Volltext Seite (XML)
Nr. 210 Donnerstag den 10. Septembers 1914 80. Jahrgang Inserate werden mit 15 Pf., solche ans unserer Amtshauptmannschaft mit 12Pf. die Spaltzeile oder deren Nanm bk rech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seile (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zeile 35 bez. 30 Pf. — Tabellarische undkompliziertcInserate mit entsprechendem Auf schlag.—Eingesandt, iin redaktionellen Teile, dis Spaltcnzetle 30 Pf. AlNtSÜIkH für die Königliche Amtshauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. ' Mit achtseitigem „Illustrierten Unterhaltungsblatt" und täglicher Unterhaltungsbeilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. — Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. MHeritz-MlMg TUWmg md AUW sm HpMDM, AMickbW 11. ll. Die Meltzeritz Zeitung" erscheint täglich mit Aus nahme der Sonn- und Feiertage und wird am Spätnachmittag ausge geben. Preis vierteljähr lich 1 M. 50 Pf., zwei- monatlich 1 Mark, ein monatlich 50 Pf. Ein zelne Nummern 10 Pf. Alle Postanstalten,Post boten, sowie unsere Aus träger nehmen Bestel lungen an. Sonnabend den 12 September d. I. vormittags 11 Uhr sollen in Odorourworsäorl bei Klingenderg lVO SEüvIe nvu« und öffentlich gegen Barzahlung versteigert werden. Sammelort der Bieter: Gasthof daselbst. Dippoldiswalde, den 9. September 19 l 4. v 789/14. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts. Neue große Schlacht im Osten. Wien. (Amtlich). Im Raume von Lemberg hat eine neue Schlacht begonnen. Es ist wohl zu vermuten, daß diese Schlacht durch einen Angriff der Oesterreicher begonnen worden ist, und datz die Vorbereitungen dazu, wie das noch stets der Fall war, so gelrossen worden sind, dah ein glücklicher Ausgang, wenn auch erst in Tagen, zu erhoffen ist. Prinz Eitel Friedrich von Preußen als Tambour. Verwundete Gardisten, die in einem Sanilätszug in Solingen eintrasen, erzählten einem Mitarbeiter der „Rhein. Wests. Ztg." über die Kämpfe um St. Quentin, wo sie iyre Verletzungen erlitten, folgendes: Drei Tage standen wir in ununterbrochenem Gefecht, am 28., 29. und 30. August, schlietzlich haben wir aber doch den Feind gründlich geschlagen und geworfen. Da hätten Sie mal unseren Prinzen (Eitel Friedrich) sehen müssen! Beim letzten ent scheidenden Sturm ergriff der Prinz die Trommel eines gefallenen Tambours, schlug sie selbit und rief uns zu: „Vorwärts, Kameraden, vorwärts!' Das gab frischen Mut, und wie ein Donnerwetter stürzten wir uns auf den Feind. Die Schlacht wurde gewonnen. Ein hessischer Prinz schwer verwundet. Prinz Friedrich Wilhelm von Hessen, der älteste Sohn des Prinzen Friedrich Karl von Hessen, der mit den Hanauer Ulanen als Leutnant in den Krieg zog, iit in Frankreich durch einen Brustschutz verwundet worden. Sein Befinden ist den Umständen nach gut. Das Regiment Hamburg im Feuer. Berlin, 9. September. (Priv.-T) Dem Präsidenten des Hamburger Senats ging Montag morgen das folgende Telegramm aus Rebais zu: Bürgermeister vr. Predöhl, Hamburg. Regiment Hamburg hat heute bei Leuze im Nahmen der Division ruhmreich gegen Zuaven gekämpft und gesiegt. Dies Euerer Magnifizenz Mitteilen zu können, gereicht mir zur besonderen Freude, v. Quast, General der Infanterie und kommandierender General. Gefecht des Kreuzers Karlsruhe. Berlin, 9. September. (W T. B) Die B. Z a. M. meldet aus Wilhelmshaven: Der kleine Kreuzer Karlsruhe hatte, wie die englischen Blätter melden, in dielen Tagen ein kleines Scharmützel mit englischen Kreuzern zu bestehen. Das Siegen nach dem Alphabet. Datz aus dieser Welt zwei Dinge unfehlbar richtig gehen, hat ein für Deutschland begeisteter Amerikaner kürz lich schon sestgestellt, nämlich: die Sterne am Himmel und — die deutsche Mobilmachung. Wie aber der Ordnungs- sinn in unserem unvergleichlichen Heere sich auch im Verlaufe des Krieges offenbart, sieht die staunende Welt am besten aus der Tatsache, datz sogar, wie die „Braun- schweiger Landesztg." mitleilt, „unsere herrlichen Siege streng nach dem Buchstaben des Alphabets geordnet sind: Kalisch, Libau, Lutlich, Lagarde, Luneville, Mülhausen, Metz, Maubeuge, Namur, Neidenburg, Ortelsburg, und nun bald Paris — Petersburg! Das walte Gott!" Das englische Prisengericht in Tätigkeit. Aus London wird berichte«, datz das Prisengcricht an« Freitag eine Sitzung abhielt, was seit sechzig Jahren nicht vorgekommen isi. Es handelte sich dabei um das Los von zwölf deutschen Hnndclsjchisfen, die van englischen Kriegsschiffen gekapert worden sind. Das Urteil lautete: Die Schisse und die Waren sind Eigentum des Feindes gewesen. Sie wurden nach Ausbruch des Krieges auf richtige Weiss erbeutet und müssen bi» aus weitere Ver fügung seslgehalten werden. „Lüttich liegt in Deutschland!" Ein Herr aus Hagen gab dieser Tage, wie aus West falen mitgetei t wird, ein Telegramm an seinen in LiMich stehenden Sohn auf. Er bezahlte dafür die übliche Aus- landsgebühr von 10 Pfg. für das Wort. Am nächsten Tage brachte ihm ein Bote von der Post die Hälfte des Betrages wieder mit dem Bemerken, Lüttich liegt seit einigen Tagen in Deutschland. Telegramme dahin kosten daher nur 5 Pfg. das Wort. Ein Steckbrief gegen Blumenthal. Die Staatsanwaltschaft Kolmar hat nach Blättermel dungen gegen den nach Frankreich „übergesiedelten" Bür germeister Blumenthal einen Steckbrief erlassen, und zwar wegen Betrugs und Unterschlagung zum Schaden der Stadthauptkasse. Die Engländer schnappen über. Der Ton der englischen Presse wird immer heftiger. Englands amtlicher, lorbeergekrönter Dichter Robert Bridges schreibt in der „Times", datz „dieser Krieg ein Krieg zwischen Christus und dem Teufel ist." Ein Engländer .ordert das Volk auf, zu bedenken, datz sein Krieg ein heiliger Krieg ist. Rudyard Kipling dichtet in der „Times": „Erhebe dich und mache dich auf zum Krieg, der Hunne ist an der Pforte." Zum Untergang des schwedischen Dampfers St. Paul. Frankfurt a. M. Die „Frkf. Ztg." meldet aus Stock holm: Der Untergang des bei North Shields (an der Mündung des Tyne, östlich von New-Castle) auf eine Mine gelaufenen schwedischen Dampfers „St. Paul" hatte grotzen Eindruck auf die hiesigen Reeden gemacht und wird zweifellos eine weitere Beschränkung des Handels zwischen Schweden und England nach sich ziehen. 1>/4 Millionen Kriegsfreiwillige m Oesterreich. Nach zuverlässigen Mitteilungen erreichte mit Ablauf der letzten Woche die Gesamtzahl der Anmeldungen von Kriegsfreiwilligen in der österreichischen Armee 1 250000. Er empfiehlt sich — französisch! In Paris erregte, wie der Berliner „Lokalanz.' aus Kopenhagen berichtet, der plötzlich verfügte spanische Bot- schastswechsel grotzes Aufsehen. Der bisherige Botschafter Villa Urratia reiste unerwartet, ohne sich von Poincare und der Regierung zu verabschieden, nach England, ein, wie die Presse betont, in der Geschichte Frankreichs un erhörter Fall. Sein Nachfolger Valtierra ist kein Diplomat, sondern Militär. Eine letzte Warnung stellt folgende amtliche Meldung aus dem grotzen Haupt quartier dar: Trotzes Hauptquartier, 8. September. Immer wieder finden unsere Truppen auf der ganzen Front bei gefangenen Franzosen und Engländern Dum-Dum- Geschosse in farbrikmähiger Verpackung, so wie sie von der Heeresverwaltung geliefert werden. Diese bewußte grobe Verletzung der Genfer Konvention durch Kultur- Völker kann nicht scharf genug verurteilt werden. Das Vorgehen Frankreichs und Englands wird Deutschland schlietzlich dazu zwingen, die barbarische Kriegsführung seiner Gegner mit gleichen Mitteln zu erwidern. Aufgesangene Botschaft an den Zaren. München, 9. September. Nach der Meldung eines bayrischen Offiziers teilt heute die Münchner Augsburger Abendzeitung mit, daß bei Nancy einige französische Flieger heruntergeschossen worden seien. Unter diesm befinde sich auch ein Pilot, der einen Bericht an den Zaren vom Präsidenten Poincare bringen sollte, worin der Präsident den Zaren ersucht, die kräftigste Offensive zu ergreifen, damit Frankreich für acht Tage ruhe«: könnte, da es sich sonst nicht mehr zu halten vermöge. Ueber die Schlacht bei Paris. Köln, 9. September. Die Kölnische Zeitung berichtet laut Meldungen des Amsterdamer Telegraas folgendes: Die Sachverständiger! sehen das Ziel der deutschen Operationen in einer Vernichtung des Feldheeres, während der Einnahme von Paris nur untergeordnete strategische Bedeutung beigemessen wird. Die Abschwenkung der deutschen Armee nach Süden wird als sehr wesentlich und für die Franzosen bedenklich angesehen. Die französischen Truppen zwischen Toul und Eptnal werden dadurch ge zwungen, sich zurückzuziehen, so datz die deutschen Truppen in Lothringen vorrücken können. In Paris will man wissen, datz die Deutschen einen lebhaften Angriff auf da» englische Hauptquartier unternahmen, vor allem hätten sie es auf die Gefangennahme des Generals French abge sehen. 1VÜÜ Russen von der schlesischen Landwehr gefangen. Breslau, 8. September. Vom hiesigen stellvertretenden Generalkommando wird mitgeteilt: Unsere schlesische Land wehr hat gestern nach siegreichem Gefecht 17 Offiziere und 1000 Mann vom russischen Gardekorps und 3. kaukasischen Korps zu Gefangenen gemacht. Russische Gefangene. Berlin, 9. September. (Priv.-T) Die Zahl der russischen Gefangenen, die nach Westen befördert worden sind, betrug am 5. September 92 000 Mann. Bormarsch in Belgien. Paris, 9. September. (W. T. B. Nichtamtlich) Aus Ostende wird vom 7. September gemeldet: Die Deutschen gingen gestern nordwestlich von Brüssel zwischen Gent und Antwerpen vor. Alle Verbindungen zwischen diesen beiden Städten seien unterbrochen. Bei Cordegen in der Nähe von Wetteren sand gestern rin Gefecht statt. Die Belgier mutzten sich vor der feindlichen Uebermacht zurückziehen. Der Kommandant Comminck ist gefallen. Kriegskontributionen. Die deutschen Militärbehörden haben den Städten Lille 7 Millionen, Amiens 2/4 Millionen und Armentieres l/2 Million Kriegskontribution auferlegt. Die Minen in der Nordsee. London (Reuter-Meldung). Zwei weitere Schlepper sind in der Nordsee auf Minen aufgelaufen und gesunken. Es handelt sich um die Schlepper The Imperiolis und Revigo. Zwei Mann der Besatzung des ersten Schleppers werden vermißt. Die Londoner Angst vor den Zeppelins. Die „Times" melden, daß die englische Marine auch daniit beauftragt worden ist, Angriffe gegen London aus der Luft abzuwehren. Hydroplane patrouillieren regelmäßig die Ostküste Englands entlang, um auf deutsche Luftschiffe und Flugzeuge zu lauern. Nachts arbeiten Scheinwerfer. Auf den Rcgierungsgebänden usw. sind Kanonen aus gestellt worden, und es werden Flugzeuge bereitgehalten. Keine Russen in Frankreich. Köln, 9. September. Die Turiner Stampa erklärt die Nachricht von der Landung russischer Truppen in Frank reich für unrichtig. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Der Kriegs. HIlfsausschußnahm in seiner Sitzung am Dienstag 11. a. Kenntnis von einer ministeriellen Verordnung, nach der den in Deutschland zurückgebliebenen Familien der zum österreich-unga rischen Heere Einberufenen im Falle der Bedürftigkeit ebenfal s Unterstützung gewährt wird Reflektanten wollen sich an Rntsjtelle melden. In der vergangenen Woche konnte der Kassierer folgende Zuwendungen buchen: Beamte und Angestellte 31,50 Mk., Bitlardklub im Amtshof 30 Mk, Vaterländischer Arbeiterverem 25 Mk., Manner gesangverein l00 Mk und Turnverein 50 Mk. Außerdem haben zwei Landwirte eines Nachbarortes je ein Quantum Kartojseln zugesagt, damit aber den berechtigten Wunsch verbunden, er möchten die jetzt leider so häufigen Feld, diebstähle unterbleiben. (Diesen« Wunsche möchten auch wir uns anichließen. Die Verhältnisse berechtigten bei der