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t r <» er 4 2 4 2 Elbeblati für Riefa, Stre-la und deren Umgegeud. 21. Dienstag, de» SS. Mai 18^5 Vom Landtage. Die zweite Kammer hat sich in voriger Woche ebenfalls fast nur mit der Berathong deS AuSga« bebudgets für das Ministerium de» Innern beschäf tigt, wobei zum Theil sehr und lange lebhafte Debat ten stattgesunden haben. Bei Position 22. s wurden zu Unterstützung gewerbliche Zwecke 9000 Thlr. po« stulirt und auch bewilligt. Hierbei brachte der Abg. Preßprich aus Großenhain einen Antrag ei», nach welchem die Regierung nochmals um Errich tung von Industrie- und Handelskammern, sowie nm Inslcbenführung eines Landesgewerbever eins ersucht werden soll. Diese Anträge fanden auch einstimmige Annahme, wogegen der andcv- weite Antrag, daß die Berlegung der betreffenden Gesetzentwürfe noch a» diese», Landtage erfolgen solle, als factisch unausführbar, abgelehnt wurde. Die Errichtung von Industrie- und Handels kammern ist von der Negierung schon am letzten Mßerordcntiichen Landtage in Aussicht gestellt wor den, nur freilich geht die Sache nicht so schnell, als man wohl hier und da wünscht. Die Idee eines Landcsgewerbevercins ist in der Kammer noch nicht zur Sprache gekommen; wir freuen uns aber, daß eö geschehen ist, weil damit einem Ge danken Rechnung gerragen wird, der uns vielfach beschäftigt hat und den wir schon vor längerer Zeit auch in diesem Blatte einmal in Anregung „gebracht haben. Wenn man sich fragt, woran es liegt, daß die die vaterländischen Gewerbevereine ihren Zwecke noch nicht allenthalben entsprochen haben, so wird man bei unbefangener Prüfung eine der Haupt ursachen hierzu in dem Umstande zu suchen ha ben, daß dieselben, da sie einer einheitlichen Leitung und Centralisation ermangeln, auch keinen gemein- fKaftlichcu, dem Gcwerbwescn förderlichen Zweck verfolgen können, sondern ihre Kräfte resultatlos in Einzclnhciten zersplittern müssen. Gemeinsam keit giebt Kraft und Gedeihen, diese aber fehlt den Gcwerbvereinen. Vor Allem ist also eine Organisation, eine naturgemäße Gliederung der selben nöthig, dergestalt daß ihre Spitze bis in die Negierungsphäre reicht. Die Sache ist gar nicht so schwer und auch nicht kostspielig, da wir in den landwirthschaftlichen Vercinswcsen ein sehr glückliches Vorbild haben. Zweig, und Localver- eine, dann Kreisvereine, einen Landesgewerbcrath und einen Ecnsralsecrctär der Gewerbe im Mini sterium — das ist cS, was wir wünschen rmd was ins Leben geführt werden muß, wenn das vaterländische GewerbevereinSwesen nicht verküm mern soll. Hierzu braucht cs aber keines beson der» Gesetzes, sondern eine Einrichtung dieser Art könnte durch Bemühungen von Privaten wenn auch mit Hilke der Negierung ehebaldigst in das Leben gerufen werden. Die Organisation der landwirthschaftlichen Vereine ist ja auch nicht durch ein besonderes Gesetz geschaffen worden, sondern hat sich durch den regen Eifar der Betheiligten eigentlich nach und nach von selbst herausgebildel. Es wäre wünschenSwerth, wenn der in Riesa de» stehende, sehr rührige Gewerbvereine diese Frag« in das Bereich seiner Erwägungen zöge und nach Befinden die diesfalls gewonnenen Resultate in diesem Blatte veröffentlichte. Ein anderer Gegenstand, welcher zu einer leb haften Debatte Anlaß gab, betraf däS Postulat für die Laudgensd' armerie. Dieselbe ist be kanntlich dazu bestimmt, den gcsammten Sicher- heitS- und WohlfahrtSpolizeidienst auf dem platten Lande zu versehen und die Ortsobrigkeiten in den kleinern Städten in der Handhabung der Polizei zu unterstützen. Die Vermehrung der Bevölker ung, was eine Zunahme der Verbrechen in sich schließt, der größere Fremdenverkehr, theilweise die überhandnehmcnde Erwerbslosigkeit und andere Umstände haben die bisherige Zahl nnd Organi sation der Landgensd'armcn unzureichend erschei nen lassen, und die Regierung, von der Ansicht ausgehend, daß Sicherheit des Lebens und des Eigenthums die erste Bedingung eines geordneten staatlichen Lebens ist und daß keine Mittel ge scheut werden, dürfen, um jene zu erhalten beab sichtigt eine dem Bedürfnisse entsprechende Be» mchrung dcö Landcsgensdameriecorpö cintrcten zu lassen. Sic hat auch diesfalls schon einen voll ständigen Organisationsplan ausgearbeitet, zu des sen Ausführung bei 281 Gensdarmcn freilich eine Summe von jährlich 95,000 Thlr. erforderlich sein wird. Die Negierung hat sich jedoch für jetzt mit Rücksicht auf die finanziellen Kräfte des Landes damit begnügt, vorläufig die Ausführung jenes Organisationöplans nur anzubahnen und zu dem Behufs ein Postulat von oa. 830M Lblr. gestellt, was gegen die letzte Finanzperiode eine Mchrfor- derung von 13,000 Thlr. ist. Die Majorität der