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Wchmtz-Ikitmz Verantwortlicher Redacteur: Carl Ikhnr in Dippoldiswalde Nr. 21 Dienstag, den 17. Februar 1885 1 i - ... Genie in der Kunst, Staaten mit Masten strebsamer Einwanderer zu bevölkern, gewaltige Organisationen zur Ueberwachung, Besiedlung und Entwicklung neuer Gebiete ins Leben zu rufen, und dann den wirth- schaftlichen Fortgang der durch die neuen Ansiedlungen erschlossenen Länderstriche mit liebevollstem Interests, klarster Umsicht und praktischem Geschäftssinn zu för dern. Es ist wahrlich nicht zu viel gesagt, daß aner kanntermaßen der junge, gedeihliche Staat Kansas in erster Linie Herrn Schmidt sein Aufblühen verdankt, denn er war es, der die wichtigste Klaffe europäischer Auswanderer, die Mennoniten, dahin pflanzte, wie nicht minder amerikanische und europäische Kapitalisten auf die reichen Hilfsquellen jener Gegend aufmerksam machte und für allerlei große Unternehmungen zu Nutzen des Staates gewann. Und wie segensreich er wirkte, läßt sich aus der allgemeinen Zufriedenheit der Ansiedler mit Dem, was er in ihrem Interests gethan, und aus seiner großen Popularität im Westen wie im Osten der Meere, ja selbst auch in Europa ersehen. Von seinen Verdiensten um die Erschließung der übrigen oben genannten Staaten wird die Zukunft beredtes Zeugniß ablegen. Mit Recht ehrt die Atchison-, Topeka- und Santa Fe-Bahn-Kompagnie seine Verdienste, in dem sie ihn mit der Organisation des von ihm geplanten Departements für Einwanderung mit dem Sitz Topeka beauftragte, ihn an dessen Spitze stellte und die För derung aller Interessen im Bereiche der der Bahn tributären Gebiete Kansas, Kolorado, Neumexiko, Ari zona, Kalifornien und neuerdings auch Mexiko über trug, kurz ihn gewissermassen zum Minister des Inneren ihres gewaltigen Eisenbahnkönigreichs erhob." — Die Zeit naht heran, zu welcher die nach dem Süden gezogenen gefiederten Sänger sich wieder zur Heimreise rüsten, und am Platze ist daher die Mahnung an alle Naturfreunde, den Zurückkehrenden ein recht freundliches und sauberes Heim zu bereiten. Es ist die höchste Zeit zur Reinigung und Befestigung der Brut- und Nistkästen. Schon seit einigen Tagen ist die Lerche, jener liebliche Sänger, der hoch im blauen Aether seinen Lobgesang erschallen läßt, aus Nordafrika oder Kleinasien in ansehnlichen Schaaren zurückgekehrt, und auch der muntere Staar soll hier und da schon wieder beobachtet worden sein. In ununterbrochener Reihenfolge halten dann die übrigen Vögel ihre Heim kehr: der Buchfink, die Ringel- und Hohltaube, der Kiebitz, Kranich, Storch, die Nachtigall, Wachtel und Rohrdrossel rc. Mit den ersten Tagen des Februar beginnend, umfaßt der Nückstrich mehr als volle drei Monate, denn erst im Mai erreicht er mit dem Er scheinen der fast tropisch schön befiederten Rake oder Mandelkrähe und des goldigen Pirols sein Ende. Also noch einmal: Es ist die höchste Zeit zur Reini gung und Befestigung der Brut- und Nistkästen. Hänichen. Die Betriebsverhältuisse beim hiesigen Steinkohlenbauverein haben sich im laufenden Jahre, was speziell den Kohlenabsatz anlangt, sehr be friedigend gestaltet. Im ersten Semester wies der Kohlenverkauf gegen das Vorjahr eine Steigerung von über 48 000 bl auf, der Erlös überstieg den aus 1884 um ca. 23 000 M. Besonders flotten Absatzes harte sich die Hausbrandkohle zu erfreuen, so daß zur Zeit das Lager in derselben fast auf Null reducirt erscheint. Der Durchschnittspreis blieb allerdings noch etwas gegen die Vorperiode zurück. Für den Monat Jan. fällt die in demselben erzielte weitere Steigerung des Absatzes um mehr als 10 000 kl infolge der notirten besseren Preise für die gangbarsten Sorten günstig ins Gewicht. Am 3. Februar mußte eine Preis ermäßigung Platz greifen. Immerhin darf man aber der weiteren Entwickelung des Geschäfts bei der Um sicht nnd Solidät der gesellschaftlichen Verwaltung mit Vertrauen entgegensehen. Dresden. Es ist nicht unmöglich, daß noch in diesem Jahre die Aufstellung des Lutherdenkmals Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Das diesjährige Musterungs- Geschäft findet in nachfolgender Weise statt: am 7. April in Lauen stein für die Ortschaften der Amts bezirke Altenberg und Lauenstein, einschließlich dieser Städte; am 9. April in Frau en st ein für die Ort schaften des Amtsgerichtsbezirks und fitr die Stadt Frauenstein; am 10. und II. April in Dippoldis walde, und zwar am 10. für die Ortschaften bis mit L des Amtsgerichtsbezirks, mit Stadt Dippoldis walde, und am II. für die übrigen, die Buchstaben I. bis mit 2 umfassenden Ortschaften; am-13. April Klassifikationstermi» und Loosung in Dippoldiswalde; am 14. bis mit 18. April in Pirna; am 20. April Klassifikationstermin und Loosung in Pirna; am 21. und 22., sowie 24. und 25. April in Schandau (der 23. April fällt aus, wegen der Geburtstagsfeier Sr. Majestät des Königs); am 27. April in Sebnitz; am 28. April in Neustadt und am 29. und 30. April in Stolpen. — Am 3. d. M. verkehrte im Gasthofe zu Kirschau bei Schirgiswalde der Hausbesitzer und Steinmetz Joh. Lehmann aus Cosel bei Bautzen, und befand sich der selbe im Besitze von ca. 200 M., von welcher Summe er gegen 140 M., in einem Leinwandsäckchen, den Nest von 60 M. aber im Geldtäschchen bei sich führte. Ein in der Gaststube mit anwesender Handwerksbursche gesellte sich zu Lehmann, und ließ sich von Letzterem mit einigen Glas Bier und Schnaps regaliren und schloß sich ihm schließlich als Begleiter nach dem bei Wilthen gelegenen Rodewitz an. Unterwegs aber wird Lehmann von dem Unbekannten gewaltsam angefallen und seiner im Leinwandsäckchen befindlichen Baarschaft von 140 M. beraubt. Neuerdings ist es nun den eifrigen Recherchen des Gendarm Heine in Schirgis walde und des hiesigen Gendarm Hoffmann gelungen, den Räuber in der Person des 28jährigen Ernst Gustav Meding aus Oschatz zu ermitteln. Derselbe ist am 10. d. M. beim Tischlermeister Jähnig in Seifersdorf in Arbeit getreten und Tags darauf von Herrn Hoff mann nach abgelegtem Zugeständniß des ausgeführten Raubes an das hiesige königl. Amtsgericht eingeliefert worden. Geld ist bei Meding nicht mehr gefunden worden, dagegen ist derselbe im Besitz einer neuerkauften Uhr, sowie diverser neubeschastter Kleidungsstücke. — Ein überaus trauriger Vorfall, der zu größter Vorsicht mahnt und als Warnung dienen möchte, trug sich in unserer Nähe zu. Während sich die Eltern am gestrigen Sonntag Vormittag in der Kirche be fanden, wußte sich der 10jährige Sohn des Gutsbesitzers Herrmann in Malter aus einem, jedenfalls nicht genügend verschlossenen Gewahrsam eine mit Schrot geladene Flinte und Zündhütchen zu verschaffen und schoß damit seinen 8 Jahr alten Bruder durch das linke Kniegelenk, welches dadurch so bedeutend ver letzt wurde, daß die äußersten Besorgnisse um die Er haltung der Extremität vorliegen. Der Verletzte ist auf ärztliches Gutachten sofort in das Karolahaus zu Dresden übergeführt worden. — Unter dem Titel: „Der Einwanderungs-Kom missar für den amerikanischen Südwesten" schreibt Richard Oberländer in der am 15. Januar 1885 er schienenen Nr. 1 der „Weltpost" Folgendes: „In Topeka, der Hauptstadt des Staates Kansas, ist der Mittelpunkt der Verwaltung der Atchison-, To peka- und Santa Fe-Bahn, welche ihre Netze von Kansas-City in Missouri durch den mächtigen Süd westen bis zu dem Gestade des Stillen Ozeans in Kalifornien und über Mexiko ausbreitet. Hier befindet sich auch das Bureau der Einwanderungs-Kommission für die Staaten Kansas, Kolorado, Neumexiko, Arizona, Kalifornien und für den Staat Mexiko. Diesem De partement steht Herr C. B. Schmidt aus Dippoldis walde in Sachsen vor, der in den weitesten Kreisen gekannt zu werden verdient. Er ist in der That ein Amtsblatt für die Königliche Amtshauptinannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein MW ' . .'-r Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage de» Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Psg. die Spaltenzeile oder veren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile LOPfg. Die „Wrlßert--Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis »ierteljährlich 1 M. Sb Psg., zweimonatlich St Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern IS Pfg. — Alle Postan- Salten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. in Dresden erfolgt. Ungeachtet der noch nicht voll ständig gedeckten Kosten hat das Komitee doch die Aus führung des Denkmals nach den Plänen des Baurath Professor Weißbach beschlossen. — Das für das im Monat Juli d. I. hier statt findende große deutsche Turnerfest festgestellte Pro gramm lautet folgendermaßen: Sonnabend, den l8. Juli: Empfang der angekommenen . Turner auf den Bahnhöfen. Begrüßung der Turner auf dem Festplahc. Enthüllung der Büsten und Jubiläumsfeier. Ueber- reichung des von den Dresdner Frauen und Jungfrauen etwa zu stiftende» Fahnenbandes. Conccrt in der Festhalle. Sonntag, den 19. Juli: 6—8 Uhr Schwimmen. Festzug (nach den Grundzügen der Organisation der deutschen Turner schaft, geführt von den Kreisturnwarteu, GauMrnwartcn u. s. w.). Nach halbstündiger Ruhepause Aufmarsch, allgemeine Freiübungen dis 5 Uhr, Musterriege,tturnen einzelner Kreise, Gaue und Ver eine bis 7 Uhr. Allgemeines Kürturnen und Gesangsvorträge der vereinigten Sängerschaften Dresdens. Montag, den 20. Juli: 7—12 Wellturnen. 1—3 Uhr Fest mahl. 3—5 Uhr Turnen der Sachsen. 5—7 Uhr Musterricaen- turnen, Schaufechten. 7—8 ausgewäblles Kürtunen. 8—10 Uhr Versammlung der deutschen Turnlehrer. Concert in der Fest halle und Feuerwerk. Dienstag, den 21. Juli: 7—12 Uhr Wettturnen. 12—2 Uhr Pause. 2— 3 Uhr Fechten. 3—5 Uhr Schülcrtnrnen. 5—7 Uhr Musterriegcnturne». 7—8 Uhr Spiele. 9—10 Uhr Fackelreigen. Mittwoch, den 22. Juli: 7—-12 Uhr Wettturnen und Muster riegenturnen. 12—2 Uhr Pause. 2—6 Uhr Ringen. Ver kündigung der Sieger. 9—10 Uhr Feuerwehrübung. Donnerstag, den 23. Juli: Turnfahrten. Abschiedsfest auf der Brühlschen Terrasse. Feuerwerk aus der Elbe. Festliche Be leuchtung der Brücken u. s. w. Freitag, den 24., bis Sonntag, den 26. Juli: Volksbelusti gungen auf dem Festplatzc. — Die erste Nummer des diesjährigen Verord nungsblattes des evangelisch-lutherischen Landes-Kon sistoriums enthält eine Verordnung, welche für weitere Kreise von Bedeutung ist. Es sollen nämlich über Taufen und Trauungen, welche in fremden Parochien vollzogen sind, an die Pfarrämter der Gemeinden, welchen die Eltern der Kinder oder die Eheschließenden angehören, Mittheilungen erstattet werden. Im Be sonderen sind folgende Bestimmungen hervorzuheben: Wenn ein Kind in der Parochie, in welcher es geboren und in das standesamtliche Register eingetragen ist, nicht getauft wird, sondern in einer anderen, so hat der Pfarrer, welcher die Taufe vollzog, Mittheilung an das Pfarramt des Geburtsortes gelangen zu lasten, wo die Taufe in das Kirchenbuch ohne Nummer ein getragen wird. Eine gleiche Nachricht wird dem Pfarr amte des Heimathsortes gegeben, wenn ein Kind unterwegs auf einer Reise geboren und getauft wird. Die Traimng betreffend wird verordnet, daß die Mit theilung von dem Vollzug derselben zu erfolgen hat an das Pfarramt des Ortes, 1. wo die bürgerliche Eheschließung, aber nicht die Trauung stattfanv; 2. welchen die Neuvermählten als ihren künftigen Aufenthaltsort erwählten. Endlich ist der Pfarrer des Ortes, in welchen Eltern mit ungetauften Kindern und Ehepaare verzogen sind, hiervon zu benachrichtigen. Diese Bestimmungen erstrecken sich auf die ganze evangelische Landeskirche Deutschlands und Oesterreichs. — Die Zahl der Postreisenden im Reichspost gebiete stellte sich, trotz des ausgedehnten Eisenbahn netzes, im letztvergangenen Jahre immer noch auf 2 370124 Personen. Diese Zahl ist aber wieder (um I,s Proc.) niedriger als 1882 und um 15 Proc. nied riger als die gleichartige Zahl für 1879. Sehr ge ringe Beiträge, nur gegen 3 Proc. der Gesammtsumme, liefert Sachsen in Folge des besonders dicht ausgebauten Eisenbahnnetzes zu der Zahl der Postreisenden. Im Oberpostdirektionsbezirke Leipzig benützten die Post 52 608, im Oberpostdirektionsbezirk Dresden aber nur 16 734 Personen für ihr Fortkommen. Die meisten Postreisenden weist noch der Bezirk Erfurt (Thü ringen) auf; dort benutzten rund 176 000 Reisende Postgelegenheit. Fast eben so viel Postreisende (173000) kommen in den Bezirken Düsseldorf und Arnsberg vor. Weniger Postreisende als im Bezirk Dresden hat nur der Bezirk Oppeln. 51. Jahrgang