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Montag» äen 12. Februar 1S2S 1». Fahrgang Tageblatt ««.,-.-».mi.e ».tte„n». «,tt,^»«..ft». gemspW.ftnschWg «,. «. . .. ... MM«. W^nchaa—»«».«. kel^ram—, La,»blatt fts.«,»-»»« EMyattgEch Al» «NtNchMt B»r«»tttMachUtt-»ch Hg» Nat»« -M Gitt-t tM- -JA ftWtz-Mlcht» /tz«. p»W«KK«ftt», ft«t LUp^g 0». ,»«, Nr. 3S Vie Angst vor cker Fesinagelung. «VN Herrn Poineare Mrd erzählt. datz er der arbeit samste Staatsmann Frankveischtz sei und den Ehrgeiz ha be, möglichst ohne Sekretür auÄWkonmwn. Gr WreM ganz altmodisch, alle Briese von Wichtigkeit mit eigner Hand, bestimme die zahlreichen Empfänge eine» jeden, schon um sieben Uhr WH beginnenden Arbeitstages, grenze sie genau nach Minuten ab, und selbst Lord Curzon hat ihm in London dorgeworfen, datz er Mährend so wichtiger Konferenzen wie jenen von Genua und Lau sanne, immerzu persönlich dazwischen telefoniert hat. Nun, dieser eigensinnige und pedantische Bielarbeiter ist jetzt besonders stark in Anspruch genommen. Denn nach zwei Setten verfolgt er ein aus die Dauer nicht zu er reichendes Ziel: di« Wahrheit zu verheimlichen, daß die täglichen Gewalttaten im Ruhrgebiet, die selbst dem Friedsamsten die ZornesMe in die Wangen treiben müssen, die Aufhebung nicht nur des Versailler Vertra ge», .sondern jeglichen Völkerrechts bedeuten, Und datz ferner alle seine Verheißungen über den Erfolg seines« Kohlenkrieges und die schnelle Ergiebigkeit der Produkt-, tiven Pfänder zu Schanden geworden sind. Mit kläg lichen Mitteln soll die Hm so peinliche Festnagelung der Tatsachen verhindert werden. Zunächst ! — nach autzenhin — glaubt er die Wahrheit zum Schweigen zu bringen, indem er sich selbst taub stellt und alle Protest noten der deutschen Regierung dem deutschen Geschäfts träger in Paris wieder zurückschickt. Abermals erklärt er er werd« kein Schreiben der deutschen Regierung annehmen, da» direkt oder zwischen den Zeilen irgend eine Kritik an dem ,^«mätz den Bestimmungen des Ver sailler Vertrage» getroffenen Maßnahmen" enthalte. Ta» Wesen eine» diplonmtischen Verkehr» <der ja in einem gewissen Maße noch aufrecht erüalten bleibt, ist e» aber, datz die eine Regierung der Auffassung der anderen Regierung ihre eigene Auffassung entgegensetzt und sie mit stichhaltigen Argumenten begründet. Man mutz.sagen, Herr Poineare und die unbeherrschte Sol dateska, die er auf da» Ruhrgebiet losgelassen hat, ma chen e» der deutschen Regierung leicht,, ihm täglich^ ja stündlich, schlagend nachWweisen', datz Frankreich den von ihm angeblich verteidigten Vertrag mit Füßen tritt und die einfachsten Unter zivilisierten Völkern geltenden Gesetze verhöhnt. Die lächerliche Geste der Ablehnung der deutschen Noten wird die deutsche Regierung nicht daran hindern, auch ivetterhin die Mitten» im Frieden begangenen rohen Gewalttaten ^Frankreichs und die hel- detthafte Betätigung der tapferen französischen Offiziere, die sich an wehrlosen Zivilisten, ja an Frauen und Kin dern vergreifen, an der strengen Elle de» Rechts zu mes sen. Auch wenn Herr Poineare Wach» in seine Ohren stopft, so wird die ganze-Welt Unsere Proteste erfahren und erkennen, wo in Wahrheit der militaristische Ruhe störer einer nach!yri«dsn lechzenden Welt steht. Ebenso wenig wird Herr Poineare Frankreich selbst darüber täu schen können, datz sein Kohlenfeldzug bisher nichts er reicht hat al» die völlige Lahmlegung -es Verkehr» im verkehrsreichsten Gebiet der Welt, die Stillegung der wichtigsten Industrien in Lothringen und Luxemburg und für Frankreich einen ganzen Monat ohne Ruhrkohle. G« ist in jedem Krieg die schwächste Stunde, wenn der Feldherr behauptet, die Mitteilungen Wer die Lage böten dem Feinde willkommene Waffen dar. Damit WM Poin eare jetzt die Kritik im eigenen Lager mundtot machen. Much seinen Gegnern von recht», die ihn vor den Aus schuß fordern, hätte er M gern entzogen Nun will er endlich kommens wir glauben ihm gern datz er „nicht alle» sagen könne". Trotzdem läßt sich die Wahrheit noch chentger erwürgen al» ein große» pflichttreuer Arbeit Angegebene» Volk.' » Ein» neue -rutsche Protestnote. Die deutsch«» verirrter in Pari», London und Brüssel haben den dortigen Regierungen Weisung-gemäß folgende Note übergebenr Die Interalliiert« Rhetnlandkommtssion hat zur Durch setzung der bereit» von der Deutschen Regierung al» recht- und vertragswidrig charakterisierten Verordnungen Nr.182—ISS über bi« Beschlagnahm« von Pfändern und zur Erzwingung der von ihr völkerrechtswidrig verlangten Mitwirkung der deutschen Beamten am S. d. Mt». unter Nr. 140 eine «eitere Verordnung erlassen. Lies« Verordnung bestimmt, datz di« Beamten de« deutschen Verwaltungen «egen der in Au»füh- rung dies« Verordnungen unternommenen Handlungen von deutschen Behörden in keiner Weis« zur Verantwortung ge zogen oder in ihren Rechten beeinträchtigt werden dürfen. Weiterhin wird durch die Verordnung di« Strafverfolgung von Personen, Firmen und Gesellschaften wegen aller Hand- lungen untersagt, di« auf Grund jener Verordnungen erlaubt seien. Zuwiderhandlungen gegen di« Verordnung «erden mit Geldstrafe bi» zu SO Millionen Mark und mit Gefängni» bi» zu ü Jahren -«droht. Auch bei dieser Verordnung hat die Rhetnlandkommission^ von vornherein auf den aussichtslosen Versuch verzichtet, ihren Erlaß auf da» Rhetnlandabkommen zu stützen. Sie beruft sich vielmehr wiederum lediglich auf Weisungen, die gewiss« Oberkommissare von ihren Regierungen erhalten hätten. Die Rheinlandkommission ist sich offenbar völlig bewußt, daß die Bestimmungen des Rheinlandabkommens ihr keinerlei Hand habe zum Erlaß von Verordnungen bieten, die ihrem ganzen Inhalt nach nicht die Gewährleistung der Sicherheit, der Be dürfnisse und des Unterhaltes der Besatzungstruppen, sondern lediglich die Unterstützung der Zielen des von einigen in der Rheinlandkommission vertretenen Regierungen unternommenen Rechtsbruchs zum Gegenstand haben. Die Verordnung Nr. 140 entbehrt deshalb jeder Rechtsgrundlage und ist für die deutschen Behörden und Beamten wie für Privatpersonen, Firmen und Gesellschaften ebenso unverbindlich wie die frü heren aus gleichem Anlaß ergangenen Verordnungen der Rheinlandkommission. , Die Deutsche Regierung legt demgemäß gegen die von der Rheinlandskommission unter Mißbrauch ihrer Befugnisse erlassene Verordnung Nr. 140 und den damit unternomme nen Versuch, deutsche Beamte und Staatsbürger unter Ver letzung der ihnen gegenüber ihrem Vaterland» und ihrer legitimen Regierung obliegenden Pflichten zur Unterstützung rechtswidriger Maßnahmen gegen das Deutsche Reich zu ver anlassen, feierlich Verwahrung ein." Außerdem wird eine Abschrift der Protestnote der Inter- «liierten Rhetnlandkommtssion in Koblenz übergeben. Kar-lnal Schutt» über -eu wi-erstan- km Ruhrgebiet. Lier Sonderberichterstatter mchveper! großer! Organe der italienischen Volkspartei Gustavo Lraglia hatte nach der Kölnischen Vollszeitung vor einigen Tagen «eine Unterredung mit dem Kardinal Schulte. Ter Kardinal erklärter Da» deutsche Boll wttd Widerstand leisten, sein Opfermut und sein HeroiSimu» sind wirklich bewun dernswert. Mr wollen «ine Zwischenfälle Hervorrufen, aber wir wollen un» auch ungerechter Unterdrückung nicht beugen. Bei Minern jüngsten Besuch in Essen habe ich feststellen können, daß der Geist de» Wider stande» unter den Arbeitern tätlich stärker! Mrd. Muss die Frage, ob dieser Geist die Gesinnung nur einer Klasse oder de» ganzen deutschen Bolle» darstelle, asnt- wortete der Kardinal: Er stellt die Gesinnung de» gan zen deutschen Volke» dar. Da» deutsche Bott hat «ine Kriegsgedanken. Deutschland ist hmte friedlich, und kei nerlei Entfaltung militärischer Kräfte kann heute Ein druck auf.uns Wachen. Im Bewußtsein seine» guten Rechtes ist Deutschland bereit, in seinem passiven Wi derstand auszuharren. Tie Franzosen behaupten, .datz die Arbeiter auf ihrer Seite und die Bergarbeiter gegen die Eisenbahner seien. Da» ist nicht wahr. Unser« Ar beiter, welcher Kategorie sie auch immer angehören mö gen, sind vor allem anderen Deutsche. Sollt« durch.den Eisenbahnerstreik in der Mhetnprovtnz.eine Knappheit an Lebensmitteln hervorgerusen werden, so würden die Bergarbeiter allein den Streik fortführen. Die Eisen bahner müßten und würden dann di« Arbeit wiederauf nehmen, um der Bevölkerung.die LebenSmittellieferun- gen zu sichern. , Neue französische Gemeinheiten. Sperrung der Ausfuhr der Jndnstrleerzengniss« au» dem Ruhrgebiet in da» unbesetzt, Deutschland. Di« französisch, Regierung hat, wie Havas berichtet, dem deutschen Geschäftsträger in Parts eine Not« überreichen lassen, in der mttgetetlt wtrd, daß vom 12. Februar ab me tallurgische und ander« in den besetzten Gebieten fabrizierte Produkt« nicht mehr nach dem nlchtbesetzten Deutschland aus geführt werden dürfen. Anlaß zu dieser Maßregel hätten di« Befehl« gegeben, di« di« deutsche Regierung ihren Beam ten im Ruhrrevter erteilte habe. Durch dies« Befehle habe di« deutsch« Regierung angeblich versucht, Unruhen aller Art hrrvorzurufen. Der belgische Minister de» Aeußrren hat nach «in« Mel- düng der Agenc« Belg« dem deutschen Geschäftsträger in Brüssel «ine entsprechend« Not, übenetchrn lassen. Haya» teilt in einer offenbar al» halbamtlich anzu- sehenden Meldung mit, der Beschluß der französischen und belgischen Regierung, den deutschen Ministern den Zutritt zum Ruhrgebiet zu untersagen, «eil durch ihre Anwesenheit Unruhen hervorgerusen «erden könnten, bedeut« nicht, datz di« alliierten Behörden di« Absicht hätten, beim ««treten her Besetzung»,one einen Passierschein oder Patz zu verlangen. Die große Zahl der Zugang»««-* zum Ruhrgebiet machen «in« derartig« Kontrolle unmöglich und im übrigen würde ,» nur eine» Flugzmge» bedürft», um di, Kontrolle zu umgehen. E» würden jedoch aus Grund dm Beschluss«, deutsch, Minister, wenn sie undehelligt in» Ruhrgebiet hineinafkangt wären, sofort wieder nach Deutschland (l) zurückgebracht ««den, sobald th Abwesenheit gemeldet «erd«. Wettere Gewattfchritte Frankreichs, stuswrlstmg üreler Aecheoölrektoren. Die Verhaftung der Zechendtrektoren, öl» gestern vormittag erfolgt fft, hat aus» neue die Gemüter der Arbeiterschaft erregt. ES wurde, wie schon gemeldet, der Direktor der Zeche .Konstantin der Große" bei Bo chum, Bergrat Hoppstaedter, und der Tirektor der Zeche .Helene Amalie", di» Vvtschen Essen und Alten-Essen liegt. Bergassefsor Dr. Berssel, festgenom» men. Tie beiden Verhafteten wurden nach Bredeney zum Quartier des Kommandierenden General» gebracht. Ihre Festnahme erfolgte ohne Angabe von Gründe». Im Laufe de» Tage» ist auch noch Bergqsseffvr Reckmann von der Grube „Prosper 1" festgenommen worden. Meso letzte Grube gehört «um Arenberg-Konzern. Auch hiev erfolgte die Festnahme ohne Angabe von Gründen. Di» drei Herreu sind späterhin in» unbesetzte Gebiet gekracht worden. Ihre Ausweisung erfolgte, so wird von französischer Stelle behauptet, weil sie den wiederholten Befehlen des Generals Tegoutte nicht nachgekommen sind Und den Mitgliedern der französisch-belgischen Ängenieurkommif- sion nicht die Auskünfte über die Zechenanlagen gegeben haben. Pi« von ihnen verlangt wurden. Ti« Bergwerks direktoren haben sich auf Pie Befehl« d«S KoHlenkouv- missar» berufen und erklärt, den Befehlen da» General» Degoutte kein« Folge leisten zu können. Deshalb hat da» Kommando Hre Festnahme und ihre NURveisttNg aus dem besetzten Gebiet befohlen. Mit der Festnahme der beiden BergwerMtrektvom Hoppstaedter und Beissel ist die Besatzungsarmee dum erstenmal in Konflikt mit dem Krupp-KonzerN Tie beiden Gruben sind zwar selbständig« Gew aber die Hauptantelle gehören dem Krupp-Konzern, scl daß man sie mit Recht in ihren Eigentumsrechten al» zum Krupp-Konzern gehörig bezeichnen Ann. BW« hat die BefatzungSbchörde da» Bestreben gezeigt, Erin» Konflikte mit Krupp zu suchen, E» erregt deshalb Must sehen, datz man jetzt den Anfang mit zwei Direkt«»« Kruppscher Gruben gemacht hat. Da» neue Verfahren der Ausweisung ist natürlich ebenso rechtswidrig, wie e» der Versuch war, durch Kriegsgericht-Urteile die 'Zechen besitzer mürbe zu machen. Offenbar hat der Verlauf de» Verfahrens gegen Thyssen abschreckend nicht auf Ad Zechenbesitzer, sondern auf die Gewalthaber stiövr ge wirkt, die deshalb jetzt den geräuschloseren Weg der Aus weisung wählen. Selbstverständlich werden trotzdem nach wie vor nur die Anweisungen der Regierung und de» Kohlenkommissar» befolgt werden. , Bei dieser Gelegenheit sei bemerkt, datz von amtlicher deutscher Seit« festgestellt wurde, datz die Hälfte der ge genwärtigen Förderung der Grüben im eigenen Bftmck von anderen Betrieben verbraucht wird, und datz nur dte Hälfte der Förderung auf Halde gestürzt zu werd«« braucht. Man ist in den leitenden Kreisen des Bfrgwm sen» davon überzeugt, datz die Arbeiterschaft Noch wo chenlang in den Gruben mft lohnenden Arbeiten beschäf tigt werden kann, wobei allerdings die Förderung am ein Minimum «urückgeschraubt werden ntutz. Aber.tz» sind so viel« Aufräumungsarbeiten und Vorarbeiten KU machen, datz Arbetterentlassungen oder Einlegung von Feierschichten für di, nächst« Zeit nicht notwendig, sein werden. ' '' , s Nene Verhaftungen. Gestern vormittag ist der Direktor Lattau bon der Gewerkschaft „Zollverein" au» unbekannten Gründen verhaftet worden» gestern abend wurde der VVerhergrM Rufsel von der Berginspektton 8 derhaftst. Ein Sah» Gefängni» gegen deutsch, Zolldeamt». Bor dem französischen Kriegsgericht fanden am Freitag nachmittag di« Verhandlungen gegen den Zollbeamten Niemann und den Finanzrat Neuenburg au» Zell an der Mosel statt. Veld« erhielten je ein Sah, Gefängni» mit Strafaufschub «eil st« in «nergtscher Form «« abgelehnt hatten, den Befehl«' de« französischen Behörde» die Bücher des Zollamt«» vorzn» legen, nachzukommen. Di« Angeklagten wurden sofort au» der Haft entlassen. Da» Zollamt Düsseldorf-Vst «st am Freitag ran den Franzose» besetzt unb geschlossen worben- » Da» französisch, Militärpolizeignicht in Koblmz venu» teilt« den evangelischen Pfarrer Konrad vacharach und den Psarr« Meiferath au» Simmern weg«, angeblich« Ausrettung, der Bevölkerung in einer Predigt zu lOOOv M<M -MW 20000 Mart Geldstraft. «SU» ZwischntfM, tn «MWtzmiW. M Di« VahMft Bärop Und Hsngsttzt W ßMM Franzosen ««lassen «oeden. Linttcheinlsch und tm mWW