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«r. 7S. Donnerstag, den SO März LVOS. 4. Jahrgang. 4 »»scheint tiialt ch nachm, mit «uSnabme der Sonn- und ffesttage V»»ua«vr»i» i Vierteljahr«. I M». S<»Vt. ohne »eslell«eld Bei «ikerdemschen Poklaniialten It 8eitu„ftSpreiSI »>n,elnuminer iv«i kcit'il'nr.Sure-^si'inde >D I» Ndr. olksMng .... . ^ .. » . »» . E,.». ! Instrat» werden die kgespallenc Pelitzeile oder deren Raum Mi U 'übhangiaer s?<!ediztl siitlvaisrbejl. llectzr u. treidelt. VIll»i«ee keeati» 41t — i^ernlvrewer klu» I «e r<«« Inserat» werde» die «gespaltene Pelirzeilc oder deren Raum mi I» Ps. berechnet, bei Wiederholinig bedeutender Rabatt. Buchdruck»,»«, Stedakriou oud vieschasrdftell., gkr«»d»n. Pillniuee Crrotir 4>s. — Herniprewer Ruit I Rr. 18«6. Die Erledigung der sozialpolitischen Resolutionen. Am letzten Montan endlich ist ini Reichstage über die sozialpolitischen Resolutionen abgestimmt worden' niemand wird behaupten wollen, daß dies in einer lehr würdigen und zweckentsprechenden Weise geschehen ist. Es ging manch mal geradezu toll zu. Jedenfalls wüsche man ans ver schiedenen Seiten des Hauses gar nicht, um was es sich handelte: namentlich in den Reihen der Konservativen und Freisinnigen war man ganz verwirrt. Ganz köstliche Dinge passierten, die allerdings für die Sozialdemokratie eine gute Lehre sein könnten. Von den sozialdemokratischen An trägen fand kein einziger Annahme, obwohl das Zentrum für die meisten derselben gestimmt batte. Es zeigte sich auch hier wieder, dass Zentrum und Sozialdemokratie für sich kerne Mehrheit bilden. Tie Angriffe der Sozialdemokratie auf das Zentrum wegen des Tempos der Sozialpolitik sind daher auch vollständig ungerecht. Zunächst wollen wir einige Kuriositäten aus der Ab stimmung hervorheben. Zu den sozialdemokratischen An trägen betreffend Verarbeitung giftiger Stoffe und Sonn tagsruhe in den Glashütten hatte das Zentrum Abände- rungsanträgo gestellt, die um ein gut Stück über den sozial demokratischen Antrag hinansgegangen sind. Und was er lebte man? Ter bescheidenere sozialdemokratische Antrag wurde abgelehnt: für den Antrag des Zentrums erhob sich in beiden Fällen fast das gesamte.Hans! Man darf sich an gesichts dieses Umstandes nicht wundern, wenn die sozial demokratische Fraktion hierbei in Gelächter ansbrach. Aber es stebt hierdurch wieder einmal fest: eine Sozialrcform unter Führung der Sozialdemokratie ist in« deutschen Reichs tage unmöglich: sie kann nur erfolgen unter der Führung des Zentrums. Diese Lehre müssen vor allem die Arbeiter aus diesen Vorkommnissen ziehen. Im allgemeinen kann das Zentrum mit dem Ergebnis der Abstimmung zufrieden sein. Zwar sind gerade zwei Lieblingsanträge von ihm abgelehnt worden, auf die wir noch zu sprechen kommen. Aber alle anderen Anträge fanden Annahme. Es sind dies: die Resolution Gröber, betr. Heimarbeiterschntz und Heimarbeiterversichcrnng: die Reso lutionen Erzberger, betr. Schntzmaßregeln für die Verarbeitung giftiger und explosiver Stoffe, Sonntagsruhe in den Glashütten, sanitären Marinialarbeitstag in der Glasindustrie und Einschränkung der Ausnahmen von der Sonntagsruhe im Handelsgewerbe: die Resolution T r i m - born, betr. die Schaffung eines Reichshandwerkerblattes: die Resolution Erzberger, betr. Hausierhandel: da gegen stimmten nur die Nationakliberalen: die Resolution Spahn, betr. eine Denkschrift über die Kartelle und die Resolution S ch w a r z e - Lippstadt, betr. Vanarbeiterschntz: die Resolution T r i in b o r n, betr. Schutz der Bnrcau- angestellten. Alle diese Anträge fanden Annahme: nun haben die verbündeten Negierungen das Wort! Es finden sich hierunter Fragen, die längst spruchreif sind und hoffent lich bald gelöst werden. Voii den beiden aber bedauerlicherweise abgelehntcn wichtigen Zentrumsanträgen behandelt der eine die Son n- tagsrnhe. Das Zentrum forderte eine 36 ständige Ruhezeit über Sonn- und Festtage für Personen in« Gast- uud Schankwirtsgewerbe, Gelegenheit zum Besuche des Gottesdienstes mindestens an jedem zweiten Sonntage: für .Handelsangcstellte in nicht offenen Verkaufsstellen Be schränkung der Sonntagsarbeit auf 2 Stunde». Der Ab geordnete It schert hatte diese Resolution in trefflicher Weise begründet, und doch fiel sic durch. Nur Zentrum und Sozialdemokratie stimmten für dieselbe. Wie es beißt, haben die freisinnigen Abgeordneten die Resolution abge lehnt. weil sie sich nicht auf die Einzelheiten festlegen wollten. Eine recht seltsame Ausrede! Befremdlicher aber ist uns die Haltung der Konservativen, die hier ein Stück ihrer besten Vergangenheit verleugnet haben. Seit mehr als 30 Jahren traten die Konservativen mit dem Zentrum für Sonntagsruhe und Sonntagsheiligung ein: am letzten Montag nun stimmten sie gegen die Resolution des Zen trums. Was hat diesen auffallenden Umfall hervorgerufen? Wir sind auf die Antwort der konservativen Presse gespannt! Der zweite Antrag des Zentrums, der abgelehnt wurde, betrifft die Einführung des Z e h n st u n d e u t a g e s in den Fabriken. Nur Zentrum und Sozialdemokratie erhoben sich. Ter deutsche Reichstag ist auf diesem Gebiete noch sehr zurück: in fast allen Kultnrstaaten würde dieser Antrag sehr rasch angenommen worden sein. Nun hatte das Zen trum, weil cs diese Ablehnung ahnte, den Eventnalantrag gestellt, wenigstens für die Arbeiterinnen den Zehnstunden tag eiuzuführen. Hierfür erhoben sich neben den Antrag stellern die Nationalliberalen und Freisinnigen. Aber die Sozialdemokraten blieben sitzen, und so fiel auch dieser An trag durch. Das haben die Sozialdemokraten erreicht! Ihre Alles- oder Nichts-Taktik hat sich hier wieder einmal bla miert! Obwohl sie am 29. November 1900 selbst den An trag stellten, den Zchnsnindentag für Arbeiterinnen einzu führen, so stimmten sie am Montag gegen den diesbezüg lichen Antrag des Zentrums. Diese Ablehnung ist umso bedauerlicher, als nun der Anschein erweckt wird, als sei im Reichstage keine Mehrheit für den Zehnstuudentag der Ar beiterinnen vorhanden. Die Negierung arbeitet an einem solchen Gesetzentwurf, da hätten die Sozialdemokraten zeigen sollen, das; sie für diesen Fortschritt unbedingt zu haben sind. Aber sie versagten und zeigten sich auch hier wieder als eil« Feind der Arbeiterwünsche. Nachdem die weiter gehende Forderung des Zentrums und der Sozialdemokratie abgelehnt war, kann kein Mensch begreifen, weshalb auch das halbwegs Gute znrückgestoßen worden ist. Tie Verant wortung hierfür trägt die Sozialdemokratie und zwar sie ganz allein! Es macht einen komischen Eindruck, wenn der „Vorwärts" nachträglich erklärt, das; die Sozialdemokraten durch eil« Mißverständnis gegen diew Resolution gestimmt hätten. Tic Herren haben doch lo parlamentarisch geschulte Führer, das; ein solcher Irrtum fast ausgeschlossen ersclzeinen mutz. Deutscher Reichstag. s. Berlin. 17-t Swurw 1», 28. Marz Das HauS beratet heute den Titel der Z ölte. Hierzu stellt Graf von .Kanitz die Resolution, die Liaudung derGetreidezöllc vom I. Juli tvOg btS zum Ziikcafitrelcn der Handelsverträge, § welche die Zollkredite sowieso beseitigen, aufzuheben. — Die Budgerkoiumijsion hat den Ertrag der Zölle um 24 Millionen erhöht. — Abg. Gras K a n i tz (kons.) begründet die Resolution eingehend: diese soll verhindern, das; hohe Getreideeinfuhr vor den neuen Verträgen die Stundung der Zölle noch genießt. Fm § Interesse der deutschen Landwirischaft ist die Resolution geboten. ! — Staatssekretär Freiherr v. Stengel: Unser Verhältnis zu ^ den Dertragsstoaten würde hierdurch getrübt: unser Vorgehen ! müßte illonal erscheinen. (Sehr richtig!) — Präsident Graf ^ Ballestrem: Ueber die Resolution kann erst am 3. Tage nach , der Einbringung abgcstimmk werden. — Abg Sveck(Zentr): Der Antrag kommt u»S unvorbereitet: er greift zu tief in den Handel Deutschlands ei». Die Annahme diese? AmrageS würde ein illoyales Vorgehen Deuischlands bedeuten, die VertragSstaaien könnten sich -mit Recht hierüber beklagen. Die Resolution soll an eine Kommission von >4 Mitgliedern verwiesen werden. -- Abg. Gamp (ReichSv.) schließt sich der Anregung Svccks an. — Abg. ! Singer (Sozd.): Wir stimmen gegen die Resolution und sind ! auch gegen die Kommiinonsberatung. — Abg. Dr. Paasche i (natl.): Wir sind für Aufhebung der Zollkreditc auf Getreide: § aber im gegenwärtigen Stadium kann dies nicht geschehen. Eine j Kommission soll sich näber hiermit befassen — Abg. Dr. Wolfs ! (W. Vcr.) erklärt sein Einverständnis mit der Resolution. Man ! kann auch zu loyal gegen das Ausland sein: wir sind nicht dazu ! da. um die Interessen des Auslandes zu vertreten. — Abg. ! Kämpf (Freis. Vvt.'!: Wir stimmen gegen die Resolution des ! Grasen Kanit;, sie iss eine Benachteiligung des Handels und eine Bevorzugung der Landwirtschaft. —' Abg. Bö ekler (Antis.) j stimmt für die .Kommissionsberatung. — Abg. Mommsen j (Frk. Der) dagegen. Graf Schwerin skous) dafür Die Ab stimmung über die Resolution wird ausgcsctzl: die Zollerhöhung angenommen. Es folgt die Zuckcrsteuer. — Abg. Schmidt (natl.) : Die Herabsetzung der Zuckersteuer von 24 Mk. auf 14 Mk. hat den Konsum sehr gehoben. Eine weitere Herabsetzung ist geboten; der Konsum wird sich dann noch mehr heben. —Abg. v. Slaudy (kons.) spricht ln gleichem Sinne für Ermäßigung der Zuckcrstcucr. Tie Anbaufläche der Rüben ist um 64 000 st» geringer geworden. So bald als möglich soll mit einer Herabsetzung der DerkaufSabgabcn vorgegangen werden. — Abg. Paasche (natl): Für möglichst niedere Zuckersteuer geht jetzt die Bewegung in der Znckerindustrie. Doch ist das noch Zukunftsmusik, von der man sich nicht zu viel vormale» darf. Der Zeitpunkt ist nicht geeignet. Nicht die Zucker, konvention hat den Export vermindert. Wir kaufen eben selbst mehr: die Weltpoliiik der Union ist schuld daran. Für die Ver wendung im Inland soll man freilich streben, sie möglichst zu heben. Man kann mit dem Ergebnis der Koiisenrion bisher zu frieden sein. — Kominmisserr des BundeSrats: Der jetzige Zeitpunkt ist nicht angetan zu einer Ermäßigung. Die Behandlung Englands s«ll nicht aus dem Auge gelassen werden. Ueber die Einführung spanischen Zuckers nach England soll man keine Besorgnisse hegen. Die Loyalität Englands hierin muß an erkannt werden. — Abg. Dr. Pach nicke (Freis. Der.) hält auch die Kritik des Vorredners an der Brüsseler Konvention nicht ge rechtfertigt. Die Preissteigerung neulich hat andere Gründe vor übergehender Natur. ES ist doch endlich einmal mit den Prämien gebrochen worden. Plan sollte auch auf andere Artikel solche Konvention auslreven. Immerti» ist die Herabsetzung des Zucker- preises erwünscht. England klagt über den Rückgang der Ausfuhr seit Inkrafttreten der Konvention. — Abg. Ledcb'our (Sozd.) tritt Paasche entgegen, als ob die Preisherabsetzung nickt aus den Massenkonsum einwirkr. Er prüft die Steigerung, wie bei den Truppen die Einwirkung des Zuckers gewirkt habe'. Dian soll die Versuche forlsetzcn. — Tie Resolution wird angenommen. Titel 4 (Salzsteuer) wird angenommen. Titel l> (Branntweinsteuer). Berichterstatter Dr. Arndt begründet die Beschlüsse der Kommission. — Die Schaumwein- slcucr ist in erfrcu'ichcm Aufschwung. Tie Reichsstempelabgaben werden nach den Beschlüssen der Kommission und des Reichsschatzamies genehmigt. Beim Etat der Reichsschuld empfiehlt Berichterstatter Frhr. v. Thünefeld die Beschlüsse der Kommission. Es folgen die Matrikiilarbciträge. — Frhr. v. Stengel ivill die Gegensätze zwischen Reichstag und BundeSrot nicht ver schärfen. Der bedenklichste Punkt ist'die Zuschußanleihe, der in der Budgetkommission glücklich beseitigt ward unter dem großen Entgegenkommen der Regierungen. Wenigstens bis zur drillen LegiSläturvcriodc soll die Wiederherstellung der gestrichenen Posi tionen in Erwägung zu ziehen oder dach ein« Annäherling an die Regierungsvorlage zu erstreben sein, damit nicht eine liefe Ver stimmung zwischen Negierung und Reichstag platzgreife. — Abg. Brun st er mann spricht über die außerordentliche Belastung, die Schaumburg-Lippe durch die Beschlüsse der Budgetkommission erhält — Abg. Patzig (natl.) schließt sich diesen Ausführungen a» und will keine höheren Malrikularbeiträge: ebenso Frhr. von Richthofen (kons.). Die Marrikukarbeiträge sind überhaupt zu beseitigen. — Abg. Singer (Sozd.) empfiehlt Annahme des .Kommissionsantrages. — Abg. Gröber (Zenir.): Die Manikular- beirräge sind ein wesentliches Element in unserer Verfassung: sie entsprechen dem Ehoralter des Bund-eSstaalcs. Schasst mä» die Malriknlarbeilräge ab, so kann der Biindesrat seine Bude zn- machen! (Sehr gut!) Tann baben wir den Einheitsstaat. Wer nichts mehr bezahlt, hat auch nichts inehr zn sagen. Haben wir keine Malrikularbeiträge mehr, dann hat auch der Reichstag fast nichts mehr zu sageii. (Sehr richtig!) Ueber die Einnahmen können wir nicht mehr verfügen. Man kann die Matrikiilarbeiträge höchstens nach der Lcistnngssälügkeil der Bundesstaate» abstnfen. Daß Preußen seine gefüllten Taschen öffnet und den schwächeren Staate» die Lasten abninimt, Herr Kollege Patzig, darin kennen Sie Bnchholz schlecht! (Große Hcilcikeil!) Durch die Lex Stengel sind die Mairikiilarbeiirägc viel präziser als dauernde Einrichtung festgelcgt. (Sehr richtia!) Der Vorschlag des StaalssekretärS. mir einige Positionen auf Malrikularbeiträge zu legen, widerspricht der früheren Praxis des BmideSratS. Die klare Scheidung zwischen Ordinarinm und ExtraordinaRum ist geboten, um einer gute» ReichSfiiianzresorm vorzuarbcilen. (Lebhafter Beifall!) - Abg. v. Kardorff (Reichs,'.): Die Anlcihcwirtschasl muß einmal ein Ende nehmen. Aber an den Forderungen für die VaterlandS- veneidigiliig kann man nicht sparen. Preuße» muß stärker heran gezogen werden. (Lebhaftes Bravo!) Es muß sich an das Sprich wort halten: nstlig«! (Sehr lebhaftes Bra'w im Zen trnm.) — Die Abg. Werner (Antis.), Dr. Müller Sagau (Feis. VolkSp.) und Dr. Pack nicke (Freis. Vrg ) slimnien Gröber bei. — Die erhöhten Marrikularheilräge werden beschlossen Tie Einnabmen aus der Reicksbank werden um 2,8 Mill. Mk. erhöht. — Präsident Graf Ballcstrem: Damit ist die zweite Lesung des Etats erledigt (Lebhaftes Bravo!) — Es lola-n Wahlprüfimgc». Für gültig werden erklärt die Wahlen der Ab- Taormina und reine Umgehend. Von Kurt V. Walfeld. er» »druck vcrlwten.) Die Reise des deutschen Kaiscrpaarcs nach Taormina mrf Sizilien lenkt die Aufmerksamkeit der ganzen Welt auf diesen Ort und hat sofort einen starken Frcmdcnstrom nach dem so schön gelegenen, siziliani'chcn Städtchen gebracht. Aus aller Herren Länder, selbst ans Amerika, sind telegra phisch Wohnungen bestellt worden. Die Micts- und Hotel preise sind ans einmal kolossal in die Höhe geschnellt. Taormina ist das glänzende Tanromeninm des Alter tums, berühmt durch seinen Handel und Reichtum. Don vergangener Pracht zeugen noch die wohlerhaltcncn Trüm mer eines römischen Theaters großen Stils, die ans einer 124 Meter hohen Landzunge liegen. Ferner hat die Stadt auch schöne, alte Paläste, einen schönen Dom und woblerhal- j tene römische Bäder mit Marmorwannen und Marmor- ! fitzen, wie sie im stolzen Rom Sitte waren. Die alte Stadt Tanromenium verdankt ihren Namen ' dem Berge Tanros, jetzt Monte Toro genannt. Taormina liegt ans einer 120 Meter hohen Felscnterrasse, überrag: von den Trümmern eines alten Kastells, 396 Meter hoch. Die Lage Taorminas ist wundervoll. Man bat von dort einen herrlichen Ausblick, besonders ans den nahen Aetna und das Jonische Meer, dessen Fluten den Felsen der Stadt umranschen. Die Eisenbahnstation für Taormina ist das nabe Ginrdini, gerade in der Mitte der Eisenbahnlinie Messina—Catania. Eine schönere Strecke wie Messina - Taormina—Catania ist landschaftlich kaum zn denken. Die Linie zieht sich immer die Küste entlang, wo Kunst und Natur die herrlichsten Landschastsbilder geschaffen haben. Heute ist Taormina eine Stadt von 3M0 Einwolmern, die nieist vom Fremdenbesnch leben, denn die Gegend des Aetna ist das Ziel nngczäblter Reisender. Das an sich warme Klima Siziliens ist liier an der Küste sebr gemildert und sebr gesund. Wäbrend bier an der Küste das Landschaftsbild noch bervorragender ist, bat cs im allgemeinen ans Sizilien nachgelassen. Die Insel ist längst nicht mebr die Kornkammer Italiens. Diesen stolzen Namen verdankte sic im Altertum ibrcr Fruchtbarkeit, besonders an Weizen. Auch beute noch erzeugt die Insel große Mengen dieses Getreides, aber lange nicht mehr soviel wie im Altertum. Das liegt an dem Wassermangel, der sich immer mehr mit der Zeit fühlbar geinacht hat. Der Weizen Siziliens ist auch heute noch sehr begehn, denn er ist von besonderer Güte und großen« Wohlgeschmack, bedingt durch den tertiären Tonboden der Insel. Ans diesem Weizen macht der Italiener mit großer Vorliebe sein Nationalgericht, die Maccaroni. Diese wie Weizenbrod bilden die Hanptnabrnngsmittel für das gewölmliche Volk. Der Wassermangel ist ein harter Schlag für die Insel. Das Wasser ist im allgemeinen ans Sizilien so kostbar, das; man es nach Mengen verkauft, wie sie in einer Stunde durch eine fedcrkicldicke Nöbre lausen. In der Nabe von Taor mina gibt es beispielsweise eine kleine Onelle, die zur Be- vvissernng der Agrnmenbaine dient und die in einer Se kunde nur einen Liter Wasser liefert, aber ibrem Besitzer im Jabre die für die dortigen Verhältnisse große Summe von dreitausend Lire einträgt, eine Summe, von welcher der Be sitzer glänzend leben kann. Agrnmenbaiiie nennt man die Pflanzungen von Zi tronen und Apselsincn-Vänmeii, welche auch der Gegend bei Taormina großen Reiz verleibe». Hier wachsen nicht mir die herrlichsten Apfelsinen und Zitronen, stier wird auch sestr seines Zitronenöl stergcstellt und das beliebte Zitronat fabriziert, diese verzuckerten Zitronenschalen, die bei uns be sonders zur Weihnachtszeit in große» Mengen verbraucht werden. Eine Eigentümlichkeit der näheren Umgebung Taorminas ist das Pflanzen von Weinstöcken in« Schatten der Oclbänme. Diese doppelte, ja dreifache Pflanzung, in dem man iioch Snmach (Pistazie) pflanzt, gibt der Landschaft einen ganz besonderen, originellen Reiz. Der Oelbanm spielt in Sizilien wie in ganz Italien cine sebr große Rolle. Ganz besonders charakteristisch ist er für das Mittelmeer, welches ja auch Sizilien von drei Seiten begrenzt. Der -Oelbanm ist eine dankbare Pflanze, denn er begnügt sich mit einem leichte», trockenen Boden, er wächst sogar an sonst wertlosen Geliängen. Der kulti vierte Oelbanm wird 7 bis 10 Meter hoch und bringt eine länglich ovale, diinkelgrüne, zuletzt scliwarz-violett werdende Steinfrucht von der Größe eines Tanbeneies, ans deren reifer Friichtbülle durch Auspresseii das allbekannte Baum-. Oliven- oder Provencer-Oel gewonnen wird. Italien bat dem Oelbanm ini ganzen gegen zcbntansend Onadratkilo-