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Dresdner Journal : 07.02.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-02-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187402070
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740207
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740207
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-02
- Tag 1874-02-07
-
Monat
1874-02
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 07.02.1874
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Sonnabend, den 7. Februar ^3l 1874 ^Kc»n»«m»i>l8pr«lir lm ä«oc»vtz»o N»i«tz»! ILbrlivd:. . . . S Ililr ^Lsirlivb: l Hclr lv k^Wc tsioreloeKruoworv! 1 Upr. lokr,«—» tritt jLsirliob < '1'blr 8t»i»i>«lp«bübr, »i»»«rd»IdaM ä«ut»vt»«i» lioiot»«« k«t- uvä 8t«mp«l»u»obii^ Ki»«u, Io»»r»t«-upr»lo«, ?2r <1«Q k»uw eiv« xv»p»It«Q«> ketitr«!«: S Apr Ovwr „LiQpvxcaät" äi» L«1»: b K^r. Lr»vk«I»»i»t Unlieb mit XonmUm» ä«r 8om>- m»ä k'siortRx«, Adsucko kür äoa kolpooäsQ 1»p. DresdnetImmal. Verantwortlicher Redaekur: I. l^. Hartmann. lll^r»t«n»ai»»Iimr »o«M>i-t«r . Fr. Nra»ck«trttrr, OomininiiuoLr 6« Dresdner Zourn»!»; <6»«n6»it : HAr« Furt u. K Z>e^cr, S»«d«rU I»rU>- Vt«-I.«>pl^-L«»«I-Sr«,t«a-rr»»Iltilrr» ».: Z/ua»r^»t«« <Z i^0A/rr, >4rU» ViOa-Smudurlk-rrAA-LOixiiU-rrULL- kart «. H. - NL»cd«»: Nu6 L«rU»: ANetrmr^er, /»» ak,ckr^a»-t, AkörrcHt, Lr«»«»: F. L»c/»/ottr, »r». Um: A.Äa-iAcn'» Uün-üu; Vdsmolt»: Fr Kc>, At . kr»»L- turt» ».: F. ^«t-Arr'»ok«u. ck0' Lcrrntai»t»cüv LueUU., Zlu itL e F O'», SürUt»: /nv Z) , S>m»ov«r: r'. Lc^u««irr,- k»rt» Ncrra.i, L«/»tte, Ni«tt,>r <t O'o., Stvtt?»rt: 7-nuLe <t 6'0., L'üiiti ^«no»iern-Lürra«, V>«v: A/ Oxpettt. N-rsugxederr USnisl. krpeckitioa 6t-« Orv»äner lourmck», örvAtvo, IU»r8Lr«tker>8»E Ho. 1. Amtlicher Theil. Dresden, 3. Februar. Seine Majestät der König haben nachstehende Personal-Veränderungen in der Ar mee allergnädlgst zu genehmigen geruht: Die Versetzung ^es Commandeurs des 2. Bataillons des >. (Leib) Grenadier-Regiments Nr. 100, Oberst lieutenant von Kotsch, des Kommandeurs des 3. Ba taillons 2. Grenadier-Regiments Nr. lOl, Oberstlieute nant von Klüx und des Compagnie-Chefs im 6. In fanterie-Regiment Nr. t05, Hauptmann Unruh, in den Disponibilitätsstand, sämmtlich mit der gesetzlichen Pension und der Crlaubniß zum Forttragen der zeit- herigen Uniform mit den vorgeschriebenen Abzeichen, Hauptmann Unruh unter gleichzeitiger Ernennung zum Adjutanten deS Landwehr-Bezirks-Commandos zu Anna« berg; die Versetzung in Disponibilität des Secondelieu- tenants Richter 11t. des 3. Infanterie - Regiments !)ir. 102, unter Verleihung des Premicrlieutenants-Charakters, mit der gesetzlichen Pension und der Crlaubniß zum Tragen der Armee-Uniform; die Beförderung der Majore Ver lohren, Director der Garnison-Verwaltung Dresden, von Petrikowsky, Commandeur des 3. Bataillons des schützen- (Füsilier-) Regiments Nr. 108, von Süßmilch genannt Hörnig, Commandeur des 3. Ba taillons des t. (Leib-) Grenadier-Regiments Nr. 100 und von Cerrini di Monte Varchi, Commandeur des l. Zager - Bataillons Sir. 12 zu Oberstlieutenants ; die Versetzung des Commandeurs des 3. Bataillons 6. Infanterie-Regiments Sir. >05, Major von Mensch, zum 1. (Leib ) Grenadier-Regiment Nr. IM als Com mandeur des 2. Bataillons dieses Regiments; die Ernen nung der etatsmäßigen Stabsoffiziere und Majore Rott ka im 2. Grenadier-Regiment Sir. 101 zum Commandeur des 3. Bataillons dieses Regiments, Freiherr von Keller des 8. Infanterie-Regiments Nr. 107 zum Com mandeur des 3. Bataillons genannten RHMnts und von Polenz des 6. Infanterie - RegimtnM'Lir. 105 zum Commandeur des 3. Bataillons bei demselben Re« gimente; die Beförderung der Compagnie-Chefs H«pl inann Panfe des 6. Znfanterie-Regiments Nr. 105 und Hauptmann Leusmann des 8. Znfanterie Regi ments Sir. 107 zu Majoren und etatsmäßigen Stabs offizieren in ihren Regimentern; die Beförderung des Premierlieutenants Perl des 6. Znfanterie - Regiments Sir. U 5 zum Hauptmann und Compagnie-Chef; die des Premierlieutenants Freiherr« von OSri. des I. Jäger- Bataillons Nr. 12 zum Hauptmann L In suite dieses Bataillons, unter gleichzeitiger Versetzung auf den Etat der Adjutantur der Königlichen Prinzen und unter Commandirung zur Dienstleistung bei wr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Friedrich August; die Beför derung des Premierlieutenants Edlen von der Planitz des 6. Znfanterie-Regiments Sir. 105 zum Hauptmann und Compagnie-Chef; die Beförderung nachstehender Secondelieutenants zu Premierlieutenants, als: Secoude- lieutenant Freiherr von Weber des I. (Leib-) Grena dier-Regiments Sir. 100 zum Premierlieutenant im 8. Znfanterie-Regiment Sir. 107, Secondelieutenant Stas- rcwski des 4. Znfanterie-Regiments Nr. 103 zum Premierlieutcnant in diesem Regimente, Secondelieutenant Richter I. des I. (Leib-) Grenadier - Regiments Nr. 100 zum Premierlieutenant im 8. Infanterie - Regiment Nr. 107, Secondelieutenant von Bünau des '.Jäger- Bataillons Nr. 12 zum Premierlieutenant in diesem Ba taillone, Secondelientenant Blohm des Schützen- (Fü silier-) Regiments Nr. 108 zum Premierlieutenant im 7. Znfanterie-Regiment Nr. 106, Secondelieutenant Heink des 4. Znfanterie-Regiments Nr. 103 zum Pre mierleutenant im 6. Znfanterie-Regiment Nr. 105. Se- condelieutenant von Craushaar des Schützen (Füsi lier-) Regiments Nr. 108 zum Premierlieutenant im 1. Jäger-Bataillon Nr. 12 und Secondelieutenant Kau risch des 2. Jäger-Bataillons Nr. 13 zum Premier lieutenant in diesem Bataillone; die Beförderung der Portep.efähnriche von Gottschalck des Schützen- (Fü silier-) Regiments Nr. 108, Leimbach des 5. Infan ¬ terie-Regiments Nr. 104 und Lutze des 8. Znfanter« Regiments Nr. 107 zu Secondelieutenants in ihre« Regimentern; die Ernennung des Majors Edlen voD der Planitz zum etatsmäßigen Stabsoffizier im I.ReW ter-Regimente; die Beförderung des Escadron-Chefs iiW 2. Ulanen - Regiment Nr. 18, Rittmeister von Ein»; siedel I. zum Major; die Enthebung des Adjutanten im General-Commando, Rittmeister Kirchner von seiner Adjutanten - Function unter gleichzeitiger Ernen nung zum Escadron-Chef im 2. Ulanen-Regnnente Str. 18; die Beförderung des Premierlieutenants von Lö wenfels des 2. Reiter-Regiments zum Rittmeister k I» «uin- dieses Regiments unter gleichzeitiger Ernennung des Genannten zum Adjutanten nn General-Commando; die Besörderung der Secondelieutenants Bock von Wülfingen des 2. Reiter-Regiments und Stengel des I. Reiter-Regiments zu Premierlieutenants in ihren Regimentern; die Verleihung des Premierlieutenants- Charakters an den Secondelieutenant v o n Posern des Garde-Reiter-Regiments; die Beförderung der Portvpöe- fähnriche von Schwerdtner und Klette des 1. Rei ter-Regiments und Freiherr von Beust des 1. Ulanen- Regiments Nr. 17 zu Secondelieutenants; die Erneu nung des Hauptmanns von Watzdorf des Feld-Ar tillerie-Regiments Str. 12 „Corps-Artillerie" zum Bat terie-Chef; die Beförderung der Portöptzefähnriche Mangelsdorf des Fcld-Artillerie-Rcgiments Nr. 12 „Corps-Artillerie" und Heintze des Feld-Artillerie-Re giments Nr. 12 „Divisions-Artillerie" zu außeretats- mäßigen Secondelieutenants in ihren Regimentern; die t^ntlassung des Landwehr-Bezirks-Commandeurs, Oberst lieutenant z. Disp. Freiherr von Wagner, unter Ver leihung des Obersten-Characters, aus allerhöchsten Kriegs diensten mit Fortbezng der zeithengen Pension und der Crlaubniß zum Forttragen der Uniform des 3. Infan terie-Regiments Sir. 102 mit den vorgeschriebenen Ab zeichen. Dresden , 5. Februar. Der Privatdocent vr. pi>. Otto Loth in Leipzig ist zum außerordentlichen Pro fessor in der philosophischen Facultät daselbst ernannt worden. nichtamtliche Tlusi. Uebersi ckt. Telegraphische Nachrichten. LageSgeschichte. (Dresden. Berlin. Köln. Düsseldorf. Glogau. München. Braunschweig. Wien. Paris. Brüs sel. Rom. Madrid. London. St. Petersburg. Moskau. Konstantinopel.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste, Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Chemnitz. Freiberg. Pirna. Waldheim.) Gerichtsverhandlungen. (Mittweida.) LermlschteS. Statistik und BoltSwirthschaft. Feuilleton. Inserate. TageSkalender. Beilage. Telegraphische Witterungsberichte. Börsennachrichten. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Posen, Donnerstag, 5. Februar, Nachmittags. (W. T. B.) Dem Hauskaplan des Erzbischofs LcdochowSti, MosczynSki, ist, der „Ostd. Ztng." zufolge, von Seiten der Gerichtsbehörde gestattet worden, sich nach Ostrowo zu begeben, um sich in der Umgebung des Erzbischofs aufzuhalten. Von demselben Blatte wird die Nachricht, Weihbischof JaniSczewSki sei von der Regierung mit der Ver ¬ waltung der Diöcese beauftragt, als unbegründet ; bezeichnet; es habe noch durchaus keine Regelung . dieser Frage stattgefunden. Versailles. Donnerstag, 5. Februar, Abends. - (W. T. B.) Bei Berathung des neuen Steuergesetzes in der heutigen Sitzung der Nationalversammlung wurde mit 340 aryen 329 Stimmen beschlossen, auf die sofortige Drscutirung des von Löon Say gestellten Amendements einzugehcn, durch welches beantragt wird, den Betrag der Schuldamortisa- tionsquote um 50 Millionen abzumindern. Lom Gouverneur von Paris ging das Gesuch um die Ermächtigung ein, Bloncourt fTeputttten von Guadeloupe) wegen Tkeilnahme an dem Com- muneaufstand gerichtlich verfolgen zu dürfen. Die Versammlung beschloß, am Sonnabend eine Com mission zu wählen, dir das Verlangen des Gene rals Ladmirault einer Vorberathung unterzieht. Brüssel, Donnerstag, 5. Februar, Abends. (W T. BZ Die „Etoile belge" berichtet, daß eS in Alemalle (Provinz Lüttich), wo die Bergleute wegen Lohnherabsetzung striken und wo der Strike anfangs ganz ruhig verlief, gestern zu Störungen der öffentlichen Ruhe gekommen sei. (Vgl. unter „Tagesgeschichtc.") Bern, Donnerstag, 5. Februar, Nachmittags. (W. T. B.) Die Erziehungedirection des Cantöns Bern hat ein Rundschreiben an die Lehrerschaft im Jura erlassen, welches dieselbe ausfordert, sich von den ultramontanen Agitationen fern zu halten. Mehrere der abgesetzten jurassischen Geistlichen haben ihre Unterwerfung angezeigt. Rom, Donnerstag, 5. Februar, Abends. (Corr.- Bur.) Ueber ein Schreiben deü Generals Lamar mora, in welchem derselbe seine Demission als Ab geordneter verlangt, beschloß die Deputirtcnkam mer, Lamarmora einen 2 monatlichen Urlaub zu ertheilen. London, Freitag, 6. Februar. (W.T.B.) Das Resultat der bisher bekannt gewordenen 420 Par- lamentSwahlen ergiebt, daß 227 Conscrvative und 193 Liberale gewählt worden sind; die Letzteren haben 24, die Conservativen kl Titze gewonnen. Erhebliche Wahltumulte fauden in Hanley und Wolverhampton (beide in der englischen Grafschaft Stafford), sowie in ASkeaton (in der irländischen Grafschaft Limerick) statt, wobei Tobte und Verwun dete auf dem Platze blieben. Die „Times" sagt, die Antwort des Landes erkläre sich wider Gladstone, und eS lasse sich vor- aussehen, daß Letzterer vor der Eröffnung des Parlaments abtreten werde. Der General Wolseley meldet soeben aus Cape- Coast-Castle untrem 24. Januar, daß der König der Aschantis die ihm gestellten Kriedcnsbedingun gen angenommen habe und danach 200,000 Pfd. Sterl, zahlen werde. Sämmtliche gefangene Eu ropäer seien bereits ausgeliefert. Tllgtsgtschichte. Dresden, 6. Februar. Ihre Majestät die Kö «igiu haben Sich zu einem Besuche bei Ihren hohen Ver wandten, dem Fürsten und der Fürstin von Hohenzollern, nach Frankfurt a. M. begeben. Auf dieser Reise haben Ihre Majestät vorgestern in Oschatz Ihrer frühem Oberst- hofmcisterin, Frau Gräfin v. Wallwitz, einen Besuch ge- macht, sodann in Leipzig, wo die Ankunft Abends Ä10 Uhr erfolgte, im königl. Palais übernachtet nnd gestern früh gegen !< Uhr die Reise von dort nach Frankfurt a. M. fortgesetzt, woselbst die Ankunft Nach mittags 4 Uhr erfolgt ist und Ihre 'Majestät im „Eng lischen Hof", bei den hohenzollern'schen Herrschaften, ab getreten sind. Die Rückkehr Ihrer Majestät wird hier in den ersten Tagen der nächsten Woche erwartet. In der Begleitung Allerhöchstderselben befinden sich die Hof dame Gräfin v. Einsiedel und der Oberhofmeister v. Lüt tichau. Dresden, 6. Februar. Dem Vernehmen nach wer den am königlichen Hofe in ver nächsten Zeit zwei Hofconcerte adgehalten werden, zu denen besondere Einladungen erfolgen. Bei dem erstell Concerte werden Vorstellungen von Damen und Herren stattfinden. * Berlin, 5. Februar. In Gemäßheit der aller höchsten Verordnung vom 20. vor. Mts. fand heute Nach mittag 2 Uhr im weißen Saale des hiesigen Residenz schlosses die feierliche Eröffnung des deutschen Reichs tags statt. Sobald im gedachten Saale die Abgeordneten zum Reichstage vollständig versammelt waren, erschienen unter Vottritt des Kanzlers des deutsche» Reichs, Für sten v. Bismarck, die Mitglieder des Bundesrathes und stellten sich links vom Throne in folgender Reiheilfolge auf: Sueben dem Reichskanzler stand der bayersche Mi nister iE. v. Fäustle, ihm folgten Camphausen, der säch fische Zustizminister Abeken, Leonhardt, der württem bergsche Minister v. Mittnacht, Delbrück u. s. w. Der Reichskanzler Fürst v. Bismarck verlas hierauf die nach stehende Rede: „Geehrte Herren! Seine Majestät der Kaiser haben mich zu ermächtigen ge ruht, in Seinem und der verbündeten Regierungen Namen, Sic bei dem Beginn der zweiten Legislaturperiode des deutschen Reichstages willkommen zu heißen. Ick; habe zunächst einem ausdrücklichen allerhöchsten Bc fehle nachzukommen, indem ich das lebhafte Bedauern meines allergnädigsten Herrn darüber ausspreche, daß cs Sr. Majestät heute noch nicht gestattet ist, den Reichstag in seiner neuen Zu sammensetzung persönlich zu begrüßen. Die Arbeiten der adgelaufenen Legislaturperiode waren in vorwiegendem Maße durch die Regeluug der Berhältniffe in Anspruch genommen, welche aus der politischen Neugestaltung Deutschlands und aus den Folgen des letzten Krieges hervor- gingen. Diese Regelung ist in der Hauptsache abgeschlossen. Die Gemeinsamkeit der Gesetzgebung zwischen dem Norden und dem Süden unseres Vaterlandes ist in allen Gebieten, welche vor Gründung des Reiches als gemeinschaftliche des Bundes behandelt wurden, saft ausnahmslos durchgcführt. Die gemeinschaftliche Finanzwirthschaft ist auf Grundlage der Verjafsung geordnet, und die vollftänoig eingegangene Kriegskostenentfchädigung wird nach Maßgabe der über ihre Verwendung erlassenen Gesetze verausgabt Die alten deutschen Lande, welche durch frühere Kriege dem deutschen Reiche entrissen und durch den Frankfurter Frie den wieder mit demselben vereinigt wurden, sind heute zum ersten Male in unserer Mitte verfassungsmäßig vertreten. Die erste Stelle unter den Vorlagen, über welche Sie, meine Herren, zu beschließen haben werden, nimmt der Ent wurf eines allgemeinen Militärgesetzes ein, welcher in wenig abweichender Fassung bereits dem letzten Reichstage Vorgelegen hat. Es ist nicht blos eine, in der Verfassung enthaltene Ver heißung und ein durch die Erweiterung des deutschen Heeres gegebenes Gebot, welchem durch diese Vorlage genügt werden soll; entschiedener noch, als durch diese Anforderungen, ist die feste Regelung der deutschen Wehrkraft und Wehrfähigkeit ge boten durch die erste Pflicht eines icden staatlichen Gemein wcsens: die Unabhängigkeit seines Gebietes und die friedliche Entwickelung der ihm innewohnenden geistigen und wirthschaft- lichen Kraft zu schützen. Die gesetzlichen Anordnungen, welche unmittelbar nach Be endigung des Krieges zu Gunsten der Militärinvaliden getros fcn worden sind, Haben die Probe der seitdem gemachten Er fahrungen nicht in allen Einzelnhcitcn bestanden. Zur Besei tigung der hervorgetretenen Mängel wird Ihre Mitwirkung in Anspruch genommen werden. Nicht minder wollen Sie Ihre Aufmerklanlkeit der Ausgleichung von Härten zuwenden, welche die frühere norddeutsche Gesetzgebung über die Kriegs leistungen während des letzten Krieges für zahlreiche Gemein den zur Folge gehabt hat. Die verfassungsmäßige Rechnungslegung über die Ein nahmen des Reiches entbehrt noch der entgilttgen Regelung in materieller wie in formeller Beziehung. Gefetzcntwürfc über die Verwaltung der Einnahmen nnd Ausgaben des Reiches und über die Einrichtung und die Befugnifse des Rechnungs Hofes sollen diese, von den verbündeten Regierungen, wie von dem Reichstage empfundene Lücke unserer Institutionen, ergänzen. Die Rechmlngen über den Haushalt der Jabrc t8'-7 bis 1870 werden Ahnen zur Entlastung vorgelegt werden. Die rechtliche Stellung der Presse »ft bereits im verflosse nen Fahre Gegenstand der Berathungcn des BundcSraths und des Reichstages gewesen. Das Bedürfniß eines gemeinsamen Gesetzes über diele Materie ist außer Zweifel. Die verbünde ten Regierungen haben den von der königl. preußischen Regie rung gestellten Antrag ihrer Berathung unterzogen und sind Feuilleton- (Rcdigirt von Otto lvanck.) Charles Dickens. Wenige Jahre nach dem Tode dcS populärsten engli schen Romandichters unseres Jahrhunderts, dessen Geltung lind Wirksamkeit sich über die ganze Welt der Civilisation erstreckte, tritt eine hochinteressante, selten ausführliche, mit zahlreichen Originalmittheilungen und Briefen Dickens' ausgestattete Biographie desselben, von seinem nächsten und liebsten Freunde, John Forster versaßt, hervor. DaS Buch hat in England gerechte Theilnahme gesunden, eS ist auch bei uns in Deutschland durch »ie Ausnahme in die bekannte Tauchnitz-Edition und eine Uebertragung von Friedrich AlthauS, von welcher gegenwärtig zwei große Octavbände (Berlin, Verlag der Deckcr'schen geh. Oberhofbuchdruckerei) bereits erschienen sind, verbreitet worden. Wenn die Anlage des ungleichartig geschriebenen Werkes einen Schluß auf seine Ausdehnung vcrstattet, so mag etwa die Hälfte des Ganzen veröffentlicht fein. Tie Biographie zählt zu den wenigen, welche in die ge heimste Werkstätte künstlerischen Schaffens und Bildens einführen. Sir giebt über die Entwicklung Charles Dickens' den denkbar ausführlichsten und besten Aufschluß, da Forster der Vertraute aller innerlichen Entzückungen und Leiden, aller Kämpfe und Triumphe des Dichters war und in resoluter Weise die intimste Correspondenz seines Freundes nicht nur seiner Darstellung zu Grundt legt, sondern sie direct mittheilt. Und somit wird, beinahe selbst für den flüchttasten Leser, eine tiefere Theilnahme an dem Leben und Wesen des eigenthümlichen Schrift stellers erweckt, dessen außerordentliche Wirkungen Jeder pn sich erfahren hat. Der erste Band des Forster'schen Buches schildert die Jahre 1812—1842, der zweite die von 1842—1851. Die Hauptentwicklung Dickens', diejenige, welche dem späteren Meister sein Gepräge gegeben, hatte sich schon in den ersten dreißig Jahren seines Lebens vollzogen. Geboren am 7. Februar 1812 in Landport aus der Insel Portsea, der Sohn eines Zollbeamten von beschränkten und bald von bedrängten Vermögensverhältnissen, hatte er eine Kindheit voll jenes phantastischen und beglückenden Wider spruchs zu durchleben, der aus einer reichen Innenwelt und einer ärmlichen äußeren Umgebung hervorgeht. Dann trat in den nächsten Jahren zur Dürftigkeit der schwere Druck harter, hoffnungsloser Armuth. Der geistig be gabte, hochstrebende Knabe ward tief in jene Existenz eines jugendlichen Fabrikarbeiters herabgedrückt, die, überall bitter, in der Ungeheuern Weltstadt London doppelt hart und unerträglich sein mußte. John Forster'S Biographie enthüllt uns, daß die Schicksale des jugendlichen David im Roman „Copperfield" Zug um Zug den Jugend erlebnissen und Eindrücken Dickens' entsprechen. Zn diesen bösen Tagen war eS, wo Boz-Dickens jene Kenntniß der Nachtseiten des modernen Daseins und jenes tiefe rührende Mitleid für die Bedrängten, die leib lich und geistig Elenden gewann, welches uns in seinen späteren Romanen oft mit tiefer Wirkung ergreift, in dieser Lage, wo sich sein Blick für die kleinen Erschei nungen des Lebens bis zur Untrüglichkeit schärfte. Unter eigenen schweren Leiden und Kämpfen reifte ihm jene Stimmungsgewalt, die er ost ins Unscheinbarste zu legen wußte, erhielt ihn die Fülle echten Humors, ohne welche er in solcher Situation zum Pessimisten hätte werden müssen. Ohne eine schwere, niemals vernarbende Wunde ging es, wie Forster'S Biographie in ihrem ersten Theile deutlich verräth, dennoch nicht ab. Der Unheilszeit in Dickens' Leben folgten noch in früher Jugend bessere Tage, der Jüngling durste seiner geistigen Ausbildung einige Jahre widmen und die allzu frühen Lebenserfahrungen, die er gemacht, vergessen. Danach ergriff er den modernen, eben zur Entwicklung gelangenden Beruf eines Reporters, Zeitungsbericht erstatters, und zeichnete sich in demselben durch seine Geschicklichkeit und eiserne Ausdauer vor vielen tüchtigen College« aus. Er übernahm die Parlamentsberichte für mehrere der Londoner Zeitungen und gewann einige Jahre seinen Unterhalt durch diese Thätigkeit. Aber seinem inner» Bedürfniß entsprach und genügte dieselbe wahrlich nicht. Er versuchte sich in kleineren literarischen Arbeiten, mit der Veröffentlichung seiner „Londoner Skizzen" begann Dickens' literarische Laufbahn im engern Sinne. Seine eigentliche Kraft, die specifische Eigemhümlich- keit seines Talents offenbarte Dickens, welcher die „Lon doner Skizzen" und bald darauf „Die Pickwickier'^ un ter dem Pseudonym Bor veröffentlichte, in diesen Schil derungen noch nicht. Aber die Schärfe seines beobach tenden Blickes, die Treue und der Humor seiner Dar stellung traten schon aus den ersten Versuchen seiner Feder deutlich hervor. „Die Pickwickier" (ViekwieK-Virpm.'O erhoben den jugendlichen Autor mit einem Male zum Range einer literarischen Größe. Der Beginn de» in Heften a..s- gegebenen mit Jllustrattonen geschmückten Werkes war nicht allzuermnthigend gewesen. Erst mit dem Eintritt eines bestimmten Charakters — des Sam Weller — stieg das Interesse des Publikums an diesen: Werke und begann die Kritik der Londoner literarischen Blätter davon Notiz zu nehmen. Nun steigerte sich der Erfolg von Heft zu Heft. Verstehen wir Forster recht, so arbeitete Boz unter der Herrschaft des unmittelbaren Impulses, der wechselwirkend aus seiner Phantasie und der Aufnahme seiner Gestalten im Publicum hervorging; er führte (wie in den „Pickwickiern" noch leicht erficht lich) keine geschloffene und zuvor bestimmte Composition aus und ließ sich, innerhalb des Rahmens, den ihm die, vor der Vollendung festgesetzte, Ausdehnung eines Werkes gab, vollständig gehen. (Fortsetzung folgt.) Rundschau über Tkeater und Musik. *1 DaS Stadttheater zu Leipzig hat soeben ein neues vieractiges Lustspiel von I. B. v. Schweitzer, „Das Vorrecht des Genies" betitelt, in Scene gesetzt. Das Stück ist zwar in vieler Hinsicht trivial und wirkt vorzugsweise nur durch kecke Situationskomik; aber der Autor bewährt aufs Neue sein frisches Talent, und auch daS Thema ist ein sehr glücklicher Griff. 'Nur schade, der Stoff verdiente in einem feinen Lustspiele bearbeitet, die Theorie der romantischen Schule, daß das Genie eine Ausnahmemoral für sich hat und nicht mit alltäglichem Maße gemessen werden darf, mit geistreicher Ironie be handelt zu werden. Wir meinen, sagt Rud. Gottschall, Schweitzer hat daS Zeug, auch solider gebaute und feiner auSgeführte Stücke zu schreiben und auch in besserem Sinne der dramatische Löwe der Saison zu sein, als er eS jetzt in Leipzig ist, wo allerdings Stadt- uud Vaude- villctheater mit der Aufführung seiner Stücke wetteifern. — In den Mauern Leipzigs weilt augenblicklich Jo Hannes Brahms und ift der Gegenstand zahlreicher Huldigungen. Nachdem der gefeierte Eomponist des „deutschen Requiem" in engerm Kreise mit der Vorfüh rung kiner Reihe seiner kleinern Instrumental und Vvcalwerke bewillkommnet worden, wirkte er zunächst bei einer Kammermusiksoiröe im Gewandhaus« als Pianist mit, in welcher Eigenschaft sich freilich sein Talent wr-
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