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Dienstag. ^Z75. 25. September 1860. Erscheint drei- Dienstag« undpr» Quartal MWerßerrh-Zertung. ZG. Amts- Süd Iuzeige-Zlatt der Königlichen Gerichts-Ämter «ad Stadträthc )N Dippoldiswalde, /ranenstein und Ittenberg. Verantwortlicher Redacteur: Earl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgefchichte. Leipzig. Im hiesigen Hospital ist am 16. Sept, der durch seine Wanderungen auch in weiteren Kreisen bekannte, schwer geprüfte frühere Militärarzt vr. Ewald Valentin Dietrich in sehr ärmlichen Verhältnissen gestorben. Köln. Bei dem in Köln tagenden volkswirth- schastlichen Kongreß kamen unter Anderm folgende Gegenstände znr Verhandlung. Man berieth sich über daö Personalcreditwesen bei der Landwirthschaft und für die Erbauung neuer Häuser, über die practischen Erfolge der Hypothekenverstcherung, und beauftragte eine Commission, dem nächsten Congreß darüber Bericht zu erstatten. Fernere Gegenstände der Berathung waren die Beseitigung der Durchfuhr- und Flußzölle, und die Einführung eines gleichmäßigen Münzsystems in Deutschland. Bei den Verhandlungen über das ConcessionSwescn wurde der Beschluß gefaßt, in der nächsten Jahresversammlung die interessante Frage in Erörterung zu bringen, inwieweit der Grundsatz der Gewerbefretheit auch auf die Thätigkeit der Aerzte, Apotheker und Juristen anzuwcnden sei. Oesterreich. Bei dem Reichsrathe zu Wien ver« theidigte ein Cardinal sehr angelegentlich das Concordat, indem er sehr naiv meinte, daß das Concordat oft nur aus Unkenntniß getadelt würde, und daß die Protestanten gar keine Ursache hätten, sich über Beein trächtigungen zu beklagen. „Was kann man denn mehr verlangen," fragte der Herr Cardinal, „als daß den Protestanten ein Platz auf einem katholischen Friedhöfe eingeräumt werde?" Aber ein anderes Reichsrathmitglied (Maager) fertigte ihn tüchtig ab und verwies ihn auf die öffentliche Meinung, die mit gutem Grunde das Concordat verdamme.—In einer folgenden Sitzung hat auch der Kultusminister, Graf Thun, eine Lobrede aus das Concordat gehalten und dabei aus gesprochen, er blicke mit Stolz auf dieses Werk zurück, und er sehe es als eins seiner größten Verdienste an, zum Abschlüsse des ConcordatS mitgewirkt zu haben. Nun, wir beneiden ihn nicht um die Ehre diese« Verdienstes. — In Böhmen finden massenhafte Ueber- tritte zum Protestantismus statt. — Zufolge der neuesten officiellen Mittheilungen beträgt die gesammte öster reichische Staatsschuld 2567,438,014 Gulden, und die für das nächste Jahr in Anschlag gebrachten Zinsen hiervon erreichen die furchtbare Höhe von 97,795,756 Gulden. — Von Seiten der päpstlichen Regierung ist bei dem Wiener Cabinet angefragt worden, ob man bei den Angriffen ans das römische Gebiet auf Oester reichs Unterstützung würde rechnen können. Die österreichische Regierung hat hierauf erwiedert, daß Oesterreich, so lange eS nicht selbst angegriffen würde, keine Veranlassung habe, zu Gunsten irgend eines der italienischen Souveraine eine Intervention zu üben, die nicht durch sein eigenes dringendes Interesse geboten sei. Die militärischen Rüstungen dauern aber in großem Maßstabe fort, und bereits sind Anwerbungen von Freiwilligen angeordnet; angenommen werden dabei alle Inländer von dem 15. bis 36. Lebensjahre; das Handgeld ist dabei bedeutend erhöht worden. Im Stillen wird auch immer noch für den Papst geworben, aber die Angeworbenen sind meist ziemlich unzuverlässige Leute. So wurde z. B. vor Kurzem eine Anzahl angeworbener junger Leute nach dem Kirchenstaat ent sendet, allein kaum hier angekommen, hatten sie nichts Eiligeres zu thun, als zu den Garibaldi'schen Frei- schaaren überzugehen. Frankreich. Das neulich berichtete Attentat auf den Kaiser Napoleon zu Toulon hat sich in Wohlge fallen aufgelöst. Der Mann, der die Pistole abgeschos sen, war ein Postbeamter, ein etwas überspannter Kopf, der schon seit Jahren enthusiastisch für den Kaiser schwärmt und bei dem der Kaiser sogar einmal Ge vatter gestanden hat. Da es ihm aber die Polizei unmöglich machte, sich seinem Herrn Gevatter bei seiner Durchreise vorzustellen, so kam er aus den Einfall, ein Pistol in die Lnst abzuschießen, um auf diese Weise die Aufmerksamkeit des Kaisers auf sich zu lenken. — Die beiden kaiserlichen Majestäten find am 17. Sept, glücklich in Algier qngekommcn und natürlich mit Jubel empfangen worden. Die Kaiserin wird aber wegen des die Nacht zuvor erfolgten Todes ihrer Schwester, der Herzogin von Alba, sofort Algier wieder verlassen und nach Paris zurückkehren. Neapel. Garibaldi beginnt bereits energisch in Neapel zu reformiren. Durch zwei Decrete wird die Ausweisung der Jesuiten und die Einziehung der geistlichen Güter verfügt. Allen Ministerien find die geheimen Fonds für geheime Polizei und ähnliche Zwecke entzogen. Für Criminalfälle find Schwurgerichte hergestellt. In jedem der 12 Stadttheile wird ein Asyl für Kinder mittelloser Eltern errichtet. Alle im Leihhaus befindlichen Pfänder unter drei Ducati (L 1 Thlr. 4 Ngr. 3 Pf.) Darlehn werden unentgeldlich zurückgegeben und der Staat erstattet dem Leihhaus die Darlehne. — Ei» ansehnliches Truppencorps mar- schirt auf Capua, in dessen Nähe, innerhalb desFcstungS- dreieckeS von Gaöta, Capua und San Germano, der König von Neapel seine, ihm noch treu gebliebenen Truppen concentrirt hat. Uebrigens hat der König