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DK. .Welßeritz-Zettune' ?rlchelnt wöchentlich drei mal : Dienstag, Donnerr- iag und Sonnabend und wird anden vorhergehen- denAbendenausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. 25 Pfg-, zweimonatlich 34 Pfg., einmonallich 42 Pfg. Einzelne Nummern LÜ Pfg. — Alle Postan- jtalten, Postboten, sowie snfereAusträger nehmen Bestellungen an. Wcheritz-Mung. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate werden mit IL Pfg-, solche au» unsenfi Ämtshauptmui i: 'schäft mIt12Pfg.dieSpaltz-itt oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen aus der ersten Seite <nm von Behörden) die zwei- gespaltene Zeile SS bez. M Pfg. - Tabellarisch, und komplizierte Inserat« mit entsprechendem Auf schlag. - Eingesandt, l» redaktionellen Teile, di Spaltenzelle SO Pfg. Amtsblatt fiir die Königliche UmtshauxtniailMast, das Königliche Amtsgericht Md dm Sladimt zu Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Illustrierten Anlerhaltungsblatt". Mit land- und hauswlrtschastlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Veranlnwrllicher Redakteur: Paul Jehnr. - Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. 77. Jahrgang Donnerstag, den 10. August 1011. Nr. 93. Die Hauptkörung der bei der Königlichen Amlshauptmannschast angemeldeten Zuchtbullen wird in Borlas Dienstag, den 15. dss. Mts , nachm. 3 Uhr, „ Spechtritz „ 15. „ „ „ 5 „ stattfinden. Im übrigen wird auf die Bekanntmachung vom 10. März d. Js. — Nr. 459a 6 — lWeißeritz-Zeitung Nr. 31) verwiesen. Die Bullenanmeldung hat bis zum 13. dss Mts. zu erfolgen. Nr. l 3 l l O. Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, am 9. August 191l. Das französische Kongogeviet. Bekanntlich Hecht es, daß In den zu Berlin zwischen dem deutschen Staatssekretär des Auswärtigen v. Kiderlen- Wächter und dem französischen Botschafter Cambon schwebenden Verhandlungen über Marokko die Abtretung eines Telles der französischen Kongokolonie in Afrika an Deutschland für den Verzicht Deutschlands auf seine Rechte in Marokko zugunsten Frankreichs in Aussicht genommen worden sei. Es ist nach wie vor völlig ungewiß, was es mit dieser Annahme auf sich hat, wie man denn über haupt über die Einzelheiten der Berliner Marokkoverhand lungen bislang nichts positives erfahren hat. Lediglich das eine ist jetzt laut einer Erklärung des offiziösen Wolff- schen Telegraphenbureaus als feststehend zu betrachten, daß eine Grundlage für eine Verständigung in diesen Verhandlungen endlich gefunden worden ist, sodaß wohl nicht mehr von einem möglichen Scheitern der deutsch- französischen Unterhandlungen gesprochen werden kann. Was aber nun das angebliche Projekt der Ueberlassung eines Teiles von Französisch-Kongo an Deutschland gegen dessen Verzicht auf seine marokkanischen Rechte anbelangt, so kann man nur wünschen, daß die Sache eben blos Projekt bleiben möge, denn wenn auch das französische Kongogebiet etwa dreimal so groß ist wie das Deutsche Reich, so würde dieser koloniale Neubesitz für Deutschland doch nur einen sehr fragwürdigen Erwerb bedeuten. Fast das ganze Gebiet besteht aus unbewohnbaren Waldungen und ausgedehnten Flußsümpfen, was die ungemein ge ringe Bevölkerungszahl von 3 652008 Seelen hinlänglich erklärt, welche eine 1908 vorgenommene genaue Zählung der Bevölkerung von Französisch-Kongo damals ergab. Das ganze Land ist «in Fieberland im wahrsten Sinne des Wortes, würde also für deutsche Ansiedler schon des halb vollkommen ungeeignet sein. Ferner ist Französisch- Kongo als die eigentliche Heimat der verheerenden Schlaf- krankheit bekannt, gegen welche Krankheit noch kein wirk samer Schutz aufgefunden worden ist. Der Träger dieser furchtbaren Krankheit ist die Tsetsefliege, die vorzugsweise in den heißen Flußsümpfen lebt. Sie befällt vor allem die Rinderherden und dezimiert sie in kurzer Zeit gründ lich, sodaß, wo die Tsetsefliege herrscht, eine Rindvieh- Haltung geradezu unmöglich ist, und dies gilt auch für das französische Kongogebiet. Von Haustieren finden sich in der Kongokolonle im wesentlichen nur die überall in Afrika heimischen Hühner, ferner Hammel, sowie Hunde vor. Den Hauptreichtum des Landes bildet der Kautschuk, doch sind die Bestände an Gummipslanzen, welche be kanntlich den Kautschuk liefern, durch Raubbau nahezu vollständig erschöpft. Nahezu verschwunden ist in Fran zösisch-Kongo der daselbst ehemals sehr schwunghaft be triebene Elfenbeinerport. Vorhanden ist dann noch etwas Zuckerrohr-, Kaffee- und Kakaobau. Für di« wirtschaft liche Aufschließung des Landes ist von der französischen Verwaltung bislang noch herzlich wenig getan worden. Es gibt nicht die kleinste Eisenbahn, sondern lediglich ein paar Telegraphenlinien. Ordentliche Straßen, die von der Küste nach dem Innern führen könnten, gibt es auch nicht, nur schmale Saumpfade führen durch den sumpfigen Urwald. Die Handelsniederlassungen und Stationen der Europäer liegen im Lande ganz zerstreut, ihre Verbindung unter einander ist bei den herrschenden primitiven Brr- hältnissen eine höchst mangelhafte. — So ist im großen und ganzen dies Sumpf- und Fieberland beschaffen, welcher Deutschland für seinen Rückzug aus Marokko zu gunsten der Franzosen erhalten und wofür es außerdem sogar, wie es wenigsten« heißt, auch noch seine in günstiger Entwickelung begrisfene westasrikanische Kolonie Togo den Franzosen drauf geben soll. Dabei herrschen fortwährend Eingeborenenunruhen in Französisch-Kongo, welche die französische Regierung genötigt haben, ihre Militärmacht in dieser Kolonie immer mehr zu erhöhen; sie beträgt 5600 Mann, aber selbst diese Zahl erweist sich noch als ungenügend. Hoffentlich lehnt es die deutsche Regierung ab, über den eventuellen Erwerb eines solchen auf lange Jahrzehnte hinaus wertlosen Gebietes durch Deutschland mit Frankreich irgendwie ernsthaft zu verhandeln! Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die große Hitze der letzten Wochen will immer noch nicht nachlassen und will nicht e nem durchdringenden Regen Platz machen, ja die Herren Wettermacher verkünden von Tag zu Tag, daß der jetzige traurige Zustand wohl noch einige Zeit anhalten werde. Diese unbändige Hitze ist wohl auch die Ursache, daß der Besuch unseres Saisontheaters zu wünschen übrig läßt. Möchte doch der Besuch ein besserer werden, damit Herrn Direktor Haupt die Lust am Wiederkommen nicht verleidet wird, und die Vorstellungen verdienens wirklich! — Albertzweigvereinslotterie. Es sei nochmals auf die nächsten Sonnabend, den 12. August d. I. in der Reichskrone stattfindende Warenlotterie aufmerksam gemacht. Diese bietet ganz besonders günstige Gewinn aussichten. Es sind eine so große Anzahl schöner und wertvoller Geschenke zur Verfügung gestellt worden, daß nicht nur, wie in dem Verlosungsplan vorgesehen 60, sondern 100 Gewinne verlost werden können, demnach gewinnt jedes 6. Los. Außer dem Grammophon sind eine Reihe wertvoller Kunstblätter, Bilder, Bücher und hübsche Gebrauchs gegenstände gestiftet worden. Lose sind noch erhältlich bei den Herren Vester, Kästner, Niemand und Schmidt. Borlas. Ein böser Gast, der Diphtheritis, hat hier seinen Einzug gehalten. Kaum sind die Masern, denen zwei Kinder zum Opfer fielen, vorüber, so kommt diese gefürchtete Krankheit und sind an ihr innerhalb 14 Tagen 18 Personen erkrankt. — Lin schrecklicher Unglücksfall ereignete sich am Sonnabend früh in der 9. Stunde. Ein 11 jähriges Mädchen wollte Kaffee kochen und füllte den Spiritus kocher nach, während noch ein kleines Flämmchen brannte. Sofort stand das Kind in Flammen. In seiner Angst sprang es bis auf den Nachbarhof, wo man es laut schreiend und lichterloh brennend fand und Mühe hatte, das Feuer zu ersticken. Die erlittenen Brandwunden sind so schwer, daß es sofort in ein Dresdner Krankenhaus überführt werden mußte und es zweifelhaft ist, ob es mit dem Leben davon kommt. Eine kleine Schwester des ver unglückten Mädchens, welche Hilfe leisten wollte, erlitt ebenfalls Brandwunden. Da aber auch die Wohnstube vom Feuer erfaßt worden war, so hätte bei der Dürre noch leicht ein größeres Schadenfeuer entstehen können. Da erwiesenermaßen Erwachsene ost genug leichtfertig mit Petroleum und Spiritus umgehen, sollten Eltern ihren Kindern den Umgang mit feuergefährlichen Stoffen unter allen Umständen untersagen. Hausdorf bei Maren. Ballon-Nachtfahrt. Am Sonnabend früh 3,08 Uhr wurde vom hiesigen Gasthofe aus ein Ballon bemerkt, welcher in zirka 100 Meter Höhe von Norden nach Süden seinen Kurs nahm. Infolge der Windstille ging die Fahrt langsam von statten. Durch eine Laterne wurde dem Ballon gewinkt und fröh liche Anhänger des Gottes Gambrinus brachten den In sassen ein Ständchen, welche es auch verstanden, daß es für sie bestimmt war und dankten dafür. Da man sich durch Zurufen sehr gut verständigen konnte, frugen die Ballonfahrer, über welchen Ort und nächster Umgebung sie sich befänden. Nachdem sich die Luftreisenden, unter welchen sich auch eine Dame zu befinden schien, genug orientiert halten, baten sie noch ein schönes Lied zu singen, was auch gern geschah und welches von Seiten der Ballonfahrer durch lebhaften Beifall belohnt wurde. Bärenklau. Am Sonntag nachmittag gegen l Uhr entstand in der Zinkornamentefabrik ein Schadenfeuer, das aber durch die herbeigeeilten Feuerwehren der Um gegend bald wieder gelöscht werden konnte, sodaß der entstandene Schaden glücklicherweise nur ein mäßiger ist und der Betrieb des Etablissements aufrecht erhalten werden konnte. Dresden. Prinz Heinrich der Niederlande traf Mon tag vormittag hier ein und besichtigte noch am Nach mittag einzelne Abteilungen der Hygiene-Ausstellung. — Der nächste sächsische Feuerwehrtag, der 1914 ab- gehalten wird, stndet in Bautzen statt. — Eine umfangreiche Verhandlung gegen 33 An geklagte wegen Verbrechens gegen das keimende Leben bezw. Anstiftung und Beihilfe zu diesem Verbrechen be gann am Sonnabend vormittag unter Vorsitz des Land gerichtsdirektors Or. Hettner vor der 2. Strafkammer des. Dresdner Landgerichts. Den angeklagten Frauen wird zur Last gelegt, seit etwa 4 Jahren Verbrechen gegen das keimende Leben teils versucht, teils begangen zu haben. Drei Mitangeklagte Ehemänner werden be schuldigt, den angeklagten Ehefrauen zu dem Verbrechen der Abtreibung Beihilfe geleistet zu haben. Nach Ver lesung des Eröffnungsbeschlusses wurde die Oefsentlichkeit für die Dauer der Hauptverhandlung ausgeschlossen. Der Hauptangeklagte Friedrich wurde zu 1 Jahr Gefängnis, die Frau Friedrich zu 8 Wochen Gefängnis, die übrigen Angeklagten zu 7 Wochen bis 2 Monaten Gefängnis verurteilt. Den Angeklagten allen, außer dem Ehepaar Friedrich wurde Bewährungsfrist in Aussicht gestellt. Großenhain. Am Freitag abend näherte lich ein Geschirr der Bergbrauerei Zschieschen der geschlossenen Schranke am Uebergange der Straße nach Strießen und Merschwitz, als ein Güterzug der Berlin-Dresdner Bahn herankam. Der Kutscher achtele nicht auf das Rufen des Wärters und so kam es, daß die Pferde die Schranke durchbrachen, vom herannahenden Güterzug erfaßt und etwa 30 Meter von der Maschine geschleift wurden. Ein Pferd wurde so stark verletzt, daß es getötet werden mußte, das andere Pferd erlitt nur geringe Hautverletzungen. Der Kutscher ist nicht zu Schaden gekommen. Riesa. Schon wieder hat die Kunde von einer Mordtat in hiesiger Gegend die Gemüter in Aufregung versetzt. Wie aus Oppitz sch bei Gröba berichtet wird, ist dort in der Nacht zum Dienstag die Frau eines Feuer manns ermordet worden. Noch nicht allzulange ist es her, da drang die Nachricht von dem grauenvollen Doppelmord in Boragk bei Mühlberg zu uns, und noch in aller Erinnerung steht die Bluttat, die vor vierzehn Tagen in Lommatzsch an dem Fleischermeister Möstel ver übt wurde. Waren in Boragk verschmähte Liebe, in Lommatzsch gewalttätige Roheit die Ursache der Ver brechen, so darf mit Bestimmtheit angenommen werden, daß die Triebfeder zu dem Verbrechen in Oppitzsch die Sucht nach Befriedigung sinnlicher Leidenschaft gewesen ist. Uebe> die Mordtat geht dem „Ries. Tgbl." folgende Meldung zu: Die Kunde von einem ruchlosen Mord durch eilte am Dienstag in den Morgenstunden das friedliche Oertchen Oppitzsch. In der Hausflur des Grundstückes Nr. 8 fanden früh in der 6. Stunde Mitbewohner die 56 Jahre alte Feuermannsehesrau Auguste Pauline Stelzner geb. Fischer tot auf. Nach ärztlichem Ausspruch ist an der Frau ein schweres Sittlichkeitsverdrechen verübt und die Bedauernswerte dann vom Täter erdrosselt worden. Die polizeilichen Untersuchungen wurden sofort ausge nommen und wurde ein 20jähriger polnischer Arbeiter, der auf dem Rittergute Oppitzsch beschäftigt war, als Täter ermittelt. Er hat die Tat bereits eingestanden. Die Ermittelung ist besonders dem Riesaer Polizeihund „Lona" zu verdanken. Grimma. Da die Nonne auch in den städtischen Waldungen beobachtet worden war, so wurde in der letzten Zeit von Schulknaben unter Aussicht des Wald- ausschers aus das gefährliche Insekt Jagd gemacht. Man sing auch jeden Tag eine größere Anzahl Schmetter linge. Bis letzten Montag. Da machte man die wunder- liche Entdeckung, daß die Schmetterlinge auf einmal ver schwunden waren. Nur noch tote Tiere sand man auf dem Boden liegen. Ob die Hitze den Waldschädlingen zum Verderben geworden ist? Chemnitz. Infolge der Trockenheit ist der Wasser- piegel in der Neunzehnhainer Talsperre um 7,30 Meter gefallen, so daß die Sperre nur noch bis zum vierten Teile gefüllt ist. Bärenstein i. E. In Gegenwart von Staats- und Gemeindevertretern, sowie der Erzgebirgsvereine von hier und von den benachbarten Orlen wurde aus dem fis kalischen Bärenstein-Basaltbcrge die Wahl des Platze« für