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Belehrung und Unterhaltung* Nr. Dresden, dm i8. August igoy. yz. Ueber die Entstehung der Begräb nisse in den Kirchen, der Gottes äcker auf Kirchhöfen und über deren Verlegung in freie Gegenden. (Fortsetzung.) ^n Bestimmung der Zeit, wenn besagter Weise die Kirchhöfe so allgemein als Todten- äcker in Gebrauch gekommen sind, ist es we der nöthig noch möglich, genau zu seyn. Gegen Kirchenbegräbnisse ergingen Concilien- verbote bis ins ellste Jahrhundert fort; we gen der Gräber auf Kirchhöfen aber ist be reits seit dem achten alles stille. Kein Con- cilium, keine Synode denkt seit der Zeit mehr daran, diese erst noch, als etwas Ungewöhn liches, ausdrücklich zu erlauben. Dieser, durch Aberglauben veranlaßte, durch Frömmelei, Eitelkeit, und zum Theil durch Eigennutz der Geistlichkeit beförderte, Gebrauch, Kirchen und Kirchhöfe zu Leichen behältern zu machen, ging hierauf aus einem Jahrhundert in das andere über, breitete sich mit dem Anbaue des Christenthums durch mönchische Lehrer über alle Theile von Euro pa aus *) und dauerte ungestört und überall bis auf unser Jahrhundert selbst in solchen Ländern fort, wo man sich übrigens vor so manchem religiösen Mißverstände und schäd lichen Ueberbleibsen der Vorzeit bereits im i6ten Jahrhundert frei zu machen gewußt hatte. Schon Luther aber, der so viele Miß bräuche und fehlerhafte Begriffe verbesserte, sah die Verwerflichkeit dieser Gewohnheit ein; und daß nicht wirklich schon zu seiner Zeit die Sache in protestantischen Ländern geän- Lange nach der Einfübrung deS Christenthums in Schweden wurden die Leichen noch in Hü geln und umzäunten Anhöhen beigesetzt. Erst zu Olof Shoskönigs Zeit wurden besondere Begräbnissplatze abgestochen, um die Christen von den Heiden zu trennen; und nicht eher als im irren Jahrhundert that die Sorge der röm. päpstl. Kleriscy, für ihren eignen und der Kirche Nutzen, Gröber in, aus Aberglauben vermeinter heiliger, Erde auf, und verkaufte das Glück, dass man seine Gebeine neben die Uebcrblcrbsel der Heiligen legen durfte. S. amhenthische Staats-Chronik von Schweden, in den Staatvanzeigen, Heft 44 S, 3l4. Aaaan