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Bralinschweig erhält selne Wizeigel-er Eine -Merle« für Sr. Wirk vr»l»tio»Iänag nnvvrvr verllner SvbrttNeltuug Berlin, 31. Okt. Die KriegSmaßnahmen de» Reich», tnnenministers Dr. Wirth gegen -aS Land Braun- schweig sind jetzt kläglich zusammengebrochen. In der Auseinandersetzung zwischen dem Reich und Braunschweig über den Fall Kränzen und die Sperrung der Polizei- gelber ist nämlich von der NetchSregierung ein neuer Zwischen- -ustand geschaffen worden, der deutlich zeigt, daß da».R etchs- kabtnett mit dem Verhalten beS Reichsinnenministers nicht einverstanden war. Reichskanzler Dr. Brüning hat heute vormittag an den braunschweigischen Minister präsidenten folgendes Telegramm gerichtet: „Der Herr ReichS- mtntster des Innern hat mir von dem Inhalt des Schreiben- Kenntnis gegeben, das er am 27. d. M. an die braunschweigische Negierung gerichtet.hat und in dem er zum Ausdruck bringt, daß er sich die Entscheidung über die wettere Auszahlung der auf das Land Braunschweig entfallenden Zuschüsse zu den Polizetkosten zunächst Vorbehalten müsse. Nachdem die An gelegenheit zum Gegenstand einer Aussprache Innerhalb der Reichsregierung gemacht ist, beehr« ich mich mttzutetlen» baß auch da« Retchskabinett sich die endgültige Entscheidung vor - behält. Für bieRegelungdeSZwtschenzustandeS ist der Herr Reichsminister des Jünern zuständig, der hierüber gleichzeitig besondere Mitteilung macht." Diese Mitteilung beS Herrn Dr. Wirthan Braunschweig lautet nun dahin» daß eine Unterbrechung der Zahlung der PolizeiuuterfttikungSgelder nicht eintritt, «nd daß die für November fällige Summe inzwischen überwiese« worden sei. Praktisch hat also der Neichsinnenministcr Dr. Wirth die von ihm angedrohte Maßnahme zurücknehmen müssen. Er hat dies tun müssen, weil man im Retchskabinett endgültig zu der Erkenntnis gekommen ivar, daß man, ganz gleich, wie man zum Fall Franzen steht, wegen der persönlichen An gelegenheit eines Ministers einem Lande nicht so ohne weiteres die Polizeiunterstützungsgelder sperren kann, wie dies Herr Dr. Wirth vorhatte. Hätte Dr. Wirth weniger impulsiv ge handelt, so brauchte er jetzt die für ihn so überaus blamable Niederlage, die die Entscheidung des Gesamtkabtnetts bedeutet, nicht einzustccken. — Daß der Reichskanzler sich dazu entschloß, den Retchstnnenminister in einer so scharfen Form zurückzu pfeifen, hängt ohne Zweifel auch mit den Bemühungen Dr. 8 rS - «ingS znsammen, im ReichSrat eine Mehrheit für seine Vorlagen z« finden. Hätte Dr. Brüning den Schritt de» Retchstnnenminister» ge billigt, so hätte das ohne Zweifel unter den Ländern die stärkste Beunruhigung hervorgerusen. Schwere MchmiMistn für die Bemkealeeer Altona» »t. Oktober. Im Bombenlegerprozeß »nrbe heute abend <i Uhr das Urteil verkündet. S« erhielten Clan» Heim 7 Jahre Zuchthaus, Schriftsteller Herbert Bol» 7 Jahre Zuchthaus, Kaufmann HanS Nickel» 3 Jahre S Monate Gefängnis, Kunstmaler Schmidt ä Jahr« » Monate ZnchthanS, Rath je« ei« Jahr ZnchthanS, Jnwelter Rehling wird freigefproche«. Kraftwagenführer Kiborg erhält ei« Jahr » Monate Gefängnis, Kansman« Johnsen 8 Jahre 3 Monate ZnchthanS» Geschäftsführer Wefchke 80 RM. Geldstrafe oder 8 Tage Haft, außerdem » Monate Gefängnis, Gastwirt Matthe» 8» RM. Gel», strafe, Landwirt Hennings 8 Jahre » Monate ZnchthanS, Landwirt Bleck 8 Jahre ZnchthanS, Lamdwirt Lnhman« 8 Jahre ZnchthanS, Landwirt Becker 8 Jahre » Monate ZnchthanS, Weichensteller Manecke «in Jahr ZnchthanS, Kaufmann Ni« per ein Jahr > Monate ZnchthanS, Land, »irt Holländers Monate Gefängnis» Kran Holländer wird fretgesprochen. Landwirt Bosse« 4 Monate 14 Lage SesäugniS» Hofbesitzer WilhelmHamken» statt 3 Monate Gefängnis s«i NM. Geldstrafe, Schriftleiter Brnn» v. Salomo» wirb fretgesprochen. In der Begründung heißt es unter anderem: Die Angeklagten haben im wesent lichen geschwiegen. Das war ihr gute» Recht, aber nach dem Ergebnis -er Beweisaufnahme und nach den früheren Ge ständnissen hält das Schwurgericht die Angeklagten für über- führt. Das Gericht hat die Geständnisse geprüft und ist zu dem Schluß gekommen, daß sie der Wahrheit ent sprechen. Das Sprengstosfgesetz war in ««»endnng z« bringe«. Dt« Auffassung der Verteidigung, daß diese» Gesetz nur auf politische Attentate anwendbar sei, muß nachdrücklich zurückgewiesen werden. Die Anwendbarkeit steht außer jedem Zweifel, denn das Gesetz wird anerkanntermaßen Spreng- »offverbrechen ahnden ohne Rücksicht auf di« Motive. 8 ö etzt voraus, daß die Täter gewußt haben, welche Sprengstoffe ie anwendeten, und das war bet Heim, Volck und ttath > en bestimmt der Fall. Ob sie aber bet den Anschlägen von 1928 den ausführenden Tätern gesagt haben, daß die Bom ben Sprengstoffe im Sinne des Gesetzes enthielten, ist nicht er- wiesen. Deshalb konnte bei diesen, den eigentlichen Bombenlegern, keine Verurteilung au» 8 s erfolgen. Wefchke und MattheS wurden lediglich der fahrlässigen Körperverletzung, begangen gegen die Fra« des Amt». Vorstehers Mahlstedt in Beidenfleth für schuldig befunden, Wefchke außerdem der EtdeSverletzung. Die Anschläge de» Jahres 192« lassen überhaupt keinen Zweifel, -aß alle Be teiligten genau wußten, was sie taten, und daß sie die Absicht hatten, Schaben anzurtchten. Daß Menschenleben nicht zu beklagen war?«, daß den Angeklagten somit nicht die schwer- sten Strafen zudiktiert werden mußten, banken sie lediglich einem gütiges Geschick, das alle Anschläge verhältniSchäßig glücklich ablausen ließ. Ihr Verdienst war e» auf keinen Fall. Für dsese zweite Gert« mußten also di« Beteiligten auch, nach 8 ö des SprengstoffgesetzeS verurteilt werden, ve- büglt» de, 1 Beteiligung der einzelnen Angeklagte« hat das Gericht keine Feststellungen machen können, die vom Eröffnungsbeschluß abweichen. Für die Behauptung, Frau von Oertzen sei als -Vgent provocateur aufgetreten, ist auch nicht der Schatten eines Beweise» erbracht. Sin übergesetzlicher Notstand kann nicht als vorliegend erkannt werben, denn wenn auch die Not überaus schwer auf der Landwirt schaft lastet, so steht doch fest, daß die Regierung keineswegs untätig gewesen ist, sondern vielerlei getan hat, um der Land wirtschaft ihre Existenz zu sichern. De« Angeklagten »onSalomon ist nicht aachznweise«. daß er von den Attentate« Kenntnis hatte. Er mußte deshalb freigesprochen werden. HamkenS hat sicherlich davon gewußt, denn nach seinen eigenen Angaben hat er mit He i m förmlich darum gerungen, daß «in Anschlag stattftnden sollte. Er hat selbst zugegeben, -aß eS ihm nicht gelungen ist. Heim von seinen Plänen abzubringen, und hat somit die gesetzliche Anzeigepflicht verletzt. Er mußte deshalb verurteilt werden. In Anbetracht der Höhe der erkannten Strafen werden die Angeklagten Volck. Dieck, Luhmann und Becker sofort in Haft genommen. — Die Angeklagten nahmen das Urteil gleichgültig und ruhig auf. ArbMauInaime in der Relallindustrie Berlin, 31. Oktober. Nachdem die Urabstimmung in -er Berliner Metallindustrie eine überwältigende Mehr heit für die Wiederaufnahme der Arbeit ergeben hatte, wurde heute früh in den großen Betrieben bei Borsig, Osram, Bergmann, A.E. G. usw. die Arbeit wieder voll ausgenommen. Auch in den vielen kleineren Betrieben wurde heute wieder in vollem Umfange gearbeitet. rmWndiaung der Eilenbadnarbeilrr Berlin» 81. Okt. sEigene Drahtmeldung.j Die vertragschließenden Eiscnbahnerorgantsationen haben heute der Hauptverwaltung der Deutschen Reichsbahn- gesellschaft die Arbeitszeitbestimmungen aus dem Lohntarisvertrag z»m 80. November gekündigt. Die Ge werkschaften verlangen für einen erheblichen Teil der Arbeit nehmerschaft eine Herabsetzung d e r A r b e i t s z e i t auf acht Stunden. Durch den Fortfall der Ucberstunden soll es nach Ansicht der Gewerkschaften möglich sein, nicht nur Entlassungen zu vermeiden, sondern darüber hinaus Neu. ein st eil ungen von Erwerbslosen vorzunehmen. In etwa 14 Tagen dürsten zwischen der Reichsbahn und den Gewerkschaften Verhairdlungen über diese Frage stattfindcn. Sewaktiger Felssturz im Siebengebirge Berlin» 31. Oktober. 10i> 999 Kubikmeter Fels stürzten gestern unter gcwaltigem Getöse vom Südhang derWolken- bnrg im Siebengcbirge ins Tal. Die Stcinmassen begruben etne Fläche von 89X499 Meter. Die Schuttmassen liegen im Dal fünf bis sechs Meter hoch und haben die Wald-, Wiesen, und Obstkultur zerstört. Durch den Absturz senkte sich die Kuppe der Wolkenburg um zehn Meter. Soweit bis jetzt fest- gestellt ist» find Menschenleben nicht zu beklagen. Schweres Bauunglüü in Villach Slagensurt, 81. Oktober. In Villach ist heute der Neu bau der Polizeikaserne eingestürzt, wobei ungefähr 18 Arbeiter unter den Trümmern begraben wurden. Bisher wurde ein Toter festgcstcllt. Man rechnet jedoch mit mehreren Toten und Verletzten. Militär, Gendarmerie, Bundcspolizei und Feuerwehr sind zu den Rettungsarbeitcn erschienen. Das Unglück ist anscheinend daraus zurückzuführen, daß die nördliche Außenmauer ein gedrückt wurde, wodurch der Neubau zusammenstürzte. Gin Tunnel von Detroit nach Kana-a Nenyork, 31. Oktober. Zwischen Detroit sUSA.) und Kanada wird am Sonnabend ein neuer wichtiger Verkehrs weg, der mit einem Kostenaufwand von 25 Millionen Dollar erbaute Tunnel, von Präsident Hvover und dem General gouverneur von Kanada feierlich eröffnet werden. Der Tunnel, der unter dem Detroit-Fluß hindurchgeht, ist die erste unterirdische Fahrstraße, die jemals erbaut wurde, um zwei Länder miteinander zu verbinden. Die Bauzeit betrug nur sieben Monate und blieb hinter dem Voranschlag zurück, ebenso wie die Kosten um 10 v. H. geringer sind als vor gesehen war. Auf der kanadischen Seite des Detroit-Tunnels haben sich bereits etwa 130 amerikanische Fabriken au gesiedelt. Einzug »es delgmischen Migspnans hl Sofia Soft«, 31. Oktober. Der Dampfer „Zar Ferdinand" mit dem Köntgspaar an Bord ist in Äurgos eingelaufen. Tor- peboboote feuerten Salut. Alle Kirchenglocke« läuteten, Hunderte von beleuchteten Fischerbooten hatten dem Schiff bas Geleit gegeben. Unter dem Jubel -er Menge bestieg bas KönigSpaar den Hofzug, der am Freitag um 10 Uhr in Sofia etntraf. Auf der ganzen Strecke vom Bahnhof in Sofia vt» zur Kathedrale und von dort bis zum KüntgSpalast stand ein dreifacher Kordon Soldaten. Bet der Einfahrt beS Zuges gab etne Batterie 100 Salutschüsse ab. Der König, der GeneralSuntform trug, schritt nach der Begrüßung durch den Ministerpräsidenten und die übrigen Minister, sowie durch das Präsidium der Sobran je die Ehrenkompanie der Mtlttärschüler ab. Hierauf hielt da» Königspaar in einem offenen Vtererzug seinen Sin»«» in Sofia. Den Zug ordnete der Poltzetkommanbant, an der Spitz« einer Galaschwadron berittener Polizei, -er eine Schwadron von Letbgarbisten in roten Husarenröcke» mit weiße« Lammfell mützen folgte. Zu beiden Setten de» Wagen» de» König«, vaare» ritt der Garntsonkommandant «nd der Kommandant der Leibwache. Dem ersten Wagen folgte «ine «btetlnng Leib- garde mtt der Standarte. Im »wetten Wagen hatten Prinz Cyrill und die Prinzessin Tudoxta, und im dritten Wagen das königliche Gefolge Platz genommen. Die Minister fuhren inzwischen »nr Kathedrale. Unter Hurrarufen der dichtgedrängten Menge durchfuhr der Hochzeitszug langsam den Boulevard Maria Loutsa. Die Polizei konnte die Menge nur mtt Mühe zurückhalten. Zum erste» Male hielt de, HochzettSzug bet de» IS Meter hohen Triumphbogen, der, im altbulgartschen Stil erbaut, von einer drei Meter hohen KÜnigskrone geziert wird. Hier wurde der HochzeitSzug vom Oberbürgermeister, den Bürgermeistern und und Stadtvätern von Sofia begrüßt. In der Kathedrale fand bann die orthodoxe HochzeitSseier statt, der 3000 geladene Gäste beiwohnten. Die Feier, die von 28 hohen Geistlichen vollzogen wurde, hatte den Charakter einer orthodoxen Trauung, wobei aber einige Gesänge, sowie die Zeremonie des Aufsetzens der Braut krone und des Ringewechselns in Fortfall kamen. Dagegen wurde dem Königspaar geweihter Wein gereicht. Metropolit Neostt hob in seiner Rede hervor, daß der heutige Tag die endgültige Grundlage für den Aufbau einer nationalen orthodoxen bulgarischen Dynastie bilde. Als das KönigSpaar die Kirche verließ, ertönte erneut de« Donner der Geschütze. Die Militärkapellen spielten de« Präsenttermarsch, und >0 Flagzenge kreuzten über de« Platz. Umgeben von der Geistlichkeit, der Regierung, den Diplo maten und den Offizieren, ließ das Zarenpaar mit freund lichem Lächeln den Ansturm der Photographen und Filmleute über sich ergehen. Riesige Wal-brän-e in Kalifornien Nenyork, 31. Oktober. Infolge der andauernden Dürre sind in Kalifornien riesige Walbbrände ausgebrochen. Det größte Teil der Landbevölkerung beteiligt sich an den Lösch- arbeiten, die um so dringlicher sind, als sich in der Näh« Oekfelder befinden. Es besteht die Gefahr, Saß Sa» Feuer auf diese üvergreift. Bisher werden acht Tote ge« « eldet anher zahlreiche« verletzte».