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Adorker Wochenblatt 51. 21 Wc^. 1842. Erscheint ^ede Mittwoche. ^kiÄ für den Jahrgang bei Bestellung von der Post s« Ncugroschcn, bei Beziehung der Blatte» durch Botengelegenheit 1S Ncugroschen. t t t y e i l u « g e u örtliche und vaterländische Angelegenheiten. - Siebenter Jahrgang. «effentlichkeit und Mündlichkeit des Criminalverfahrens. Neubau oder Reparatur? Das ist die Gewissens- und Lebensfrage, die gegenwärtig vorlicgt, sagt ein großer Mann in der ersten Kammer, und auch wir lassen heute dieses Feldgeschrei hören. Es handelt sich darum, ob künftig noch, wie bis her, von einem Richter, den der Minister oder ein Edelmann ernannte, und den Letzterer nach Willkühr ein- oder absctzen kann, in einsamer Gerichts- oder Amts- oder Kommissionsstube vor wenigen dazu be sonders bestellten, bezahlten, allemal zum Gericht ge hörigen Beisitzern der in Untersuchung verwickelte, bei- standlose Jnquisit vernommen und beprotocollirt, spä ter aber von den fremden, ihren Jnquisiten nicht ken nenden Herren des hohen Appellationshofes abgeur- thclt werden soll, oder ob künftig nicht mehr, wie bisher, unsere Angeklagten, also möglicherweise auch wir selbst, wenn wir ungerecht angcklagt werden, un ter dem Schutze unserer Mitbürger stehen, vor ihnen öffentlich vernommen und von einem Advocaten gegen Willkühr stets geschützt, in lebendiger Rede verthci- digt, von denselben Richtern, welche unsere Schuld oder Unschuld mit eignen Augen und Ohren öffentlich prüften, öffentlich gerichtet werden sollen. Wem die Wahl unter diesen beiden Proccdur-Ar ten schwer wird, babeLt sibi*); uns, die wir ein Herz sür fremdes Leiden Erfahrung im eignen Un glück haben, uns wird sie nicht schwer. Wer weiß, wie dem armen Teufel zu Muthe ist, welcher von dem Gerichtsfrohn vor den fremden, kalten Mann, der Inquirent heißt, schutzlos hingestellt wird, wer Iweiß, was es sagen will, zu wissen: Du bist schütz, los in Händen, welche Dich nur schuldig zu finden bemüht und gewohnt sind, wer das niedergedrückte verzweifelte Gefühl des Eingesperrten, gegenüber dem von der ganzen ungeheuren Staatsgewalt geschützten, ruhigen, gemessenen und klugen Beamten kennt, wer weiß, welch' gefährlich Ding die Feder, wie leicht ein wichtiges Wort im Protokoll verdreht ist, wer Man ches und wer erst Alles, Alles kennt und dagegen gesehen hat, wie sicher und ruhig der schuldlos Ange klagte zum öffentlichen GerichtSfaal geht, wo er seine Mitbürger als Zeugen seiner Unschuld findet, wo er seinen Gegnern und Richtern frei in'S Auge und diese ihn sehen können, wer das erhabene Schauspiel öffentlicher Criminalrechtspflege kennt, des. sen Brust wird sich voll männlichen Bewußtsein-, dessen Stimme in Begeisterung, dessen Arm in Hülfs. und Thatlust heben. Noch nie, noch niemals kämpfte das sächsische Volk einen, seiner würdigern Kampf, noch niemals hatte es in solchem Kampf solchen Beistand, solchen Ruhm und, »ill's Gott, solch' Glück. Aber zu gutem Werk müssen wir Alle helfen, Niemand darf die Hände in den Schoos legen, Nie- mand feig, Niemand kleinlich oder gar selbstsüchtig ein. Stehen wir Alle für Einen Mann. Brauchen wir diejenigen Mittel, welche das Gesetz, unsere Wer. ässung und unsere Bildung uns gestalten! Die sächs. Vaterlandsblätter gehen uns darin red lich voran, sie verlangen Petitionen. Laßt uns diesen treuen Führer unserer Partei treulich folgen, laßt uns Petitionen einreichen, laßt uns unterzeichnen, und ehret also Eure Kammer, die Verdiente. ') Ungefähr: Der mag «S machen, wie er will.