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Dresdner Journal : 11.01.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-01-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188201111
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820111
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820111
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-01
- Tag 1882-01-11
-
Monat
1882-01
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 11.01.1882
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Mittwoch, den 11, Januar. 1882. ^§8. 4do»»e««at»prel»r l» M»— «—1»«kE »«t«U«I . . 1» Nik itjUuttoN, 4N«^»vkk. Li«»«ln« Kirrviomii! 10 kt. 4«—rU«1d ämämttok«, LoioN« tritt kott- a»ä 8tmop«Inw<!tiI»8 iüaiu. l»»«n»te»prv>«v, I^lr 4« 8«w> «ü»«r ?«tit»«Io K) ?f. Vvttr »Lills««ät" äis 2«l« »0 ?k. R« iu»o 2iL«n»»»t» K0<^ Aattvbl«^. Li-»rd«io«o r ItzUlicS» mit AuiLLkms a«r 8oi»»- aoä ?«srt»8» ^v«»ä» für äo» folsvoäo» VreMelAminmI. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. L»lp«tU! F>. OonuiuKÜoaLr «1« viväuor ^ourv»l»i u«»d«r« n«u» Vt«, »—I- >r»»I»« - »nu^k»r1 «. »! Äaa«««««^ t ^o-tar, I«rU»-»«»d«, rmK-Lslxil, »«Illvrt ». «.«»,«»«: L-ck Mo««/ r«u»:s.Lor»»ot, Ur*»«»-LSolUott«. Ur«»l««: L Äa-i-«»^ Lürv»v; »«KMX «. ».: M Luokll»»äluuK; SürUt«: s MM«,' S«u»,v«r:0. üe^«««t«, k»rt« L«rU»- »r»»Lt»rt «. «.- »t»t»K«rt: Da»L« L Oo., L»»d»iA: Lt«»<t-«>», «to»M«r. N«r,«»r»d»rr Nüvi-i. LLpoäitioa ä« vrsxto« ^oar»»tt, Vrs«ivn, 2vius«ntr»i>»» tio. SV. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Der zufolge Bekanntmachung vom 17. April 1873 dem Amt-Hauptmann l)r. Spann in Borna auf Grund 8 38 de» Gesetze« über die Berichtigung von Wasser läufen re. vom 15. August 1855 wegen Berichtigung der Parlhe von der vormaligen Dewitzer Mühle ab wärts bi» in die Gegend de» GraSdorfer Wegeüber- gange» ertheilte Auftrag hat sich, nachdem die Majo rität der Betheiligten von der Durchführung de» Un ternehmen» abzusehen beschlossen hat, erledigt. Ju Gemäßheit de» angezogenen 8 38 wird die» hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dre»den, den 31. Dezember 1881. Ministerium des Innern. v. Rostitz-Wallwitz. Müller. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Wien, Montag, S. Januar, Abend». (Tel. d. Boh.) Ueber die Zustände in der Kriwoschje wird der „Reuen freie» Presse" au» Cattaro vom 2. d. geschrieben: Die Dinge in der Kriwoschje sind bi» zu einem Punkte gediehen, wo jeder Wohldenkende mit Besorgniß der Zukunft entgegensieht. Die Kriwoschjaner, welche sahen, daß man sie ruhig gewähren ließ, sind ganz stolz geworden. Sie scheinen sich der Gefahr gar nicht bewußt, in der sie schweben, und in dieser Täuschung über ihre Lage werden sie immer übermüthiger. Die Bevölkerung der Kriwoschje umfaßt 3748 Seelen. E- ist geradezu lächerlich, daß eine Bevölkerung von 3748 Seelen sich dem Gesetze nicht unterwerfen will, welchem die Gesammtbevölkerung Oesterreichs unter worfen ist. Die Einwohner von Ubli beschlossen am 20. De- cember, den Widerstand gegen da» Landwehrgesetz auf zugeben. Sie sandten einen Vertrauensmann au- Baosich an den Bezirk-Hauptmann Budisavljevich in Eattaro mit der Erklärung ihrer Unterwerfung unter da» Gesetz und mit der Bitte um Verzeihung. Der Bezirk-Hauptmann sagt« die Erfüllung diese» Wunsche» zu, wa» in Ubli mit Freuden ausgenommen wurde. 2 Tage später kamen 60 bewaffnete Kriwoschjaner nach Ubli und zwangen durch die Drohung, Alle umzu- briugen, die Ublioner, dem Bezirkshauptmann die Zurück nahme der Unterwerfungserklärung anzuzeigen. Al- Pfand für die Erfüllung diese» Befehle» mußten die Ublianer ihre gesammte bewegliche Habe und alle Heerden den Kriwoschjanern au-liefern. Die Ublianer sind nun in einer sehr gefährlichen Lage, weil sie einer seits dem ersten Angriff der Truppen ausgesetzt sind, andererseits von den Kriwoschjanern terrorisirt und mit Plünderung und Ermordung bedroht werden. Nach Cattaro kommende Ublianer beklagen lebhaft ihre trau rige Lage und sprechen die Hoffnung auf Nach sicht und Gnade de- Kaiser» au». Cork, Montag, S. Januar. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der al» angeblicher „Capitän Moonlight" i» Haft genommene E onnel ist zum Angeber ge worden. Derselbe machte Geständnisse, infolge deren die Polizei gestern in Millstreet eine Bande von 12 Personen, welche die jüngsten Gewaltakte i» der Umgegend verübten, dingfest machen konnte. Sovstantinovel, Montag, v. Januar. (Torr - Bur.) Nachdem Raubanfälle durch Soldaten am Helle« Lage wiederholt sich ereigneten, wurden alle Truppeucommandantm von dem KriegSminister angewiesen, die ihnen unterstehenden Truppen strengsten» zu überwachen. Gleichzeitig wurde verfügt, daß Militärpatrouillen permanent die Stadt zu durchziehen und Vorkommendenfall» die Polizei und Gendarmen bei der Habhaftmachung vo« Lerbrechern zu uuterstützen haben. Dresden, 10. Januar. Die ganze politische Polemik in Frankreich drehte sich m den letzten Tagen um die Senatoren- wählen und die Verfassung»revision, deren Vor spiel, sie bilden. Die Gegner dieser Rkvision selber zweifeln nicht im Mindesten mehr daran, daß sie un vermeidlich geworden ist. Gambetta ist jetzt im Be sitze der Mehrheit, deren er bedarf, um den Senat zur Theilnahme an dem RevlsionScongrefse zu bewegen. Man streitet daher auch nicht mehr darüber, ob revi- dirt werden, sondern blo» darüber, wie weit die Um gestaltung der Verfassung gehen soll. Hier nun suchen die Gegner de» Labinet» Capital daraus zu schlagen, daß Gambetta mit der Absicht hervorgetreten ist, nicht nur eine neue Wahlordnung für den Senat einzufüh ren, fondern zugleich auch diese Gelegenheit zu benutzen, um das Wahlsystem der Deputirtenkammer zu ändern und da» Princip der Listenabstimmung schon jetzt für die künftigen allgemeinen Wahlen al» bindend aufzu- stellen. CS hat den Anschein, al» ob diese letztere Frage, die zuerst al» ejne Nebenfrage auftrat, bei den Berathungen der CongresseS zur Hauptsache werden soll. Schließlich wird Gambetta auch wohl die» Mal mit seiner Absicht durchdringen; aber an Opposition fehlt e» nicht. Es ist bezeichnend für die gegenwär tige Stimmung, daß felbst solche republikanische Blätter, die im vorigen Jahre entschiedene Anhänger der Listen- abstimmung waren, jetzt den Plan Gambetta'», au» der Einführung derselben einen BerfassungSgrundsatz zu machen, mit unverhohlener Bitterkeit bekämpfen. Sie erklären die Sache inopportun. Sie finden e» höchst bedenklich, daß schon jetzt, wo die Deputirtenkammer kaum ihre Laufbahn begonnen hat, ein neue» Wahl system aufgestellt werden soll, da» erst nach mehreren Jahren zur Anwendung kommen kann. Sie glauben dadurch da» Prestige der Kammer in bedenklichem Maße bedroht, und sie fürchten, daß Gambetta mit der neuen Berfassungrbestimmung Mißbrauch treiben könne. Diese Argumente sind sicher nicht ganz werthlo»; aber man fühlt darum nicht minder au» der Art, in wel cher die Journale sie vortragen, hauptsächlich den Wunsch heraus, Gambetta unangenehm zu sein. Je näher die neue Session heranrückt (die Kammern treten heute wieder zusammen), um so mehr verstärkt sich die Opposition, welcher da» neue Cabinet sich ausgesetzt sieht. Die geltende französische Verfassung ist die jüngste aller für europäische Großstaaten bestehenden Consti tutionen. Am 25. Februar 1875 erlassen, hat sie ihr siebentes Lebensjahr noch nicht erreicht. Der freien Bewegung der Parteien ist durch diese- Grundgesetz so weiter Spielraum gelassen worden, daß die von denselben eingesetzten Regierungen alljährlich mindesten» ein Mal wechselten Nichtsdestoweniger ist aber nach Meinung de» leitenden Staatsmannes daS Ueberge- uncht de- die konservativen Interessen und daS Stabi- litätSmoment repräsentirenden Senat- in so peinlicher Weise zu verspüren, daß e» einer Einschränkung des selben und einer Veränderung der Zusammensetzung diese» Körper» im Sinne erhöhter demokratischer Be weglichkeit bedarf. Die herrschende Partei soll in die Lage gebracht werden, auch den Senat in die Hände zu bekommen, da» Regiment dauernd an sich zu reißen und dadurch eine Erblichkeit zu gewinnen, wie sie dem französischen Staatswesen seit den letzten neun zig Jahren versagt gewesen ist. In einem Artikel de» „Hamburgischen Correspondenten*, wel cher sich mit der bevorstehenden sranzösischen Ber- fassungSveränderung beschäftigt, heißt eS: Jeder Blick auf die neuere französische Geschichte lehrt, daß die Stabilität als solche dem Nationalcharakter wider strebt, und daß eS regelmäßig Versuche zur Verewigung einer bestimmten Herrschaft gewesen sind, über welchen die am Rude- befindliches Parteien den Hal» gebrochen haben. Beinahe regelmäßig hat der Augenblick, in welchem da- Gebäude eine» bestimmten System» ge krönt und der Widerstand der Oppositionsparteien ein für alle Mal gebrochen werden sollte, den plötzlichen Zusammenbruch de» jeweiligen Regiments oder doch eine Wendung nach der entgegengesetzten Seite zur Folge gehabt. Bis zu dem Aeußersten einer vollstän digen Ausschließung von den öffentlichen Angelegen heiten wollten die Minderheiten e» eben nicht kommen lassen: diesen Minderheiten daS Aeußerste zu ersparen und Billigkeit gegen dieselben zu üben, haben wiederum die Herrschenden in Frankreich niemals verstanden. Während der letzten 90 Jahre (daß da» alte fraiizü- sische Königthum zusammenbrach, wird am 21. Sep tember genau 90 Jahre her sein) ist Frankreich drei Mal Republik, zwei Mal konstitutionelle» Königthum und zwei Mal Kaiserreich gewesen. Rechnet man die ConsuletSjahre de» ersten und das letzte, auf den Staatsstreich vom 2. December 1851 folgende Präsi- dentschaftSjahr de» dritten Napoleon in die Republik mit hinein, so stellen Reihenfolge und Lebensdauer der einzelnen StaatSformen sich folgendermaßen dar: Die erste Republik bestand vom 21. September 1792 bis zum 18. Mai 1804, mithin 11H Jahre. DaS erste Kaiserreich bestand vom 18. Mai 1804 bis zum 4. Mal 1814, mithin 10 Jahre. Das restaurirte bourbonische Königreich bestand vom 3. Mai 1814 bis zum 30. Juli 1830, 16 Jahre und 3 Monate. Der Lebensdauer deS Bürgerkönigreichs (30. Juli 1830 bis zum 22. Februar 1848) waren gegönnt 17 Jahre und 7 Monate. Die zweite Republik (22. Fe bruar 1848 bi» 22. November 1852) brachte e» auf 4 Jahre und 3 Monate. Da- zweite Kaiserreich dauerte vom 22. November 1852 bi» zum 4 Sep tember 1870, 17 Jahre und 9 Monate. DaS Lebens alter der dritten Republik zählt zur Zeit 11 Jahre und 4 Monate. Von den beiden königlichen Perioden abgesehen, trugen sich innerhalb jeder der hier aufge zählten Phasen einschneidende Verfassungsänderungen zu. Beide Kaiser sind zuerst nahezu unbeschränkte, während der letzten Zeit ihrer Herrschaft durch kon stitutionelle Versüssungen beschränke Monarchen ge wesen; die erste Republik wurde 3 Jahre lang durch den Convent, 4 Jahre lang von einem Direktorium, 2^ Jahre lang durch drei Lonsuln, 6 Monate von einem auf 10 Jahre erwählten, 1^ Jahre lang von einem lebenslänglichen Consul regiert; die Prä- sidentschaft LouiS Napoleon'- zerfällt in zwei ver schiedene Phasen, — die dritte Republik hat (von den unzähligen Ministerveränderungen abgesehen) bereits gegenwärtig vier verschiedene Regierungen und drei Präsidenten aufzuweisen gehabt. Nimmt man die durchschnittliche Dauer der einzelnen über das moderne Frankreich hinweggegangenen Regierungen zum Maß stabe, und zieht man in Betracht, daß eS auch die langlebigsten unter denselben auf einen zwei Jahrzehnte dauernden Bestand nicht zu bringen vermocht haben, fo dürfen die elfjährige dritte Republik und die bei nahe 7 Jahre in Uebung gewesene Verfassung vom Jahre 1875 eine gewisse Respektabilität für sich in Anspruch nehmen. Erinnert man sich hingegen daran, daß die von den früheren Regierungen vorgenommenen BerfassungSveränderungenundVerfassungSveränderungS- versuche regelmäßig zu Vorläufern des Umsturzes wurden, so wird man Hrn. Gambetta'S Unternehmen, den Senat Hinfort zur Verfügung der Mehrheit eine» aus allge- Feuilleton. Redigier von Otto Banck. Montag, den 9. Januar, gaben Frau Anna und Hr. Eugen Hildach im Saale de- „Hotel de Saxe* ein Eoueert und sangen abwechselnd Lieder von Beetho ven, Weber, Schumann, Jensen und anderen Compo- nisten, auch Duette von Schumann und P. Corneliu-. Hrn. Hildach'» tüchtig durchgebildete, musikalisch in telligente und geschmackvolle Gesangsweise, von treff lichen Stimmmitteln und deutlicher Aussprache unter stützt, ist bereilS durch frühere Produktionen vortheil- Haft bekannt und fand wiederum lebhaften Beifall. Besonders zeichnete sich sein Bortrag der „Ballade de» Harfner» von Schumann* und einer zugegebenen Composition E. Raumann'» voll Frische und Humor de» Goethe'schen Gedichte» „Der Rattenfänger* au», da» wahrscheinlich zur neuen Bearbeitung der alten Sage den Impuls gegeben hat. Frau Anna Hildach gelang am besten die Wiedergabe der reizenden ein fachen Weber'schen Kiesler, namentlich in richtiger Auf fassung, die aber erst durch feinere Tonbildung und Schulung der Stimme zu vollendeter Wirkung ge bracht werden könnten. Einen musikalisch hervor ragend erfreuenden Eindruck machte Beider loben-werth und finnig erfaßte Au-führur'g der Duette von Schu mann, besonder» der „ Traaödte *. Ein junger Pianist, Hr. Felix Dreyschock — Reffe de» früh verstorbenen bedeutenden Virtuosen Alex. Dreysschock — unterstützte da» Concert. Er hat offenbar einen sehr guten Unter- richt genossen, bedarf aber dessen noch fernerhin vor weiterem öffentlichen Auftreten; denn er spielte I. S. Bach'» italienisches Concert mit zu mangelhaftem, un genügendem musikalischen Verständniß, auch noch un genügend in der Technik, in der rhythmischen Behand lung rc. Hr. E. Krantz hatte die Begleitung der GesangSvorttäge übernommen. T. B. Der Goldfuchs. Novelle von Rar! Wartenburg. (Fortsetzung.) Vierzehn Tage nach dem Begräbniß kam eine» Tage» auch Herr v. Schönfeld herüber . . . Er drückte wiederholt dem jungen Mann sein herz liche» Beileid au», dann erzählte er, daß Fanny auf einige Zeit nach Berlin zu Verwandten verreist sei und erst im Spätherbst wieder kommen werde. ES sei höchste Zeit gewesen, daß da» junge Mädchen die große Welt kennen lerne . . . Um Heinrich'» Mund zuckte ein traurige» Lächeln. Während er gebeugt von Schmerz und Wehmuth war, ging da» junge Mädchen, welche» er lieble, nach Ber lin, um dort die große Welt kennen zu lernen . . „Ist diese Welt so ander», wie die unsrige, in der wir leben*, fragte er Fanny'» Vater . . . „Aber, mein Gott, lieber Wagner, Sie können doch unmöglich diese» ländliche Stillleben mit dem Leben Berlin» vergleichen? Ebenso aut könnte man einen Bach mit dem Weltmeer oder ein Gänseblümchen mit einer Eiche in Vergleich stellen. Fanny hat dort Verwandte, mein Schwager ist vortragender Rath im Ministerium de» Innern, in seinem Hause empfängt er die beste Gesellschaft und da» ist für ein junge» Mädchen sehr bildend ... Sie wird die Theater, die Museen, die große Welt kennen lernen ... Ist va» nicht für eine junge Dame sehr bildend? „Freilich, freilich*, entgegnete Heinrich, gedanken voll vor sich hinblickend, „die Theater, die Museen ... werden sie sehr iuteressiren . . . Aber was sonst da» Treiben der großen Welt anlangt, so glaube ich, ist e» in seinem Wesen nicht viel verschieden von dem, wa» wir aller Orten finden. Dieselben Leidenschaften dieselben Tugenden, dieselben Triebfedern für die mensch lichen Handlungen, nur in etwa» anderem Costüm.* Herr v. Schönfeld sah den jungen Mann mit einem Ausdruck von Verwunderung an. „Sie sprechen wie ein alter, menschenfeindlicher Philosoph, mein lieber Wagner, der schon Alle» durch lebt hat. Kennen Sie denn diese große Welt? . . . In Ihrem Alter pflegt man sonst nicht so illusionSlo- zu sein. Sie haben zwar ein paar Jahre in Berlin studirt, haben auch Reisen nach England und Italien gemacht, aber die große Welt lernt man weder in den Collegiensälen und Kneipen ter Studenten, noch in den Hotels kennen.* „Aber man streift sie doch*, meinte Heinrich, „und was ich dabei beobachtet, war die Erkenntniß, daß man nicht viel verliert, wenn man ihr fern bleibt.* Herr v. Schönfeld erhob sich . . . „Ich begreife Ihre düstere Weltanschauung in Ihrer gegenwärtigen Lage . . . Vielleicht werden Sie mir der Zeit ander» uriheilen .. .* Er reichte dem jungen Mann die Hand zum Abschied . . . „Nach Berlin tst sie*, dachte Heinrich, al» er am Fenster stehend dem davon rollenden Wagen de- Hrn. v. Schönfeld nachsah, „um die große Welt, ihre Ver meinen Wahlen hervorgegangenen Unterhauses zu stellen und dadurch die Herrschaft der Demokratie zu perpe- tuiren, für da» Gegentheil dessen ansehen müssen, wofür da»selde sich auSgeben will. Dem Beruf entfremdet, Ueberstürzungen und Vergewaltigungen der herrschenden Partei vorzubeugen und einen auf sich selbst ruhenden konservativen Factor de» StaatSlebenS zu bilden, ver liert der französische Senat alle Bedeutung, sink er zu der Scheinrolle herab, auf welche seit der im Jahre 1830 erfolgten Beseitigung der Erblichkeit der Paine sämmtliche erste Kammern Frankreichs beschränk ge wesen sind. Der Dienst, welchen der Führer der bürger lichen Demokratie seiner Partei zu leisten im Begriff ist, bedeutet in Wahrheit eine Schädigung der Republik, eine Verminderung der Annehmbarkeit und Erträglich keit dieser Staatsform für die übrigen, zur Zett in der Minderheit befindlichen Parteien. Bon dem Augen blick an, wo die Republik sie mundtodt machen will, werden die an die Wand gedrückten Parteien au» Gegnern des Gouvernement» zu Gegnern der Republik. Mangel an Gerechtigkeit gegen die jeweiligen Minder heiten und Unfähigkeit zum Erlangen solcher Schranken, welche der Selbstsucht der herrschenden Partei Zügel anlegten, sind die Todtengräber aller seit dem Jahre 1792 am Ruder gewesenen Regierungen gewesen, und allem Anschein nach werden sie auch die Todtengräber der dritten französischen Republik und ihre» Haupt worthalters sein. Tagesgeschichte. Dresden, 10. Januar. Im hiesigen königl. Resi denzschlosse wurde gestern eine größere Hoftafel ab gehalten, zu welcher Einladungen ergangen waren an den königl. bayerschen Gesandten Frhrn. v. Gasser, an den königl. preußischen Gesandten Grafen Dönhoff, an den königl. großbritannischen Geschäftsträger Mr. Strachey, an den AbtheilungSdirector im Ministerium de» Innern, Geh. Rath v. Körner, an den Comman- deur der Artilleriebrigade, Generalmajor v. Schubert u. s. w. DreSdea, 10. Januar. Bei Sr. Excellenz dem Hrn. StaatSminister und General der Cavallerie v. Fabrice fand gestern Abend eine Soiröe Statt, welcher Se. Majestät der König, sowie Ihre königl. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Georg und Prinzessin Mathilde beizuwohnen geruhten. Eine glänzende Gesellschaft hatte sich in den Räumen de- Ministerhotels auf der Seestraße versammelt. Außer einem reichen Damenflor, unter welchem auch Ihre Durchlaucht die Frau Fürstin Pauline v. Metternich zu bemerken war, hatten sich eingefunden: das diplo matische Corps, die sämmtlichen Herren StaatSminister, die Generalität, die Präsidenten und Biceprästdenten beider Kammern der Ständeversammlung, zahlreiche höhere Staatsbeamte, die Vertreter der städtischen Be hörden, sowie solche von Kirche und Schule, Wissen schaft und Kunst, unter letzteren auch Mitglieder deS HoftheaterS und der königl. Kapelle. Die Klänge eine- HornquartettS mischten sich melodisch in die Tonversa- tion der Gesellschaft. Der Hr. Minister v. Fabrice und dessen Frau Gemahlin machten in der gewohnten liebenswürdigen Weise die Honneurs, und die gast lichen Räume übten auch die- Mal wieder den längst bewährten Zauber aus. Dresden, 10. Januar. Die Zweite Kammer verwies in ihrer heutigen Sitzung den von der Re gierung vorgelegten Entwurf einer zwischen ihr und der großherzogl. sächsischen Regierung abgeschlossenen Uebereinkunft, durch welche der letzteren unter ge wissen Bedingungen die Mitbenutzung der diesseitigen LandeSanstalten zu Sachsenburg, Grünhain und Bräun-- darf zugestanden wird, an die Gesetzgebung»deputation und genehmigte sodann ohne Debatte den Gesetzent wurf, nach welchem vom 1. April d. I. an das Ge- gnügungen, Zerstreuungen und Nichtigkeiten kennen zu lernen, während ich hier mit meinem Schmerz allein bin . . . Und ich glaubte, sie liebt mich . . . Meine Uniform hat sie geliebt, den bunten Rock, die Epau- letten . . . DaS schmeichelte ihrer Eitelkeit, und ich Thor konnte wähnen, e» sei . . . Liebe * Er lachte bitter auf und ging hinunter in den Hof, wo er sich Droll satteln ließ . . . „Komm, mein Droll,* sprach er da- Thier be steigend, „Du bist mein bester Freund, Du hast mich nicht verlassen, al- e» um Tod und Leben ging, Du bist treuer als all' daS heuchlerische selbstsüchtige Meu- schenvolk . . .* Da sprang der schwarze Hund, der ihn bei seiner Rückkehr bewillkommt, an ihm empor. „Ach Du mel dest Dich auch, Cäsar? . . . Komm mit . . .* So ritt er, begleitet von dem freudig bellenden Hunde, der Droll mit lustigen Sprüngen umkreiste, hinein in die aufsteigenden grauen Nebel und den hereinbrechenden Herbstabend. * * Der Novembersturm trieb den Rcgen gegen die Fensterscheiben deS Zimmer-, in welchem Heinrich Wagner, der junge Hau-Herr, seit Wochen nun saß und schrieb und rechnete . . . Ring- um ihn herum lagen Papiere. WaS er au» ihnen herau-la», war verzweifelnd genug. Da» Gut mit ein paar hohen Hypotheken belastet, die Papiere, welche sein Bater be saß, über die Hälfte entwerthet, dann der Proceß mit der Saline, der schon solche Unsummen gekostet und noch lange nicht zu Ende war, e» wurde Heinrich heiß vor der Stirne. Er warf die Feder hin und ging unruhig im Zimmer auf und nieder
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