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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 30.03.1906
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-03-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060330022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906033002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906033002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-03
- Tag 1906-03-30
-
Monat
1906-03
-
Jahr
1906
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Diese- Matt wird den Lesern von Dresden ^ ^ zugestellt, während eS di« Post-Abonnenten und Umgebung am Tage vorher bereit- als ^ V v am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. verugrgeMr: VierlellSLrlrib I*« Lreltzr» öet tSotiib ««elmali»» 3»Mi«un, durch unsere Idolen und «»e,cii». an lZ«»». u»d Moulaorn nur euimul) »Ui- »OBl. durch aurwLuweSom- »nltionäre » Nk de» » Mt. ao Pi Bei »üimaiiaer.Li'ltlluno durch die Poli»Ät. lobiikBemltaeltn. imiius. laud mU eniwrechendem Zulckliue. -i achdruU aller Nttikel u. Origmal- Mitieilun,en mir mit deutlicher Lu»llenan,adei.T>rrsdS!>,chr') tulaiü«. St»N>Nä»l>ch« Lonorar- amvrüch« dlechen iiuderÄtNichtiat: miveuauate Mamnirwte werden nicht auidcwalirt. Tetearamm-Ndrell«: «achrichte» D «ed » L8SH Druck und Verlag von Liepsch L Neichardt in Dresden. /snreigen-cack. rkunallme von AuNludtaunien bis nackmlttaa«. a Udr. So»u>,u«d Neienaas nur Mu.ieiiiiroke 28 you N bis "«itltir. Di« l ioalliae wrund. teile ica » Silben» Lu Via- iln- tündiounaen au! der Prillalieile Zell« W Plc, ; die rivaltiaeckeUe uulTert- leile b« Pia. als rliiiaeluudt Helle «o Plu In Ulummer» nach Lvu». und Aetertagra I ivalliac Brmidteile so Pia., an! Privulicilc rv Pitz.. Llvalliae Zeile am Lerlicil« und als Einoelandt so Pl». Auswarliac Aul- lrüae nur aeaen Lorauobetalilun«. Leleablälier Mm lo Plennigc. Fernsprecher: Nr. ll und NYS«. HmiptaeschüstSIielle: Marienstr. SS. ^ Lotilts obren: ^ Rieltvl- oävr 8taI»I»RlI»vn von 6 AK. an I>Ut »Ildvrnv Ltiron „ 10 „ „ Volckvn« Lrawvn-LUi en „ 18 , „ t»«rtnu»t deÄe -»drilllite. tlvdrMsixe liaraiti,-. VortvUIdnkt» It«nNi'mati«n88v8eilvnkv. <N»8tr»v 8i»v — >V ^lorltLiatra»,« Iv vurkkIdlküV-S. Llvke l5ün>8 -oli<»nn-8t>. Hockern« Volckvere«: Ldilrertlvi» -» Rtnx«r -rmdtinetvr -- vro«clivn ttivM«»» - ItIa»^edvN«nk»Sidt«; etv. tliemielit« Imniidl. Mpreiil^c,,. Ar. 87. 8llNtI: Eisenbahn-Petitionen. Neueste Drohtbcrichte. .Hostachrichte». lsterichtsverhandlungen. Gastspiel der llinssen im Schaustiklhause» Licdertafclkonzcrt. Frcita». rin. Mär; 1'.»«)«. Elsciibahn-Petitloncn. Der stet- mit einer gewissen Spannung erwartete Bericht der Finanzdeputationtt der Zwertrn Kammer über die wegen Erbauung von Eisenbahnen und Errichtung von Verkehrs st eilen usw. ringeganaeue» Pcritiouen ist erschienen. In den vorausgeschicklcn allgcmeiuc» Brmcrkunge» heißt es: Trotzdem die Finanzlage des Lande? noch keines wegs einederartlge ist. daß das Erbauen neuer Eisenbahnen, weiche anfänglich voraussichtlich nicht ganz rentabel sein werbe», gerechtfertigt erscheinen konnte, sind doch eine so großeAnzahl Petitionen um Her stellung neuer Eisenbahnlinien, Eciichtnna von Bahnhöfen, Halte punkten und öffentlichen GütervcrkehrSstcllen. Erbauung von elek trischen Straßenbahnen und dergleichen bei der Stänbeversamm- luna elnaegailgeii, das; eine Berücksichtigung aller dieser viel seitigen Bitte» bei allem Wohlwollen, mit welchem die Fiiianz- devukation den Wünschen enlgegengetrete» ist. einfach unmöglich erscheint. In 215 Petitionen, unter denen allerdings viele alte znrückgeschvbene Projekte zu finden sind, werben diese Wünsche zum Ausdruck gebracht. Nicht weniger als insgesamt 1t Linie», unter welchen gegenüber dem vorigen Landtage 8 vollständig neue Projekte enthalten sind, mit etwa 084 Kilometer Länge werden neben 25 Haltepunkten, öffentlichen Gülcrverkehrssielleir nsw., von denen die Errichtung von 5 Personcnhalkepunllen, 8 Verlegungen solcher, ti öffentlichen Guterladestellen und 2 Uiiter- siibrnnasvroikkte ganz ne» zu Tage treten, in mehr oder weniger dringlichen! Tone zu erbauen erbeten Zum Teil sind die Gesuche mit einer inzwischen eiiigetrctenen Verbesserung der Finanzlage begründet zum Teil ist denselben aber eine RückwärtSbcwegnng der wirtschaftlichen Verhältnisse und die Befürchtung weiterer Nachteile für beslimmte Gegenden zu gründe gelegt, weshalb baldigste Abhilfe durch Erbauung vo» Eiseiibahncn u»v. dringend nötig sei. Endlich aber sind eine große Anzabl Petitionen mit dem wirtschaftlichen und industriellen Aufschwünge begründet, den viele Orte unseres engeren Vaterlos,des und ganze Gegenden genonime» haben. Wen» eS auch leicht erscheine» dürste, au der Hand statistischen Materials den Auf- oder Niedergang der Erwerbs- und Wirtschaftkverhältiiisse von Ortschaften und Gegen den festznstellen. Io war eS dennoch bei dem erfreulicherweise weit aus vorherrschenden Emporblühen der pelierendkii Städte und Dörfer für die Deputation nicht leicht, aus der große» Menge der Petitionen diejenigen ansznwählen, deren Berechtigung r» aller erster Linie anznerkenueu ist. Diese Auswahl und fiiianz-technische Beurteilung der Petitionen wird in neuerer Zeit noch wesentlich durch die Opserwllligkcit vieler Gemeinden und Privaten erschwert, da es keineswegs als feststehend anznerkenneu sein dürste, daß denjenigen Petitionen eine bessere Beurteilung vor allen anderen zu teil werden müsse, in welche» dem Staate die größten Ange bote in barem Geide oder in Areal gemacht werden. Die wirt schaftlich Schwache» würden hiernach bis zu allerlebt loaiten müsse». Es ist deshalb, wie in früheren Landtagen, die Bewer tung der einzelnen Gesuche von einer Reche allgemeiner Gesichtspunkte abhängig gemacht worden Zunächst sind die bis z»m 1. Februar bei der Deputation eingcgangeiieir Peti tionen nach ihrem Inhalte einzeln zum Bortrage gebracht worden, bei welcher Gelegenheit die Vcitrcter der verschiedensten Gegenden des Landes mit besonderem Nachdruck die Dringlichkeit der ein zelnen Projekte darlegten. Bei der Sichtung des Stoffes kam die Deputation zu der Ueberzengnng. das; allerdings eine Reihe Pro jekte von besonderer volkswirtschaftlicher Bedenliing vorhanden ist, wenn schon deren Verwirklichung rn so naher Zeit, wie die Petenten wünschen, nicht möglich sein wird. Seit dem Inkraft treten des »enen Enteignn»asgesctzes und dem leider noch fühl baren Rückschläge, welcher durch die „n Jahre 1902 von der Deputation gerügte» bedeutenden Ncberschreltnngen der Voran schläge beim Eiseilbnhnbcm eiiigetrctcn ist, geht der letztere nur sehr langsam vorwärts. Während früher der Ban einer Eisenbahn nach der Gcnehmigmlg des Landtags aus Grund der demselben vorgelegte» generellen Unterlagen schon nach kurzer Zeit vor sich ging, werden jetzt die bereits gencbiiiigten Linien, dafern sich bei der speziellen Bearbeitung eine Kostennberschreitung von mehr als 10 Prozent hernnsslellt, erneut den Ständen zur Genehmigung' eines Nachpostnlats »orgelest, bevor mit dem Bane begonnen wird. Inzwischen gelangen aber in der Regel wieder eine der artige Anzahl von Petitionen zu den genehmigten Linien an die Regierung und den Landtag, daß deren Untersuchung und Prüfung auf ihre etwaige Bcachtlichkcit neue Verzögerungen des Baubeginnes herbeifübrt. Seit dem letzten Landtage sind von den im Berichte Nr. 2ll der Flnaiizdeputation v der Zweiten Kammer vom 11. April 1904 anfgeführten rückständige» Linien nur Eibenstock Bahn hof- Elbenstock Stadt 3.2t Kilom., Berggießhübel—Gottleuba 2.80 Kilom. und Lengenseid-Weißensand 6,29 Kilom., Summe 12.20 Kilom in Betrieb genommen worden, während immer noch folgende früher genehmigte Linien ihrer Fertigstellung bezw. der Innngrifrnabme harre»: 1. Jrohbiirg-Kohren 8.42 Kilom., 2. Tbum-Getier 8.63Kilom., 3 Tlimn—MeinerSdorf 12,90Kilom., 4. Wetßig—Dnrrrvlirödvrf 14.M Kilom., 5. Markneukirchen— Siebenbninn 2,93 Kilom.. 6. Wilsdruff—Gadewitz 55,61 Kilom., 7. DreSden-Cotta-Cossebaude 5 Kilom., 8. Barnitz—Nadibor 18.69 Kilom., 9. Königsivnlde-Annabera 6.12 Kilom., 10. Copitz— Herrenleithe 4.80 Kilom., ll. Kieritzsch-Groitzsch-Pegau 14,42 Kilom.. Summe 152.12 Kilom. Von diesen ll Linien hat bei den unter 1. 2. 7. 8. 0 und 10 anfgesührteil mit zusammen etwa 52 Kilom. Länge der Bau bereits begonnen. Nach dem erwähn ten letzte» Bericht der Deputation vom Jahre 1904 sind noch rückständige 13 Linien mit 154 Kilom. Bnhnlänge zu bauen. Gegenwärtig sind aber durch Wiederhinzntritt der Linie Kieritzsch- Groitzsch -Pegau noch 11 früher genehmigte Linien mit 152,12 Kilom. zn bauen, wem,alb man wohl sagen kann, daß der Eisen bahn-Neubau im Königreich Sachsen in den letzten Jahren recht wenig gefördert und beinahe zum StiNstan d gekommen ist. Mit lebhaftem Bedau ern muß dies die Depntatioii konstatieren. Sie glaubt, daß der wirtschaftlichen und industriellen Entwicklung des Landes durch kine» derartig minimalen Ausbau der zum Teil seit 8 Jahren ge nehmigten Linien nickt Rechnung getragen wird. Eine so weite Hiiiaiisschtebiing des Banes einzelner genehmigter Linien ist nicht ,» billigen und sehr bedenklich. Zn den bereits früher genehmig ten, noch zu bauenden neuen Linien mit l>52.l2 Kilom. kommen nach Vorstehendem weitere 19.76 Kilom., so daß überhaupt 171,88 Kilom. genehmigte Eisenbahnen in Sachsen deS Baues bezw der Bollendii» g harren. Die nachstehenden dies maligen Projekte von 684 Kilom. Gesamtlänge wurden dergestalt von der Finanzdeplitntion bewertet, das; ini vorliegenden Bericht 22 Prozent 154 Kilom. zur Erwägung und 3l Prozent --- 210 Kilom. zur Kenntnisnahme der Königl. Staatsreglerung zu überweisen empfohlen werden, während 14 Prozent --- 97 Kilom. ..zurzeit" und 33 Prozent ---- 223 Kilom. ganz aus sich beruhen bleiben sotten. Im einzelnen werden folgende Zensuren beantragt: j Eisenbahnen links der Elbe: Die Petition des Gemeinde rats zu Gelenau und Genossen um Herstellung einer normal- spnriacn Eisenbahn von Annaberq über Eyrenfriedersdors und Gelcnan nach Einsiedel auflrch beruhen zu lassen; die Petitionen der Stadträte zu Mnoberg, Geyer und Genossen um Erbauung einer Eisenbahn von Bahnhof Annaberg obere Stadt nach Station Schön seid auf Staatskosten aus sich beruhen zu lassen; die Petition der Papierfabrik Plattentbal und Genossen, soweit ein I n d u st r r e gl e i s' a » s ch l u s; für dieselbe in Frage kommt, der Königlichen Staats- reoierring zur Kenntni nähme zu überweisen, soweit sich - ' ^ s ^ ahn aur sich beruhen zu lassen; die Petitionen der das Gesuch aber auf die Erbauung einer Pöhlätalb bezieht. übcrwcile»; die Petition deS Gemeinderats zu Ricderhäslicl: um Fortführung der elektrischen Straßenbahn von Denben nach Nicderhäslich der Königlichen Staats- regicrung zur Kenntnisnahme zu überweisen: die Petitionen des Sladtqenreindcrats zu Wilsdruff und Ge nossen um Herstellung einer normalspurigen Eisenbahn verbindung mit Dresden und Verlegung der Güterrnnlade- stclle von Potschappel nach Wilsdruff aus sich beruhen zn lasten; die Petitionen dcr Gemeinde Altsranken und Ge nossen um Erbauung einer elektrischen Straßenbahn von Dresden nach Wilsdruif aufsich beruhen z» lasten; die Petition der Gemeinde Rodewisch und Genosten um Erbauung einer Eisenbahn von Eich nach Rodewisch der Königlichen Staatsregiernng zur Erwägung zu über weisen, die Gesuche der Stadlräte zu Treuen und Auerbach aber aus sich beruhen zu lassen; die Petition der Gemeinden Groszwaltcrsdorr, Eppendorf und Granitz um Heiter» sührung der H e tzd o rf-E v P e n d o rf e r c-rchm.al- I pur bahn bis G r o ß w a l t e r s d o rf der Königlichen Staalsregrerung zur Kenntnisnahme zu überweisen; sie Petition der Stadtgemeindrn Falkenstei», Treuen und Auer» bach, soweit sie eine Verbesserung der Verkehrs- Verhältnisse aut der Linie He r l a 8 q rü n — Fa l k eu- stein bezweckt, der Königlichen L-taotsregrerung zur Er wägung 4» überweisen, soweit sich dieselbe jedoch auf den z w c i al e i i i g e n Ausbau dieser Linie bezieht, auf sich beruhen zu lassen: die Petition der Stadträte zu Freiberg und Hainichen und Genauen um Erbauung einer Eisenbahn von Freiberg nach .Hainichen der Königlichen StaaH- rcgierrrng zur Kenntnisnahme zu überweisen: dre Petitionen des Stadtgemeinderats zu Rötha und Genossen, soweit sich dieselben auf die Erbauung einer Eisenbahn von Böhlen über Rötha nach Espenhain beziehen, der Königlichen Staatsregierung zur Erwägung zu überweisen, soweit M dieselben jedoch «ruf die Fortführung dieser Bahn bis Grimma erstrecken, zurzeikauiiichberuhenzn lasten, weiteres oder ganz auf sich beruhen -n lasten; die Petitionen von A. Friedrich und der Gemeinde Appersdorf »nb Genossen um Erbauung einer normalspurigenEisen- l> ähn von Großhartmannsdorf bis Forchheim- L i v p e rsd o r s der Königlichen Staatsregiernng zur Kenn t- iiisnabme zu überweisen, das Gesuch um weitere Fort- fü hru n g dieser Linie bis Lengcfeld aber o uff i ch be ruhen zu lassen; die Petition der Gemeinden Waschleithe. Langenberg, Schwarzbach und Genosten um Erbauung einer Eisenbahn von Grünstödtel über Elterlein nach Getier der Königlichen Staatsregiernng zur Kenntnis nahme zu überweisen; die Petition des Gemeinderats zn Niederschöna und Genossen um Erbauung einer Eisenbahn von Klingenberg nach Dittmannsdorf der Königlichen Staatsregierung zurErwäaung zu überweisen: die Petition der Gemeinde Untersachsenberg und Genossen um Er; bauiina einer Eisenbahn nach Klingenthal zurzeit au* sich beruhen zu lasten; die Petition des Bürgermeisters Dr. Roth um Erbauung einer Eisenbahn von Limbach über Burgstädt nach Mittweida zurzeit aus sich beruhen zu lassen; die Petition des Gemeinderats zu Oberfrobna um Erbauung einer Industriebahn von Lim bach nach Oberfrobna der Königlichen ^taatsreoierung zur K ennt- nisnahme zu überreichen; das Gesuch des Gemeinderats zu Oberlungwitz und Genossen um Erbauung einer Eisenbahn diirck bas Lungwitztal zurzeit auf sich beruhen zu lasten: die Petition um Erbauung einer Eisenbahn von Markncukirchennach Erlbach zurzeit auf sich Kuilst und Wissenschaft. König!. Hosschauspiel. Nachdem bereits zu später Nachtstunde der mehr als außerordemliche Erfolg deS ersten GafrspielabendS des Moskauer Künstlerischen Theater- sestgestellt worden ist. braucht heute nur »och weniges gesagt zu werde». Blrldt doch gegenüber de» eminent tiefen Eindrücken, die das Spiel der Russen binterläßt, alle und jede Kritik nur leerer Schall. Hier gibt es nur eins: sehen und staunen. Dabei ist Gorkis „Nachtasyl", dieses wunderlich überschätzte Elends- stiick, das in Deutschland weit über Gebühr populär geworden ist. obgleich cs uns eigentlich nur ethnographisch interestieren kann, von Haus aus gar nicht dazu angetan, große darstellerische Wirkungen auSznlvsen. Auch Reinhardt ist das. im theatralisch technischen Sinne gemeint, mit seiner Anffnhrimg dieser „Szenen auö dcr Tiefe" ia nicht gelungen: ieine Jntervretation ergriff da am un mittelbarsten. wo das Milien an sich mächtige Akzente anschlng. Gestern abend wurde man mehr gewahr: eine künstlerische Offen- darung im weitesten Sinne des Wortes. Zum erstenmal sah man die volle LebenSfnlle. dir nicht allein in der zu Anfang ohne frage mit leichtem theatuilischen Avvlvmb betonten „Echtheit" >er Typen, sondern mehr I» den, Vergesseiimachen der künstlcrl- cben Absichten Gorkis zu suchen ist. die eine Höhe der schau- pielerischen Qualitäten deS einzelnen und eine» genialen Regisseur ür die Inszenierung der Dichtung zugleich voranSsetzt. Das etztere scheint nitr das Großartigste im Verein mit dem ans das ernste abgetönten Znsnmmrilsviel. das nur durch ein fabelhaft ichereS Jneiiiandergehen aller wichtigen Faktoren, deS ganzen ' Drum und Dran des ÄühnenapparaleS ermöglicht wird. Von den Meiningern mögen die Russen das Prinzip der individuellen Rollenbesetzung gelernt haben. So spielt der dedentendste Schau spieler der Truppe, Stanislawski, dieser Herrliche, der von MittkNvnrzerS geinaltscher Art etwas bat, keineswegs lauter Hauptrollen, — gestern nicht den Luka, sondern den Statin —, scmdern mit Vorliebe Chargen. Auch das stark- Betonen der wi,Namen szenischen Anordnung erinnert an die .Knust der Mei ninger, mit tteinkn Mitteln große Essekte zn erzielen. Aber das alle- ist so vergeistigt, so wunderbar durchdrungen von einem feinen Stilgefühl, das nnt souveräner Sicherheit immer den richtigen Ton. stets die rechte Geste trifft, das fast nie z» viel tut, ja sich oft nur mit leisen '.'yideutuiigen begnügt. Müssen Beweise erbracht werden für das. was sich nur suhlen, nicht in Worte Umsetzen läßt?! BieleS kann hier von den fremden Gästen gelernt wrtdeu» viele-, woS nicht spezifisch russisch ist. So das ein drucksvolle Jneinanderspicle» von Vorder- »nd Hinterbühne in de» ersten beide» Akten, das allerdings durch einen anßerordent- ! sich geschickten Aufbau der Szene wesentlich liiilerstntzt wild. ! Sieht man doch den Htntrrgrnnd des Asyls — die Bühne ist nie > so dunkel, daß man über die Einzelheiten im Ulmewissen bleibt — nicht von ein paar, sondern von ein paar Dutzend Asylisten belebt. Die einen schlafen, die anderen gehen ab und zn, diese murmeln im Traum, jene kichern oder schimpfen leist, — in eine dunkle Welt schtnchzcndcn und lachende» Elends voll dumpfer Instinkte und halb wacher Intelligenz blickt das erstaunte Auge, das mit einemmal die besonders prägnante» Typen des Vorder grundes in ihrer rechten Atmosphäre sieht und verstehen lernt. Dadurch erscheinen ancb die einzelnen Figuren i» einem ganz anderen Lichte: namentlich Lnta. Er ist bei den Russen nicht der Patriarch mit wallender weißer Lockenfülle, nicht dcr Heilige der Legende, wie ihn Reinhardt gibt, sondern ein lieber, listiger alter Herr, ein Mensch unter Menschen, der mit dem Lächeln des gioßen VerstelienS für alle einen Trost hat. hier eine kleine Lüge, dort eine schlichte Wahrheit, immer zu raten und helfen bereit, aber am liebsten fern vom Schuß. Auch Ssc-tin erfährt in russi scher Allffassung eine wesentlich andere Beleuchtung, gar nicht davon zu reden, wie Stanislawski in einer großartige» Maske ihm den Stempel seiner bedentruden Perionlichkeit anf- drückt. Am eiiidiliiglichsten spitcht dieser Ssali» am Schlüsse zu uns Wenn dcr wilde Geselle mit den leuchtenden Augen und deni begehrlichen Munde da mit einem Blick in endlose Fernen plötzlich über die Welt und den Menschen zn philo sophiere» beginnt „Der Mensch, — das ist etwas gmiz Großes. Zn welchem Zweck geschieht baS alles ? Um des Tüchtigsten willen", — wie er das sagt, halb resigniert, halb prophetisch, bald in einem unendlich müden, bald schmetternden Ton, — das bleibt einem immer in der Secle. — Natürlich wurde das Stück in der Original^Jnszcnierung gespielt, d. h. aiö Schau- platz des dritten Aufzuges war der vom Dichter vorgeichriebene öde -Hof gewählt, der ein wenig Licht ins graue Alltaashcntc des Asyls bringt. Dadurch gewinnt die Tragödie Wafsilissa. Pcpel^Natascha an plastischem Eindruck, ihr Schluß, der sich bei den Russen in anririn publicn adspiell, an unmittelbarem Leben. Innen- wie Außenregie stand hier auf gleich ragender Höhe; vornehmlich der Aktschluß war meisterlich vorbereitet, mit einer realistischen Lebendigkeit, die jeder Beschreibung stattet. Alles war in wogender Bewegung, nur einzelne Gruppen hoben sich wie lange gehaXene Fermaten auS dem wilden Durcheinander von Töne» und Gesten heraus. Gleich eindruckStief war der Schluß deS zweiten Aktes gestellt. An die nächtliche Stille des Asyls, über daS der Tod seine schivarzen Flügel soeben gebreitet, dringt wie ein leises Echo dcr Lärm der Außenwelt fernes Hundegcbcll, während aus der Tiest der Bühne, aus dem wirren Knäuel der hungernden Proletarier, das Plärren eines weinenden Kindes zum Lager dcr toten Anna stieg, an dem der Pilger Luka seine eintönigen Sterbegebete murmelt. — Bon de» schauspielerischen Einzelleistungen sind neben Stanislawskis Ssatin zu nennen, der Baron des Herr» Katschalo w, der Schauspieler des Herrn Artem und der Luka des Herr» Moskwin. die alle drei durch die diskrete Chargierung ihrer Figuren auffielen. Namentlich dcr Baron yolte einen brillanten Ton am Leibe, dazu Nuancen im stummen Spiel und eine lässig elegante Manier in dcr Haltung, — ganz wunderbar. Sehr gut waren auch die Frauenrollen des DramaS besetzt. Tie Damen Muratowa sWaMissal. Germanowa sNataschai, Tesch chow lNastjas, Ssawiz - kaja lAnnaj und Nikolaewa iKwäschnias waren so um aefcrbr gleich vortreDffch. Ungemein charakteristisch gaben sich die Epistdensiguren, unter denen der prächtige Tatar des Herrn Wischnewski alle an Haupteslänge künstlerisch über ragte. — Kein Wunder, daß das Publikum begeistert war. Am Schluß kam cs zu stürmischen Beifallsovationen für die Russen: man tobte und schrie, jubelte und klatschte, jodoh die beglückten Darsteller gar nicht on genug dankend vor der Gardine er scheinen konnten. W. Die Dresdner Liedertafel bat das Kunststück fertig be kommen, zwei große Konzerte kurz hintereinander zu geben, das zweite, gestern im Gcwcrbehause abgehalicne sogar im vollen Rüstzeuge des Außergewöhnlichen: unter Mitwirkung dcr verstärkten GewerbehauSkapeUe. einer Kammcrmusrk- Vereiinginig und Hinzuziehung von Gesangsstlisten. Eine mutige Tat, der indes auch der volle Erfolg nicht fehlte! Der An fang war ernst, sogar tief ernst. Nach Beethovens Trauerspiel- Ouvertüre „E^rioian" Hub ein „Totcnmarsch" für Männerchor, Baß-Solo und großes Orchester van S. v. Hausegaer an, ein groß angelegtes, in den Stimmungen der Dcauer und dcr feier liche» Majestät des Todes geschickt festqehaltcnes und orchestral charakteristisch ausgestaltctes Stück, vortrefflich geeignet für eine Buß- oder Toten--L.oii»tag°Feier. weniger aber für ein Ber- einskonzert. In einem ioichen bringt man sür dergleichen weder Stimmung noch genügende Anteilnahme mit. Darnach: Rhein bergers romonlffch-schworineriiche „Iohonnesnacht", eine Kom- Position, dcr cs an hyperjentimentalem Empfinden auch nicht fehlt, und dann die Cavatine des Kardinals auS HalSvyS
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