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Dresdner Journal : 26.04.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-04-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187404263
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740426
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740426
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-04
- Tag 1874-04-26
-
Monat
1874-04
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 26.04.1874
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W»5 4k«n»«mont8peel»r Im ä«vt»od«n N«iok«! ZLKrliot,:. . . . « llilr. ^jitbrlivk: l 1'klr. IS I4ssr ki'ir^lnv Kummern: 1 Axr. In rr»a»„o tritt jSLrlieb 2 l'klr. Ltomix-I^ebüdr, »ui>»«rk»1bäv» 6«ut»«N<rl> ttvwüv« ?v«6 uoä 86>mpv1rn»cti1»ts dil>LU, Ills^rstvaprelser ?6r 6on R»um einer ^e«nultenen ?etitreil«: L ^^r. Unter „Lin^«»»nät" äi« 2eil«: b Lrseb«I»e»r — H^Uok mit Ln»n»t>ms äor 8onn- nnä koiertt^», Ademis kür ä«n kol^nnävn 1»K Sonntag, dkn ?6. April. Dres-nerÄoumal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. 1874 z» 4tr««<istetter, (!on>»n«ionLr cts» Or«t><1oer 4ourn»I»i «i-eu(Iu6 : Z-'o,.' u. L S«»d„A->»U». Vi«n-L«ip,^ »».«I-Lr—I»n-Rr»n>l1vtt« : La<u«^1e,n «k I^oAier L«rlin V»*n-L»i»d»iA-kr»L-L«tp«t^-Fr»nt k»rt » U -Nüncden^ Anci. Lcv-«e, I«rU»^ ^«teme^er, Zrii at»lien«i<i»z,L Lr«m«n: L KMntte, 8r«, luu: z. ätanAe», » Lüreuu i VLeouüt,: F'r. I^siAr, 7r»n' INrt» H : ^arAer'tieke u rmantt'»Lti« tiucdtt Z>«itüe<L t?o./ SSrlit»^ /«v-O., Lunnovr: t?. / r»r>»: //ancui, Z.a/itte, Lu/iier <t' 6o »lntt^urt: Laube et k'o., L'ücic/ Annoncen-Lnreau, Visu: ^1/ Oppe/iit Uerausxvbvrr Nömxl. kxpellitioii de» Urextloer Znurnul», ttre«tleu, ^Iur^urettien8it»»e !7o. 1. Amtlicher Theil. Dresden, 25. April. Ihre Königl. Hoheiten der Großherzvg und die Frau Großherzogin von Sachsen-Weimar und Prinzessin Tochter Marie, Hoheit, sind gestern Nachmittag „6 Uhr von Weimar hier eingetrofsen und im Königl. Palais am Taschen- derge abgetreten. ll'lchtamttulier llebcrsicht. Telegraphische Nachrichten. ZeitungSschau. (Schweizerische Blättert -- National- Zeitung. — Schlesische Zeitung. — Franksuner Jour nal. — Deutsche Allgemeine Zeitung. — Neue freie Presse. — Bohemia.) Tagetzgeschichte. (Dresden. Berlin. Königsberg i. Pr. Kiel. München. Stuttgart. Wien. Pest. Paris. Madrid. London. Christiani». St. Petersburg. Konstantinopel. Bukarest. Athen. Kalkutta.) Beilage. Deutscher Reichstag (Sitzung vom 24. 'Apnl). Gerichtsverhandlungen. (Löbau. Mittweica.) Statistik und Lolkswirthschaft. Bctriebsübrrficht der k.sachs.StaatSeisenbabnen pro Monat Februar d. I. Lokteriegewinnliste vom 24. April. KeltyluMjcht Iluchnchlt-n. Berlin, Sonnabend, 25. April, Nachmittags '^3 Uhr. (Tel. des Dresdn. Iounu) Der Reichstag hat heute die dritte Berathung deS PreßgesetzrS beendigt. Zunächst wurde tz 24 angenomme»: init einem Amende- ment des Abg. Grafen v. Staustenberg, betreffend den Ausschluß der Berantwortlichkeit des Redacleurs beinl Nachweise pstichtmäßiger Sorgfalt, oder voll Umständen, welche die Strafbarkeit ausschließen. Tie Staatsminister Di. Leonhardt und Ur. Delbrück erklärteil sich gegen dieses Amendement. Der Nest des Gesetzes wurde nach den neuesten Ber- eüibarungen genehmigt. Gin Antrag des Abg. Reichen sperger (Crefeld) zu 8 >3 über Wegfall des Pflicht exemplars bei Werten, welche 15 Mart und darüber kosten, wurde in namentlicher Abstimmung mit l53 gegen 146 Stimmen abgelehnt. Schließlich wurde eine Resolution bezüglich der Ver weisung von Preßvergehen an die Schwurgerichte mit >64 gegen litt Stimmen angenommen. Damit war die Berathung des Preßgesetzes erledigt. Wien, Sonnabend, 25. April, Vormittags. (Tel. d. Dresdn. Iounu) DaS den Delegationen vorzulegende Rothbuch enthält 142 Depeschen, nämlich 20 über Spanien, 8 über den Libanon, 83 über den Surzcanal und 31 über Verschiede nes. Alle Depeschen behandeln wirthschastliche, keine politischen Kragen. Paris, Freitag, 24. April, Abends. (W. T. B.) Der „Moniteur" meldet, die Nationalver sammlung werde sich, falls der Deputirte Piccon mcht von freien Stücken aus derselben scheiden sollte, schon in ihrer ersten Sitzung mit dem An trag« zu beschäftigen haben, daß dir Genehmigung zur gerichtlichen Verfolgung desselben ertheilt werde. Piecvn werde indrß auch im Kalle seines freiwilligen Ausscheidens aus der Nanonalver sammlung wkgen seiner Rede vor Gericht gestellt werden. (Vgl. unter „Tagcsgeschichte".) Bern, Freitag, 24. April, Nachmittags. (W. T. B.) Die Bundesversammlung soll zur Entgegen nähme des Resultats der Volksabstimmung über die Revision der Bundesverfassung zu einer außer ordentlichen Sitzung auf den 28. Mai einberufrn werden. Infolge ßattgehabter Störungen der öffentlichen Ruhe, die feiten der Ultramontanen veranlaßt wor- den waren, ist daS Dorf BriSlach im berner Jura mit Militär belegt worden. Madrid, Freitag, 24. April, Morgens. (W. T.B^ Nachrichten aus Tomorrostro zufolge wurde die Beschießung der Carlistischen Stellungen fort- gesetzt, daS Feuer aber von den Carlisten nicht er- widert. In Bayonne auS Abanto vom 21. d. M. einge- gangenen Nachrichten zufolge find 17 Geschütze der RegierungSarmee aus ihrer bisherigen Stel lung nach Balmaseda dirigirt worden. Zwischen Castro und Laredo waren ungefähr 20,000 Mann roncentrirt; 13.000 Mann-andere Truppen beseh ligtr General Concha. London, Freitag, 24. April, NachtS. (Tel. d. Dresdn. Iourn.) In der heutigen Sitzung deS Unterhauses antwortete auf eine Anfrage von Jenkinson der Premier DiSraeli, daß die englische Regierung eine Notifikation von der Suezcanal aesellschaft erhalten hat und mit den anderen Mächten in einen Meinungsaustausch über das einzuschlagende Verhalten getreten ist. Sobald eine bestimmte Entschließung vorliegt, wird solche allen Betheiligten mitgetheilt werden. Kopenhagen, Freitag, 24. April, Abends. (W. r. B.) Der Justizminister Klein, dessen Wahl der Reichstag für ungiltig erklärt hatte, ist heute in Aalborg mit 1032 Simmen wiedergewählt, ob schon die OppofitionSpartei gegen seine Wieder- wakl aufS Heftigste agitirt hatte. Dresden, 25. April. Das definitive Crgebniß der Volksabstimmung über die revidirte schweizerische Bundesver fassung beziffert sich nunmehr auf 336,553 bejahende und 103,553 verneinende Stimmen, eine Mehrbethei ligung von 13,641 Stimmen gegen die Abstimmung vom >2. Mai 1872. Mit besonderer Genugthuung heben schweizer und namentlich auch romanische Blätter das sehr günstige Votum der drei Cantone Wallis, Genf nnd Neuenburg hervor, weil dadurch die Theorie von „den beiden Schweizen", der deutschen und der ro- manffchen Scknveiz, einen, wie man hofft, endgiltigen Stoß bekommen habe. In den letzvergangenen zehn Jahren war der Ruf nach einer zeitgemäßen Revision der BundesverfasiuM-Mederholt zwar in der Schweiz laut gaoorsae; doch scheiterten s« Bemühungen, diesem anerkannten Bedürfniß nachzukvmmen, seither entweder an patticularistischen, revisionsfeindlichen Gegenströ mungen, oder wie im Jahre 1366 daran, daß die Auf merksamkeit der Schweizer mehr den auswärtigen, als den eigenen Verhältnissen zugewandt war. Im Jahre 1870 traten die Revisionsfreunde entschiedener in den Vordergrund und riefen eine Bewegung ins Leben, welche den Schweizern jedoch wieder zu radicale Ziele verfolgte, als daß sie ihr zuzustimmen, beziehentlich zu Gunsten der Reform auf ihre cantonalen berechtigten Cigenthümlichkeiten zu verzichten vermocht hätten. Der Revisionsentwurf wurde deshalb am 12. Mai 1872 mit allerdings nur geringer Majorität verworfen. Dies entmuthigte indeß die Leiter der Bewegung keineswegs, wußten sie doch nunmehr, welch bedeutende Anhängerzahl sie besaßen. In der am 10. d. M. mit glänzender Majorität angenommenen revidirten Verfassung muß man vorzugsweise drei Abschnitte ins Auge fassen. Cs sind dies die Wchrverfassung, die Rechtsfrage und das Niederlassungswesen und die Bestimmungen über die kirchlich-religiösen Verhältnisse. Nachdem die den Föde ralisten zugestandencn Concessionen durch eine Reihe noch verschärfter Bestimmungen auf religiösem Gebiete ausgeglichen worden waren, ging die Opposition gegen die revidirte Bundesverfassung zuletzt in der Hauptsache nur noch von den Ultramontanen aus, obgleich das Herrschaftsgebiet der letzteren bedeutend überschätzt wer den würde, wollte man annehmcn, daß das negirende Drittheil Stimmen ausschließlich im römischen Lager steht. Selbst das föderalistische Hauptorgan der Anti ¬ revisionisten, die vom Altbundesrath Dubs geleitete „Eidgenossenschaft", hatte sich bekehrt und forderte umnittelbar vor der Abstimmung, im Interesse des Friebens im Vaterlande, zu einem zustimmenden Votum ans. — Dagegen ließ das „St. Galler Volks- dlatt" rin schwarzes Placat ergehen: „Die sieben Tod sünden der neuen Bundesverfassung" (d. h. die wichtig sten und dringendsten Reformen). Man solle doch um Gotteswillen, heißt es da, die Schweiz vor der Einheit unter der preußischen Pickelhaube retten! — Die „N e u e Zuger Zeitung" wirst den Liberalen in der Schweiz „wahre Hundcdemuth" vor ihrem Obern und Meister Bismarck vor. — Der Surseer „Landbol e" veröffent licht ein „Dankschreiben der sämmtlichen höhern und niedern Gaunerschaft an die ehrende schweizer Bundes versammlung" dafür, daß „das Köpfen, die Prügel- und andere Leibesstrafen abgeschafft, freie Heirath und freie Riederlassung eingeführt sei." — Im Hinblick auf diese Agitationen hebt der Berner „Bund" hervor, daß bei der Abstimmung über die revidirte Bundesverfassung nicht dlos ein specifisch schweizerisches, sondern auch ein Interesse der allgemeinen Cultur betheiligt war. In dem „großen Culturkampf des modernen Staates gegen die uttramontane Kirche", der gegenwärtig auf der gan zen Linie entbrannt ist, sei der kleinen Schweiz ein her vorragender Posten angewiesen. — Die Baseler „Grenz post" schreibt: „Der I!'. April ist ein Ehrentag für die Schweiz geworden und eine Genugthuung für die frei sinnigen Eidgenossen, welche sich durch das Mißgeschick dse 12. Mai 1v<2 nicht irre machen ließen, sondern «tröst auf eilt besser unterrichtetes Volk vertrauten." — Pie „Neue Züricher Zeitung" apostrophirt den 10. April mit einem „Glück aus!" und schildert die allge meine Stimmung mit folgenden Worten: „Die frohe Botschaft durcheilt heute alle Gauen des Schweizerlan des, überall ertönen die Glocken zur Feier des freudigen Ereignisses, auf allen Bergen werden Abends tue Feucr- jäulen gen Himmel steigen, zur Kunde in alle Lande, daß die schweizerische Eidgenossenschaft ihre neue Woh nung glücklich aus eigenem Material und mit eigener Arbeit unter Dach gebracht hat. Glück auf, Schweizer- votk!" Aus den Stimmen der deutschen Presse über die Revision der schweizerischen Bundesverfassung heben wir zunächst die eingehenden Betrachtungen hervor, welche Lie „Nation al-Zeit ung" diesem Resvnnwerke widmet nnd an deren Schlüsse es heißt: „Vieles von dem jetzt Errungenen war schon lange zeitgemäßes Bedürfniß. Es ist ein Vortheil für das Land, daß, um dies nachzuholen, beziehungsweise größere Einheit zu erringen, es nicht erst, wie in Deutschland und Italien, äußerer Gefahren be durfte. Tie größte Befriedigung aller Freunde des Fortschritts besteht darin, daß der einzige Feind im In nern nunmehr, unter stützender Hilfe des gleichzeitigen Kampfes in Deutschland, gründlicher danieder gehalten werden kann, als es bei allen schon seit dem 14. Jahr hundert angestellten Versuchen möglich war." — Auch die „Schlesische Zeitung" feiert den glänzenden Sieg des kirchlich-politischen Liberalismus und sagt: „Seit dem 10. April 1874 ist die Schweiz für den Ultramon- tanismus verloren und bildet zwischen Italien und Deutschland gegen Frankreich ein nicht zu unterschätzen des Mittelglied." — Das „Frankfurter Journal" constatirt, daß die Schweiz sich seither bereits im Aus lande einer die Größe ihres Gebietes weit überragenden Achtung erfreute und dieselbe theils ihren politischen Institutionen, theils der Entwicklung ihrer Kräfte auf allen Gebieten des Verkehrs verdankte; immer aber sei gleichzeitig anerkannt worden, daß die Staatsmaschine zu complicirt sei uud das Einzelne auf Kosten des Fort schritts des Ganzen allzusehr begünstigt werde, kurzum daß die Aufrechterhaltung der mit dem Cantonalwejen verbundenen Cigenthümlichkeiten der Cantone dem Bunde in seiner Weitereniwicklung nur hinderlich sei. — Die „Deutsche Allgemeine Zeitung" legt der nun endlich so glücklich durchgefühncn Bundesrevision „eine gedoppelt wichtige Bedeutung für uns Deutsche" bei. Tas Leipziger Blatt schreibt: „Einmal enthält die schweizerische Bundesrevision, da sie in mehrer« der wichtigsten Punkte, theils was das Verhältniß der Theile zum Ganzen (dort der Cantone zum Bunde), theils was das Verhältniß des Staates zur Kirche, der Kirche zur Schule rc. anbe langt, unserer deutschen Verfassung sichtlich nachgebildet oder mindestens mit Rücksicht aus diese zu Stande ge bracht ist, eine Art von thatsächlicher Bekräftigung unserer eigenen Bestrebungen auf dem Gebiete der Verfasjung und Gesetzgebung, indem »ie Schweizer, ebenso praktische, als an Freiheit gewöhnte Leute, nicht in so Vielem den gleichen oder doch einen ähnlichen Weg mit uns eingeschlagen hätten, wenn sie nicht eben überzeugt wären, daß dieser Weg dem Gesammtwohl förderlich und der Freiheit nicht nachtheilig sei. Fürs Andere aber kommt jede Kräfti gung der Schweiz im Innern, sowohl nach der Seite einer Stärkung des Einheitsprincips und Unschädlich machung des Particularismus, als nach der Sette einer Abwehr kirchlicher (Übergriffe indirect insofern uns zu Gute, als damit die Schweiz den bedenklichen Einflüssen hier Roms, dort Frankreichs, welche bislang .immer noch in gewissen Cantonen ziemlich stark waren und an den particularen und einheitsfeindlichen Elementen eine Stütze fanden, mehr und mehr entzogen, damit aber — ohne jede künstliche Agitation oder Beeinflussung von hier aus von selbst in die Bahnen einer engern Be freundung mit Deutschland gelenkt, vor Allem von den Antipathien gegen uns, die dort theilweise noch herrschen oder doch bis vor Kurzem herrschten, vollends geheilt wirb." Auch die freisinnigen österreichischen Blätter be grüßen das Zustandekommen des schweizerischen Reform werks mit besonderer Sympathie und Freude. Die „Neue freie Preffe" weift am Schluffe ihrer Betrachtungen auf den, in die Augen springenden Gegensatz hin: „die verjüngte Schweiz, in welcher die Jesuiten durch eine Volksabstimmung niedergeschmcttett werden, und unmit telbar neben ihr unser Tirol, in welchem die Jesuiten mit Staatsgehalten warm gehalten werden," und sügt ironisch hinzu: „Auf den Bergen wohnt die Freiheit — in der Schweiz; auf unsere» tiroler Bergen wohnt Pater Greuter! Gott bessere es!" — Tie „Bohemia" zieht eine Parallele zwischen den österreichischen Födera listen und denen der Schweiz. „Die schweizerischen Föderalisten — sagt das Prager Blatt — fassen je weiter, desto mehr die staatlichen Atome zusammen, um aus ihnen einen festen, kräftigen Bau zu schaffen; un sere Föderalisten dagegen möchten das bereits bestehende feste, Staatengefüge lockern und in seine Atome auf lösen. Die Strömungen dort und hier sind ganz ent gegengesetzter 'Natur. In der Schweiz läuft diese Be wegung auf eine immer größere Einigung hinaus; der Föderalismus in Oesterreich hingegen zielt auf das Ge gentheil, auf Zerbröckelung und Zersplitterung hin." Tagesgelchichte. Dresden, 25. April. Gestern Nachmittag gegen 6 Uhr sind Ihre königl. Hoheiten der Großh erzog und die Großherzogin von Sachsen-Weimar mit Prin zessin-Tochter Marie zu einem Besuche an unserem königlichen Hofe hicrjelbst eingctroffen. Die hohen Gäste wurden bei der Ankunft im Bahnhofe von Ihren Majestäten dcm Könige und der Königin empfangen und nach dem königl. Palais am Taschenberge geleitet, woselbst Höchstdicselben Wohnung genommen haben. Abends war Familicntafel bei Ihrer Majestät der Kö nigin. Heute Vormittag haben die weimarischen hohen Herrschaften mehrere Kunstsammlungen besucht und Mittags mit unseren königlichen Majestäten einen Aus flug nach Pillnitz gemacht. Das Diner ist bei Ihren 'Majestäten und Abends wird in den Zimmern Ihrer Majestät der Königin ein Concert stattfinden, zu wel chcm auch an die Herren Gesandten und die Herren Staatsminister, mit ihren Frauen Gemahlinnen, Einladun gen ergangen sind. Der hiesige Aufenthalt der hohen FeuiUetom Redigirt von Otto Banck. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 24. April: „Böse Zungcn", Schauspiel in fünf Acten von Heinrich Laube. Tcn stillen Halt und Stamm jedes Thcaterreper- toires bilden die lange ciustudirtcn vielgcgcbcnen Stücke, die elassisHcn nickt nur, sondern auch die vergäng lichen und modernen, welche der sogcnannten Unter- haltunftslcclure in ter Leihbibliothek gleichen. Tie Tarsicllung dieser leichteren Gaben bildet die eigent liche Uebungsschulc für den Schauspieler, den Tummel platz, auf welchem er, wenn die Zugkraft der Stücke nachzulasjcn beginnt, sehr oft seinem Talent zur Auf stachelung der Aufmertsamkcit eine Gymnastik zuzu- muthcn pflegt, die über den feinen Geschmack hinaus geht und die sorgsame Haltung des ersten Einstudircns weit hinter sich läßt. Diese Gefahr für die Schau spielkunst und bas ästhetische Gefühl der Zuschauer wird verstärkt durch deu Usus der Presse, sich bei ihrer kritischen Pflege der Bühne immer nur um die Novität, das neue Elnstutiren oder d n Gast zu beküm mern, eine Ockonomie, die freilich mit der Noth- wcndlgkcit, Raum und Zeit zu Rathc zu halten, Hand in Hand geht und durch die moderne Vermehrung der Thcatenvslilutc in allen Großstädten verschärft werden muß. Der deutsche Schauspieler hat nun in der That auch eine viel schwierigere «ünstlerstellung, als der englische, italienische und ganz besonders der französische. Das deutsche Repertoire »st ein so großes, vieljeitigks und jäh wechselndes, daß dem Gekächtmß der Künstler das Aeußcrstr zugemuihet werden muß, indem es Lebrnsbcdingung unseres heimathlichcn Theaters ist, von einer Rolle in die andere hmüberzuspringen, ohne daß die Regie Zeit sinden kann zu den nöthtgen Proben. Während die Schauspieler anderer Stationen ihre Stücke, mit Ausnahme eines kleinen Etand- repcrtoires, meistens hinter einander abspielen, ohne sie jemals wieder zu sehen. In Deutschland muß der Künstler mit den Leistungen seines Gedächtnisses eine Vorrathskammer bilden, die sein neues Memoriren bedrückt, da er jeden Augenblick veranlaßt werden kann, verstaubte Gebilde daraus hervorzuz»ehcn und in kürzester Frist zur Schaustellung hcrzunchlcn. Tics sind nun einmal gegebene Factorcn, mit denen wir rechnen müssen und welche nicht jederzeit die Anforderung der Präclsion gegen den Schauspieler und gegen die Regie gestatten. Nur bei Bühnen- werken von Wichtigkeit, bei wirklichen Dichtungen dars ein dramaturgischer Rigorismus zum strengsten Princip erhoben werden. Es macht den angenehmen Eindruck der künstleri schen Treue, wenn dennoch der Künstler sich mit Warme seinen Leistungen hingiebt vor schwach besetz tem Hause und ermüdetem Publicum, und zwar in Unterhaltungsstücken, die der Zeit ihren Tribut ge- zahlt haben, aber dennoch wegen ansprechender Ein zelheiten dem Repertoir noch dienstbar sind. Diese Respectabilltät des Fleißes ergab sich in der Dar stellung von Laube's „Böse Zungen", einem Drama, das in seiner Veranlassung und Beziehung kaum noch richtig verstanden wird. ES entstand 1868 und wurde angeregt durch öffentliche und geheime Schmähungen, dir sich an den Lod und die Verwaltung des Mini sters Bruck knüpften und von Seiten des Staates und der edleren Gesellschaft entlarvt und in eine Ehrenrettung der unglücklichen Familie verwandelt wuiden. Die Wirklichkeit ist dabei frei genug behan delt, und doch hat die Entstehung ciuzclner Sccncn nnd der damals noch zeitgemäßen Tenrrnzphrase ein realistisches Leben und einen gewissen Localton ge schaffen, wie solche Effecte nicht hintcr dcm grünen Tisch ersonnen werden. Die Hauptrvll.n des Stückes, Frau von der Strasse, Minona, Frau v. Mack, der UntcrstaatS- seerctär, Rath Fischer und Rentier Seda sind in vorzüglichen Händen. Fran Bayer stellt den edlcn Stolz der Dulderin und die Empörung gegen die Verleumder ihres Gatten mit ergreifender Wahrheit dar; Frl. Ulrich charakterisirt sich ganz als das Ebenbild ihrer Mutter, und die schwierige, weil that- lose Partie des Secrctärs wird von Herrn Dettmer durch den Ausdruck männlichcrWürde und endlich hervor brechender Entrüstung sehr glücklich wiedcrgegeben. Frl. Bergist höchst geschickt darin, als Krau Mack den mensch lichen Werth und die gesunde 'Natürlichkeit des bür gerlichen Elements hcrvortreten zu lassen, Der mora lische Aufsichtsrath Fischer trefflich von Herrn Jaffö gegeben, bleibt eine minder dankbare Rolle, als die des Herrn Dessoir, der den indifferenten, charakterlosen Rentier ohne Ucbertreibung zur komi schen Wirkung bringt. O. B. Archäologie. Ueber die unlängst in Aegypten auf- grfundene Kolossalstatue des Herkules, welche in das kaiserliche Alterthumsmuseum in Konstantinopel über tragen wurde, veröffentlicht Dr. Dethier in der „Turquir" eine interessante archäologische Studie, worin er dersel ben das ehrwürdige Atter von beiläufig viertausend Jahren vindicirt. Diese seltsame Statue, welche offen bar als Brunnenfigur diente, und zwar ergoß sich das Wasser durch den Rachen der Löwin, die Herkules vor sich hält, zeigt in der That weder einen ägyptischen, noch einen hellenischen Charakter. 'Nach Dr. Dethier's An sicht unterliegt es keinem Zweifel, daß sie der kythnisch kerastischen oder vorphönizischen Pexiode angehöre. Da mals war Herkules noch das die zwölf Zodiakalzeichen durchlaufende Sonnengestirn, woraus später der griechische Mythus die zwölf Herkulesarbeiten gestaltete, und als solches konnte er auch wohl als Gottheit der Quellen, mithin der Brunnen, aufgefaßt werden. 'Nachdem nun aber die obbezeichnete Periode, nach Di. Dethier's Be rechnung, in die Jahre 4600 bis 2600 vor Christi Ge burt fiel, so ergiebt sich das hohe Alter der aufgefun- denen Kolossalfigur von selber. Sculptur. Aus Berlin wird telegraphisch gemeldet: Der Entwurf zum Nationaldenkmal auf dem 'Nieder wald von Professor Johannes Schilling in Dresden wurde von der Künstlerjury für überaus gelungen erklärt und seine Ausführung von dem Comit« be schlossen. * Zu Nürnberg veranstaltet man in dem RathhauS- saal eine Ausstellung sämmtlicher Werke Kaulbach's, natürlich meistens in der Vervielfältigung. Bei dem Tode berühmter bildender Künstler, die für das Ge- sammtvaterland von Bedeutung sind, empfiehlt sich ein solches Unternehmen für jede große kunstliedende Stadt als die beste Erinnrrungsseier. Sie unterstützt zugleich dir mangelhafte Bekanntschaft mit solchen Werken, die Gemeingut der Bildung sein sollten.
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