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Sonnabend Rk. 184. —— 8. Julius 1847. teipliz. Di- Zeitung erscheint iägv<b Abends. Zu beziehe» durch alle Postämter des Zn- und Auslandes. Deutsche Allgemeine Zeitung. Preis für das viertel, jabr r «Hix.- InsertionSgebuhr für den Raum einer Zeil» 2 Ngr. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» U-be-vlick. Deutschland. Protestantische Versammlung in Winzingen. **von der Pleisse. Die Gleichheit im Unterrichtswesen. — Der Kaiser von Ruß land. — StaatSrath Bekk. L Vom Main- Hr. Georgi. — Die Gräfin Girlitz. — Die lateinische Schule in Hadersieben. * Frankfurt a. Lssl Der LejaSverein. Der Großfürst - Thronfolger. PreuPe«. Kerlfn. Landtag. * Aerli». Abstimmungen. chvon derülarthe. Die Polen. Desterreich. ?Aus Ungarn. Ein gefährliches Volksbuch. Dpauien. Di« Wählerlisten. Don Francisco de Paula. Hr. de la Riva. Wr»ßtd*itannien. Die Königin. Der Schluß der Session. Die Unter- hauSsitze für die City. Die Parlamentssitze. Der Silbervorrath. Der Herzog von Buckingham. Sir W. Somerville. Die Feindseligkeiten im Plata, zLondon- China und Cochinchina. Krankreich. Der Pairshof. Hr. de Girardin. Die «Presse». Die Kriegs- brigg Berceau. Die Einfuhrzölle. Unruhen in Mühlhausen. -^ederlande. Unruhen in Leeuwarden. Wchweiz. Lagsatzungsinstruction von Solothurn. HlaNon. Erlaß des Cardinals Gizzi. Mütkei. Die Juden in Damaskus. Hsr-amerika. Der Krieg mit Mejico. , Worsonalnachrichten. Dkiffenschaft und Kunst. Die Kunstkritiken. Handel und Industrie. * Frankfurt a. M. Börsenbericht. * Leip zig. Börsenbericht. * Leipzig. Eisenbahn. — Berlin. — Leipzig. <rnr«ndigustgen. De«tsch1a«d. Aus Gprtzer vom 2S. Jun. berichtet die Speyerer Zeitung: „Gestern fand zu Winzingen bei Neustadt eine Zusammenkunft vieler Angehörigen der vereinigten protestantischen Kirche der Pfalz statt. Die Veranlassung war eine Besprechung übet ein an den König zu richtendes Bittgesuch um landesfürstlichen Schutz gegen Eingriffe der geistlichen Obcr- dehörde in die Rechte der bezeichneten Kirche. Die Beschwerden betrafen folgende Punkte: I) Streben des Oberconsistoriums, die symbolischen Bücher gleichsam über die Bibel zu stellen, gegen die ausdrückliche Be stimmung des tz. 3 der Vereinigungsurkunde. 2) Beschränkung der Stu- diumsfreiheit, indem die protestantischen Theologen der Pfalz an der Uni versität Erlangen studiren müssen, obwol die dortige theologische Facultät ausdrücklich erklärt hat, einen Lehrstuhl der vereinigten Kirche dieses Lan des gar nicht zu dulden. 3) Hcrbeiziehung und Begünstigung von Pfar rern, welche der orthodoxen Richtung anhängen, sonach dem Geiste der diesseitigen Kirche abhold sind. 4) Amtssuspension des Pfarrers Frantz ohne legitimen Grund. 5) Einführung einer Amtsinstruction, auf welche die Geistlichen an EideSstalt Handgelübdc ablegcn müssen, ohne Genehm haltung durch die Generalsynode. 6) Katechismusinstruction (unter be- fonderer Bezugnahme auf die Eroberung, welche zufolge der gedruckten Aeußerung des nun verstorbenen Oberconsistorialraths Fuchs die orthodoxe Partei dadurch erlangt zu haben erklärte). 7j Willkürliche Zusätze zur neuen Kirchenagende ohne Vorwissen der Gcncralsynode. 8) Versuch, die Berathungsrechte der Diöcesansynodrn zu beschränken, lieber jeden der oben erwähnten Punkte wurde einzeln abgestimmt, die Bcschwcrdeführung über jeden derselben aber mit vollkommener Stimmeneinhelligkeit beschlossen. Die Adresse erhielt über 6V0 Unterschriften." **Hon der Weisse, 1. Jul. Allerdings soll der Unterricht für «lle Klaffen der Jugend gleich gut sein und auch das Einfachste in voller Tüchtigkeit gelehrt werden. Kargheit in dieser Beziehung ist wahre Ver schwendung, und die Ausgaben für ein wahrhaft gutes Schulwesen auch her ärmer» Klaffen kommen in andernCapiteln des Gemeinde- und Staats budgets reichlich wieder ein, was übrigens lange nicht der wichtigste Grund für diese Pflicht ist. Wir gestehen, daß uns der ganze Gedanke beson derer sogenannter Armenschulen schon deshalb nie gefallen hat, weil er seicht zu einer mangelhafter» Einrichtung dieser Schulen führen kann. Heffer, d.ie Kinder der Armen nehmen an den gewöhnlichen Volksschulen Theil, werden aber in Betreff des Schulgeldes erleichtert oder ganz be streit. Aber indem wir anerkennen, daß der Unterricht überall gleich gut sein soll, suchen wir die Verwirklichung dieses Unterschiedes eben in einer Verschiedenheit der Unterrichtsanstalten für die sehr verschiedenen Verhält nisse. und Bedürfnisse. Gleich gut soll der Unterricht sein, aber nicht überall ein und derselbe. Nur Verhältnißmäßigkeit ist die wahre Gleichheit. Wie die Gleichheit bei den Staatslasten nicht darin besteht, daß Jeder dasselbe leistet, sondern darin, daß Jeder im Verhältnisse zu seinen Kräften die selbe Last trägt; bei den Staatsämtern nicht darin, daß Jeder zu jedem Staatsamte gelangt, sondern in der Verleihung der Staatsämter nach dem Verdienst, ohne Rücksicht auf Stand und Geburt, so besteht sie bei dem Volksunterrichte nicht in einem gleichen Unterrichte für Alle, sondern in dem für die Lebensbestimmung eines Jeden angemessensten Unterrichte. Die letztere hängt aber in unsern Zuständen sehr wesentlich von den besonder» Verhältnissen ab, in denen ein Kind geboren wird und aufwächst, und die Klassen und Abtheilungcn, die Stufen und Gradationen sind weit viel« facher, als der leipziger * s - Korrespondent in Nr. 182 annahm. Mit „arm und reich, vornehm und gering" kommt man da nicht aus. Auch sind wir gar nicht der Meinung, daß der Volksunterricht sich nur die „all gemeine Menschenbildung" zum Ziele zu machen habe. Das ist nur für die Klassen zu begründen, welche im weitern Leben nichts mehr brauchen, und man könnte sagen, daß sich auch, hier die Extreme berührten und nur die Reichsten und die Aermsten in diesem Falle wären. In Wahrheit aber ist der Satz annäherungsweise in Betreff derjenigen Klassen wahr, deren wahrscheinlicher künftiger Lebcnsbcrus irgend eine wissenschaftliche Kcnntniß nicht bedingt, während sie selbst in der Regel aus der nie der» Schule sofort ins praktische Leben treten. Bei ihnen handelt es sich nur darum, ihnen eine recht tüchtige Mitgift gesunden Verstandes, geweckten Geistes, sittlich-religiösen Sinnes und gründlicher Fertigkeit i» den Elcmentarkcnntnisscn mitzugcben. Dieses Verhältniß bildet in den Dorfschulen die Regel. Die Wenigen dort, welche mehr brauchen, kön nen nicht verlangen, daß die Schule sich nach ihnen richte, und besitzen die Mittel, ihr Bcdürfniß aus anderm Wege zu befriedigen. Auch in Städten werden einzelne nach demselben Maßstab eingerichtete Schule» bestehen müssen. Aber unser Leben ist ein solches geworden, daß der größere Theil der höher» und mittler» Stände sich einem bestimmten äußern Lcbens- beruf ergeben muß, welcher bald mancherlei durch Unterricht zu gewinnen der oder zu fördernder Kenntnisse unbedingt bedarf, bald wenigstens durch eine bestimmte, auf ihn bezogene Bildungsweise ungemein gehoben und veredelt wird. Zum Theil muß diese Bildung erst in höher» Anstalten vervollständigt werden, welche weit über die Schulzeit der erster» Klassen hinaussühren. Da ist es denn sehr gut, wenn gleich die nicdcrn Schu len so eingerichtet sind, daß sie theils auf die weitern Anstalten vorberei- tcn— an welchem Mangel z. B. unser Gewerbsschulwesen vielfach ge siecht hat—, theils auch selbst auf den künftigen Lcbcnsberuf der Mehrzahl ihrer Zöglinge, und nicht blos auf „allgemeine Menschenbildung" berech net sind. Die allgemeine Bildung, nämlich nicht ein allgemeines, folg lich oberflächliches Wissen, sondern eine möglichst allseitige Uebung und Entwickelung der geistigen Kräfte muß immer das Hauptziel bleiben und alle Methodik beherrschen. Aber wie in unserm Leben sich das allgemeine Menschenthum in der Form besonderer Lebcnsberufe darstellt, so soll auch jene Bildung durch Mittel bewirkt werden, welche zugleich dem Berufs leben zur tüchtigen Unterlage und Förderung dienen. Wenigstens ist es ein großer Vortheil, wenn dies geschieht; ein Vortheil, den die sogenann ten gelehrten Stände im Hauptwerke genießen, der aber auch den gc- werbtreibenden Ständen zu wünschen ist und der allerdings eine Ver schiedenheit der Unterrichtsanstalten bedingt. Die Einrichtung des Schulgeldes können wir nicht so unzweckmäßig und unbillig finden, wie in jenem Artikel geschieht. Abgesehen davon, daß bei seiner Abschaffung, welche überall, wo man damit umging, die größten Schwierigkeiten gefunden hat, eine sehr bedeutende Summe in einer neuen, ungewohnten und den Ansichten sehr Vieler im Volke schwer lich zusagende» Weise würde aufgebracht werden müssen, so iss eS eine oft gehörte, wie man versichert, auf Erfahrung begründete Behauptung, daß ganz unentgeltlicher Unterricht selten mit Eifer benutzt werde. Wir haben Männer, die mit diesen. Dingen sehr vertraut Md, behaupten hö ren, daß es nirgend gut sei, das Schulgeld ganz zu erlassen, sondern daß man wenigstens irgend etwas, und wäre cs die kleinste Kleinigkeit, auch von den Aermern erheben sollte, weil diese Aeltcrn dann weit mehr dar auf hielten, daß ihre Kinder für ihr Geld auch etwas lernten. Auch scheint es denn'doch nicht unbillig, daß die Personen, welche Kinder in die