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Aettefte Zeitung des Bezirk» --- ««WEIWM 87. Jahrgang Mittwoch den 17. August 1921 Nr. 191 Drucksachen für Gemeindebehörden fertigt Buchdruckerei Carl Zehne. Uchkeit Beweis dafür mitgeteilt werden, welcher geschäfts- diesem nur wenige Schritte gegangen war, trat er mit einem u 3m Kriege haben die Kirchen Deutschlands das kostbare Gut läuten erst nach ihrer Weihe! Gerhart auf dem im Gasthof ausgestellten Karussell fahren lassen und betrat deshalb mit ihm das Podium. Als er auf 5 umgekehrt, verwiesen. Rehefeld-Zaunhaus, den 14. August 1921. Gittersee. Am Sonnabend gegen 7 Uhr 'abends, wollte der hier wohnhafte Schlosser L. seinen 5 Jahre alten Sohn Fuße in eine unbemerkte Oesfnung und fiel mit seinem kleinen Sohne hinab. Hierbei wurde er und sein Sohn von dem Schwungrad des Benzinmotors getroffen. Der kleine Gerhart war sofort bewußtlos und verstarb wenige Augen blicke an den erlittenen Kopfverletzungen. Dresden. Außerverkehrsehung städtischen Notgeldes. Zufolge Anordnung des Wirtschaftsministeriums werden die von der Stadt Dresden im März 1917 und im Februar 1921 ausgegebenen Notgeldschelne (Gutscheine) über 50 Pf. mit dem 30. September dieses Jahres außer Verkehr gefetzt. Diese Gutscheine werden von den städtischen Kaflenstellen noch bis zum 31. Dezember 1921 in Zahlung genommen und eingelöst. — lieber die Vorbereitungen für die Inkraftsetzung der neuen Kirchgemeindeordnung vom 2. März d. I. hat das Evang.-luth. Landeskonsistorium soeben eine Ver ordnung erlassen, aus der folgendes bemerkenswert ist: Da nach wird eine Vorlage über den Zeitpunkt des Inkraft tretens der neuen Kirchgemeindeordnung der voraussichtlich im Oktober d. I. wieder zusammentretenden Landessynode vorgelegt werden. Das Landeskonsistorium hält für wünschenswert, daß dieses grundlegende kirchliche Ver fassungsgesetz tunlichst mit dem 1. Januar 1922 ip Kraft trete. Um die Möglichkeit dazu zu sichern, ordnet das Landeskonslstorium schon jetzt vorbereitende Maßnahmen an. Die Kirchenvorstände sollen sich sobald wie möglich über die erstmalige Zusammensetzung der nach der Kirch gemeindeordnung ins Leben zu rufenden Kirchgemeinde organe, nämlich der Kirchgemeindevertretung und des Kirchenvorstandes, schlüssig machen. Ferner sollen kirch liche Ortsgesehe aufgestellt werden für die Zusammensetzung der Kirchgemeindevertretungen wie der Kirchenvorstände. Solche Ortsgesehentwürfe sollen von den Kirchenvorständen aufgestellt und bei der zuständigen Kircheninspektion bis zum 1. Oktober eingereicht werden. Dresden. Die ausgebreikeken Niederschläge im Gesamt laufe der Elbe haben eine fühlbare Zunahme des Elbwasser- standes herbeigeführk, daß die Elbeschiffahrk in der Lage ist, ihre Tätigkeit wieder aufzunehmen. Meißen. Die Aussichten für die Meißner Wein ernte dürfen fast durchweg als gut bezeichnet werden. Der Behang des blauen und weißen Burgunders ist gut, teilweise sehr gut. Auch der Behang am Traminer ist gut. Dagegen sind Gukedel und Riesling durchgerieselt( d. h. die Beeren sind abgefallen.) Wind und Schloßen haben in den höheren Lagen Schaden angerichlet. Die Beeren selbst be finden sich schon im Zustande des Lauterns, d. h. sie werden klar und hell. Für Quantität und Qualität bestehen im all gemeinen gute Aussichten. Nossen. Vor einigen Wochen war hier der Monteur Willy Melzer festgenommen worden, der von mehreren Staats anwaltschaften wegen verschiedener Betrugsvergehen gesucht wurde. Es ist ihm gelungen, aus dem hiesigen Krankenhause, wohin er zunächst zur ärztlichen Behandlung gebracht worden war, zu entfliehen. Vor dem gefährlichen Betrüger sei noch mals gewarnt. Sein Haupttrick besteht darin, daß er in Kleinstädten auf den Namen bekannter städtischer Persönlich keiten Waren bestellt und diese dann bei den betreffenden Firmen durch Kinder abholen läßt. Crimmitschau. Der Maurerpolier Karl Cello in Magde burg ist dort verhaftet worden, da er dringend verdächtigt ist, den Handelsmann Karl Werner aus Crimmitschau am 8. Juli in Körbelitzer Flur ermordet und beraubt zu haben. In Seiko wurde der angebliche Handelsmann Sander fest- gestellt, mit dem der Ermordete zusammen in Wölkers dorf und auch anderswo Kartoffeln aufkaufen wollte. Der Verhaftete hat auf Grund des gegen ihn vorliegende» Be weismaterials sein Leugnen aufgegeben. Hohenstein-Ernstthal. Ein 36 Jahre aller Arbeiter geriet mit dem Hosenbein in die Fahrradkette; er kam zu Fall und erlitt eine schwere Gehirnerschütterung. An seinem Aufkommen wird gezweifelt. Zwickau. Die beiden vermißken Zwickauer Schul mädchen sind in Leipzig aufgegrisfen worden. Eine Enk- Oerttiches «nd Sächsisches. — Bei des Mondes Silberschein unternahm die Gesell schaft Erholung mit ihren Vereinsdamen am gestrigen Abend eine Gondelfahrt. Die von Mitgliedern mit Lampions be hangenen und bis zur Vorsperre herangebrachken Booke wurden kurz nach 8 Uhr bestiegen. Bei fröhlichem Gesang kreuzten die Booke in der Nähe des Tännichkgrundes, um dann in Kiellinie bis zur Mitte der Sperre zu gelangen, wo zu einem Stern zusammengefahren, der 1. Vorstand »auf hoher See" die so zahlreich Erschienenen herzlich begrüßte. Er schloß mit einem von allen Teilnehmern aufgenommenen harmonischen Erholung Heil. Prächtiges Buntfeuer er leuchtete weithin die ruhig liegende Wasserfläche. Sodann gings in ruhiger Kreuzfahrt dem Heimathafen zu. Ein an-' schließendes gemütliches Tänzchen im Seeblick hielt die Teil nehmer noch bis zur Mikternachtsstunde zusammen. — Wer wird noch vermißt? Manche Familien haben leider noch nicht eine genügende Aufklärung über das Schicksal der Angegehörigen erhalten, die ihnen während des Krieges als vermißt bezeichnet wurden. Sie haben den Munsch, mit Kameraden der Vermißten in Verbindung zu treten, um von diesen vielleicht nähere Nachricht zu erhalten. Der Erfüllung dieses Wunsches kann die Veröffentlichung einer Liste der Vermißken in der .Krieger-Zeitung", dem amtlichen Organ des Deutschen Kriegsbundes, dienen. Alle diejenigen, welche auf die genannte Weise Nachrichten über einen noch vermißten Angehörigen erhalten zu können hoffen, werden gebeten, an die Auskunftsstelle des DBK., Berlin W. 50, Geisbergstraße 2, folgende Angaben gelangen zu lasten: 1. Des Vermißten Vor- und Zunamen, Tag und Ort der Geburt, letzten Wohnort, letzten Truppenteil, Tag, seit dem, Ort, wo und Ereignis, wodurch vermißt. 2. Des An-. fragenden genaue Anschrift. Die Veröffentlichung wird kostenlos erfolgen. Schmiedeberg. In vergangener Nacht (vom 15. zum 16. August) ist in der Busch mühle ein 10 m langer, 11 cm breiter, 7 mm starker Treibriemen im Werte von 1500 M. von der Transmission gestohlen worden. Sachdienliche Mitteilungen werden unter Zusicherung von Belohnung an die Gendarmerie-Station Schmiedeberg erbeten. Reichstädt. Am kommenden Freitag sollen die neuen Glocken ihren Einzug halten in unserer Gemeinde. Alle, die an ihrer Begrüßung teilnehmen wollen, versammeln sich vor 4 llhr nachmittags an dem Schusterschen Gasthof. V>5 llhr findet dann die Begrüßung an der Gcmeindegrenze statt — dort, wo der Weg nach Berreuth von der Hauptstraße abzweigt. Am Sonntag wird, wills Gott, dem Festgottes dienst die feierliche Weihe der Glocken vorausgehen — bei gutem Wetter auf dem Friedhöfe. Die Gemeinde- wird dringend gebeten, sich schon vor '/»Ü Uhr dort einzuflnden, damit die Feier pünktlich beginnen Kann. Die Glocken LI vl» Ssm«lock»v«r»»Itlu>r. wegen Massenschutt ist in Rehefeld-Zaunhaus vom 20.—26. August 1921 die untere Dorf- straßenstrecke vom Tannenfluß bis zum Milchfluß. Der Verkehr wird während dieser Zeit auf die Staatsstraße Schloß Rehefeld-Sternweg, Teplitz—Frauensteiner Staatsstraße, oder In das Güterrechtsregister ist heute eingetragen worden, daß der Kaufmann Paul «emhard Hirrich in Kreischa und seine Ehefrau Lina Elisabeth geb. Schiffel, ebenda, durch Vertrag vom 20. Juli 1921 die Verwaltung und Nutznießung des Mannes ausgeschlossen Habens 2^ Reg s. e/2i Lwt»r«r1ollt 01ppM1SV»löv. den 9. August j 1921. hcmptmanuschc« 1 Pf^ tm amAch«, (E Dehcktmv die Zew 200Pf».—»ch PeklamM 29-PI» >»»««,,»,,I«»»»«»»«»»«»««»»»«»»«>»»»>»»»»WW»WWWWWEM Derankwottlicher Redakteur: Paul Jeh«. — Druck und Verlag: Lark Jed« in Divvol-larvalde. Kieses Blatt enthält die amtlichen Bekauulmachtmsra -er Amtshauolmannschast, -es Amtsgericht» uov -es Sta-trats zu Dippot-iswal-e NdTnaLnriÜL' Merteüührlich W k. obneZll- MAagNstlriN« tragen. — Einzelne Numtneru LO Ps. — Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. L. Gemetndeverbands-Girokonto Nr. 3. — Postscheck konto: Dresden 12548. Behördliche Prellerei. Es muh schon hart, kommen, wenn ein Blatt wie die Berliner Morgenpost sich einmal für die Rechte der Kirchen einseht. Und I» der Tat ist der von diesem Blatte an den Pranger gestellte Fall so unerhört, bah wir besten Darstellung hier wörtlich wieder- geben: ihrer Glocken für die Berkeldigung des Vaterlandes hergeben müssen und sind mit einem Bettelaeld dafür abgefunden worden. Mür hatte man ihnen zugesagt, bah nach dem Kriege alles ge schehen sollte, um ihnen für das verlorene Gut Ersah zu schassen. .Wie diese Zusage jetzt eingelöst wird, muh der breitesten Oeffent- tüchtige Geist jetzt in manchen Behörden herrscht. Seit 3ahr und Tag bemühen sich die Kirchen um Rückgabe des Glockenmaterials, dah sich noch im Reichsbesih befindet. 3n den Parlamenten wurden lange Reden gehalten, aber es nutzte nichts. Das Reich behielt das Material und die Kirchen bekamen ihre Glocken nicht zurück. Jetzt hat das Reichsschatz ministerium eine größere Menge Glockenbruchmaterial der Reichs- Treuhandgesellschaft mit dem Auftrag überwiesen, dieses Ma terial — das dem Reiche vor Jahren so gut wie geschenkt worden ist! — zu möglichst hohen Preisen an den Mann zu bringen. Die Treuhandgesellschaft hat das auch pflichtschuldigst getan, wo bei ihre Art der Ausschreibung noch zu peinlichen Auseinander setzungen mit dem Verbände deutscher Glockengiehereien geführt hat. Die Folge ist, dah dank dieser .Förderung" durch das Reich die Kirchgemeinden ihr Glockenmakerial zu unerhört hohen Preisen von kapitalkräftigen Metallhändlern kaufen müssen, die die höchsten Preise zahlen konnten. Die Reichs-Treuhand gesellschaft entschuldigt sich damit, dah sie nur auftragsgemäß gehandelt habe und daß ihr Verhalten juristisch einwandfrei sei. Beides ist nicht gut zu bezweifeln, nimmt dieser Geschästsmethode aber nichts von ihrem häßlichen Charakter und kann vor allem nichts daran ändern, daß hier eine in ernster Zeit gegebene feier liche Zusage in schnöder Weise gebrochen wird. Ms Tiflis. 3n freundlicher Weise wurde uns ein Brief aus Tiflis vor gelegt, dem wir folgende allgemein interessierenden Mitteilungen entnehmen: „ , Tiflis, 31. Mai 1921. pp. Habe mit großem Vergnügen Eure beiden Briefe vom 14. und 15. Februar erhalten und säumte solange mit der Antwort, da wir eigentlich noch keinerlei geregelte Postverbindung haben, als die Hoffnung, daß die Briefe doch ankommen. 3ch sende mit der deutschen Gesandtschaft, der italienischen Mission und durch das Schweizer Konsulat, wie das gerade möglich erscheint. Diese Herren haben ihre Karriere: die nach Batum fahren und da gehen -le Briefe mit dem ersten Schiffe ab. Jetzt soll fast alle 1 bis 2 Wochen ein italienisches Schiff, früherer österreichischer Lloyd, dessen allmächtiger Vertreter ich doch s. Z. war, Batum anlausen. Leider kommen die Schiffe fast leer an und gehen fast leer wieder fort, mit Ausnahme von Passagieren, die sie mit- und fortbringen. ES herrscht noch so wenig Vertrauen zu der neuen Regierungs form, die sich vorläufig auch nur durch Raubwirtschaft gekenn zeichnet hat und namentlich mit den hiesigen Kaufleuten ist man in ganz schrecklicher Weise umgeaangen. Es wurde ihnen einfach die Mare genommen und zum Tages-, resp. Schätzungswerte der Kommission vom 25. Februar bezahlt oder auch nicht bezahlt, bloß die Zahlung versprochen. Da das Sowjetgeld bloß 20 des hiesigen wertete, und in der letzten Zeit noch weiter um die Hälfte fiel, — eine Mark wertete vor 2 Monaten 80 Rubel, heute 800 vis 900 Rubel — so bedeutet dies, daß die hiesigen Kaufleute mit 10 A, selbst darunter, abgefunden wurden: natürlich der voll ständige Ruin der Kaufmannschaft. Nur wir Ausländer haben diesbetresfende Garantien, indem man uns die Waren weder konfiszieren, noch registrieren, noch abnehmen kann. Ader auch das wird eines schönen Tages geschehen, wie man dies in Moskau usw. mit den ausländischen Firmen gemacht hat. Doch ist selbst unter den Bw. die Meinung, daß sie sich nicht mehr lange zu halten vermögen oder nicht ihr System, denn die Unzahl von Beamten, die bei ihnen beschäftigt werden, erhalten täglich ein halbes Pfund Brot gratis und 20 000 Rudel Gehalt monatlich, einige etwas mehr, andere etwas weniger, das ist nicht ganz 2 Mark In Gold pro Monat. Natürlich vermag niemand damit zu leben und viele sind gezwungen, ihre Sachen zu verkaufen, namentlich Familienväter, aber auch solche, die es nicht sind, um leben zu können. Denn 1 Pfund Brot ist unter 2000 Rubel ' nicht käuflich. Unsere Hausauslagen im Monat Mai betrugen 800 000 Rubel, eigentlich nur 700 Mark, resp. 70 Mark un gefähr in Gold. Das ist alles nicht viel und Gott sei Dank, daß ich heute so dastehe, daß ich mit den Auslagen Schritt zu halten verstehe und vielleicht sogar mehr herauskommt. Unter der früheren Regierung war ich erst hergekommen in Verhältnisse, die für mich ganz neu waren, fast ohne Mittel, konnte langsam mein Geschäft wieder aufbauen und war damit so ziemlich vor wärts gekommen, als die neue Regierung an die Reihe kam, und habe ich die Situation vollständig richtig erfaßt und auch voll und ganz auszunühen verstanden, wenn ich — wie eben alle — am Anfang auch genug Schwierigkeiten hatte; doch habe ich diese alle überwunden und bin nicht nur voll der Situation ge wachsen, sondern habe mir Verbindungen und Freunde gesichert, fo dah ich manches erreichen kann, was für einen anderen nicht möglich erscheint; kurz, ich kann sagen, daß ich Im richtigen Fahrwasser schwimme und bei einem Regierungswechsel als Aus länder immer als Unparteiischer dazustehen vermag. Wie Ihr schon aus dem Vorstehenden zu ersehen vermögt,- ko macht die Geldentwertung riesige Fortschritte, es wird nur so darauf los neues Geld gedruckt, man kann damit kaum den An forderungen nachkommen. Ich halte ein großes Warenlager, natürlich relativ groß, und was bei mir eingeht, stecke ich in Teppiche; so daß ich nur die Merke tausche und selbstredend höhere Werte eintausche. Kurz, ich bin nicht mehr Teppich kommissionär, sondern Tepplchhändler geworden usw. usw. Vorläufig ist an eine Heimreise nicht zu denken. Die Pro dukte des täglichen Bedarfes scheinen nach der Umrechnung eigentlich hier sehr billig zu sein, so kostet ein Ei 600 Rubel, das sind ja eigentlich nur etwa 65 Pfennig, Fleisch 5000 Rubel, das scheinen ja Riesenziffern, aber doch nicht mehr als etwa 8 Mark das deutsche Pfund. Aber wir hier zu Lande müssen mit dem hiesigen Äelde rechnen und es gibt Tausende und aber Tausende, die gezwungen sind, Ihre letzten Habseligkeiten zu verkaufen, um den Magen zu füllen. Selbstmorde, Leute, die sich ins Wasser werfen, sind an der Tagesordnung. Die letzte Regierung war schlecht, aber die jetzige ist eS noch viel mehr usw. usw. Weitzeritz-Jeilung Lageszeilung w- Anzeiger für Dippvl-iswal-e, Schmie-eberg «.L führung liegt nicht vor. Sie hatten auf eigene Faust ein« abenteuerliche Reise unternommen.