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Ich glaube an das gute Lude // VW YSNl „Es klingt wir ein Kriegsbericht. Früher waren eS die Richthosen, Graf Spee, Jmmelmann, die dem deutschen Volke Mannesmut, Aufopferung, Hingabe an das Vater land predigten. Heute sind es die Thyssen, Raiffeisen, Schlutius." Es rst der alt« Kirdorf, der dieser Tage sagte: „Ich glaube an das gute Ende!" Kirdorf, einer der allermächtigsten des Ruhrreviers; und er kann so stolz sprechen, well in ihm die Stimme des gesamten deutschen Volkes tönt. Groß sind diese Männer, weil sie fetzt die Stimmführer, die Vorkämpfer dieses Volkes sind. , Nur well fetzt — bls auf ganz kleine Kreise — alle so denken, kann auch die deutsche Regierung mit scharfen Pro testen vorgehen. Hinter diesen Protesten steht aber nicht mehr das schließliche Zurückweichen, sondern steht der Wille rum entschlossenen Handeln. In einer Note an Eng- land, Frankreich und Italien gegen die Be schlagnahme der Kohlenfteuer, der Zölle, der Aus- und Ein- fubrabaaben, sowie der Einkünfte aus den Waldungen setzt die Regierung ihren Weg folgerichtig fort. Alle diese Verordnungen stützen sich auf Verordnungen der Ober- kommiss^ Rheinland und im Ruhrgebiet, die ihre Ermächtigung dazu aus den „Feststellungen der deutschen Verfemungen" herleiten. Die angeblichen Verfehlungen würden aber nur die Forderung einer Barzahlung rechtfertigen Rechtsbruch — wenn man beim Friedensvertra« von Versailles überhaupt von „Recht" reden kann — find diese Verordnungen der Rheinlandkom- Mission ebenso wie der gesamte Einbruch ins Ruhrgebiet. Rechtsbruch sind sie auch gegenüber den Abmachungen, die mit dieser Kommission getroffen sind. Rechtsbruch ist, daß die .Befugnisse" der in Essen stationierten französischen Kohlenkommiffion auch auf das Rheinland ausgedehnt werden, allzu fadenscheinig die „Gründe", mit der diese Ausdehnung belegt wird. .. . RechtSbrnLim Gefol« und mr Unterftützuno de. Kleine Zeitung für eilige Leser * Poincarö Hai die deutschen Proteste gegen die Gewalttaten im Ruhrgebiet ichroff zurückgewiesen. * Die gesamte Arbeiterschaft der THYffenwerke und der Eiinneswerke ist m einen Proteststreik eingetreten. * Die Münchener Ententekontrollkommission hat München vertaffen. Der französische Gesandte ist in der Stadt geblieben. Reichstag wird am Donnerstag die Beratung des s/wnen, die mit einer Rede des Finanzministers gebiet sprechen" wird auch über die Lage im Ruhr- Bonar Laws äußerle die oberste englische Ansicht, daß in streng gesetzlichem Sinne der bro^m wovde i? ist durch das französtiche Vorgehen ge- * wurde der Generalsekretär der .Action Fran^ cwse' von eurer Anarchistin ermordet. , Mussolini den italienischen Botschafter in Washmg.-n beauftragt haben, der Regierung einen Ver- mfttlungsplan e-ks Einberufung einer Weltkonferenz zu unterbreiten, welche die Reparationsfrage endgültig lösen soll. militärischen Aktion — das ist es, was Tag um Tag im Westen geschieht, schwerste Verletzung der deutschen Ver waltungs- und Finanzhoheit. Darum „protestiert" die Regierung nicht nur gegen diese Verordnungen, sondern erklärt stefürrechtsunwirkfam, verbietet, daß ihnen Folge geleistet wird; denn sie sind auch formell rechts- widrig, weil an der Beschlußfassung ein Italiener teilge- nommen hat; Italien gehört aber nicht zu den Staaten, die gemäß dem Vertrag von Versailles Delegierte in die Rheinlandkommission zu entsenden haben. Nechtsbruch allüberall, und zwar schon gar nicht mehr verschleiert, wie es im Anfang der Ruhraktion geschah, und zwar ein Rechtsbruch, der als solcher jetzt von den eigenen Ententegenossen gekennzeichnet wird. In einer Aus führung des immer sehr ruhig urteilenden „Giornale d'Jtalia" hieß es, die Deutschen hätten ganz recht, wenn sie behaupten, der Einmarsch ins Rnhrrevier bedeute einen Bruch des Versailler Vertrages; sie hätten recht, wenn sie sagten, dieser Vertrag existiere damit nicht mehr. Jetzt hat die englische Justizbehörde auf eine Anfrage Bonar Laws erklärt, daß in streng recht lichem Sinne der Vertrag von Versailles durch das fran zösische Vorgehen durchbrochen worden sei. Damit ist auch der zweite Teil der Frage Bonar Laws, ob durch den Einmarsch das gesamte Friedensdoklnnent von Versailles wertlos gemacht wurde, durchaus klar und eindeutig be antwortet. Derartige Feststellungen sind doch nicht ganz wertlos, sind doch mehr wert als das Papier, auf dem sie ge schrieben sind. Wir denken an die Art, wie unser angeb licher Neutralitatsbruch, als wir 1914 in Belgien rinrncken mußten, von unseren Gegnern ausgenutzt worden ist. Wie man den ganzen Erdball dadurch sozusagen seelisch vor bereitet hat für machtpolitisches Eingreifen, wie man diesemEingreifen ein« „moralische"Grmrdlage gab. Nament lich England hat es immer als alten Brauch geübt, sei nen politischen Handlungen ein „Rechts"mäntelchen umzu- hängen. Wenn wir uns durch derartige Feststellungen nicht den Blick dafür trüben lassen, daß es sich natürlich wie immer im Laus der Geschichte nicht um einen Rechtsstreit, sondern um einen Machtkampf handelt, und bei der Austragung des Ringens uns nicht mit rechtlichen Zu- sicherungen begnügen, sondern «in Wollen dahinter setzen, wevden wir di« Bundesgenossenschaft des Rechts gern be grüßen, ohne sie zu überschätzen. „Sie wissen alle da unten, daß schwere Zeiten kommen, aber sie wissen auch all«, daß das ganze Deutschland auf sie blickt, daß ihr Handeln richtunggebend ist." So der alt« Kirdorf. Und mit ihm kann ganz Deutschland sagen: „I ch glaube heute an das gute Ende." vr. kr, Streik bei Thyssen und Stinnes. 165 000 Arbeiter protestieren. „Wenn die Besatzungsbehö rden glauben, uns durch Einschüchterung gefügig machon zu können, so werden sie aufGranitbeißen." Diese Schlußworte der mann haften eindeutigen Erklärung, die von allen Leitern der Zechen des Ruhrkohlenbezirks abgegeben worden ist, ist s» recht der Ausdruck für die Stimmung, die die gesamt« B»- völkenmg beseelt. «E «bersten Goamten bis »er illeiuste» Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend Fernsprecher Wilsdruff Nr. 6 Postscheckkonto Dresden 2640 82. Jahrgang Nr. 10. Donnerstag / Freitag 25. / 26. Januar 1923 Amtlicher Teil Reichsabgabenordnung). 1U4 Nr. 180 ä. Für Personen, die unter Pflegschaft oder Vormundschaft oder elterlicher Gewal stehen, sind die Gewerbesteuererklärungen von dem Pfleger, Vormund oder Träger de elterlichen Gewalt, für juristische Personen, und selbständig steuerpflichtige Personenver einigungen oder VermögenSmafsen von deren gesetzlichen Vertretern, Vorständen ode Geschäftsführern abzugeben. Wer durch Abwesenheit oder sonst verhindert ist, die Gewerbesteuererklärung abzu geben, kann die Erklärung durch Bevollmächtigte abgeben lassen. Die schriftliche Voll macht ist der Steuererklärung beizufügen, sofern sie nicht bereits zu den Akten der Ge meindebehörde gegeben ist. Die Einsendung der Erklärungen durch die Post ist zulässig, geschieht aber au Gefahr des zur Abgabe der Steuererklärung Verpflichteten und deshalb zweckmäßig mittels Einschreibebriefes. Wer die Frist zur Abgabe der ihm obliegenden Steuererklärung versäumt, kann dur« Geldstrafen bis 500 Mk. zur Abgabe der Steuererklärung ungehalten werden; auc kann ihm ein Zuschlag bis zu 10 v. H. der endgültig festgesetzten Steuer auferlegt werde» Wer zum eigenen Vorteil oder zum Vorteil eines anderen vorsätzlich bewirkt, da die nach dem Gewerbcsteuergesetze zu entrichtende Gewerbesteuer verkürzl wird, wir wegen Steuerhinterziehung mir einer Geldstrafe im fünf- bis zwanzigfachen Betrage d« hinterzogenen Steuer bestraft. Neben der Geldstrafe kann auf Gefängnis erkannt werde (ß 36 des GtwerbesteuergefttzeS). Wer fahrlässig als Steuerpflichtiger oder als Vertrete oder bei Wahrnehmung der Angelegenheiten eines Steuerpflichtigen bewirkt, daß die Gi werbesteuer verkürzt wird, wird wegen Steuergefährdung mit einer Geldstrafe bestraf die im Höchstbetrage halb so hoch ist, wie die für die Steuerhinterziehung angedrohi Geldstrafe (ß 37 Abs. 1 des Gewerbesteuergesetzes in Verbindung mit ß 367 di Oeffentliche Aufforderung zur Abgabe einer Gewerbesteuererklärung für bas Rechnungsjahr 1S2S. Auf Grund dieser öffentlichen Aufforderung sind zur Abgabe einer Gewerbesteuer- «klärung verpflichtet: alle Unternehmer, die in der Stadtgemeinde Wilsdruff oder in einer im Finanz- amtßbezirk Nossen gelegenen Gemeinde 1. einen Gewerbebetrieb oder, falls der Betrieb an mehreren Orten in Sachsen stattfindet, daS Hauptgeschäft, 2. im Falle eines außersächsischen Gewerbebetriebes die sächsische Hauptbetriebs stätte oder in Ermangelung einer solchen die sächsische Betriebsstätte mit den meisten gewerblichen HMpersonen unterhalten, 3. die sächsische Hauptbetriebsstätte oder in Ermangelung einer solchen die sächsische Betriebsstätte m't den meisten gewerblichen Hilfspersonen unterhalten, soweit im Kalenderjahre 1922 oder im letzten Geschäfts-(WirtschaftS-)jahr ein abgab», pflichtiger Ertrag von mehr als 24 000 Mk. erzielt worden ist oder daS abgabepflichtige gewerbliche Anlage- und Betriebskapital am Schlüsse des obenbezeichneten Kalender- oder Geschäfts« (Wirtschaft?-) JahrS mehr als 25 OVO Mk. betragen hat. Die hiernach zur Abgabe der Steuererklärung Verpflichteten werden aufgefordert, die Steuererklärung unter Benutzung des vorgeschriebenen Vordrucks innerhalb deS Monats Februar 1923, soweit sie in der Stadtgrmeinde Wilsdruff wohnen, bei dem mitunterzeichneten Sladtrat (Stadtsteueramt), im übrigen bei der zuständigen Gemeinde behörde bez. dem unterzeichneten Finanzamt einzureichen. Vordrucke für die Steuer erklärung können von dem mitunterzeichneten Stadtrat und vom Finanzamt bezogen werden. Die Verpflichtung zur Abgabe einer Steuererklärung besteht auch dann, wenn ein Vordruck nicht zugesandt worden ist. Sind mehrere Unternehmer an demselben Gewerbe beteiligt, so genügt es, wenn einer die Gewerbesteuererklärung abgibt. Für mehrere selbständige Gewerbe desselben Unternehmers sind getrennte Steuererklärungen abzugeben. Ler Stadtrat zu WilSdrvff. Am 22. Januar 1923. Finanzamt Nossen. Wir bitten höflichst, Anzeigen bis norm. 10 Uhr aufzugebe Hilfsarbeiterin kennt niemand Rücksicht auf persönliche Wohlergehen, wenn es entschlossene Abwehr gilt. Jede kleine Erfolg, uni» deren sind genug zu verzeichnen, stärl den Widerstand und die Stimmung. Doch man ist sich am darüber klar, daß das Schwerste noch in Aussicht steht. Am Dienstag sind unterdessen als Protest gegen di Verhaftung ihrer Direktoren die gesamten Arbiter un Angestellten der Thyfscnwerke und der Stinneszechcn i den Streik getreten, bei Thyssen 65 000, bei Stinnes 100 00 Menschen. Auf der Eisenbahn ist wieder voller Betrieb, da di Forderungen der Eisenbahner angenommen wurden. Eine: besonders hübschen Erfolg erzielten die Eisenbahner ii Sterkrade. Als der Ausstand der Beamten und Ar beiter begann, besetzten die Belgier den Bahnhof mit eine Kompagnie. Nach Verhandlungen mit dem Bahnhofsvor sicher zogen sie später wieder ab und gestanden folgende zu: 1. Vollständige Räumung des Bahnhofes. 2. Kei Soldat darf den Bahnhof ohne Bahnsteigkarte be treten. 3. Kein Beamter oder Arbeiter darf wegen de Ausstandes zur Verantwortung gezogen werden. Neue Pläne und Gewalttaten. Die Pariser Blätter erklären, zur Ausübimg eine Druckes auf die Reichsregierung gebe es nur zwei Mittel die vollständige Trennung des Ruhrgebiet, vom übrigen Deutschland oder denMarschnachBer l i n. Die französische Regierung scheine die erste Lösum vorzuziehen. Dann werde „in vierzehn Tagen di« Ord nung wieder vollständig hergestellt", und dann würde „di Unterhaltung leicht sein". Im besetzten Gebiet des Eiser bahndtrektionsbezirks Frankfurt a. M. sind von den frar zösischen Behörden die Eisenbahndiensträume zurErrick tung von Zollgrenzen verlangt worden, in Die a. d. Lahn für sofort und in Höchst a. M. für später. In Neustadt a. d. H. hat ein siamesischer Soldat b einem Streit mit einem deutschen Zivilisten seinem Gegn< zwei Messerstich« versetzt. — Auf dem Schlachthi Recklinghausen sind für die Besatzungsarmee große Mer gen Fleisch gewaltsam requiriert worden. Ar dem Lande raubt die französische Kavallerie den Bauer das Vieh und das Futter und stiehlt Kleider und Bettei Auch in das Eisenbahn- und Fernsprechwesen verüben di Franzosen fortwährend neue störende Eingriffe. * Telegraphisch wird gemeldet: V Zerstörung der neuen französischen Telephonleitungeir. Essen, 23. Ian. Der Generalkommissar für das Ruh gebiet Coste hatte heute aus einer Fahrt nach Düsseldorf insol Dienstverweigerung der Eisenbahner einen unangenehm, Zwischenfall. Sein Sonderzug wurde von den' Eisenbahnen nicht befördert, so daß er in einem Personenzug 2. Klasse na Düsseldorf fahren mußte. Die neuangelegte Telephonleitu nach Paris ist heute durchschnitten worden. Ebenso kam es v dem Hotel Kaiserhvs in Essen, wo die meisten höheren franz fischen Offiziere einquartiert sind, zu starken Demonstration« so daß die Franzosen ihre Truppen zur Hilse riefen. Die neu Telephonlcitungen, die sich die Franzosen im Hotel Kaisers, anbringen ließen, weil ihnen die deutschen Beamten keine Ve bindung herstellten, wurden heute ebenfalls durch Durchschneid der Leitungen gebrauchsunsähig gemacht. Erscheint seit dem Jahre 1841 Srscheixt bi« auf weitere« nur Mantag«, Mittwoch« u. ^eiiag« nachmitlag« 5 Uhr für den folgenden Tag. Bezug«hrei« bei 8-lbstobholuna monatlich Mt., durch unser« Auöiröger zugciragen in der Stadt monatlich Ml., auf dem Lande M,.. durch di- Post bezogen mert-h-brUch Ml. mit Znstellung«g-bühr. ANe postanstallen und Postboten sowie unsere Au«ir-l--r und «eschöst-li-tt- nehmen ie»erieit»-steNongen enig-gcn. Im Falle höherer «ewail, Krieg oder sonstiger Actrirb«störungcn hat der Bezieher leinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung de« Bezugspreise«. Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts zu Wilsdruff, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen. B-rlcqer und Drucker: Arthur Zschunke in Wilsdruff. Verantwortlicher Schristletter: Hermann Lässig, für de« Inseratenteil: «rth«r Asch««»«, beide i« Wilsdruff. Znsertion«pre!« Mk. für die S gespaltene K»rpu«zeile oder deren Raum, Reklamen, die 2 spaltige Korpu«,«jl- Mk. Lei Wiederholung und Zahre«austrag enisprechender prei«nachlaß. Bekanntmachungen im amtlichen Teil snue von Behörden) die 2 gespaltene Korpu«zeile Mk. Rachweisungs-Gebühr pfg. Anzeigenannahme HI« Iwrinltlag« ld Uhr. Kür die Richtigkeit der durch Zi-rnruf übermittelten Anzeigen übernehm«» wir keine Garantie. 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