der verschiedenen Charaktere, der gut verschürzlen Ver wickelung und scheinbar sich selbst bildenden Ent wickelung so wahr, daß dieses Lustspiel zu den besten dieser Dichtungen zu zählen ist. Dabei können sich die Schauspieler ganz ihrer Rolle hingeben und durch die selbe sowohl erheiternd, als auch anregend wirken, ohne wie Harlekine auf Spaßmacherct verfallen zu müssen, und wir können anerkennen, daß dieSchmidtsche Truppe noch keinen Abend so harmonisch, und doch wieder individuell charakterisirend nach Maßgabe der Mollen aufgetreten ist wie in „Haus Lonei", daß sicher eine Wiederholung vertragen dürfte. — Ani Dienstag Nachmittag wurde auf hiesigem Kirchhofe die irdische Hülle des Herrn Jungnickel beerdigt, der als Gutsbesitzer in Reinholdshain den hiesigen ländlichen Bezirk im sächs. Landtage vertrat, Anfang der siebziger Jahre Gemeindevorstand in Lim- bach wurde und nach Erhebung dieses Ortes zu einer Stadtgemeinde das Amt eines Stadtraths bis zu seiner Emeritirung bekleidete, wofür ihm eine Deputation aus Limbach innigen Dank in die Gruft nachrief und eine prächtige Fächerpalme am Grabe niederlegte. Reinhardtsgrimma. Inhalts einer von der Kgl. Bezirksschulinspekrion an den hiesigen Schulvorstand gelangten Bescheidung ist die Wahl des zeitherigen Kirchschullehrers in Schönberg, Herrn Oskar Emil Schubert, zum Nachfolger oeS am 20. Mai d. I. verstorbenen hiesigen Kirchschullehrers, Herrn Handrack, von der obersten Schulbehörde, dem Kgl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts, bestätigt worden. Glashütte. Die Ueberwölbung des PrießnitzbacheS am Marktplatz wird bald vollendet sein. Die Aus stellung deö Adolf Lange-DenkmalS hat bereits be gonnen und nur die Erdarbeiten (Planirung u. s. w.) dürften bis zur Jubiläumsfeier im Rückstände geblieben sein. — Außer dem bereits in die Jubiläumsfeierlich keiten mit aufgenommenen Festkommers am Sedan tage wird der kgl. sächs. Militärverein Vorm. 9 Uhr einen Feldgottesdienst abhalten, zu welchem außer den verschiedenen hies. Vereinen auch einige Militär vereine der Umgebung eingeladen worden. Abends 8 Uhr wird ein Festzug vom Hotel „zur Post" aus durch die Stadl nach dem Kommerslokal stattfinden, wobei auch eine Illumination geplant ist. Bärenklause. Als am 17. d. M., früh gegen 6 Uhr, die beiden Dienstknechte Paul Burkhardt und Otto Hillig vom hiesigen Rittergut auf dem Felde mit den ihnen anvertrauten Geschirren beschäftigt waren, gingen aus unbekannter Ursache die muthmaßlich ohne gehörige Aussicht gelassenen Pferde Hilligs durch und nahmen die Burkhardl'schen Pferde mit. Hierbei kam Burkhardt zu Fall und wurde von einem seiner Pferde auf den Brustkasten und die Beine getreten, sodaß er sofort in ärztliche Behandlung genommen werden mußte. Auch das eine der Pferde trug schwere Verletzungen davon. Nassau. Die Feuerwehren von Frauenstein und Umgegend feiern am nächsten Sonntag hier ihren 11. Verbandstag mit gleichzeitiger Inspektion der Orts feuerwehr und haben dazu sämmtliche Feuerwehren der Amlshauptmannschaft eingeladen. Dresden. Die Spaziergänger am Terrassenuser folgen mit lebhaftem Interesse den Fortschritten, welche die Bauarbeiten zur Wiederausstellung des Moritzmonu- ments machen. Allenthalben hört man beifällige Aeußerungen über den neuen Aufstellungsplatz an der abgerundeten Ecke der nordöstlichen Terrassenmauer unterhalb des königlichen Belvedere. Wenige Beschauer vermögen sich allerdings eine Vorstellung von den mit der Neuaufstellung dieses alten Denkmals verbundenen Schwierigkeiten zu machen. Die Wiederausstellung wird durch die Zentralstelle des kgl. Landbauamtes unter Oberleitung des Herrn Oberbaurath Temper besorgt. Die gesummten alten Bildsteine des Monuments haben sich, soviel bekannt, bereits einer viermaligen Erneue rung im Laufe der Jahre unterziehen müssen. Sie sind durch Auswitterung, Verkittungen und eingesetzte Theilstücke mannigfach schadhaft geworden; viele Theile müßen ergänzt, zum Theil sogar erneuert werden. Zunächst war es nöthig, dem Monument einen mehrere Meter hohen Unterbau zu geben, um dasselbe über das Niveau der höchsten bekannten Elbhochfluth (von 1845) herauszuheben. Die ersten beiden diese Woche ausgesetzten Bildsteine, die beiden gewaltigen Konsol- quader, liegen demgemäß 6,n m über dem Elbnull- punkte an der Augustusbrücke, welcher im Jahre 1886 amtlich erneut aus 105,?oo m über dem Normalspiegel der Ostsee sestgestellt worden ist. Das Monument, dessen Ausbau man noch vor Eintritt des Winters zu beenden hofft, tritt mit seinen hervorragendsten Par tien über 3 w aus der Terrassenmauer hervor. Unter mauerung und Monument erheben sich bei ungesähr 7 m Breite 8,» m hoch und nehmen einen Flächen raum von rund 55 gm ein. Die Scheiteldeckung des Mittelbaues verläuft, in gleicher Höhe liegend, mit der Gangbahn vor dem königl. Belvedere der Brühl- schen Terrasse. — Ein Dresdner Blatt hat jetzt wieder die Notiz gebracht, baß zur Vollendung der Dresdner Bahnhofs umbauten dem Landtage noch eine Nachforderung von 18 Mill. Mk. zugehen werde. Wie nun in Bezug hierauf das amtliche „Journal" erklärt, entbehrt diese Nachricht insofern der Begründung, als eine Nach- forderuiH nicht in Frage kommt, die für die Zwecke der Dresdner Bahnhofsbauten in den nächsten Etat einzustellende Baukostenrate sich vielmehr innerhalb des bereits dem letzten Landtage bezeichneten Gesammt- aufwandes halten wird. Meißen. Schon wiederholt tauchte hierorts die Idee aus eine Straßenbahn zu errichten, doch ist bis heute unsere Stadt mit einem solchen Verkehrs mittel noch nicht versehen. Gegenwärtig liegt der Behörde ein Gesuch zur Errichtung einer „Straßen bahn mit Motorwagenbetrieb" Seitens des mit seiner Fabrik von Dresden-Löbtau nach hier übergesiedelten Motorwagenfabrikanlen Messing zur Begutachtung und Genehmigung vor. Die zu befahrende Strecke würde sich von dem im äußeren Tribtschthale belegen«« Buschbade durch die innere Stadt über die Brücke bis nach dem auf dem rechten Elbufer gelegenen Dorfe Spaar erstrecken, somit eine Länge von über 7 Kilo meter erreichen. Die Bahn soll eine Aktiengesellschaft bauen. Wechselburg. Unweit der altehrwürdigen, weithin bekannten Klosterkirche in Wechselburg erhebt sich am Marktplatze ein größeres, jetzt aber sehr unscheinbares Gebäude, welches als ReithauS allgemein bekannt ist. Dasselbe gehört zu den bemerkcnSwerthen Schöp fungen der Baukunst früherer Jahrhunderte und ver dient deshalb volle Aufmerksamkeit; sehr dringend ist seine Erhaltung und Erneuerung den maßgebenden Kreisen anzuempfehlen. Es besitzt eine Länge von ungefähr 20 Meter und eine Tiefe von 12 Meter, in seinem Erdgeschoß an der Marktseite befinden sich drei breite Eingänge, im Obergeschoß aber sechs Fenster, sein Dach ist mit Ziegeln gedeckt. Als beachtenSwcrth ist nun besonders die Ausführung seiner Umfassungs mauern zu bezeichnen, sie bilden ein kunstvoll zusammen- gefügtes Fachwerk mit einer Ausfüllung von rothen Ziegeln, die ebenfalls in künstlicher Form verbunden sind, ihre Lagerfugen liegen nicht, wie sonst üblich, wagerecht, sondern schräg und dieser Steinverband, der mit dem technischen Ausdruck „Sternmauerwerk" bezeichnet wird, hat seiner Zeit viel Mühe und Arbeit verursacht. Dabei ist das Obergeschoß über dem Untergeschoß hervorspringend ausgeführt, wie «S im Mittelalter bei den aus Holz erbauten Wohnhäusern üblich war. Leider ist von diesen Besonderheiten jetzt nicht mehr viel zu bemerken, da alle Wandflächen mit einer dicken Kalkmörtelschicht bedeckt sind, welche die angeführten Schönheiten derselben verdeckt. Nur wo sie abgesallen ist, kann man noch die ursprüngliche zierliche Gestaltung der Konstruktion wahrnehmen. Es wäre Wünschenswerth, daß dieses ReithauS, als eine werthvolle architektonische Schöpfung vergangener Zeiten, erhalten bliebe und einer gründlichen Erneue rung unterworfen würde. Es ist nur nöthig, den un schönen Kalkmörtelputz zu beseitigen, das Mauerwerk zu reinigen und auSzufugen, sowie das Holz zu säubern, auszubessern und mit O-l zu streichen. Dann wird alles in seinem ursprünglichen Charakter wieder erscheinen, und für Wechselburg ersteht eine neue Sehenswürdigkeit, die dem Orte zur Zierde gereicht, auf der das Auge des Kunstverständigen mit Freude verweilt und die auch sicher den Beifall der Einwohner finden würde! Lommatzsch. Hier soll nächstes Frühjahr mit dem Bau eines neuen Stadtkrankenhauses begonnen werden. Das jetzige, 1866 erbaute Krankenhaus steht schon längst nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Die räumliche Verbindung von Kranken- und Armenhaus soll bei dem Neubau aufgehoben werden. Die Platz frage ist noch nicht geregelt. Leipzig. Die Neichsanwaltschast siedelt, gutem Vernehmen nach, bereits am 9. und 10. September in das neue Reichsgerichtsgebäude über. ES folgen dann die weiteren Abtheilungen des Reichs gerichts. Der Umzug wird voraussichtlich am 15. September beendigt sein. Adorf. In den letzten Tagen sind gegen 8 Acker Areal durch eine Chemnitzer Kommanditgesellschaft an gekauft worben, welch' letztere dem Vernehmen nach mit 5 Millionen Mark Kapital fundirt sein soll und hier eine Weberei sür einen ganz neuen Stoff zu errichten gedenkt. Die Fabrikanlage ist in einer Aus dehnung geplant, daß sie etwa 900 männlichen uno 300 weiblichen Arbeitern Aufnahme gewähren könnte. Wie der hiesige „Grenzbote" in Erfahrung bringt, plant die Gesellschaft die gleichzeitige Errichtung einer