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MsdrufferNgeblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das »Wilsdruffer Tageblatt- erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. Haus, bei Postbestellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postanstalten und Post- vvten unsere Austrägern. Geschäftsstelle, nehmen zu ^erZeuBestellungenent- Wochenblatt sUV WllsVrUsf U. UMgkgeNd gegen. Im Falle höherer ^ewalt.Kriegod. sonstiger ' Betriebsstörungen besteht Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis : die 8gespaltene Raumzeile 20 Rpfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs pfennige, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RM. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. 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Das Scheingefecht, das Polen jetzt in Genf gegen den sranzö fischen Abrüstungsplan führt, hat lsensichtlich den Zweck, die Lage zu vernebeln und ein ^erausarbciten der Hauptpunkte, die jetzt zunächst erledigt werden müssen, zu verhindern. Der Vorschlag des polni- Vertreters, den er mit seinen Bedenken gegen die französischen Anträge begründet, geht dahin, der Konferenz °en Abschluß des ersten Verhandlungsabschnittes vor- Mchlagen. Würde die Konferenz auf diesen Vorschlag ein- Sehen, so würde dies eine Bankerotterklärung der Ab- rustungsbestrebungen bedeuten, d. h. das ausdrückliche »larmerden eines Zustandes, wie er unausgesprochen be reits seit langem besteht. Polen handelt damit im Interesse 'Frankreichs, das an einer Abrüstung, die nicht unter Ittner Kontrolle und seiner Vormacht steht, gar kein Interesse hat und die Hoffnung auf die Durchsetzung seiner Absichten in Genf immer mehr schwinden sieht. Die polni- Wn Bestrebungen auf einen vorläufigen Abschluß der Konferenz dürften aber auch auf die Befürchtung zurück- Mühren sein, daß territorialeO st fragen auf der Inferenz zur Sprache kommen könnten. . Es unterliegt keinem Zweifel, daß, nachdem die mili- wrische Gleichberechtigung Deutschlands jetzt Moretisch festgelegt ist, es auf dem schnellsten Wege zu Mer praktischen Auswertung kommen muß. Es kann nicht warten, bis die Abrüstungskonferenz ihre Beschlüsse ge- W hat, denn die Bedrohung seiner Sicherheit an seiner Mrenze wächst von Tag zu Tag. Schuld an dieser Un- Werheit aber ist diese durch das Versailler Diktat gezogene ^grenze selbst. Wir.wollen eine Revision dieser Grenze, wre schon fast zu oft betont worden ist, nicht auskriege- rischem, sondern auf friedlichem Wege; wir müssen "ber auf jeden Fall Vorsorge treffen, daß nicht von der anderen Seite der Grenze her eine „Revision" der Grenz- Kehung im polnischen Interesse vorgenommen wird, Ä? wahrscheinlich nicht gerade friedlich ausfallen dürfte, "wir Werden unsere Nüstungsfreiheit nutzen müssen, nicht Angriffszwecken, aber zur Verteidigungsvorbereitung and zu einem „Bis hierher und nicht weiter!" Polen gegenüber. Wenn wir auf diese Weise die Versailler Oftgrenze zunächst „gesichert" haben, wird es uns auch leichter fallen, ihre Abänderung, wie sie unserer natio nalen Ehre und Sicherheit entspricht, zu erreichen. Daß die Berechtigung der deutschen Forderun gen in bezug auf die Ostgrenze immer mehr auch in Zeisen, die ihr früher entgegengestanden haben, an erkannt wird, dafür bieten Äußerungen des früheren eng lischen Außen- und Marineministers AustenCha mber- lain einen Beweis, der aus die Anfrage eines fran zösischen Pressevertreters über die französisch-eng lischen Beziehungen u. a. folgendes erklärte: »Die Deutschen haben von sich aus in Locarno für hhMer auf Elsaß-Lothringen verzichtet. Wir können nicht von ihnen verlangen, daß sie förmlich auf alle Hoffnungen, ihre Ost grenzen zu ändern, ver achten. Wir haben aber das Recht, sie zu bitten, daß sie loyal im Sinne der von ihnen übernommenen Verpflich- iungen handeln, das heißt, niemals zum Kriege schreiten, um die von ihnen gewünschten Verbesserungen durchzusetzen. Und unsererseits müßten wir alles tun, was in unseren Kräften steht, um den Deutschen zu helfen, die Vergangenheit zu vergessen und um ihnen das Leben erträglich zu machen. Man darf sie nicht in die Lage eines Spielers versetzen, der alles verloren hat, ous Verzweiflung seinen letzten Trumpf ausspielt und seine Umgebung in seinen Zusammenbruch mitzureißen droht. Sie können nicht verlangen, daß das Leben siehenbleibt und sich um eine Formel, um einen Ver trag kristallisiert. Das Leben geht seinen Gang, und Man muß auf das Leben vertrauen, und S i e müssen die Mentalität des Siegers, die Ihnen nicht ) usteht, aufgeben." Holland in Rot. Nicht erst die phantastische Meutercrtat und -fahrt des holländischen Panzerkreuzers „Sieben Provinzen" hat die Decke von den schweren Sorgen weggezogen, die -Volland mit seinem riesigen ostindischen Kolonialbesitz seit langem hat. Denn immer noch acwaltig groß ist dieser Besitz, den die Natur zu einem -Paradies auf Erden machte. Aber auch in dieses Paradies Mich sich die Schlange der Weltkrise und schuf furchtbares Elend. Haben doch gerade die tropischen und subtropischen -ander ganz besonders darunter zu leiden, daß die Preise ihrer Naturprodukte aufs stärkste zusammengeschmolzen und. Höher auch wieder wurden überall die Zölle, die von den Verbraucherländern gegen die Einfuhr dieser Natur produkte errichtet waren. Holland und seine Üolonien sind in Not. Außerdem — Asien rühr: nch. Die Soldherabsetzung auf der holländischen Kriegs- notte — von deren Dasein Wohl in Europa über »aupt nicht allzuviele gewußt haben mögen — hat schor mal auf einer anderen Flotte, der englischen, einer „Matrosenaufstand" zur Folge gehabt. Aber dort wm dies wirklich nur eine Lohnbewegung gewesen und war Neue Kabinettssitzung. Einzelheiten des Regierungs programms. Hitler und Hugenberg werden sprechen. Die Reichsregierung ist am Mittwoch zu einer neuen Beratung zusammengetreien, die vorwiegend politischen Fragen galt. Auch Personalangelegenheiten, die vor allem das Reichsarbeitsministeriüm betrafen, sollten be sprochen werden. Es handelte sich dabei vor allem um die Frage, ob Reichsarbeitsminister Seldte das Reichs kommissariat für den Arbeitsdienst selbst übernehmen würde, oder ob dieses Kommissariat mit einer anderen Persönlichkeit besetzt werden soll. Allgemein wurde an genommen, daß Minister Seldte auch das Amt des Reichskommissars für den Arbeitsdienst erhalten wird, wobei er eine Persönlichkeit aus dem Stahlhelm zu seinem engeren Mitarbeiter in Arbeitsdienstfragen berufen wird Mit der Bekanntgabe von Einzelheiten des Regie rungsprogramms wird in den nächsten Tagen zu rechner sein. So wird Reichskanzler Hitlerin seiner Rede, du er am Freitagabend auf einer Kundgebung der National sozialistischen Partei im Berliner Sportpalast halten wird die politischen Aufgaben der neuen Reichs regierung näher umreißen, während Reichswirtschafts- und Reichsernährungsminister Dr. Hugenberg aw dem Deutschnationalen Parteitag am Sonnabend Näheres über den künftig einzuschlagenden Weg der von ihm ge leiteten Ministerien mitteilen wird. Oie Sitzung des Neichskabinetts. Finanz- und wirtschaftspolitische Fragen beraten. Das Reichskabinett beriet Mittwoch, wie amtlich mitgeteilt wurde, eingehend eine Reihe finanz- nnd wirtschaftspolitischer Fragen sowie Maßnahmen zur Linderung schwerer wirtschaftlicher und sozialer Schäden. Die Beratungen hierüber werden in den nächsten Tagen fortgesetzt. Eine neue Klage Brauns. Gegen die Auflösung des Landtages Die abgesetzte Regierung Braun hat dem Staats gerichtshof in Leipzig eine zweite Klage überreichen lassen, die sich gegen das Deutsche Reich und den Rcichskommissai für das Land Preußen, von Papen, richtet und die Auf lösung des Preußischen Landtages zum Gegenstand hat. Die Klageschrift umfaßt elf Schreibmaschincnseiten und zehn Seiten Anlagen. Der Entscheidungsanirag ist wie folgt formuliert: 1. Die am 6. Februar durch den Rcichskommissai von Papen und den Präsidenten des Preußischen Land tages, Kerrl, ausgesprochene Auflösung des am 24. April 1932 gewählten Preußischen Landtages steht mit der Reichsverfassung und der preußischen Verfassung nicht im Einklang und ist daher ungültig. 2. Der Reichskommissar für das Land Preußen durfte eine Neuwahl zum Preußischen Landtag nicht anberaumen; die von ihm anberaumte Neuwahl ist unzulässig. Die Klage wird im wesentlichen damit begründet, daß i die Entsendung des Reichskommissars von Papen in den Dreimännerausschuß nach Ansicht des preußischen Ministe riums verfassungswidrig sei. Auch Württemberg klagt nicht. Zu dem neuen Konflikt Preußen-Reich bemerkt das Deutsche Volksblatt, das württembergische Zentrums» organ: Tie württembergische Regierung wird in dem neuen Konflikt nicht aktiv werden. Sie hat sich nach dem 20. Juli des vergangenen Jahres eine weitgehende Zurückhaltung auferlegt, ohne dabei die nachdrückliche Ver tretung der Landesinteressen außer acht zu lassen. Auch jetzt wird sie ein aktives Vorgehen der alten preußischen Negierung und dem Preußischen Landtag überlassen. Die NGDAP. gegen Kuliurkampf. Die NSK. schreibt u. a.: Es mutz mit aller Deutlich keit festgestellt werden, datz die Behauptung des Zentrums und seiner Presse, die nationale Regierung habe kultur - kämpferische Tendenzen, in vollem Umfange un wahr ist. Allein schon die Tatsache, daß die NSDAP, eine führende Stellung im Reichskabinett einnimmt, ist dem christlichen Deutschland Beweis dafür, daß in der neuen Negierung der Grundsatz der P a r i t ä t d c r K o n- fessionen des positiven Christentums garantiert ist. Die erste Regierungserklärung des Kabinetts bringt den Willen der Regierung nach Ausschalten jedes kon fessionellen Streites znm Ausdruck, indem sie das Christen tum als dieBasis unserer gesamten Moral proklamiert. Sitler über die Ausgaben der presse. Reichskanzler Hitler empfing eine Anzahl leitender Redakteure der Berliner und in Berlin ver- trenen großen Zeitungen des Reiches. Er führte dabei aus, daß er persönlich und die Reichsregierung keines wegs auf dem Standpunkt ständen, daß die Presse ge knebelt werden solle. Was die Reichsregierung aber von der Presse erwarten müsse, sei, daß sie den neuen Män nern den guten Willen zubillige, das Beste für Volk und Vaterland zu leisten. Sie müsse verlangen, daß die notwendige und sachliche Kritik sich von persönlichen Injurien fernhalte. Hitler kam wiederholt auf die Notwendigkeit und Nützlichkeit der Kritik in der Presse zurück. Wenn sie manchmal auch unangenehm sei, so treibe sie die Dinge doch vor wärts und zwinge die Negierenden, so sachlich und gut zu arbeiten, daß sie vor jeder Kritik eben bestehen könnten. Die neue Reichsregierung habe den festen Willen und die unerschütterliche Überzeugung, datz durch ihre Arbeit das deutsche Vaterland wieder zu einem glück licheren, schöneren und freieren Dasein geführt werden würde, als das Reich von heute es seinen Bürgern zu bieten vermöge. Er sehe mannigfache Möglichkeiten einer negativen Mehrheit in Deutschland. Aber eine andere positive Mehrheit als die heutige sehe er nicht. Der Reichskanzler schloß seine Ausführungen mit der Ankündigung, daß gegen die wenigen, die Deutschland bewußt schädigen wollten, allerdings mit äußerster Schärfe vorgegangen werden müsse. Er gebrauchte wört lich die Äußerung: „In zehn Jahren wird es in Deutsch land keinen Marxismus mehr geben." An die aber, die mit gutem Willen an der Rettung des Vaterlandes Mitarbeiten wollten, richte er die Bitte, diesen guten Willen auch bei der Regierung voraus zusetzen. ourcy eine Loynveretnvarung beendet worden. Bei dci Meuterei der Eingeborenen-Matrosen auf dem holländi schen Panzerkreuzer aber gesellten sich zu diesen lohnpoliti schen Motiven auch solche revolutionärer Art, die von Ruh land aus in die Massen Asiens hineingetragen wurden, China überfluteten, dort fast zum Siege gelangten, dann nach Westen vordrangen. Die Weltwirtschaftskrise ebnete überall den Weg und — Holland kann nur mit An spannung aller Kräfte seinen Kolonialbesitz gegen diese Welle schützen. Man hat bei der Meuterei auf dem holländischen Panzerkreuzer also nicht mit Unrecht an jene andere er innert, die vor 28 Jahren auf dem russischen Panzer kreuzer „Potemkin" ausbrach und durchaus revolu tionären Charakter trug. Auch hier führte ein fast un bedeutender Vorgang zum Ausbruch einer Meuterei, die allerdings wesentlich blutiger verlief als die Meuterertat auf den „Sieben Provinzen". Sehr unblutig endete sie aber für die Teilnehmer an ihr, da diese schließlich in einem rumänischen Hafen ungestört das Schiff verlassen konnten. Für die Meuterer auf dem holländischen Panzerkreuzer sah die ganze Sache aber von Anfang an ganz hoffnungs los ans und es ist fast schon ein Wunder, daß das Schiff solange auf dem Indischen Ozean, an den Küsten von Sumatra, Herumgeistern konnte. Aber ebenso wie der Schiffskommandant und seine Offiziere scheint die hol ländische Zentralregierung der Kolonien in Batavia von dem Ausbruch der Meuterei völlig überrascht worden zu sein. Niierrungs soll vcr Kommandant der Seebäfen in Holländisch-Jndien schon vor einiger Zeit den Offizieren imd Unteroffizieren befohlen haben, ihre — Pistolen stets schußfertig zu halten. So ist der Ausbruch der Meuterei auf dem Panzerkreuzer eine Überraschungsaktion, die aber ohne weiteres beweist, daß eine Flotte mit derartiger Mannschaft im Ernstfall natürlich nicht den geringsten Gefechtswert besitzen kann. Die Meuterei ist aber nicht bloß auf dem Panzer kreuzer emporgelodert, sondern auch auf dem Lande. In Surabaya, der Hauptstadt der Insel Java, kam es zu schweren Meutereien — und das geschah in einer Festung, die zugleich Sitz des holländischen Residenten ist. Was sonst noch geschehen sein mag, dürfte höchstens auf Schleichwegen mal der größeren Öffentlichkeit bekannt werden. Und nicht gerade zur Erhöhung ihrer Autorität wird es dienen, daß die Holländer das meuternde Schiff Tage hindurch an den Küsten ihrer Kolonien entlang fahren lassen mußten, ohne es hindern zu können; hinter her ohnmächtig und zähneknirschend der Kommandant des „verloren"gegangenen Panzerkreuzers. Aus dieser Ohnmacht, dem — zwangsweise — viel zu lange ver zögerten Zupacken erwächst aber nicht nur eine leichte Komik, sondern eine schwere Gefahr für die Holländer in Ostasien, die noch längst nicht damit gebannt ist, wenn man das Schiff zurück„erobert" hat. Und dieses holländische Kolonialreich liegt vor den Küsten des englischen Ostindiens!