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usw. berichtigt den Tageblatt für die Dieses Blatt enthält die amtliche« Bekanntmachungen silr den Stadtrat, das Amtsgericht, das Hauptzollamt zu Bad Schandau und des Finanzamtes Sebnitz SemeindcoerbandS'Girokonto: Bad Schandau 36 — Bankkonto: Dresdner Bank Zweigstelle Schandau — Postscheckkonto: Dresden Nr. 333 27 Fernsprecher: Bad Schandau Nr. 22 — Drabtanschrift: Elbzeitung Bad Schandau Erscheint täglich nachm. 5 Uhr mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. — Bezugspreis halbmonatlich ins Haus gebracht 90 Gold-Pfg., für Selbstabholer 80 Gold-Psg. Einz. Nummer 1S Gold-Pfg. — Bet Prod»ttionSvcrtcueru»gen, Erhöhungen der Löhne und Materalicnpreisc behalten wir unS dar Recht der Nachfordcrung vor Nichtersche' :n einzelner Nummern infolge höherer Gewalt, Streik, Aussperrung, Betriebsstörung Süchfische Schweiz Tageszeitung sür die Landgemeinden Altendorf, Kleingießhübel, Klei«henner»' dorf, Krippen, Lichtenhaln, Mittelndorf, Ostrau, Porschdorf, Postelwitz, Prosser», Rathmannsdorf, Reinhardtsdorf, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wendisch- führe, sowie für das Gesamtgebiet der Sächsisch - Böhmischen Schweiz Druck und Verlag: Sächsische Elbzeitung, Alma Hieke — Verantwortlich: K. Rohrlapper Anzeigenpreis (in Goldmark): die 7gespaltenc 85 mm breite Petitzelle 15 Psg., sür aus wärtige Auftraggeber 20 Psg., 85 mm breite Neklamezcilc 80 Pfg. Tabellarischer Satz nach besonderem Tarif. — Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt Anzeigenannahme für alle in- und ausländischen Zeitungen Bezieher nicht zur Kürzung des Bezugspreises oder zum Anspruch auf Lieferung der Zeitung Nr. 277 Bad Schandau, Donnerstag, den 27. November 4924 68. Zahrg. FUr eilige Leser. * Der begnadigte General von Nathusius wurde aus dem Killer Gefängnis cnttafsen und reiste nach Forbach ab. * Frithjof Nansen erklärte, an einer von dem deutschen Luftschisskommandanten Bruns geplanten Nordpolexpedition mit einem neu zu erbauenden Zeppelin ieilnchmcn zu wollen. * Im Prozeß gegen die polnischen Insurgenten wurde der Angeklagte Wieczorek zu 2)4 Jahren Festung verurteilt. * Der Völkerbund in Genf nahm die Protestnote der ägyp- »scheu Kammer gegen Englands Vorgehen zur Kenntnis, gedenkt aber nicht darauf einzugcben. Menmdzwanzig Parteien. Wer die Wahl hat, hat die Qual, — und das deutsche Volk wird am 7. Dezember ganz gehörig gequält werden; »nur* 2-1 Neichswahlvorsch läge sind amtlich zuge lassen (nach den ersten Angaben sollten es 25 sein) und nur „19* auf der Landesliste für Preuße n. Glaube aber ja nicht, lieber Leser, daß damit die Zahl der Parteien und Parteichen erschöpft ist, die um eine Stimme — man verzeche das harte Wort — buhlen. Denn in einer ganzen Reihe von Einzelkrcisen gibt es wieder Sonderlisten, die sich dann mit anderen zu einem gemeinsamen Rcichswahl- vorschlag geeint haben. Sie bringen es ja selbst nur selten dazu, einen Kandidaten in den Reichstag entsenden zu können; gewöhnlich fallen alle diese Stimmen unter den Tisch. Bei den vorigen Wahlen waren es etwa 800 000 Stimmen, die infolgedessen unvertreten blieben. Aber der Deutsche lernt ja nichts dazu im politischen Leben. Schon die Manie des Deutschen, für seine Privat meinung gleich eine neue Partei zu gründen, weil er sich in irgendeiner Kleinigkeit von einer der bestehenden Par teien unterscheidet, wird es auf absehbare Zeit verhindern, daß wir zu solchen Parteiverhältnissen kommen, die ein wirkliches innerpolitisches Leben ermöglichen. Das soll nicht etwa ein Lobgesang auf die alleinseligmachenden großen Parteien sein; vielmehr wäre der Deutsche, wenn er ein politisch denkender Mensch wäre, schon lange zu der Einsicht gekommen, daß man ruhig ein paar kleine und un bedeutende Meinungsdifferenzcn gegenüber den Zielen dieser oder jener Partei in Kauf nehmen muß, daß mau dieser oder jener Partei durch Stimmabgabe bei der Wahl für sie die Zustimmung für ihre Politik zum Ausdruck bringen muß, auch wenn man mit diesen oder jenen Kleinigkeiten nicht einverstanden ist. So denken wenigstens die Völker, bei denen das politische Verständnis etwas Lebendiges ist. Aber nein! Wenn kleine Mcinungsdifferenzen be stehen, wird schleunigst eine neue Partei gegründet und ein paar Tausend mißvergnügte Geister finden sich dazu. Der Erfolg ist dauu natürlich der beinahe vorauszu- sehende: durch die Parteichcnbildnng verlieren Hnndcrt- tausende von Wählern die Möglichkeit, vertreten zu sein und damit auf die Geschicke Deutschlands den ihnen ver fassungsmäßig zustehenden Einfluß auszuübeu. Das passiert immer in den Fällen, wo man zur Gründung einer Partei irgendeinen isolierten, vielleicht an nnd sür sich ganz vernünftigen Gedanken benutzt, der aber nur einen T e i l a u s sch n i t t ans dem gesamten politischen Leben der Nation behandelt. Also etwa bei Parteigruppen für eine bestimmte wirtschaftliche oder ideale Forderung oder gar etwa bei Nationalitätenvertretungcn für Dänen, Polen oder Masuren. Das sind eben keine politischen Par teien im eigentlichen Sinne, weil ihr Ziel nicht ist, die gesamte Nation zu umfassen, sondern nur kleine Teile von ihr. Statt daß sie versuchen, innerhalb der wirklichen politischen Parteien ihre Interessenvertretung durchzu führen, gründet mau lieber eine eigene Partei, mit dem Erfolg beispielsweise, daß sie wahrscheinlich im Reichstag überhaupt nicht vertreten ist. Schließlich muß man, selbst wenn diese Parteichcn es zu ein paar Vertretern im Reichstag bringen, sich doch mit anderen Parteichen zusammentun, um eine Fraktion zu bilden und dadurch praktische politische Arbeit leisten zu können. Also im Parlament müssen diese sogenannten Gegensätze überbrückt werden. Vielleicht schließt sich der Vertreter einer abgespliUcrten Partei als Hospitant der Mutterpartei an, wobei dann nun erst recht nicht einzu- sehen ist, weshalb die Absplitterung eigentlich erfolgt ist. Jedes Volk hat die Negierung und die parlamentari sche Vertretung, die es verdient. Wenn soviel über die Zu stande im Deutschen Reichstag, über die Art, wie dort die Rcgiernngen zusammengekuhhandelt werden, über die Schiebungen, unter denen heutzutage dort irgendein Gesetz zustandelommt, so trägt einen Teil der Schuld darau ge wiß der Reichstag selbst. Aber zur Hälfte trägt das deut sche Volk, trägt der Wähler die schuld daran. Denn er schafft die Voraussetzung für alt dies Geschiebe und Ge triebe seiner Vertretung und das Parlament ist haarscharf genau so, ivie es gewählt wird. Leistet sich der deutsche Wähler also wieder das Amüsement, wie das vorige Mal für etwa 16 Parteien Vertreter in den Reichstag zu ent- Nathusius Berlin, 26. November« Die amtliche Benachrichtigung der französischen Ne- giernng von der Begnadigung des Generals von Nath». fiuS ist heute nachmittag bei der Neichsregicrung tele graphisch eingetroffcn. Zugleich wird bekannt, daß gleich nach der Verhaftung des Generals v. Nathusius in For- bach am Allcrseelcntag aus Grund deS vom Liller Kriegs- gcricht im Jahre 1921 gegen ihn erlassenen Urteils nach Maßgabe deS NeichSgcsctzcS vom 18. Dezember 1919 beim Reichsgericht ein Verfahren gegen den General an hängig gemacht wurde. Wenn auch der General nach seiner Freilassung auf eine Wcitervcrfolgung seines Rechts vor einem französischen Kriegsgericht verzichtet, wird also der wahre Tatbestand vor dem Reichsgericht sestgcstcllt werden. — General von Nathusius wurde heute morgen aus dem Untersuchungsgefängnis entlassen und ist nach Forbach abgcreist. Der Pariser „Malin* schreibt zu der Begnadigung an scheinend auf Grund von Informationen durch die fran- französische Regierung: Frankreich hat mit dieser Geste keineswegs der Reichsregierung eine besondere Gunst erweisen wollen. Denn dazu liegt ja keiner lei Veranlassung vor. Es wollte lediglich dem Nationalismus jenseits des Rheins ein wertvolles Pro. paganda-Instrument entreißen. Die Ausführung des Urteils des Liller Kriegsgerichts hätte der deut schen Rechten in ihrem Wa h l k a m p f in der Tat freigelassen ein allzu bequemes Mittel geboten, um eine neue Über reizung der Gemüter Hervorzurusen. Außer diesen Er- Wägungen trägt die französische Negierung aber auch den günstigen Erkundigungen Rechnung, die über General von Nathusius eingeholt worden sind, ebenso den Zweifeln, die wegen der Realität der An klage bestehe n." „Erc Nonvelle* sagt: „Wir beglückwünschen Herriot zu dieser Geste. Aber wir dürfen auch nicht vergessen, daß der Präsident der Republik seine hohe Autorität dazu be nutzt hat, um gleichzeitig der Menschlichkeit und der Vernunft zu dienen.* * Zurückziehung dcö KassntionSgcsuchc». Wie weiter aus Paris gemeldet wird, ist das Frci- lassungsdckrct für General v. Nathusius am Dienstag vom Präsidenten Doumergue unterzeichnet worden. Da eine Begnadigung gesetzlich nicht möglich war, solange ein Ver fahren nicht endgültig abgeschlossen ist, bedurfte es vor der Veröffentlichung des Gnadcnakts der Zurückziehung des. von dem Angeklagten gegen das Urteil des Liller Kriegs gerichts erhobenen Einspruchs bczw. des Antrags auf Ein leitung eines Kassationsvcrfahrens. Das ist mit Zustim mung v. Nathusius' geschehen, dessen vollständige Rehabi litierung nunmehr vor dem deutschen Reichsgericht zu er- warten ist, zumal selbst die französische Negierung das Liller Urteil als unrcchtmäßia bezeichnet. senden, so darf er sich nicht wundern, was dort für Unfug getrieben wird. Hätten wir nur fünf, sechs große Parteien im Reichs- rag — auf zwei bis drei, wie in anglo-amerikanischcn Staaten, wagt man ja bei uns gar nicht zu hoffen — dann wäre ein großer Teil jener Gründe zum praktische» Ver- sagen unseres politischen Lebens beseitigt und der Deutsche Reichstag jedenfalls weit arbeitsfähiger, als er bisher war. Aber wer wagt es denn, zu hoffen, daß der Deutsche jemals ein politisch denkendes Wesen wird! — Ägypten an die Welt: Vergeblicher Protest beim Völkerbund. DaS ägyptische Parlament ist durch Erlaß deS Königs Fuad aus dreißig Tage vertagt worden. In der Pause will der neue Ministerpräsident Ziwor Pascha versuchen, eine Verständigung mit England hcrbcizuführcn. Der an die Parlamente der Welt gerichtete Protest der ägyptischen Kammer beschuldigt Großbritannien, daß eS ein abscheu- lichcs Verbrechen als Vorwand zur Ausführung seiner im perialistischen Politik nehme. Der Völkerbund wird in einer an ihn cittgelaufenen Note aufgcfordcrt, im Namen einer machtlosen Nation in dem Konflikt zu interveniere». Weiter wird in der Note die vollständige Unabhängigkeit Ägyptens und deS Sudans betont, da bei voneinander nicht getrennt werden dürfen. In den Kreisen deS Völkcr- bundsselretarlatS weist man darauf hin, daß die Note nicht von der ägyptischen Negierung auSgcht, sondern von dem ägyptischen Parlament, der Völkerbund aber nur auf Schreiben der Regierungen cinzngehcn pflege. Im übrigen enthalte das ägyptische Telegramm nur eine» Protest, aber kein formelles Ersuchen nach einem Einschreiten des Völker bundes. Inzwischen verstärkt England seine Truppen in Ägyp ten andauernd. Reuter meldet aus Kairo, daß Truppen aus Suez, Malta und" Gibraltar nach Ägypten und dem Sudan unterwegs sind. Eine britische Brigade ist mit aufgepflanztem Seitengewehr durch die Straßen Kairos marschiert. Das erste Bataillon des East-Lancashire-Nc- giments wird ebenso wie das in Gibraltar stationierte erste Bataillon der Buffs nach Ägypten abreisen. Es ver lautet, daß mit diesen Truppen schwere Artillerie mitgeht. Gibt Aegypten nach? rronoon, 26. November. In englischen Regierungstreuen lst man der Ansicht, daß dem neuen Kabinett eine gewisse Schonsrist eingerüumt werden müsse. Man hofft, daß Achmed Ziwar Pascha sich doch dazu entschließen wird, sämtliche Sühnclorderungen Englands anzunehmen. Ma» sucht die kriegerischen Maßnahmen damit zu entschuldige», daß nia» er klärt, die militärischen Verstärkungen, die nach Ägypten abge- > gangen seien, hätten bereits vor der Demission Zaglul Paschas ihren Marschbefehl erhalten. Es seien keine neuen Truppen oder Flottenbcwcgungen geplant. Die Zurückziehung der ägyptischen Truppen aus dem Sudan. London, 26. November. Der Abtransport der ägyptischen Truppen aus dem Sudan ist bisher ohne Zwischenfälle vollzogen worden. Kartum wurde bereits von den letzten ägyptischen Verbänden geräumt. Eine bedeutsame Rede de» Reichsautzenministers Dr. Stresemann. Berlin, 26. Nov. In einer volksparteilichen Wählerver sammlung in Berlin-Steglitz sprach heute abend Reichsauhen- minister Dr. Stresemann. Er erinnerte an das einjährige Jubi läum der Rcntenbank und verteidigte die Maßnahmen, die die Regierung und namentlich Finanzministcr Dr. Luther zum Schutze der Währung getroffen haben. Wenn rigoros vorgc- gangcn wurde, so hätte das staatspolitische Interesse das not wendig gemacht. Nachdem die Währung jetzt stabil und die ausländische Anleihe untergcbracht sei, könne auch die Aufwer- tungsfrage einer Lösung zugeführt werden. Diesbezügliche Schritte seien im Finanzministerium cingclcitct. Zur Außenpolitik erklärte der Minister, mit Träumen einer Macht, die nicht da sei, könne eine Außenpolitik nicht leben. Die Londoner Ab machungen wären der Versuch, eine neue weltwirtschaftliche Zu sammenarbeit zu schassen. Was erreicht sei, sei nur ein erster Schritt. Die nächsten Schritte seien die Räumung der nörd lichen Zone und das Fallen der Moistbegünstigungsklauscl. Eine erfreuliche Folge des Sachverständigengutachtens sei der automatische Abbau der Kontrollkommissionen und der Be- satzungstruppe», da Deutschland die Kosten nicht mehr zu zahlen habe. Der Minister erinnerte daran, daß Hunderttausendc Aus gewiesene wieder in ihre Heimat zurückkehren dürfen und er klärte, wenn auch Vizekanzler Jarres zu den Wenigen gehört, die bisher nicht zurückkehren dursten, so ist das die beste Recht fertigung für ihn gegenüber de» infamen Angriffen, die von der demokratischen Presse gegen ihn gerichtet wurden. Von einer Nechtsentwicklung der Deutschen Vollspartei könne nicht die Rede sein. Schließlich habe doch nicht die Außenpolitik der Deutschnationalen gesiegt, sondern die Deutschnationalen hätten sich zur Außenpolitik der Volkspartei bekennen müssen. Der Minister wies zum Schluß auf die Namen Eckener und Flettner hin, die den Beweis für das nicht zu zerstörende und niemals auf die Dauer zu hemmende Siegesbewußtsein der Deutschen erbrächten. Dr. Eckener beim WMHHpMsidsmLen. Berlin, 26. November. An dem vom Reichspräsi denten zu Ehren D r. Eckeners veranstalteten F r ü h st ü ck nahmen außer führenden Vertretern der Industrie, der Gewerkschaften, der Eelehrtenwelt und der Presse auch die Minister Dr. Stresemann, Dr. Luther, Dr. Geßler, Hamm und Graf Kanitz, preußischer Minister Dr. non Richter und General von Secckt teil. Der Reichspräsident begrüßte in einer Ansprache den heimgekehrten Führer des Z. R. 3 und sprach ihm und seinen Mitarbeitern den Dank des ganzen deutschen Volkes für ihre großen Leistungen aus. Er sagte dann u. a. wörtlich: Wir alle scheu in diesem Werk und in dieser Fahrt eineu Ausdruck des technischen Könnens Deutschlands, des, trotz allen