Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 04.07.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-07-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120704014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912070401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912070401
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-07
- Tag 1912-07-04
-
Monat
1912-07
-
Jahr
1912
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
BezugS-Prei» Nlr Letpitg and <ior»N« durch »nsere Träarr und Evebtreur, ^inal tätlich in» »au» gedlaql:« Pt. monatig t.7u Ml. »Nnettährl. Bet «nlernLUiale» n. Ln» natzmeftellrn adaehoct: 7S Pi. monacc. L»«l. oterteljahrl. »nvtz »t, P.I»: innerhalb Deutschland» and der deutlchen Kolonien vieneljährl. Ü.«U Ml., »onatl. ILi Ml. auelchi. Postbeftelloeld. Aerner in Belgien, Danemarl, den Donauslaaten, Italien. Luremdura, ?iiederlande, Aor» wegen, Oesterreich. Ungarn, Rußland. Schweden and Eldwetj. 2n allen übrigen Staaten nur diretl durch die tüelchästo- stell» de» Blatte» erhältlich. Da» Leipzig», Tageblatt «richernt 2mal täglich, Sonn» a. geiettag» nur morgen». Abonnementr-Annahme. Iobaaategail« 8, b«t nnl«r«n Trägern, griialen, Spediteuren »ad Annahmestellen, iowi« Postämiern un» Brteiträger». >t»1«lo»rk»»f»pr,t» 10 Pf. Morgen Ausgabe. KWMrTagMM ««>. l Handelszeitung. l146S4 o s Dep.-Kalle «rimm. Steinweg L dW/«L' Ämtsölatt des Nates und des Votizeiamtes der Liadt Leipzig. W7'L' Lnzetgeu Prei- fllr Inserat« au» Leipzig und Umgeb,»» di« lspaltig«Petit,eil«LPs-di«liieklam». »eil« l Mb von auowärt, 3» PI, Reklamen 1Ä) Ml. Inserat« von Behörden im amt lichen Teil di, Petttjeile Sv Ps. »elchäst»an,«ig«n mit Platzoorschrtste» im Preis« erhöht. Rabatt nach Tarts. Beilagegedilbr Sesamt. auslag« b Mk. p. Tausend «rki. Postgebühr. T«ild«ilage höher. FefteNeilt« Austräa« können nicht zurück» ««zogen werden. Für da» Erscheinen an destrmmtrn Tagen und Plätzen wird kein« Garantie übernommen. Anzeigen»Annahme: I»b»»»t»g«ss« 8, bet sämtlichen Filialen «. allen Annoncen» Ezpeditionen de» In- und Auriandea Druck und Verl«, „» Kisch«« L Kürst«, Inhaber: P«url Kürst«». Redaktion und veschästoftell«: Iohanntsgasse L Hans« - Filiale Dreoden: Eeestrage 4, t (Telephon 46211. Nr. 336 vomierst»-, 0rn 4. 3uli ISIS. 106. Zahrgang Kolonien gern für sich halbieren möchten. Je bunter es auf dein Balkan selber zugeht, desto mehr wächst die Hoffnung Italiens, sich in der Aegäis bereichern zu können. . . Dieser Hoff nung gibt der genannte Sozialist in der schlecht verschleierten Form Ausdruck. Sehen wir uns die Nicht-Sozialisten näher an! Die „Tribuna" ist ein Blatt, das zum Auswärtigen Amt in allerengster Verbindung steht. Sie rast heute gegen i nostri ckolei tratclli, i trancvsi! „Unsere süßen Brüder, diese Franzosen!" Ihnen werden all ihre Kolonialsünden vorgehalten, um die Moral aus der Geschieht' zu bekräftigen, daß, wenn jemand von den anderen Nationen sich über die Italiener zu beklagen hätte, es die Franzosen an allerletzter Stelle tun dürften. Ihre bei der Eroberung von Madagaskar verübten Greuel werden ihnen in Erinnerung gebracht, ihre Treulosigkeiten gegenüber den Eingeborenen, ihre Vertragsbrüche und was die kolonisierenden Franzosen sonst noch auf ihrem Schuldkonto haben. Viermal werden sie in dem Artikel des Regierungsblattes i uostri ckolei krateili genannt. Ist es Zufall oder Absicht, daß ein Tag darauf das Organ des Minister präsidenten Giolitti, die Turiner „Stampa", in dieselbe Kerbe einschlägt und den Franzosen Roheit in der Behandlung der Ma rokkaner vorwirft, die kein anderes Verbrechen begangen hatten, als sich in Fez gegen ihre Bedränger zu erheben. Die „Stampa" meint, die Franzosen hätten dort an einem einzigen Tage mehr Rebellen vom Leben in den Tod beför dert, als die Italiener in den neun Kriegs monaten in dem wirklichen Feindesland. In Tripolitanien hätte man es mit tatsächlichen Verrätern zu tun gehabt, denen gegenüber die Strenge des Kriegsrechts ausgeübt werden mußte. Das wäre am Tage von Sciarasciat der Fall gewesen, wo am 23. Oktober von den Eingeborenen ein hinterlistiger Ueberfall in den Rücken der Italiener durchgeführt worden wäre. In Fez aber habe man mit keinem Verräter zu tun gehabt. Dort Hütten die Franzosen mit offenem Visier zu kämpfen und nichts recht- fertige ihre Greuel. Und weshalb ergießt sich auch jetzt wieder die ganze Zornesschale auf das Haupt der Franzosen? Den Italienern wird von keiner andern Nation so sehr die Aktion imAegä» ischen Meere verübelt als von den Fran zosen. Der Pariser „Temps" wollte es so dar stellen, als ob die ägäischen Insulaner drauf und dran wären, gegen ihre italienischen Be freier zu rebellieren. Das ist natürlich eine der zahlreichen Pariser Schwindeleien, die von der „Stampa" mit folgendem Satz zurück gewiesen werden: „Die Wahrheit ist: der „Temps" sowie der größte Teil der fran zösischen Presse sieht Italiens Aktion im Aegäischen Meere mit bösem Auge an, und daher befleißigt man sich, die Bevölke rung der Inseln als Opfer der italie nischen Okkupation darzustellen." Noch schärfer geht der halbamtliche „Popolo Romano" mit dem „Journal des Debats" ins Gericht, der Italien mit einer bewaffneten Intervention als unvermeidlicher Notwendigkeit bedroht hatte, um das Gleichgewicht im Mittel meer wiederherzustellen. „Wer hat denn dieses Gleichgewicht gestört?" fragt der „Popolo Romano." Wurde es denn nicht durch die Be setzung Aegyptens gestört, durch die Okkupierung von Tunis, und neuerdings auch durch die Be setzung von Marokko? Warum sollte es auf einmal durch die Besetzung von Lybien gestört worden sein? Oder vielleicht nur darum, weil diese letztere Besetzung von Italien vorgenommen wurde?" Man wird dieser Argumentation eine ge wisse Berechtigung nicht gut versagen können. Huock licet ^ovi, von licet bovi! Nur sind die Italiener nicht geneigt, sich zur Rolle des ge duldigen Ochsen erniedrigen zu lassen. Sie haben gefunden, daß ihnen französisch-englischer Neid hinderlich im Wege steht und haben daher folgende komische Warnung des Londoner „Spectator" mit Hohngelächter ausgenommen: „In diesem Moment müssen die Italiener mit nicht geringem Unbehagen die ganze Last des Dreibundes fühlen... Ihre Alliierten find ihnen anstatt einer Hilfe nichts als ein Hindernis . . Niemals gab es ein kurioseres Beispiel der Ironie einer Allianz!" Ach nein! In Italien haben selbst die früheren Feinde des Dreibunds aus diesem Kriege die eine Nutzanwendung gezogen, daß die Versprechungen der durch Sonderabkommen Italien verpflichteten Franzosen und Engländer eitel Lug und Trug sind und daß einzig und USk- Unsere gestrige Abendausgabe umfasst 1V Seiten, die vorliegende Morgcnnummer 16 Seiten, zusammen 86 Seiten. Vas Wichtigste. * Berliner Blätter verbreiten ein Ge rücht, bei der Kaiserbegcgnung in Baltisch- Port werde die Verlobung des Prinzen Adalbert von Preußen mit der Groß fürstin Olga erfolgen. (S. Dtschs. R. S. 2.) * Das österreichische Abgeordneten haus nahm am Mittwoch das Budget provisorium in dritter Lesung an. (S. Ausl. S. 2.) * In Kairo ist eine Verschwörung von Nationalisten gegen den Khediven, Lord Kitchener und den Premierminister entdeckt worden. (S. Ausl. S. 2.) * Bei einer Schlagwetterexplosion auf der Zeche Osterfeld (Oberhausen) tvurden 14 Bergleute getötet. (S. Tageschronik S. 10 u. Letzte Dep. S. 3.) * Die Gesellschaft für Hochschulpädago gik hält ihre 3. Tagung im Oktober in Leip zig ab. (S. K. u. W. S. 2.) * Auf dem Truppenüb un gsplatz Lock stedter Lager sind durch einen fehlgegangenen Schuh zwei Kanoniere getötet, ein Oberleut nant und 3 Mann schwer, sowie ein Leutnant ' leicht verletzt worden. (S. Letzte Dep. S. 3.) * In der gestrigen Stadtverordnete n- sitzung wurden die Einäscherungsge bühren für die Hiesigen von 30 auf 20 Mark, für die Auswärtigen von 60 auf 40 Mark her abgesetzt. (S. Bericht S. 9.) * Theateranzeigen stehe Seite 18. Im Krnnpk ums Mittelmeer. Aus Nom wird uns geschrieben: Wer unter den zünftigen Politikern nunmehr keinen Sinn für Humor zeigt, der wird sein Lebtag Trübsal blasen und Melancholiker bis an sein Sterbens ende bleiben. Da schreibt der Sozialist Leo nidas Bissolati, derselbe, der vom König von Italien in den Quirinal gebeten worden war, um sich — vergeblich — ein Ministerportefeuille aufnötigen zu lassen, in den beiden Organen, die bis zur Stunde noch einzig und allein die Sache Frankreichs krampfhaft und mit heißem Bemühen aufrecht erhalten möchten, dem Mailänder „Secolo" und dem römischen „Messaggero", Italien könnte aus den türkischen Verlegenheiten noch weiter Kapital schlagen, indem es kräftig Zugriffe! Heiliger Bebel! Wenn das ein Ehauvinist von reinstem Wasser schriebe, natürlich ein bürgerlicher, dann würde sich die Sozialdemokratie des gesamten Erdenrunds mit einigem Recht gegen den gewissenlosen Kriegs schürer wie ein Mann erheben. Aber Herr Bissolati kümmert sich den Kuckuck um die inter nationale Sozialdemokratie. Er kümmert sich auch nicht um die Seelenverwandtschast der um Frankreichs Heil sich sorgenden Blätter, denen er das Ei ins Nest legt. Ihm genügt es, zu wissen oder wenigstens anzunehmen, daß Italien am besten fährt, je mehr es zu den orienta lischen Wirrnissen beiträgt. Darum sagt er: „Wir stehen vor einem entscheidenden Moment. Italien kann nach zwei Richtungen hin aus der Balkangefahr Kapital herausschlagen: entweder es tut alles, daß die Gefahren auf dem Balkan sich vergrößern, oder es schließt schnell den Frieden." Der gute Leonidas glaubt am Ende selber nicht, daß die italienische Regierung das letztere wählt und Frieden schließt. In Wirklichkeit rät er der Regierung, was alle übrigen raten: die Sache mit dem Friedensschluß auf die lange Bank zu schieben. Denn in Rom kalkuliert man in allen der Regierung nahestehenden Kreisen, zu denen auch Herr Bissolati sich rechnen darf, seit dem er zu den Ministerkandidaten gehört, wie folgt: Wenn jetzt »tempo der Frieden geschloßen wird, dann ist zehn gegen eins zu wetten, daß von den Aegäischen Inseln uns nichts abfällt. Tripolitanien und die Eyrenaika bleiben sowieso unser trotz England und Frankreich, die die allein der Dreibund Italien vor lleber- raschungeu schützt, die die Westmächte in Bereit schaft halten, sobald sie ihre Mittelmeertrüume durch Italiens Vorgehen in ein Nichts zer ronnen sahen. Sie werden sich selbst dann auf papierene Proteste beschränken müßen, wenn die italienische Regierung des Sozialisten Bissolati Rat befolgt und aus dem Wirrwarr im Orient Kapital schlägt zum Entsetzen der mit Lohgerberbetrübnis die schönen Felle fort schwimmen sehenden Franzosen und Engländer. Die Begegnung in 3sstM-part. Die „Kölnische Zeitung" verweist die Meinung, Deutschland wolle versuchen, Rußland von dem französischen Bündnis und dem englischen Einver nehmen abzusprengen, in das Reick der Phantasie, da die deutsche Politik immer den Standpunkt ein- genommen habe, anderen Staaten in keiner Weise zu verwelken, eine politische Kombination einzu- gehen. Wir erwarten, schreibt das Blatt, von der Kaiserreise keine Aenderung der aktuellen Politik Rußlands, sondern nur die Herstellung und Be festigung vertrauensvoller Beziehungen zwischen Ruß land und Deutschland. Gelingt es, das in manchen Kreisen Rußlands nock vorherrschende Mißtrauen gegen Deutschland zu beseitigen und an seine Stelle Vertrauen zu setzen, so ist alles erreicht, was wir erwarten können. Bei der llebcrzeugung, daß zwi schen beiden Staaten keine ernsten Streitpunkte vor- Händen sind, ivird sick ganz von selbst eine politische Orientierung in friedlichem Sinne ergeben. * * * Baltisch-Port, 3. Juli. Heute vormittag halb 11 Uhr ist der Zar und Familie auf der Jacht „Standard" lster eingetrosfen. Reval, 3. Juli. Der deutsche Botschafter und der Marineminister Grigorrwitsch sind hier ein getroffen. Ans -er nationalen Arbeiter bewegung. Von der Laguna der nationalen Arbeiterverbände in Eßen ist vom Bund deutscher Werkvereine weiter zu erwähnen: Im Essener Bezirksverband bestehen dreißig Zeck)enwerkvcreine mit über sechstausend Mit gliedern und im Bochumer Bezirksverband siebzehn Zcchenwerkvcreine mit rund fünftausend Mitgliedern. In Südwestdeutschland ist die Bewegung ebenfalls rüstig vorwärts geschritten. ES bestehen jetzt Werk vereine in Frankfurt, Mannheim, Ludwigshafen, Rastatt, Karlsruhe usw. Die Gründung weiterer wird vorbereitet. Der Vertreter des Bezirksverbandes von Berlin und Brandenburg teilte mit, daß die Werkvereine in Berlin jetzt über dreißigtausend Mit glieder, in der Hauptsache Metallarbeiter, zählen. Ein besonders wirksames Agitationsmittel ist der Arbeitsnachweis, der aus den Beiträgen der Mit glieder unterhalten wird. Der Arbeitsnachweis hat un letzten Jahre über 15 000 Kameraden Arbeit besorgt. Bei dem Formerstrcik im letzten Herbst sind die Mitglieder der Werkvcreine nicht ans- gesperrt worden. Dieser Kampf hat dem Werkverein nene Mitglieder zugeführt, da die Unorganisierten den Nutzen der Werkvereine bei dieser Gelegenheit erkannt haben. So schlossen sick aus dem Betriebe von Siemens L Schuckert über achtzehnhundert Un- organisierte dem dort bestehenden Werkvcrcin an. Der Berliner Bezirksverband hat Ncdncrschulcn, Sprachkurse usw. eingerichtet. Besonderen Wert legt der Verband auf die Verbesserung der Lohn- und Arbeitsverhältnisse; er hat auch auf diesem Gebiete schon gute Erfolge erreicht. Der Vorsitzende Schön knecht (Eharlottenburg) machte die Mitteilung, daß der Gesamtverband der Metallindustriellen Deutsch lands beschlossen hat, daß künftig bei Aussperrungen solche Arbeiter, die einem Werkverein oder einem aus gleichem Boden stehenden Unterstützungsverein mindestens seit einem halben Jahre angeboren, nickt ausgesperrt werden dürfen. Die Mitteilung wurde von der Versammlung mit großem Beifall aus genommen. Ter Hannoversche ^-zirksverband er reichte in einem Betrieb auf Vowst llung von Ver- trauensleuten des Werkvereins, oag die wöchentliche Arbeitszeit von 59 auf 57 Stunden bei entsprechen der Erhöhung der Löhne herabgesetzt wurde. Auch in Magdeburg, Halle und Erfurt sind die Aussichten für die Zukunft gut. Einen besonders günstigen Bericht konnte der Vertreter des Saarverbandes er statten. Dieser Verband zählt heute schon fünfzehn Werkvereine mit elftausend Mitgliedern. In der letzten Zeit hat sich dem Werkverein auch ein Ver- band der Straßenbahner angeschlossen, der nach dem letzten mißglückten Straßenbahnerausstand ins Leben gerufen worden ist. Auch in andern Teilen Teutscl). landS, so in Bayern, Ostpreußen, an der Wasserkante und besonders im ManSfelder Revier, sind im letzten Jahr kräftige Fortschritte gemacht worden. Im ManSfelder Revier, wo man vor wenigen Jahren überhaupt noch keine Organisation der Arbeiter kannte, sind heute von den rund 18 000 Bergleuten über die Hälfte an den Werkvereinen angeschlossen. Der in dem Hauptausschuß nationaler Arbeiter, verein« mit dem Bund Deutsck>er Wcrkvereine zu- sammengeschlossene Bund vaterländischer Arbeiter- vereine zählte bei seiner Gründung 1907 37 Per- eine mit 7000 und zählt heute 160 Vereine mit über 32 000 Mitgliedern. Besonders stark ist er in Mitteldeutschland vertreten. Was das Verhältnis der vaterländischen Arbeitervereine zu den konfessio- ncllcn anlange, so müsse, wie in den Verhandlungen ausgcsührt wurde, zunächst abgewartet werden,'ob die Führer der evangelischen Arbeitervereine noch weiter wie bisher vor einenr Beitritt zu den vater- ländischen Arbeitervereinen warnen und statt dessen den Beitritt zu den Kampfgewerkschaftcn empfehlen. Vor allem sei cs Aufgabe des Unternehmertums, der wirtschaftfriedlichcn Arbeiterbewegung inner halb der Betriebe Unterstützung zuteil werden zu lassen, und Pflicht der Regierung, darüber zu Wacken, daß das Koalitionsrecht nicht zum Koali tionszwang ausarte. Der Bund vaterländischer Arbeitervereine unterstütze alle Bestrebungen von Organisationen und politischen Parteien, die sür bessern Schuh der Wirtschaftfriedlicken deutschen Arbeiter cingetreten sind. Die Krankengeldzusckust- kasse, der 2000 Mitglieder angehören, hat 760 Mit- glieder in 18 640 Arbeitstagen unterstützt. Der Stcrbekasscnvcreinigung gehören 406 Mitglieder an Buügetberslung in -er türkilrhen Kammer. Die türkische Kammer hat am Mittwoch, wie ans Konstantinopel gemeldet wird, endgültig den Gesetzentwurf angenommen, durch den den Offi zieren untersagt wird, sich mit Politik zu befassen. Die Kammer begann sodann mit der Beratung des Budgets. Der Minister der öffentlichen Ar beiten und provisorische Leiter des Finanzministe riums. Dschaoid Bei, erstattete ein längeres F i - nanzexposä, in welchem es heißt: Die Staatsausgaben wachsen beständig, nament lich infolge der außerordentlichen Ereignisse: aber auch die Einnahmen steigen in demselben Verhält nisse. Der Krieg behinderte nicht die Steigerung der Einnahmen, insbesondere nicht die Zolleinnah' men während des letzten Gebarungsjahres. Bloß im laufenden Zahle ist ein geringfügiger Rückgang der Zolleinnahmen zu verzeichnen. Wenn der Krieg zum Zahresichluß bcendioft werde, über steigen dl« Einnahmen den Voranschlag. Die Herstellung des budgetären Gleichgewichts erfor dert neue Einnahmen, insbesondere eine vierprozen tige Zollerhöhung, eine Erhöhung oer Ge werbesteuer und der Militärbefreiunas- taren. Das Ausland, welches sich stets darüber beklagt, daß in unserem Budget das Gleichgewicht nicht hergestellt sei, möge darauf Rücksicht nehmen, daß wir infolge der, ob nun richtig oder unrichtig ausgelegten Verträge nicht die Freiheit haben. Steuern «inzusühren, wie in anderen Staa ten. Der Minister drückte die Hoffnung aus, Europa wetoe der Türkei die Möglichkeit zur Einführung von Steuern in die Hand geben. Er stellt« fest, daß es dank dem Salvo des Erlöses der in Deutschland und Oesterreich-llngarn aufgenommenen Anleihe und dem disponiblen Vankkontokurrenr ermöglicht worden sei, im letzten Kebarungsjahre ohne Anleihe auszukommen. Zn diesem Jahr sei eine Anleihe des Krieges wegen unmöglich. Die Regie rung könnte mit Hilf« von Vorschüßen gegen Scha tz- scheine, die von dec abgeschloßenen Option -anleihe rückzahlbar sind, die Bedürfnisse bestreiten. Der Mi nister erklärte sodann, die öffentlich« Staatsschuld von netto 15 Millionen Pfund sei nicht übermäßig groß und könnte zu Besorgnissen keinen Anlaß geben. Der Minister hoftt, die Türkei werde in Europa günstige Aufnahme finden, wenn sie eine Anleihe von 25 oder 30 Millionen für öffentliche Ar beiten suche. Der Umstand, daß der Kursstand oer türkischen Rente wenig von dem Stande vor dem Kriege abweiche, beweise das Vertrauen der auswär tigen Kapitalisten. Der Minister künoigte die dem nächst erfolgende Einbringung eines Gesetzentwurfes zwecks Regelung der schwebenden Schuld, ferner die Unterbreitung der Verträge betreffend die Bahnen des Schwarzen Meerbeckens, sowie eines Gesetzentwurfes betr. das staatliche Taoakmono- pol an. Großwesir Said Pascha sprach sich in gleichem Sinne aus und erbat eine rasche Genehmigung des Budgets. * Aus dem türkischen Senat. Konstantinopel, 3. Juli. Zm Senat brachte «in Senator einen Initiativantrag ein, "oaß allen Beamten verboten werden soll, sich mit Politik zu befassen. Der Antrag wurde einer Kommission überwiesen. O Rücktritt Fethi-Paschas? Konstantinopel, 3. Juli. Blättermeldungen zu folge ist der Kommandant des 6. Armeekorps Fethi- Pascha hier einaetroffen. Man glaubt, daß er nicht mehr auf seinen Posten zurückkehrt. * Die Negierung und die Meuterer. Konstantinopel, 3. Juli. Wie verlautet, hat der gestern aus Monastir «ingetroffene Armeeinspektor von Saloniki, Iekki P a s ch a, der Pforte einen Be richt unterbreitet, in welchem «ine Einwirkung auf die Fahnenflüchtigen durch Ratschläge befüc- wortet wird. Gestern nachmittag berieten di« Mi nister des Acußern, des Krieges, der Marine, des Innern und dec Posten über diesen Vorschlag. Der gestrige außerordentliche Ministerrat soll be- s ch l o s s« n haben, mit den Meuterernzu ver- ha n d e l n. Der Aufenthalt der Meuterer. Monastir, 3. Juli. Es verlautet, daß sick di« Meuterer in Begleitung starker Arnautenslharen nach Deloin o gewendet haben. Amtlich wird ver sichert. daß Isa Boletinatz. der sich in der Gegend von Mitrovitza aufhalt«, nur über 300 Anhänger verfüge. DM' Man beacht« auch di« 2«f«rat« in -«» Ab«nd»An»gab«. 'M!
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite