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163 Mwoch, den II Juli. ^^cn^cr T«gr/,/„, ^irksav^ Amtsblatt -er König!. Amtshauptmannschaft Flöha, -es König!. Amtsgerichts un- -es Stadtraths M Frankenberg. Erscheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, Abends für den folgenden Tag. — Jnseraten-Annahme für die jeweilige Abend-Nummer bis Vormittags to Uhr. Zu beziehen durch alle Postanstalten. Preis vierteljährl. 1 50 H. Einzelne Nummern 5 H. Inserate werden mit 8 Pf. für die aespaltene Corpuszeile oder deren Raum berechnet. Geringster Jnscratenbetrag sa Ps Com- plicirte oder tabellarische Inserate nach Uebereinkommen. Nachbestellungen auf das begonnene Huartat werden in unserer Expedition, wie auch von allen Wost- anstatten und unseren Moten noch entgegengenommen und, soweit der Worratst reicht, die bereits erschienenen Wum mern nachgettefert. Viv Lxpeäition äv8 krankenberxer laxeblsttes. Sächsisches. Frankenberq, 13. Juli 1880. — Von des Königs Besuch auf dem Fürsten berg bei Grünhain, der Stätte, wo nach allge meiner Annahme der Prinz Albrecht, der Ahn herr des sächsischen Königshauses, am 8. Juli 1455 aus Kuntz v. Kauffungen's Räuberhand befreit wurde, wird noch berichtet: Se. Majestät, durch Schwarzenberger Kinder mit den Klängen der Sachsenhymne empfangen, nahm die Wald- Hütte in Augenschein, in welcher die Bildnisse der Prinzen Ernst und Albrecht und des wackern Köhlers Schmidt, genannt Triller, sich befinden, und wohnte dann einer unter den Waldbäumen vor sich gehenden dramatischen Aufführung des geschichtlichen Ereignisses bei, durch welches der Fürstenberg so berühmt geworden ist. Die co- stumirten Künstler, Beierfelder Dorfbewohner, wußten ihre Nolle, z. B. den Kampf zwischen den Rittern und Köhlern, sehr drastisch durchzu führen. Se. Majestät folgte der Darstellung mit sichtlichem Interesse. Bei der Grundstein legung zum Aussichtsthurme auf der Spiegel waldkuppe begleitete der König seine Hammer schläge mit dem Wunsche, daß der Wanderer von dem künftigen Thurme ans immer auf ein zufriedenes und glückliches Land schauen möge. — Am Sonntag Nachmittags z5 Uhr hat sich der Monarch — nachdem er früh H9 Uhr im Kasernenhofe eine Parade über das 5. Infan terieregiment abgenommen, darnach dem Gottes dienste in der katholischen Kirche beigewohnt und alsdann bis gegen 2 Uhr die in der vorletzten Nummer schon aufgeführten öffentlichen Gebäude rc. besucht und besichtigt — mittelst Extrazugs von Chemnitz nach Pillnitz zurückbegeben. Von da erschien er am Montag früh im Residenzschloffe zur Conferenz mit den Staatsministern rc. und gedachte am Abend mit dem Prinzen Georg von Pillnitz aus das in Pirna stattfindende mittel deutsche Bundesschießen mit einem Besuche zu beehren. — Die Stadt Zwickau wird königlicher Be stimmung zufolge vom 1. April nächsten Jahres an mit einem der neu zu errichtenden Infan terie-Regimenter belegt werden. Anläßlich die ser für Zwickau hochwichtigen Nachricht, welche alsbald nach Eingang der bezüglichen Verord nung des Krieg. Ministeriums durch ein Extra blatt verbreitet wurde, herrschte in der Stadt allgemeine freudige Erregung. Nathhaus und verschiedene Privatgebäude hatten geflaggt. — Begünstigt vom herrlichsten Wetter hat am Sonnabend das 6. mitteldeutsche Bundes- schießen in Pirna mit einem Commers begon nen, an welchem die Vertreter der königlichen nnd städtischen Behörden lebhaft Theil nahmen. Die freundliche Elbestadt hatte einen prachtvol len Flaggen-- und Guirlandenschmuck angelegt, so daß hierin fast kein Haus unvertreten geblie ben war. Sonntag Vormittag 11 Uhr formirte sich der Festzug, der durch die Hauptstraßen der Stadt sich bewegte und insbesondere durch einige historische Gruppen imponirte, zudem aber auch durch die Vertretung der königlichen und städti schen Behörden im Zuge selbst eine Bedeutung erhielt. Den Festzug eröffneten ungefähr 50 berittene Schützen, denen ein Musikchor, sowie Deputationen vieler Gewerke und Vereine mit ihrey-Fahnen folgten; die Fortsetzung des Zuges bildeten die Dresdner Scheibenschützengilde und die übrigen aus den verschiedensten Städten her beigekommenen Schützen, den Schluß machte so dann eine Abtheiluna Feuerwehr. Nach der Ankunft auf dem Festplatze entwickelte sich da selbst ein reges Leben, da eine Unmasse Fremde anwesend waren. — Die amtlichen Zusammenstellungen ergeben die erfreuliche Thatsache, daß die Diphtherie in Sachsen im Allgemeinen von Jahr zu Jahr mehr abnimmt. Während z. B. im Jahre 1878 nicht weniger wie 3890 Kinder dieser tückischen Krankheit erlagen, weist das Jahr 1879 nur 2922 Sterbefälle auf, eine den übrigen Krank heiten gegenüber allerdings noch immer,sehr hohe Zahl. — Für die evangelisch-lutherischen Gemeinden der Stadt Leipzig ist mit letztem Sonntag eine Einrichtung in Kraft getreten, die in der dorti gen reformirten Gemeinde schon seit langen Jah ren besteht; es ist das die Vertheilung von Brautbibeln an Brautpaare, die sich trauen lassen. Die Anregung dazu ist von dem Vor stande der Leipziger Bibelgesellschaft ausgegan gen. Der letztere hat zunächst für einen genü genden Vorrath von Traubibeln Sorge getragen. Jeder Bibel voran steht die lehrreiche Vorrede von August Hermann Francke, dem Gründer des Halle'schen Waisenhauses, eine aus tiefer christ licher Erfahrung geschöpfte Gebrauchsanweisung, wie die heilige Schrift gelesen werden müsse; Grünt bei HiMnrck. Die Weltreise, welche der Er-Präsident der Ver- einigten Staaten, General Grant, vor zwei Jahren unternommen, hat ihren Historiographen gefunden. John Russel Voung, der den General auf seiner Reise begleitete, giebt in einem urounä tbe vorlä" (Reise um die Welt) betitelten Werke, dessen erster Band eben erschienen ist, eine aus- führliche Schilderung der Reife-Erlebniffe des Er- Präsidenten. Unter diesen beansprucht wohl die Unterredung Grant'S mit dem Fürsten Bismarck das meiste Interesse. General Grant kam nach Berlin, als der europäische Kongreß daselbst tagte. Einer der Ersten, die ihre Karten bei dem Er» Präsidenten abgaben, war Fürst Bismarck, der den General nicht zu Hause fand. Dieser sendete, so bald er von dem beabstchtigten Besuche des deutschen Reichskanzler« erfährt», «inen Boten an den Für sten, um ihn zu bitten, die Stunde zu bestimmen, zu welcher er Grant empfangen wolle. Ueber diese Begegnung de« Er - Präsidenten mit dem deutschen Reichskanzler versichert nun der Autor auf da« All«rgenaueste unterrichtet zu sein. Bet der ge ¬ wissermaßen officiellen Stellung des Autors (hinter welchem übrigens Manche den Er-Prästdenten selbst vermuthen wollen» darf diese Erzählung auf volle Glaubwürdigkeit Anspruch machen. Fürst Bismarck empfing den Er-Prästdenten vor der Thür seines ArbeitScabinetS, und ihm beide Hände zum Willkommengruße entgegenstreckend, sagte er: „Ich bin glücklich, den General Grant in Deutschland willkommen heißen zu können." Ge neral Grant erwiderte: „Kein Zufall auf meiner Reise war mir so angenehm, als derjenige, welcher mir die Gelegenheit verschafft, den Fürsten Bismarck zu sehen." Fürst Bismarck drückte hierauf sein« Ueberraschung darüber aus, daß der General noch so jung sei; ab«r ihr beiderseitiges Alter verglei» chend, fand der Fürst, daß der Er-Präfident nur um elf Jahre jünger sei als er. — „DaS beweist die Vortrefflichkeit des militärischen Lebens. Sie haben da« Aussehen eines noch jungen Manne«, während ich mich alt fühle", bemerkte der Fürst. Der General spielte auf die Eongteßberathungen an und sprach die Hoffnung au«, daß da« Erg'bniß «in friedliche« sein werde. — „Da- ist »S, wa« auch ich hoff« und glaube", sagt« »er Sürst, „und da« ist auch unser ausschließliches Interesse an der Sache. Wir sind an den Fragen des CongresseS gar nicht interesstrt, und invem wir ihn versammelten, woll ten wir nichts Anderes, als den Berathungen der anderen Staaten beiwohnen. Aber Deutschland wie Europa wollen den Flieden, und wir bestreben uns, zu diesem Ziele zu gelangen. Ich glaube, die ganze Situation, was den Vertrag betrifft, läßt sich in folgenden Worten zusammenfassen: Rußland hat mehr verschlungen, als es zu verdauen im Stande ist, und das Ziel der Congreßbestrebungen muß sein, Rußland Linderung zu verschaffen. Der Krieg war für Rußland hart und es sehnt sich naturgemäß nach Frieden." Der Fürst bemerkte im weitern Verlaufe deS Gesprächs, der Kaiser sei höchst betrübt darüber, den General nicht empfangen zu können. „Se. Majestät", sagte der Fürst, „erwar- tete Sie und zeigte das lebhafteste Interesse für d«n hervorragenden Antheil, welchen Sie an der Ge schichte Ihres Lande« haben, sowie für Ihre Reise in Deutschland. Se. Majestät hat mich beauftragt, Ihnen zu sagen, daß nur da« formelle Verbot der Aerzte, irgend Jemanden zu empfangen, ihn ver hindert, Sie zu seh,n."«uf die Bemerkung de«