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Mopauer« Laseblatt Das „Zschopauer T<weblatt und Anzeiger" erscheint werktäglich. Nwuatlich. Bezugspreis >.70 RAl. Zustellgebüdr L0 Pf. Bestellungen werden In nuferer Sefchöstsst., von den Boten, sowie von ollen Postanstalten angenommen. und Anzeiger A»i»lg»nvr»is«: Dl» 46 mm breit« AUMnuterzeil« 7 Pf.; die YZ mm breite Mllllmeterzeils Im Lext- tril LZ Pf.: Nachlatzstaff»! L: Ziffer- und Nachweisgeoühr LZ Pf. zuzüglich Porto. Da, „Zschopauer Tageblatt und Anzeiger* ist da, zur Veröffentlichung dir amtlich«» Bekanntmachungen des Landrat» m Flöha und der Bürgermeisters zu Zschopau behördlicherseits bestimmt« Blatt und enthält die amtlichen Bekanntmachungen de» Zluanzamte» Zschopau — Bankkonten: Lrzgebirgische Handelsbank e. S. m. b. H. Zschopau, Semeindegirokonto Zschopau Nr. 24t, Postscheckkonto: Leipzig Nr. 42SS4 — Fernsprecher: Nr. 712 Zeitung für die Orte: Böraichen, Dittersdorf, Dittmannsdorf, Sornau, Hohndorf, Krumhermersdorf, Scharfenstein. Schlösschen Porschendors, Waldklrcheu, Weihbach, Wilischtbal, Witzschdorf n«. L99 D!»n»itag, 12. DszonI»«« 1989 197. Jalrmgang MX!« l II - - - 122M Tonnen in einer Woche versenk Gewaltige verlnflziffern, die England zu verschleiern versucht Berlin, 12. Dezember. Nachdem die Verluste der englischen Handelsschiffahrt ein Ausmaß erreicht haben, das in der Welt das größte Auf sehen hcrvorrurft, sa daß daS Ansehen Großbritanniens als seemacht auf das schwerste erschüttert ist, fühlen sich ^ic Lon doner Amtsstellen bemüßigt, mit der Dementierspritzc zu kommen. Sie schlagen dabei aber nicht den direkten Weg ein, weil sie wohl wissen, daß ein bloßes Abstreiten wenig Zweck hätte, sondern „melden" von selbst einen Teil ihrer Verluste und klammern sich dabei an die Hoffnung, daß hre „schöne Offenheit" Glauben finden werbe. Der Zweck ihrer Meldung besteht jedoch nur drein, ?ie Hälfte der Verluste zu bestreiten, indem man die .ndere Hälfte zngibt. So erklärt London, daß in den ersten sieben Tagen des Dezember sieben englische Schiffe mit einer Ge samttonnage von 33 518 Tonnen und acht neutrale Schiffe von insgesamt 20 612 Tonnen, zusammen also 60136 Tonnen verlorengingen. In diese Liste hat London aber noch drei Schiffe eingerechnet, deren Untergang in Deutschlg,nd nicht bekannt war. ES handelt sich um folgende britische Dampfer: „Ashlea" <4222 T), „Newton Beech" <4651 Tj und „Treev- anion" <5299 T), zusammen also um 14172 Tonnen. Demgegenüber ist festzustelle«, daß auf Grund überein stimmender Berichte ans englischen Teilgeständnisseil und Meldungen der Uninteressierten «entralen Presse die Schisss- verluste rnnd nm die englischen Küste« i« den ersten sieben Tagen des Dezember 87 Dampfer betrage« haben. Darunter gab es 14 britische, ei» französisches und 12 neutrale Schiffe mit insgesamt 107 S7S Tonnen. Die Berlnfte britischer Schiffe in diesen sieben Tage« machte« «0 916, der «entralen 89 629 und der französischen Schissahrt 7090 Tonnen aus. Dazu kommen jetzt noch die von den Engländer« «enerdings ge meldeten 14172 Tonnen, so daß sich die Gesamtvcrlnste in der ersten Dezemberwoche ans 121742 Tonne» belausen. Die Engländer haben also mit ihrem „Geständnis mindestens die Hälfte -er versunkenen Schiffe glatt unterschlagen. Wieviel sie aber sonst noch verschwiegen haben, weil Sie betreffenden Nachrichten auch nicht in die neutrale Presse öurchgesickcrt sind, wißen nur sie allein. Sie werden sich je doch hüten, darüber zu sprechen, denn ihre Staatsmänner haben im Unterhaus nicht nur zugegeben, sondern sogar mit Nachdruck betont, daß lediglich jene Verluste eingestandcn würden, die sich vor soviel Zeugen abgespielt hätten, daß sie nicht mehr bestritten werden könnten. Es muß in diesem Zusammenhang auch darauf hinge wiesen werden, daß die Engländer zur Verschleierung ihrer Verluste mit neuen Methoden arbeiten. Bei vielen Schiffen deren Untergang sie nicht leugnen können, bestreiten sie die gegnerische Einwirkung und sehen diele Schiffe auch nicht auf die Verlustliste dcS Handelskrieges. Was sich in den letzten beiden Wochen an „Schiffszusammenstößen" ereignet hat, ist einfach unübersehbar. Dabei gingen natürlich regel mäßig das eine oder andere oder keine Schaffe unter. Auch wimmelt es plötzlich in den Gewässern um die englische Küste von „Sandbänken", von deren Vorhandensein Lie Schiffahrt bisher keine Ahnung hatte, so daß selbst Lotscndampser un versehens „stranden". Ferner tauchen überseeische Nisse auf, an denen die ahnungslosen britischen Schiffe in den eigenen Gewässern scheitern. Schließlich hat die englische Handels flotte einen gefährlichen Hang zu „Feuersbrünsten" aller Art bekommen, die Schiffe auf hoher See befallen und zer stören. Allo diese Schiffe, die auf so eigenartige Weise um kommen, tauchen natürlich nicht in den englischen Verlust listen auf. Dadurch wird das Gesamtbild sehr „verschönert", und der Welt erscheint die britische Lage nur halb so trostlos wie sie in Wirklichkeit ist. Amerika Hal keine Lust zum Krieg Washingtoner vlak warnt vor britischen Sirenklängen Washington, 12 Dezember (Funkmeldung). Das Washingtoner Blatt „Times Herold" zerpflückt in einem Leitartikel die von Chamberlain, sowie vom hiesigen englischen Botschafter Lord Lothian propagierte These, daß England für die Schaffung der gereinigten Staaten von Europa" kämpfe. England, so erklärt das Blatt, hat die Einigung der europäischen Völker stets verhindert. Man denke nur an diesbezügliche Bemühungen Napoleons und Bismarcks. England habe stets Einigungsbestrebungen hin tertrieben, weil es, seit es selbst ein Weltreich schuf, die An sicht vertrat, daß cs, um herrschen zu können, Europa in klein«, sich bekämpfend« Staaten aufteilen müsse." 1914 warf England sein Gewicht in die Waagschale der schwächeren Staaten, um die starken Mittelmächte, di« Europa endlich einigen und beruhigen wollten, zu besiegen, und «S mußte sogar Uebergewicht zu Hilfe rufen, um dieses künstlich« Gleichgewicht zu erhalten. Jetzt verfolgt England wieder das gleiche Ziel, nämlich ein künstliches unnatürliches Gleich gewicht in Europa zu erhalten. Man redet bereits wieder davon, daß wir wiederkommcn und auf die englische Seite der Schaufel klettern sollen. Wir haben keine Lust, je wieder hinüber zu gehen." Eine Mahnung des Londoner USA. Botschafters. Der Londoner USA.-Boischaster Kennedy sah sich ver anlaßt, die Amerikaner davor zu warnen, daß sie falschen Ein- slüsterungen ihr Ohr schenken. In einer Ansprache in Boston erklärte Kennedy, jeder Amerikaner, der sein Land ltebhabe, müsse es davor schützen, daß die USA in den Krieg hinein gezogen würden. Keinerlei sinanzielle, wirtschaftliche oder soziale Gründe könnten, so meint der Botschafter in einer an- schließenden Unterredung, Amerikas Kriegseintritt recht fertigen. Amerika habe in diesem Kriege einsach nichts zu suchen. Unwillen i« Amerika über Daladiers Meinnngsdiktatnr. Eine große amerikamsche Orga»isation telegrafiert nach Paris. Neuyork, 12. Dezember (Funkmeldung). Die Meinungsdiktatur Daladiers hat in zahlreichen Kreisen Amerikas ausgesprochenen Unwillen erregt. So richtete jetzt eine große amerikanisch« kultur«lle Organisation ein Telegramm an den französischen Ministerpräsidenten, in -cm sie Protest gegen die Einkerkerung führender Persönlich keiten des französischen Geisteslebens erhob. Man findet es in diesen amerikanischen Kreisen als höchst eigenartig, daß eine Negierung, bi« offiziell für „Freiheit und Men schenwürde" und gegen ein „unduldsames Regime" kämpft, ausgerechnet selbst führende Denker und Wissenschaftler ein kerkert, da sie nicht einsehen wollten, daß dieser englisch jüdische Krieg, dem französischen Volke von Vorteil sei. Die Gefahren der Schiffahrt nach England z« groß. England nicht imstande, Bnttereinfuhr ans Holland aufrecht- zncrhalten. Amst« rdam, 12. Dezember. Die holländische ButterauSsuhr nach England ist am Er liegen. Di« Gefahren der Ueberfahrt sind so groß, daß kein ausreichender Schiffsraum mehr vorhanden ist. Außerdem hat die starke Erhöhung der Frachtsätze die Butter stark ver teuert, wozu noch eine weitere Verteuerung kommt, deren Ursache in dem unzweckmäßig komplizierten englischen Ver teilungssystem liegt. Ein holländisches Fachblatt für Mol kereiwesen beklagt sich heftig über diesen Zustand, über den zwischen den beiden Staaten noch keine Regelung erfolgt sei. Das Blatt erklärt, wenn es nicht möglich sei, zu einiger maßen annehmbaren Bedingungen Butt«r nach England zu verkaufen, so solle diese Ausfuhr ganz eingestellt und die Butter anderwärts abgesetzt werden. Er wollte seine Haut nicht für Frankreich z« Markte tragen. Kopenhagener Seegericht hatte Verständnis. Kopenhagen, 12. Dezember. AZom See- und Handelsgericht in Kopenhagen wurde am Montag in einer von der Dänisch-Französischen Schiffahrts gesellschaft angestrengt«» Klage gegen einen Kohlentrimmer wegen Vertragsbruch ein bemerkenswertes Urteil gefällt. Der Beklagte hatte seinen Posten zehn Minuten vor Abgang des Dampfers, auf dem er angeheucrt war, verlaffen. In der Verhandlung machte er geltend, er sei berechtigt gewesen, unter den herrschenden Kriegsverhältnissen abzumuster». DaS Gericht erklärte in seinem Spruch, der Kohlen trimmer habe sich zwar zweifellos seiner Verpflichtung ent zogen, aber eine Bestrafung müsse entfallen, denn es sei ent schuldbar, daß er unter den gegenwärtigen Verhältnissen nicht habe fahren wollen. Nur hätte er auf diesen Entschluß früher aufmerksam machen müssen. Britische Pirate« belästige» sogar die innertürkische Schiffahrt. Istambul, 12. Dezember (Funkmeldung). Ein vor der Ausfahrt der Dardanellen lauerndes eng lisches Torpedoboot hielt den türkischen Postdampfer„Etrusk" an, der zwischen Smyrna und Jstambul verkehrt. Nach erfolgloser Durchsuchung auf deutsche Waren wurde der Dampfer wieder freigclaffcn. Es ist dies der erste Fall einer Belästigung der innertürkischcn Schissahrt. Zwischen Moskau und London In doppelter Hinsicht steht augenblicklich das politische Verhältnis zwischen London und Moskau im Vorder gründe der internationalen Entwicklung. Einmal hat die Sowjetunion sich sehr energisch zum Wortführer der Neutralen gemacht, die es sich nicht gefallen lassen wollen, daß England durch fortgesetzte Aeberschreitungen des Völkerrechts bei seinen Blockadrmahnahmen die Interessen der Neutralen immer mehr schädigt. Zum anderen versucht England, den russisch-finnischen Kon flikt auf dem Amweg über Genf zu einem Vorstoß gegen Rußland auszunutzen, wobei die eigentliche Stoß richtung gar nicht auf die Sowjetunion selbst, sondern auf den Freund Ruhlands, auf Deutschland, hinzielt. Aus beiden Elementen dieser neuen politischen Aktivität ergibt sich eine neue Note in der internationalen Ent wicklung, die vor allem für die Neutralen wichtige und beachtenswerte Gesichtspunkte enthält. Die Sowjetunion hatte schon vor einiger Zeit einmal eine Mitteilung nach London gelangen lassen, daß man sich in Moskau gegenüber den britischen Blockademaß nahmen alle notwendigen Folgerungen Vorbehalten müsse. In London hat man anscheinend geglaubt, daß diese russische Mitteilung nicht besonders tragisch zu nehmen sei, und man hat darauf in dem üblichen hochfahrenden Tone geantwortet, man könne leider mit Rußland keine Ausnahme machen. Als nun aber England zu der ver schärften Blockade durch die Unterbindung nicht nur der Zufuhren nach Deutschland, sondern auch der Ausfuhr aus Deutschland einen neuen schweren Verstoß gegen die an dieser Ausfuhr stark interessierten neutralen Län der beging, haben die Russen den britischen Arhebern dieser neuen Schädigung mit sehr deutlichen Worten erklärt, was sie davon halten, und daß sie Schaden ersatz für jeden Aebergriff gegen ein Schiff der Sowjet union verlangen werden. Man wird aus der neuen sowjetrussischen Note in London erkennen müssen, daß man das Spiel mit Moskau Nicht überspannen darf. Vorläufig treibt man dieses Spiel jedoch nicht nur auf dem Gebiete des Blvckadekrieges, sondern auch im Rahmen der Genfer Zusammenkunft systematisch auf die Spitze. Daß das Schicksal Finnlands den Engländern vollkommen gleichgültig ist, bedarf keines Beweises mehr. Auch die Finnen dürften sich darüber nicht im Unklaren sein. England ist lediglich daran interessiert, den Rus sen und damit zugleich den Deutschen auf irgendeine Weis« Schwierigkeiten zu bereiten. Wie das allerdings in Genf praktisch möglich sein soll, ist noch vollkommen unklar. Eine Mehrheit im Rat würde zu einem Beschluß gegen Rußland nicht genügen, weil ein solcher Beschluß einstimmig gefaßt werden mühte. Di« Einstimmigkeit aber kommt angesichts der Stimmenthaltung Chinas nicht zustande. Wie sich die Vollversammlung zu dem An trag auf Ausschluß Rußlands aus der Liga «instellen wird, ist noch nicht zu übersehen. Wohl aber muß man sich in London sagen, daß ein solcher Beschluß zugleich «ine Verschärfung des engllsch-rufsischen Gegen satzes herbeiführen müßte, die den Engländern in dieser Form kaum erwünscht sein kann. Wie weit die Engländer gehen werden, müssen sie selbst wissen. Die Neutralen aber müssen aus diesen neuen Vorkommnissen noch klarer als bishe. erkennen, dah England sowohl auf dem Gebiete des Biocka^ekrieges wie au dem Parkett der Genfer Diplomatie immer wie der nur den Versuch macht, die Interessen der anderen Länder für englische Ziele au^zuvpsern. Di.sen eng lischen Bestrebungen Vorschub zu lest«», bedeutet aber für die Neutralen n'chts anderes, als diejenige Macht zu stärken, von der sie selbst nur Schaben erleiden und zugleich sich automatisch zum Gegner Deutschlands zu machen. Der von England verursachte Krieg kostet die Neutrale« Millionen. — Die Auszahlungen der norwegischen Kriegs, Versicherungsgesellschaft. Oslo, 12. Dezember (Funkmeldung) Wie die Blätter melden, sind bis zum 8. Dezember von der Norwegischen Kricgsvcrsicherungsgesellschaft 39 Milli onen Kronen an Entschädigungen für verloren gegangen« Schiffe und 1,5 Millionen Kronen für Warenverluste aus gezahlt morde». Von den Entschädigungen für Schisssver- luste entfallen 26 Millionen ans Kriegsverluste, 2 Millionen auf Verluste bei Ausbringung und 7 Millionen Krone» bet zwei Prisensällcn.