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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 12.04.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-04-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100412023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910041202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910041202
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-04
- Tag 1910-04-12
-
Monat
1910-04
-
Jahr
1910
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I. KLVlt an». l. en. ser. erber g. Preise bc ort« — >t,. — »er. — 2»»a» Man». i Victor rsolf. »imann. »er. Her. mann. bauS. »he. m rden. Inger, land. Ecker. ;ner. »tte. ll,c. LonnerS« -lmann-: UlsungS- »anöver. »4»40 M ing langes. Lei. 1966. rejsen, V rasse ÄS /H, »TasseÄS/^, l S IS vom Faß «wert. ten, l-Büfett. aodf., ' 17. osors irschile , durch mil. rsten; sie er- er Mitarbeit m 8. Avril, im Elysium geübt.) ledenSjahre beten: ^,4 Uhr, »ou«» ; Ubr. k Ituure. rlrr.WHel^ indt, Grabau. ^.B. Reiling. V. Liebscher. A. Bachmann. T. V. Hoyer. BezugS-Prei» Kr Let-jia und Boron« durch unter« Irtarr »n» kvedileur« imal täglich dis Hau« gebrach«: 90 monull., L.70^» »irrteljähri. Bei untern Kilialen u. >n« oabmesrellen adoebolt; 7» H monatt., U.LS viertel,thrl. Lurch dir Dog: lnnerbald Deuitchianb« und der deuttchrn Kolonien viertel,ädri U.tlä monail. >.«» auätchU Poftdetiellaeld. ferner >n Belgien, Dänemark, den Donaustaateu, Italien. Luremdurg, Niederlande. 'Nor wegen, OBlerreich-Ungarn, »atzland, bchnxden, Schwei» u. Spanien I» allen übrigen Staaten nur direkt durch bi« Seichättätielle de» Blatte« erhältlich. Da« Leivziget tagediatt ertche>n, 2 mal täglich. Sonn- ». Yei.riag« nur morgen«. tldonne.1 «ni-Ännadme. BuguiluSplatz 8, bei unteren Drägern, Filialen. Spediteuren und Lnnahmekeklen. lowie Postämtern und Brietträgern lingelbectauleprei« der vlorgen. tusgad« 10^, der Nbend iusgade v «h. -lrdaktton und TelchastSftelle: Johanniägatte v. »erntvrecher: 14882. 148!», 14694. Abend-Ausgabe. Wp;jgcr TagMM Handelszeitung. Ämtsblatt Les Rates und des Rolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis tär Anterale au« !!«,«>,ig und Umgebung di« «geivattene 60 wm breit« Petitteil« 26 di« 74 mm brette Beklamezell« I »an aulwättl ott bieklame» l.M ^glr Inserate «an Behärden >» amtlichen Lei, die 74 nua breite Petitzeil« 4» 4. chetchä>t»ani«iqen mit V atzoortchrilten UN» in der tl »endau«aab, im Preis« «rhöht biabatt nach iar>l. Beilagegebäbr 2 uv p. l-utrnd exkl. Postgebühr. sseslerteilt« Autrräg« kinnen nicht »uräik- gelogen werden, ftür da« Erscheinen an beftlmmren Tagen und Plähen wird kein« Guranti« übernommen. »n,eigen« Annahme: LuguttuSplatz 8, bei sämtlichen gilialrn u. allen «nnoncen- Slp«dit,on«n de« Zu- und vutlande«. .anpt-Siliale B«rN»: Carl L»»Ser. Beriogl. Vahr, tzofbuch- Handlung, Lühowstiab« IL (Telephon VT, Nr. 4c»»). .aupl«?ilialr Lretdrn: S«el!rahe -e, T (Telephon 4621). 104. Jahrgang Nr. 100 vienstsg, üen 12. April 1910. palltilche Nachrichten. Der Kampf im Baugewerbe in Leipzig. Der Beschluss der Leipziger Arbeitgeber des Bau gewerbes, die Bauarbeiter vom 15. April ab auszu sperren, hat uns Veranlassung gegeben, bei den in Frage kommenden Firmen, die mittelbar oder un mittelbar von der Aussperrung betroffen werden, über die voraussichtlichen Folgen dieses Kampfes zu befragen. Das Ergebnis dieser Rundfrage war, daß man von dem Beschluß nach der letzten Berliner Versamm lung nicht mehr überrascht war. Im Leipziger Baugewerbe selbst besteht im allgemeinen wenig Sympathie für den Kampf, der in der Hauptsache von den süddeutschen Arbeitgebern heraufbeschworen ist, da man hier eigentlich gar keinen Grund zu einem solchen Kampf hat. Die Ver hältnisse auf dem Leipziger Vaumarkt liegen derart, daß von einer ernsten Differenz zwischen Arbeit gebern und -nebmern keine Rede sein konnte, jeden falls nicht in dem Maße, daß nicht eine Einigung hätte erzielt werden können. Der Kampf ist von der Zentralstelle aufgezwungen und wird deshalb durch geführt. Dann aber sorgt man sich in den Arbeit geberkreisen um so weniger um den Streik, als der milde Winter gestattet hat, durcharbeiten zu lasten, so daß die meisten Bauten so weit fortgeschritten sind, daß sie bei regelmäßiger Arbeit viel zu früh fertig werden würden. Zum größten Teil haben nur noch die Handwerker die Jnnenarbeiten auszuführen, und demnach werden die Bauten auch zur Zeit fertig werden. Anders liegt die Sache allerdings bei den erst jetzt in Angriff genommenen Bauten. Diese müssen allerdings durch die Aussperrung liegin bleiben und ihre Fertigstellung wird sich um die Zeit des Streiks verzögern. Die Frage, ob durch die nicht- cktKckEerftn Arbeiter ein Weiterarbeiten, wenn auch in beschränktem Maße, möglich sein wird, erledig! sich dadurch, daß fast alle Arbeiter der Organisation an gehören. Wird die Situation deshalb bei den Arbeitgebern nicht ungünstig beurteilt, so sieht man in den Kreisen der Baumaterialienhändler dem Kampfe mit einiger Besorgnis entgegen, werden durch ihn doch viele bereits lange getroffene Dispositionen umgeworfen. Zn diesen Kreisen wird auswärts schon lange daraus hingearbeitet, einen Zusammen schluß des Baumalerialienhändlerverbandes mit der Zentralstelle der Arbeitgeber herbeizuführen. Er 'st an einigen Plätzen, so u. a. in Hamburg, bereits voll zogen, in Leipzig war der Zusammenschluß jedoch noch nicht möglich, doch hofft man durch den jetzigen Kampf eine Annäherung der beiden Verbände zu er reichen. Zn Vankkreisen ist man der Ansicht, daß man auf beiden Seiten bald eine Einigung anstreben wird, so daß der Kampf nicht allzusehr in die Länge gezogen werden wird. Sollte dies aber doch der Fall sein, so werden die Banken ihren Geld nehmern entgegenkommen und Stundung eintreten lasten. Auf dem Geldmarkt wird die Bewegung voraussichtlich gar keinen Einfluß haben. Heute beginnen in Berlin die neuen Ver handlungen zwischen den Vertretern des Arbeit geberverbandes und den Arbeitnehmern. Von dem Ergebnis dieser Verhandlungen hängt es ab, ob Ber lin in den großen Kampf, der im Baugewerbe aus gebrochen ist, mit hineingezogen wird oder ob hier noch eine Einigung zustande kommt. * * Magdeburg, 12. April. (Tel.) Am Freitag abend sollen in Magdeburg rund 2000 Arbeiter aus gesperrt werden. Die Wahlrechtsreform im preußischen Abgeordnetenhaus. O. Berlin, 12. April. (Tel.) Die Umgebung des Abgeordnetenhauses zeigt heute ein völlig normales Bild. Die Tribünen waren mit Ausnahme der Hof tribüne voll besetzt, ebenso der Saal Dor Eintritt in die Tagesordnung erklärte Abg. o. Eescher (Kons.), daß er nicht, wie in der Presse behauptet wurde, in einer Versammlung in Unna von den Nationallibe ralen als Klatschweibern gesprochen habe. (Zuruf: Was haben Sie nun eigentlich gesagt? Heiterkeit.) Ueber die Wahlrechtsvorlage findet zu nächst eine allgemeine Besprechung statt. Abg. o. Heqdebrand (Kons.) erklärt kurz, daß seine Partei ebenso stimmen würde, w i e a m 16. M ä rz. Abg. Dr. Friedberg (Natl.): Die Verbindung von in direkter und öffentlicher Wahl ist keine Gewähr für die unabhängige Wahl. Die Industrie des Westens wird durch die Beibehaltung der Drittelung in den Urwahlbezirkcn im Zusammenhang mit der neuge- fchaffenen Maximierung entrechtet. Abg. Tastet (Fortschrittl. Vpt.) verlangt unter anderem die Neu- einteilung der Wahlkreise und erklärt, daß auch seine Partei gegen die Beschlüste der vorigen Lesung stimmen werde. Abg. Herold (Ztr.): Wir sehen in dieser Reform, wenn sie auch nicht alle unsere Wünsche erfüllt, eine wesentliche Verbesserung und werden sie deshalb annehmen. Abg. v. Zazdzewski (Pole) erklärt, daß die Polen die Kompromißbeschlüste ablehnen werden. Abg. Borgmann (Soz.) legt in etwa halbstündigen Ausführungen die Meinung der Sozialdemokraten dar und kündigt an, daß stärkere Druckmittel angewendet werden würden. Abg. Freiherr v. Zedlitz (Freikons.) greift diese Aeußerung auf und sieht sie als Beweis für die Bereitschaft zu revolutionären Taten an. Er greift im weiteren Verlauf das Zentrum heftig an, das, als der Redner abtritt, heftig zischt. Abg. Friedberg (Natl.) weist den Konservativen die Verantwor tung für die Nichtberücksichtigung der Wünsche der Industrie des Westens zu. Abg. Herold (Ztr.) folgert, daß die Nationalliberalen das Gesetz noch pluto- kratischer gestalten wollten. Die Sitzung dauert fort. Die Festtage in Jerusalem. Zerusalem, 12. April. (Tel.) Prinz Eitel Friedrich reitet heute nach Zericho, während die Prinzessin in Begleitung des Botschafters Marschall v. Bieberstein verschiedene Wohltätig keitsanstalten in Jerusalem und der Um gebung besuchen wird. — v. Bieberstein reist morgen nach Haifa zum Besuch der württembergischen Templerkolonie, dann nach Beirut: von Beirut, immer an Bord der „Loreley", über Smyrna nach Konstantinopel. — Zu dem gestern abend tm Oel- berghospiz stattgefundenen Diner waren 150 Einladungen ergangen, u. a. an die türkischen Be hörden, die Vertreter der Johanniter- und Malteser ritter, die Konsuln, den Präsidenten Voigts, den Propst Jeremias, Frau Oelbermann, den Botschafter Freiherrn v. Marschall und den Oberkonsistorialrat Lahusen. Am Vormittage fand die Grundstein legung für das dem Negierungsbaumeister Leibnitz in Auftrag gegebene Johanniterhospiz auf dem Muristan statt. Frau Oelbermann kündigte hier für besondere Zuwendungen an. Zur gleichen Zeit erschienen in der Oelbergstiftung etwa 80 deutsche Pilger, von der Geistlichkeit geführt, besichtigten die Gebäude und begaben sich dann in die Himmel fahrtskirche, wo sie von Orgelspiel begrüßt wurden. Alsdann versammelten sie sich im großen Hofe, wo Freiherr v. Mirbach eine kurze Ansprache an sie richtete, die sie mit Hochrufen auf den Kaiser, die Kaiserin und die prinzlichen Herrschaften erwiderten. Sodann wurde „Heil dir im Siegerkranz" und „Deutschland, Deutschland über alles" angestimmt. Nachdem die Lieder verklungen waren, ertönte das herrliche Geläute der Stiftungsglocken, was erneute begeisterte Kundgebungen hervorrief. Die Pilger dankten sodann ihren Gastgebern für die ihnen be reitet« liebenswürdige Aufnahme. Landtagsersatzwahl in Berlin. Die im 8. Berliner Landtagswahl kreise für heute anstehende Ersatzwahl für den Sozialdemokraten Heimann wird, da die fortschritt liche Volkspartei sich der Wahl fernhält, mit dem Siege des Sozialdemokraten Hoffmann enden. Der Ausstand in Marseille. Die Syndikatskammern machen verzweifelte An strengungen, um den Ausstand der eingeschriebenen Seeleute nicht abflauen zu lasten. Ein Aufruf hat allerdings bewirkt, daß andere Arbeitnehmerorgani sationen in einen Sympathiestreik eingetreten sind, aber es ist kaum anzunehmen, daß die Syndikalisten ihr Ziel erreichen. Folgende Depeschen unterrichten über die Lage: Marseille, 12. April. (Tel.) Der Aufruf der Vereinigung der Syndikatskammern hat bewirkt, daß in mehreren Fabriken und auf verschiedenen Arbeitsplätzen Arbeitsniederlegun gen erfolgt sind, insbesondere haben viele Kupfer schmiede ihre Arbeitsstellen verlosten. Die Vereini gung der Syndikatskammern hat sich als Komitee für den Generalstreik konstituiert. Marseille, 12. April. (Tel.) Eine große Anzahl von Handlungsgehilfen hat gestern beschlos sen, zum Zeichen der Sympathie mit den streikenden Seeleuten heute und morgen die Arbeit ruhen zu lasten. Die Angestellten der Straßenbahn haben gestern abend ebenfalls eine Versammlung ab gehalten und in später Abendstunde beschlossen, heute und morgen in den Streik zu treten, so daß an diesen beiden Tagen der Straßenbahnverkehr vollständig ruhen wird. Stürmische Wählerversammlung im Wahl kreise Delcasses. Im Wahlkreise des früheren französischen Ministers Delcassä scheint es bei den Wählerversamm lungen sehr lebhaft herzugehen. Man schreckt sogar vor Tätlichkeiten nicht zurück, wie folgendes Tele gramm zeigt: Paris, 12. April. (Tel.) Mehrere Blätter mel den gerüchtweise aus Foix, daß der frühere Minister Delcass« in einer Wählerversamm lung, während der eine Rauferei entstand, leicht verletzt wurde. Nach anderen Meldungen soll die Verletzung durch einen Revolverschuß verur sacht und ernster Natur sein. Zum Aufstand in Albanien. Das energische Vorgehen der türkischen Regierung gegen die aufständischen Albanier hat bald Erfolg gehabt. Vor der starken Truppenmacht haben die Arnauten kapituliert, so daß die Ruhe in den nächsten Tagen wiederhergestellt sein wird. Es liegt darüber folgendes Telegramm vor: Uesküb, 12. April. (Tel.) Die aufständischen Albanier ergaben sich und liefern die Ge fangenen und die erbeuteten Geschütze aus. Gestern kamen zwei Bataillone aus der Hauptstadt hier durch, unter deren Offizieren sich ein kaiserlicher Prinz be findet. Dieser sowie der unter den vorgestern abge reisten Offizieren befindliche Sohn des Eroßwesirs Hakki Pascha haben den Auftrag, auf die Albanier aufgütlichemWege einzuwirken. Tageschranlk. /rau Tasettt. Endgültige Ehescheidung. Berlin, 12. April. (Tel.) Die ehemalige Kronprinzessin von Sachsen, Frau Toselli, hat, wie dem „Verl. Tagebl." aus Montreux gemeldet wird, den Rechtsanwalt Lachenal -Genf und den jungen Advokaten C o fe l s ch i - Florenz end gültig beauftragt, die Ehescheidungsklage gegen ihren Gatten, den Virtuosen Toselli, einzuleiten. Die beiden Anwälte arbeiten die Klage gemeinsam aus und werden sie noch im Laufe dieses Monats Leipziger dilüenüe Kunst. (Ausstellung im Kunstverein.) Fritz Overbeck, von dem im Kunstverein eine große Kollektion von Gemälden ausgestellt ist, ge hörte zu den „Worvswedern", zu den Malern des „deutschen Burbizon , die wie ihre französischen Kol legen aus der Zeit der Romantik in der Verherr lichung der heimischen Landschaft ihre Lebensaufgabe suchten. Sie mieden das aufreibende Leben in der Großstadt und zogen sich aufs Land zurück, um in stetem lebendigen Verkehr mit der Statur, sie ganz zu verstehen und ganz in ihr innerstes Wesen eindrrngcn zu lernen. Wie früher Rousseau, Daubigny und Millet, so gehörten Modersohn, Overbeck und Vogeler zu einer Gemeinschaft, die, so sehr jeder einzelne seine Eigenart bewies, von gleichem Wollen und gleichem Streben erfüllt war. Es war die Zeit, da man Rück kehr zur Natur als erstes Erfordernis einer wahrhaft modernen Malerei proklamierte, als man die Kulissenmalerei der Romantik zu verabscheuen be gann und als man anfing, die Schönheit der heimi schen Landschaft zu verstehen. Plötzlich gewannen Dinge an Interesse, die man früher kaum beachtet hatte, und so lernte man auch bald den Reiz der norddeutschen Landschaft, die ernste Schönheit der Heide begreifen. Overbeck stellt sich uns beinahe ausschließlich als Schilderer dieser nordischen Land schaft dar. Auch viele seiner Alpenbilder haben etwas von der schweren Stimmung der Heidelandschaften, vor allem das Klosterdorf mit den dunklen violetten Tönen, andere, wie besonders die famose Schnee landschaft bei Daoos, lasten Overbeck als den Meister Heller, frischer Farben erkennen, der mit besonderer Vorliebe den Frühling in seinen Gemälden schil dert. Die blühenden Kirschbäume mit den Hellen blauen und grünen Farbtönen oder der „Frühling im Garten" sind bezeichnend dafür. Die wunder vollen Schilderungen de» Sommers in der Heide zeichnen sich aus durch ganz kräftige Töne, besonders durch das Blau im Himmel oder als Spiegelung im Master, mit dem die warmen braunen und rot braunen Farben so gut kontrastieren Diese Som merlandschaften gehören vielleicht zu den kräftigsten eindrucksvollsten Gemälden des Meister», und dann seine tonigen, fein abgestuften Bilder aus der Däm merung mit den malerischen Bauernhöfen, auf denen noch die letzte Glut der untergehenden Sonne liegt, und dem Mond, der schon am fahlblauen Himmel steht. Eine außerordentlich tiefe, beinahe weihevolle Stimmung liegt in diesen Gemälden, die aus einer ganz starken Empfindung heraus entstanden zu sein scheinen. Sie sind so ganz und gar nicht sentimental, aufrichtig und wahr in jedem Zug und von einer wohltuenden Einfachheit und Klarheit in der Mache. Sie sind unendlich viel kraftvoller als etwa die Ar beiten H. Vogelers und als Werke unverfälschten reinen Künstlertums von bleibendem Wert. Die Gemälde von Ernst Liebermann-München haben einen ganz anderen Charakter. Liebermann ist vor allem bekannt als Illustrator und Lithograph, als Schöpfer billiger Künstlersteinzeichnungen und Illustrationen zu Kinder- und Märchenbüchern, die offenbar unter dem Einfluß unserer Dolkskunstbestre- bungen entstanden sind. Sie kehren das nationale Element stark hervor und sind recht eigentlich Er zeugnisse einer populären Kunst, etwas sentimental, nicht sehr persönlich, aber auch nicht schlecht oder ge mein. ganz liebenswürdige Arbeiten, deren man aber nach einiger Zeit leicht überdrüssig wird. Liebermann als Maler überrascht daher aus den ersten Blick. Man erwartet dieselben romantischen Landschaften und märchenhaften Begebenheiten, die man von seinen graphischen Arbeiten her kennt — um so mehr, als eine große Anzahl unserer deutschen Künstler in ihren Gemälden von vornherein mehr Illustra toren als Maler sind, selbst wenn sie nie sich mit Graphik beschäftigt haben und findet, daß Lieber mann auch die malerischen Qualitäten eines Gegen standes zu erkennen versteht. Nur ein Bild ist eigent lich romantischer Natur, das Gemälde mit dem toten Mädchen, das ein Mann in einer Höhle beweint, und auch dieses ist als Aktmalerei nicht ohne Verdienst; dann sind besonders einige Landschaften da, die sehr frisch und natürlich gemalt sind. Das Waisenhaus in Neuhausen etwa mit dem Garten vorn oder Studien aus Oberbayern mit Schloß Seefeld oder typischen oberbayrischen Dörfern. Einige der In terieurs sind recht sonnig, die Gemälde mit figür lichen Details, besonders die Familienszene mit der Dame und den Kindern sind etwas weniger un mittelbar in der Ausfällung Der Zeichner kommt hier aber deutlich zum Vorschein, der etwas äußerlich mit der Farbe umgeht und bei jedem Ding zu aller erst an die Form und an ihre Wiedergabe denkt. Und schließlich kommt einem auch vor den übrigen Bildern zu Bewußtsein, daß Liebermann zwar ein ganz geschickter Künstler ist, daß er aber etwas sehr an der Oberfläche haften bleibt, seine hübsch und korrekt hingesetzten Bilder bestechen zunächst, bei näherem Zusehen merkt man aber, daß sie eigentlich recht wenig ursprüngliches Temperament in sich haben. Cie operieren eben im Grunde nur mit den Begriffen, den Anschauungen, die gerade gang und gäbe sind, eigenes bringen sie nicht dazu. Als Künst ler steht E. Liebermann einem Mann wie Overbeck bedeutend nach. Von den ausgestellten Plastiken sei neben den bekannten farbigen Gruppen des ver storbenen Rudolf Maison die Büste von Dr. Marbach erwähnt, die Neinhold Carl modelliert hat, dann die Plaketten von Alfred Thiele- Leipzig, die sich als durchaus achtenswerte Bei spiele der leider vom Publikum zu wenig geschätzten plastischen Kleinkunst präsentieren. Vor allem das große Stück „Rudi^ ist gut modelliert, dann die Medaillen auf den Maler Klinge und Ad. Keil, die alle in charakteristischer Aufsagung einen Kops in Relief gut in den Raum gesetzt zeigen. Dr. övtmnuss Lobinosror. * Karl Kraus, der bekannte, hervorragende Wiener Schriftsteller, Herausgeber der „Fackel'^ und Mitarbeiter des „Simplizifsimus" und des „März", wird in der nächsten Wintersaison eine vom Münchner Konzertbureau Gutmann veranstaltete Dortragsreise durch Deutschland und Oesterreich unternehmen, um den Einladungen zahlreicher akademischer und lite rarischer Vereine zu entsprechen. * Zeitschriften. „März", Halbmonatsschrift für deutsche Kultur. Herausgeber: Ludwig Thoma, HermannH esse, KurtAra m. Erstes April heft 1910. Verlag von Albert Langen in München. — In dem soeben erschienenen Heft 7 der Münchener Halbmonatsschrift „März" stellt Frei. Herr von Engelhardt in seinem Aufsatz „Aus der Reichsduma" die Tatsache fest, daß die deutsche Tagespreste ihre Leser über russische Der- hältnisse außerordentlich mangelhaft informiert. „Es liegt das gewiß zum Teil an der materiellen Ver sorgung deutscher Pressevertreter tm weiteren Aus lande. Denn die deutschen — „Weltblätter" lieben es nicht, tief in ihren Säckel zu greifen und damit wirkliche erstklassige Kräfte dauernd an ihren Aus landsdienst zu fesseln. Mit Paris, allenfalls auch mit London wird noch eine Ausnahme gemacht, — wobei nicht unwesentlich ins Gewicht fallen dürfte, daß Parts die billigste Großstadt der Welt ist. Aber Rußland, der nähere Orient und vollends Ostasien, — da muß gespart werden. Die diplomatischen Ver treter des Reiches im Osten wissen darüber manch häßlich Lied zu singen und beklagen sich mit Recht häufig genug über die Unzulänglichkeit der deutschen Pressevertretung im Vergleiche zu der anderer Län der, besonders Englands. In einem der wichtigsten ostasiatischen Reiche genießt der „Times"-Dertreter das Ansehen eines Botschafters und repräsentiert eine Macht, der gegenüber schon wirkliche Vertreter hilflos dastanden." Die übrigen Beiträge sind ebenfalls sehr tüchtige und interessante Arbeiten. Otto Harnack begrüßt u. a. in dem Artikel „Die Zukunft des deut schen Liberalismus" den Zusammenschluß der links liberalen Parteien als eine erfreuliche Wendung zum Aufschwung des politischen Lebens in Deutschland. Luio Breutano behandelt in dem Aufsatz „D i e Garten stadtbewegung" eines der wichtigsten sozialen Probleme, die Vodenpolitik der Städte und die Wohnungsnot. Graf Schliessen macht in seinem Aufsatz „Das Uruguay von heute" den deutschen Unternehmungsgeist auf die handels politische und wirtschaftliche Bedeutung dieses zu kunftreichen Landes aufmerksam. Der novellistische Teil des „März" bringt außer der Fortsetzung des Romans von Jakob Schaffner „Der Bote Gottes" eine fesselnde Bargeschichte aus Transvaal, .Lrau Jngeborgs Sohn" von Hans Grimm. * Kleine Chronik. Man schreibt uns aus Hanau' Am 10. April schloß die dritte Spielzeit des Hanauer Stadttheaters unter der Direktion Adalbert Steift er mit der Auf- führnng des Shakespeareschen Lustspiels ,,Was ihr wollt". Als erfolgreiche Novitäten erwiesen sich: „Moral" von Thoma, „Revolutionshochzeit" von Michaelis, „Die fremde Fran" von Bißon, „Der dunkle Punkt" von Kadelburg und Presber, „Der Teufel" von Molnar sowie die Operetten „Der fideie Bauer" und „Die geschiedene Frau" von Leo Fall. An interessanten Gastspielen wurden geboten: Adele Sandrock mit Ensemble. Rudolf Schildkraut, Tournee MadelcineDolley und Irene Triesch. Im Kurhaus theater zu Homburg v. d Höhe fanden 22 Vor stellungen während der Spielzeit statt und 29 im Jnterims-Stadttheater zu Offenbach. — Das Stadt theater in Hanau und das Kurhaustheater in Hom burg v. d. H. wurden Direktor Steffter bis 1814 weiter übertragen. Das Interims-Theater zu Offen bach wurde auf weitere Jahre gepachtet
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