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Donnerstag, sv. Oktober isro VS gahrgang. «r.srr »ra-trmtckirttt! Nachrichten LreSdea Verntvrecher-Tammelnummer: eörst Kur lllr NachtveiprLche: Nr. Lvvlt SchrtlUettung u. HauplgetchSIttstelle: Dresden - il. l, Martenftratze SS/s» Gegründet 18AH Se«u-1<iebL-r lei täglich gwe.maltger Aufteilung monatltch 0.t0 DU. letnlchltcftltch »o Psg. fftr LrLgertahn,, durch Postbezug «.so Ml. einlchließllch öS P>g. Postgebühr (ohne Post,upeNung»gebühr> bet 7mal wöchentlichem Berland. Sinzelnummer >0 Psg. «metgenpretie: Die etnjpaltige »a mm breite geile »» Pfg., für auiwört» io Psg. ffamUtenanzetgen und Etellengeiuche ohne Rabatt lö Psg., auberhaib rö Pfg., die sa mm breite ReNamezetie 200 Psg., austerhalb 2»o Pfg. Offerten« gebühr so Psg. Auswärtige Aufträge gegen BorauSbezahlung Druck u. Verlag: Llepfch ck Relchardt, Dresden.Postscheck-Klo, l0i>s Dresden, Nachdruck nur mit deuU.Quellenangab« (DreSdn. Nachr.I (»lästig. Unverlangt« Schriftstücke werden nicht ausbewuhrt Sachsen fordert mehr Relchsauströge Berechtigte Klagen -er Elektro- und Gußstahlwerke vraktmolcknng nnsoror vorUnor SvdrUtloltang Berlin, SO. Okt. Heute nachmittag 4 Uhr tritt im Netchs- wlrtschasiSministcrtum der sogenannte Interfraktio nelle Ausschuß zusammen, der sich mit der Franc der Verteiluna der ReichSausträge an die Länder befassen wird. Diese Sitzung, die hoffentlich für die sächsische Wirtschaft ein günstiges Ergebnis zeitige» wird, beruht aus einer Verein barung zwischen den Ländern und den zuständige» Ncichs- ressvrts vom 15. September. Die Einladungen sind bereits am 15. Oktober herausgcgangen. Trotzdem hielt eS das Reichsmlrtschastsministerium, das wir gestern befragten, für richtig, uns zu erklären, das, ein Termin für die Sitzung noch nicht festliche. Es liegt der Gedanke nahe, daraus zu schließen, als ob man an diesen Stellen so etwas wie ein schlechtes Ge wissen hat und daß man deshalb den Termin zu verheimlichen sucht. Wahrscheinlich wird den Beratungen der Stellvertreter beS Staatssekretärs des NcichswirtschastsministeriumS Mini sterialdirektor R e t ch a r d t präsidieren. Dr. Rcichardt stammt aus der sächsischen Verwaltung, und hoffentlich wird cs ihm möglich sein, seine sächsische Heimat bet den wichtigen Fragen, die beute zur Beratung stehen, besonders zu berücksichtigen. AlsVertretcr Sachsens nehmen neben den mit derAngelegenheit befaßten Mitgliedern der sächsischen Gesandtschaft Oberregie rungsrat Dr. von Buch vom sächsischen Wirtschastsministc- rium und ein Beauftragter des sächsischen Finanzministeriums teil. Diese beiden Herren sind die sächsischen Beschassungs- referenten. Sachsen wird bei diesen Besprechungen insbesondere dar über Klage z» sühren haben, daß sein« elektrotechnische Industrie ausS schwerste benachteiligt worden ist. Da neben must aber auch von einer schweren Benachteiligung in säst allen anderen Wirtschaftszweigen gesprochen werden. Wie wir hören, dürsten die Ungerechtigkeiten bei der Ver teilung der Reichsausträge vor allen Dingen aus eine gewisse Bequemlichkeit der Reichsbeschassungs- ressorts zurückzuführen sein. Aus Gründen der Bequemlichkeit geht man einfach a» die in Berlin und in der Mark Brandenburg ansässigen Großfirmen heran und überschreibt ihnen ohne Berücksichtigung der übrigen Länder den größten Prozentsatz der Aufträge. Elektrotechnischer Auf traggeber ist vor allen Dingen die Reichs post, und hier muß ein Weg gefunden werden, der eine zentrale Vergebung der Aufträge gewährleistet. Bis setz« Ist es nämlich so. daß Aufträge sowohl vom Mini sterium selbst als auch vom Zcutralamt der Neichspost als auch von de« verschiedene» Oberpostdirektiouen ge geben werde«. Infolgedessen war eS für die Sachberater der sächsischen Wirt schaft immer schwierig, die richtige Stelle zu finden, und wenn man dann an die richtige Adresse kam, waren vielfach die Aufträge bereits vergeben. Inzwischen hat die Neichspost zu- gesagt, daß die Oberpostdirektionen gehalten sei» sollen, für die Reichsausträge, die sie selbständig zu vergeben haben, mit der Wirtschaft ihres Gebiets Fühlung zu nehmen. Eine solche Fühlung ist inzwischen bereits von den Oberpostdirektiouen Dresden und Chemnitz ausgenommen worden. Hinsichtlich der Bahnausträge wird von sächsischer Seite erneut der Versuch gemacht werden, größere Bestellungen für das Gußstahlwerk Döhlen zu be kommen. Die sächsischen Stellen befinden sich dabei in einem heftigen Kampfe mit den Großkonzernen der Wirtschaft, die die Absicht haben, alles aus bestimmte Betriebe zu konzen trieren und Betriebe, die ihnen dabei nicht mehr recht ins Konzept paffen, einfach stillzulegen. Mit Recht steht Sachsen aus dem Standpunkt, daß, wenn auch nur ei» Bruchteil der uns zustehenden Ncichsausträge an die Gußstahlwerke Döhlen vergeben würde, diese durchaus eine Existenzgrundlage hätten, so daß ihre Arbeiter nicht, wie es der StillegungSantrag dcS zuständigen Konzerns will, ans die Straße geworfen werden. Hinsichtlich der Eisenbahn w a g g o n S ist der Generäldirektor der Bantzner Waggonfabrik Kommerzienrat Busch bemüht, für Sachsen einen möglichst großen Anteil herauszuholen. SMenS Btmlibungen um Wim Mio vralltmvISung nasvror vorllnor Svkrlktlsltung Berlin, SO. Okt. Die Verhandlungen des Reichswirt schastsministerinms in den beiden letzten Tagen mit dem oft elbischen und mitteldeutschen Braunkohlensnndikat haben da zu geführt, daß die Syndikatspreise von 15 auf 14 Mark je Tonne, also um etwas mehr als 6 Prozent, gesenkt werden Dieses Abkommen soll zunächst für die Monate November und Dezember gelte». Da inzwischen auch die sächsische Negierung an das ostelbischc und mitteldeutsche Braunkohlensyndikat zur Erzielung einer Preissenkung auch für den Hausbrand heran- getreten ist, dürften die gestrigen Verhandlungen im Reichs- wirtsctmstöministerium einen Präzedenzfall auch für die sächsischen Bemühungen bilden. „k M" »erlöste schon aus »er ProdMrt Die Llnterfuämliv -e6 Llistfchifflinglüüs London» 80. Okt. Der zweite Tag der Verhandlungen über die Katastrophe des „ll 101" brachte die überraschende Mitteilung, daß die Probefahrten des „N 101" am 1. und 8. Oktober nicht zufrieden st eilend verlaufen sind. Ein Motor mußte infolge Undichtigkeit des Oeltanks bald nach der Abfahrt abgcstcllt werden. Ein anderer konnte nicht Mit voller Geschwindigkeit lausen. Das Schiff hat daher nie mals nach dem Umbau Versuche mit der Höchstgeschwindigkeit gemacht, nnd außerdem wurde auch die Fahrt aus 10 Stunden abgekürzt, obwohl ausdrücklich sestgelegt worden war. daß die Probesahrt 24 Stunden dauern und zufriedenstellend verlausen müsse. Ferner scheinen die Vorbereitungen zur Abreise nach Andicn unter einem gewissen Drucke seitens des verunglückten Luftsahrtministcrs Lord Thomson gestanden zu haben, der die Erfahrungen mit dem „U 101" auf der Jndienretse bereits für Verhandlungen auf der Weltreichskonferenz ausnutzen wollte. Allerdings wurde es Lord Thomson verheimlicht, daß die Probefahrt nicht 24 Stunden gedauert hatte Die Berichte und Berechnungen des Sachverständigen Pros. Cairstow zeigen, daß er von den veränderten Stabilitütö- und Gcwichts- vcrhältntsfen an Bord nicht völlig unterrichtet war. Der Generalftabsanwalt enthüllte, daß nicht nur die schweren Motoren die Tragfähigkeit des Schisses beeinslußt hätten, sondern daß auch das Schwanzende des Schisses und znm Gewichtsausgleich auch das Kopsende beschwert worden leien. Der Borsttzende bemängelte das Fehlen jeglicher Urkunden über die Probefahrt. ""Abschließend stellte der Generalstabsanwalt fest, daß das Luftschiff nichts weiter als ein Experiment dar habe. gestellt Die Konstruktion sei wesentlich anders als die des Zeppelins gewesen. Aus der Aussage dcS inzwischen verstorbenen Mechanikers Cyurch geht hervor, daß dieser den Befehl zum Abwerfen von einer halben Tonne Wasscrballast nicht mehr ausführen konnte, weil in demselben Augenblick die Katastrophe eintrat. Sachverständige vertreten die Ausfassung, daß die Schisss- konstruktton in der Lust keinen Schaben erlitten und baß bas Ntedcrgehen beS Kopfendes das Schiff um höchstens 25 Grad aus der Horizontale gebracht hat. Einem Berichte Stim- sonS, des Direktors der meteorologischen Abteilung im tzustmtnistert»«. zusolgr. hat der Höhenmesser t« Augenblick der Katastrophe richtig gearbeitet. Diese Ansicht steht jedoch im Gegensatz zu der von Dr. Eckener vertretenen. Heftiges Erdbeben in Mittelitalien Rom, 30. Okt. In Ankona wurde Donnerstagmorgen 8,15 Uhr ein heftiges Erdbeben verspürt, das wellenförmig begann und dann den Charakter eines Stoßbebens annahm. Dem Beben ging ein unterirdisches Rollen voraus. Zahlreiche Häuser sind beschädigt bzw. abgcdcckt worden. Die Marmor fassade des Palastes der Provtnzialverwaltung ist auf die Piazza Roma herabgcstürzt. Der Turm der Kirche der Heiligen Sakramente ist zum Teil eingestürzt. Einige Per sonen wurden verwundet und mußten sofort ins Krankenhaus geschasst werden. Ihre genaue Zahl ist noch nicht bekannt. Die Opfer von Ligueux Paris, 30. Oktober. Die Zahl der Todesopfer bbi dem schweren Eisenbahnunglück in der Nähe von Ligueur be trägt bisher 18. 25 Verletzte befinden sich immer noch in lebensgefährlichem Zustand im Krankenhaus von Periguenr. Neun von ihnen haben so schwere innere Quetschungen und Knochenbrüche davongetragen, daß die Aerzte an ihrem Aus kommen zweifeln. Schlagwetter bet Cbarlerot - Bisher fünf Lote Brüssel, 80. Okt. In der Kohlengrube Montig « q bei Charleroi ereignete sich am Donnerstag eine schwere Schlagwetterexplosion. Bisher konnten süns Tote geborgen werden. Die AufrSumungsarbetten auf Grube Anna ll Frtedrichsthal, 30. Okt. Die Ausräumungsarbeitcn auf Grube Anna II nehmen ihren Fortgang. Tote sind bisher nicht mehr gesunden worden. Man ist gegenwärtig damit be schäftigt, genaue Listen der Vermißten aufzustellen. Auf Grund der vorläufigen Feststellungen ist damit zu rechnen daß noch einzelne Tote geborgen werden. Drei Schwerverletzte von Mavbach geftvrben Saarbrücken, 30. Okt. In der Dienstagnacht und am Mittwochvormittag sind im Fischbach - Krankenhaus drei weitere schwerverletzte Opfer von der Grube Maybach ge storben. Wie die Leitung des Krankenhauses mitteilt, ist mit dem Ableben weiterer Verletzter nicht mehr in rechne«. Ein RtiikMer MM tm Kamps gesm BkmmsKwris vradtmolcknng ansoror vorllnor 8ol»rU1l«lknng Berlin, 30. Okt. Die so schneidig inszenierte Aktion des Netchsinnenliltiitsters Dr. Wirth gegen Äraunschmetg scheint, wenn nicht alle Anzeichen trügen, bereits einen Dämpfer auf gesetzt bekommen zu haben. Der Netchstnnenmtnister sieht sich nämlich veranlaßt, heute sein am Montag veröffentlichtes Schreiben an die braunschweigische Staatsregierung, das all gemein dahin ausgelegt wurde, es würden jetzt für Braun schweig die Polizeikostenzuschüsse gesperrt werden, dahin zu kommentieren, er habe lediglich dabei die Absicht verfolgt, sich durch den ausgesprochenen Vorbehalt „die Türe zum Kabinett osfenzuhalten". Uebcr die Bedeutung dieses reichlich unklaren Kommentars ist an amtlicher Stelle nichts zu er fahren. In politischen Kreisen wird dieser Kommentar jedoch dahin gedeutet, daß der Neichsinncnmtnister offenbar aus Widerstünde im Kabinett wegen der Behandlung Braun- schwcigs gestoßen ist und nun eingesessen hat, daß sein Vor gehen denn doch nicht ganz korrekt gewesen ist. Bekannt ist nur so viel, daß bisher die Gelder für die braunschweigische Polizei nicht abgcführt worden sind. Allerdings ist der Fälligkeitstermin noch nicht erreicht. Eine Extrawurst für Bayern Vraktmvlllung nnsorvr vorllnor LcllrUNoltnng Berlin, 30. Okt. Zwischen dem Reichskanzler Dr. Brü ning, dem Reichsfinanzmtnister Dr. D t e t r t ch - Baden und dem bayrischen Ministerpräsidenten Dr. Held haben in Berlin erneut Besprechungen stattgefunde». Amtlich wird erklärt, es habe sich dabet vorzugsweise um den „Ausgleich des bayrischen Haushalts" gehandelt. In Wirklichkeit scheint es aber so, als ob zwischen Bayern und dem Reiche eine Art Privat geschäft absolviert worden ist, wobei man nicht weiß, ob sich dadurch der Reichskanzler der bayrischen Stimmen tm Neichsrat versichern wollte. Bayern hat nämlich siir die Post eine Abfindungssumme von 5,1 Millionen Mark erhalte«. Es wird noch näherer Feststellungen bedürfen,-inwieweit dieses Sondervorgehen gerechtfertigt ist. Morgen finden dann die angekllndigten Besprechungen des Reichskanzlers mit den mitteldeutschen Negierungen über den Finanzplan statt, und am Sonnabend wird der Reichskanzler nach Dresden fahren. ScuWer Protest seien polnische Zeilungen Warschau, 30. Oktober. Der deutsche Gesandte in Warschau ist vom Auswärtigen Amt beauftragt worden, bet der polnischen Regierung förmlichen Protest gegen die ver unglimpfende Haltung cinzulcgcn, die die polnische Presse in den letzten Woche» gegen Deutschland eingenommen hat. Unmittelbare Veranlassung zu dem Schritt des deutschen Gesandten in Warschau gab eine Acußcrung -cs „Knrjer Codzien", in der Tatsachen verwendet waren, die ossc«, bar onrch Indiskretion polnischer Amtsstellcn dem Blatt bekanntgeworden waren und die von dem Blatt gleichfalls zum Anlaß genommen wnrden, «m gegen Deutschland aus fällig z« werden. Exzellenz Dr. Paul v. LLoeruer Wirkt. Seh. Rat. früher km sächsischer, Fiuauzdteusi »ad Dtrektoe der haudelspoUtljcheu Abteilung de« Auswärtige« Amte-, siars