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«r. 187. Ltipzig. Preis 7«. »W. z-»« »dl»»« Miüwsch, Dcutscht MgtMtU Zkituiig. -M- ' o o I,sertt,>»,t»«tzr . »» X-, r-ch«' >-» Telegraphische Depeschen. * Gastein, 11. Lag. Se. Maj. der Kaiser wohnte gestern dem Gottesdienste in der evangelischen Kapelle bei, wobei der Hofprediger Frommel predigte. Die Abreise Sr. Maj. ist für morgen Nachmittag festgesetzt, die Reis« geht zunächst bis Salzburg. Der Kaiser ist durch die Badccur und durch die reine Ge- birgSluft außerordentlich gekräftigt. "Serbin, 11. Aug. Sr. Maj. Pauzercorvett« Hansa, 8 Geschütze, Commandant Corvetsenkapitän HeuSuer. hat am 30. Juni Bahia verlasse« und an kerte am 1y. Auli auf der Rhede von Montevideo. *Mel, 11. Aug. nachmittag-. Die norwegische Post vom 9. Aug. ist auSgeblieben. Grund: Unter brechung auf der KongSvingrr Bahn. Voraussichtlich erfolgt die Weiterbeförderung von Kopenhagen heut« Abend. § Ludapest, 11. Aug. Der Pester Llohd meldet angeblich von verläßlichster Seite, der Ausflug An- drassy's nach TerebeS sei nicht als eine UrlaubS- reise, sondern al« eine Einleitung de» definitiven Rück tritt» aufzufassen. Andräffy'S PalaiS in Ofen soll für den Winteraufenthalt desselben eingerichtet werde». Trotz der verläßlichen Quell« hofft der Pester Lloyd, die Nachricht werde sich nicht bewähren. (Wiederholt.) * Lille, 11. Aug. Da» Journal Le P«tit Nord veröffentlicht ei» Schreibe« der Wähler Jute» Simvu's an letzter«, in welche» sie denselben um Aufklärung über seine Haltung bei d«r Berathimg de» Art. 7 de» Ferry'schen Unterrichtsgesetze- ersuche». In der von de« genannten Journal gleichfalls ver- Lffenllichten Antwort AuleS Simon'S erklärt derselbe, daß er, nachdem er40Ä<chre hindurch ganz besonder« für di« Freiheit, z« denken, zu lehrrn und zu schreibe«, «mgetreten sei, heute unmöglich dagegen stimmen könne. Er stimme für neun Artikel de» Ferry'schen Gesetz«» mit Änigen unerheblichen Aendemngrn, welche in Wirk lichkeit Verbesserungen seien und sämmtlich Abände rungen zu dem Gesetze vom Äahre 1876 einschlwßeo. DWLun tm» fämmtlich^ mm Part«! b-cmtragt undvon dm Heireü Wabdmgtou und Bardoux nach und nach vorgeschlagen worden. *Suüarrst, II. Aug. Erzherzog Albrecht trifft heute zum Besuche de» Fürsten Karl auf Schloß Sinai ein. * Wien, 11. Aug. Meldungen der Politischen Korrespondenz. Aus Konstantinopel: „Die Um gestaltung des Ministeriums in liberalem reforma torischem Sinne soll unmittelbar nach der bevorstehen den Berufung Midhat-Pascha'S erfolgen. — Die Antwort der Pforte auf die Forderung Serbien- Wegen des Einfälle» der Albanesen stellt die über, triekenen Angaben der serbischen Note in Wrede, mo- tivirt den Einfall mit der Aufregung über die Ver einigung neuer Gebietstheile mit Serbien und weist jede Verantwortlichkeit zurück." — Au» Belgrad: „Heute erfolgte die Ratification sämmtlichrr aaf die definitive Abgrenzung zwischen Serbien und Bul- garien, sowie zwischen Serbien mW der Türkei bezüglicher Protokolle und Detailkarten. — Officiö» chird versichert, die Pforte habe dieEntschädigungS- s o rderuu g anläßlich des Anfall«» der Arnauten nicht abgewiesen, sondern uur der verlaützßen Summe nicht zugestimmt." Der gegenwärtige Stäub der ftauzösischeu LaudtSdefestigWz. Ein Arükel der augSburger Allgemeinen Zeitung macht an der Hand eine» vom Hauptmann Cardinal v. Widdern herauSgegebenea Wern»: .Handbuch für Truppenführung und BcfehlSabfässuug", ausführliche Mitteilungen über die Festungen und SperrfortS*), welche die Franzosen seit dek sich» Jahren, daß der letzte deutsche Soldat den französischen Boden ver- laffen hat, zum Schutz« ime» Landes gegen einen Angriff von Osten her errichtet haben. Der Artikel umfaßt 1t. FeshMgen und SperrfortS erster Linie (10); v. Festung«« zweiter Linie (4); 0. Pari«, lieber letztere- heißt e»: „Dtei Festungsgürtel umschließen die gewaltige Stadt uud ihr« Umgebung. Ern Heer, welches sich ihr nähert, fiud«t zunächst Widerstand au dem Gürtel der äußern Fort», welcher, «tuen Raum von 19 Quadrat- wtUen einschließerld, ei»«» unregelmäßigen Kreis vqü 1S0 Kilometer Peripherieausdehnung bildet, danach a» dem Gürtel der inner« altern Forts mit einet Peripheriespannung von 88 Kilometer und schließlich an der Stadtumwallung, deren Umfang 33 Kilömeter beträgt. . , Letztere ist unverändert geblieben Mb lU Frieben völlig unarmirt. A«S 94 Bastionen bestehend, hat sie 66 Thor«, darunter 8 EiseubahnauMW. Vor werk« «kistiren nicht. Der 11 Meter bW, 6 Meter tiefe Graben, dessen EScarp« gemauert, Vesten Coutrc- e-carpe jedoch nicht revetirt ist, kau« durch Vie Stine von DUM bewässert «erde», wa« jedoch 1870 nicht geschehen *) Die Gpttrstrw liege» sämmtlich hart an Straßen-^ knownpnakten, anSlußübtrgLngen, Pässen und Ejsepbahnen, und find in der Absicht gebaut, dem Feinde die Benutzung dieser Lommunicaliouen zu benehmen. Davti haben die Franzosen dieselben derartig angekegt, daß sie in dem Raum von nördlich Verdun über Toül, Epival «gd Belfort süd wärts bis Lyon in zusammeuhängendtr Linie mit bewun derungswürdiger Lonsequenz fast alle Lommuoicationen zu sperren vermögt», auf denen ein Jnvasionsheer zwischen den genannten Festungen hindurchvringe» oder sich gegen die erwähnten Wassenplätze zu entwickeln bestrebt sein könnte. In ihrer GesaMmtwirkung erinnert diese Reihe voll Gperr- fort« und Festungen an die Lhinefifche Mauer, so bemerkt Cardinal v. Widdern. Nach feinen Angaben sind sie sturm freie geschloffene Werke von verschiedener Größe, mit zahl- reichen Hohlräumen und mit Grabenvertheidignng; die Armi- rung soll 18—20 Kampfgeschützt schweren Kaliber» betragen. war, selbst al» die Commune sich gegen di« Versailler Armee vertheidigte. Die älter» Fort» hat man so wiederhcrgestellt^ wie st« vor den Kämpfe» von 1870—71 gewesen^ dabei aber modernistrt und ihnen auch schon im Frie de» die Geschützarmirung gegeben. Al« zweite Linie der Südfront sind nach dem Kriege zwei Werke aus geführt worden, und zwar da» Fort Chätillou westlich Fvntenay «nd da» Fort de» HauteS-Bruyere» westlich Billejuif — beide in Polygonalsystem, während die älter« Fort« bekanntlich da« BastionärtracL haben. Die neuen Fort» sind nahezu vollendet, di« letzt«« sollen e» im Jahre 1881 werden. E» sind im ganze« 16 gebaut worden, bezüglich im Bau begriffe». Dazu kommt noch eine größere Zahl von Redouten und Batterien, welche da» System de» äußern Gürtel» vervollständigen. Wir beginnen di« Umschau von der Nordfront aus mit jenen Fort», welche sich nördlich der Linie Argenteuil-Saint-Denis erheben, und be merken, daß die Werke nach den Ortschaften benannt sind, neben welchen sie liege«, und daß die Zahlen, die wir in Parenthese gefetzt haben, bezeichne«, ob da» betreffende Fort ein solche» erster oder zweiter Ordnung ist. s) Nordfront, erste Gruppe: Fort de Cormeille» (1) und Fort SannoiS (2) auf den beiden Endpunkten der zwischen beide» Dörfern sich erhebende« Bergrücken; zwiscken beide« eine Redonte »nd drei Batterien. — Zweite Gruppe: Fort de la Butte Piu^on östlich Monmagny (2) und Fort Garge» (2). — Dio dritte vor der Mitte der ersten und zweiten vorgeschobene« Gruppe enthält: die Forts Montlignon (2), Do- mo«t (1) mit einer Redoute, mlv Ecouen (2), ebenfall» mit einer Redvute. Sämmtliche Werke find ganz oder nahezu vollendet. b) In der Ostfront zwischen dem Ourqkanal und der Marne Legen: Fort BaujourS (1) mit zwei Annex- batterien, ferner Fort ChelleS (2), beide ziemlich fertig; südlich der Marne und recht« de« Seine: die im Ba« noch picht begonnenen Forts villier» (2) und Chen- neviereS (2) sowie das ziemlich fertige Billen«»« Saint-George» (1). v) In der Südfront, links der Seine bi» zur Eisenbahn nach Nantes erheben sich: Fort Palise«» (1) mit zwei vorgeschobenen Batterie», Fort Billeras (2> und Fort de Hemt-Brec (1). In zweiter Lime da hinter hat man in Bois de Berviere», nördlich Pa- Lseau sowie südlich Versailles bei Sartory, Vor bereitungen zur Anlegung von mehrer» Batterien ge troffen. ck) Auf der Westfront, und zwar im Abschnitte zwischen den Eisenbahnlinien von Nantes und von Rouen, find anfgeführt worden: das Fort Saint- Cyr (1) und das Fort Bois d'Arcy (2), beide westlich de» großen SchloßparkeS von Versailles, ferner weiter nördlich fünf Batterien verschiedener Größe von hart nördlich Noift) bis südlich Marly. Der nun folgende Ein Lessing-Mendelssohn-Gedeukbuch. Wir sind in der Lage, von einem eigenartigen und interessanten Unternehmen Kenntniß zu geben, das dem nächst die Presse verlaffen wird und in allen gebildeten Kreisen Deutschland» Beachtung und freundwche Auf nahme finden dürste. Da» Werk führt den Titel: „Lessing-Mendelssohn-Gevenkbuch. Zur hundertfunfzig- jährigen Geburtsstier von Gotthold Ephraim Lessing und MoseS Mendelssohn, sowie zur Säcularfeier von Lesfing'S «Nathan». (1729—1779—1879.) Heraus- gegeben vom Deutsch-Israelitischen Gemeindebunde" (Leipzig, Baumgärtner). Der äußere Anlaß zu dem Erscheinen diese- Werkes ist schon im Titel angedeutet. Das Jahr 1879 ist für alle Anhänger echter Auf klärung und Humanität, für alle Freunde deutschen «nd jüdischen SchristthumS ein in dreifacher Bezie hung merkwürdiges Erinnerungsjahr; e» ist das 160. feit der Geburt Lesfing'S und MendelSsohn'S und zu gleich VaS 100. seit dem Erscheinen de» „Nathan", dieses „Evangelium- der Toleranz", in welchem sich das FreundschaftSbündniß der beiden großen Kämpfer für Wahrheit und Gewissensfreiheit in so edler und nachhaltiger Weife verkörpert hat. Von der Dank barkeit für da» Wirken dieser Männer Zeugniß abzu legen, ihr Bild neu zu beleben und durch Vorführung ihrer Ideen, ihrer Thaten das heutige Geschlecht zu ermuntert: und zu stählen in dem noch immer nicht abgeschlossenen Kampfe gegen Glaubenshaß und Un duldsamkeit aller Art: da» ist der Zweck diese- Buche», das nicht etwa nur für jüdische, sondern für alle ge bildeten Kreise bestimmt ist und nicht etwa nur ein« Festschrift von vorübergehendem Werthe, sondern ei» Sammel^- und Gedenkbuch von bleibender Bedeutung sein soll. Da« Werk enthält daher außer einer Einleitung von E. Lehmann und einer gedrängten Blütenlese der wichtigsten Gedankt« au» de« Werken der beiden Jnbel- schriftsteller mit kurzen biographischen Einführungen (von M. Brasch) eine Reihe werthvoller poetischer uud prosaischer Beiträge, die, hervorgegangen au» der Feder berufener Autoren (B. Auerbach, A. Fränkel, L. A. Frankl, M. A. Goldschmidt, A. Jellinek, M. Joöl, L. Kompert, M. Lazarus, L. Philippson, M. Rappa port, Steinthal, A. Wünsche rc.), die literarischen und culturgeschichtlichen, die nationalen uud Humanitären Verdienste der beiden Männer nach allen Seiten hin be- leuchten. Nebenher gehen bedeutsame Stimmen früherer, bereit» verstorbener Lessing- und Mendelssohn-Freunde (eines D. Friedländer, A. Geiger, G. Rießer, G. Sa lomon rc.), zeitgenössische Erinnerungen rc. Die Re- dactionScommisston, bestehend auS den Herren SauitätS- rath Or. L. Fürst und 0r. A. Bodck in Leipzig, hat es sich angelegen sein lassen, alle diese Theile zu einer bunten und doch einheitlichen, der festlichen Gelegen heit wie deS hohe« Gegenstandes würdigen Mosaik zu vereinigen. Das Gedenkbuch, circa 22 Bogen in klein Octav umfassend, wird auch äußerlich schön aus- gcfiattet und unter andern, mit 3 trefflich gelungenen Lichtdruckbildcrn geschmückt erscheinen (den Porträt» von Lessing und Mendelssohn und dem Oppenheim'schcn Bilde Lavater und Lessing bei Mendelssohn). Der Ladenpreis wird nur 3 M. betragen. Leipziger Stadttheaker. Ä Leipzig, 10. Aug. Gestern Abend konnte man sich im Neuen Theater nach einer länger» Pause end lich wieder einmal an dem Wohlklang« Schiller'scher Bers« in einem seiner classisch vollendetsten Dramen erheben. Es ging „Maria Stuart" in Scene und, wie wir gleich im voraus bemerken wollen, gewiß zu. aller Zufriedenheit, da die Besetzung eine im ganze» recht zutreffende war. Aber auch gerade die Charaktere Schiller'», der uns fast in jedem seiner Dramen, und besonder» in den historischen, eine Reihe scharfgezeich neter, in sich abgeschlossener Lebensbilder gibt, ver langen einen scharfgeschlifsenen Spiegel, um jene Bil der Zug für Zug, echt und treu wiederzugeben. Die Titelrolle wurde von Frl. Kirchhöffer ver- ständnißvoll, in Sprache und Haltung durchaus würde voll wiedergegeben, und da die Künstlerin, wie wir das schon in früher« Partien an ihr bemerkt haben, besonders glücklich in der Zeichnung stimmungsvoller Momente ist, so gelang ihr gleich bei dem ersten Auf treten der Ausdruck stiller Resignation recht gut. Aber auch in der Wiedergabe leidenschaftlicher Regungen, so Maria'» Vertheidigung ihrer Rechte am Schluffe deS ersten Aufzuges und der Kampf widerstrebender Gefühle in der Zankscene im Park von Fvtheringhay, zeugte für das tragische Talent der Künstlerin. In der zuletzt genannten Scene dagegen, in welcher die unglückliche Königin, gegenüber den gerechten und da her auch still hingenommenen Vorwürfen Paulet's, in ihrem Stolz, da» Weib in ihrer Eitelkeit beleidigt wird, hätte Frl. Kirchhöffer dem lange und schwer zu-