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k-znos Wolkkramm >">-0slll. Wsl1ms5lco. W»ltm«fks. Vvfksuf nur VIK70K»^tt^US. Mnyrlr»»« Nr. IS. ß Adolf Hitlers Anklage gegen v. Kahr. Der erste Tag des Münchner Prozesses bringt sensationelle Feststellungen über die Haltung v. Kahrs, Lossows und Seissers. Killer bekenn! sich zur Tal, -ie Beschuldigung -es Sochverrals lehn! er ab. »tünche«, SS. Febr. In den frühen Morgenstunden d«S heutigen Tages zeigte sich in der sonst so ruhigen Gegend, wo da- Gebäude der ehemaligen Infanterieichule liegt, ein be wegtes Leben. Sämtliche umliegenden Straßen sind abge- sperrt. Alle Personen, die dnS Gebäude betreten, werden inkeberholt aus ihre Ausweise kontrolliert. Im Gebäude selbst «nb überall sind Posten der Landespolizei ausgestellt. Die Kontrolle in den zum Sitzungssaal führenden Gängen üben Kriminalbeamte in Zivil aus. Der Sitzungssaal, der mit seiner getäfelten Decke einen nicht unfreundlichen Eindruck macht, begann, sich gegen AS Uhr zu füllen. In den ersten Stuhlreihen hatten bevorzugte Zuhörer Platz gesunken, öarunter an 60 Plätzen Vertreter der deutschen Presse und eine Reihe von Ausländern. Kurz nach AS Uhr erschien der die Anklage vertretende l. Staatsanwalt S'englein. hieraus die Verteidiger, die auf der rechten Seite d.S Saales ihre Sitze haben. " Ge Gegen As Uhr betraten gemeinsam die Angeklagte» de« Saal. >«lS erster General Ludendorsf in Zivil, als einer der letzten Hitler tm schwarzen Anzug. Die Angeklagten be grüßten ihre Anwälte und nahmen hieraus ihre aus der linken Seite gelegenen Plätze ein Hitler und Ludendorsf begrüßten sich mit Händedruck. Von den Angeklagten ist nur Leutnant Wagner in Untiorm erschienen. Das Gericht ist auS zwei Richtern und drei Laienrichtern zusammengesetzt, an der Spitze steht Landgerichtsdivektor Ncidhardt. Bei der Feststellung der Personalien richtet der Vorsitzende a« Hbertandcsgcrichtsrat Pöhner die Frage, ob sich sein Vcfinden so weit gebessert bnbe, daß er der Verhandlung fol gen sönne. Pöhner antwortet mit Ja. Sodann erhob sich der Erste Staatsanwalt Ltcnglein und erbob die > Anklage wegen Hochverrats. Durch einen HilssstaatSanwalt erfolgte hierauf die Verlesung Lkr Anklageschrift. ' Von der Staatsanwaltschaft ist eine große Zahl von Zeugen aufgeboten. AlS Hauvtzeugen sind genannt: der frühere Grneralstaatskommissar Dr. von Kahr, der bisherige Kom mandant des Wehrkreiskommandos von Lossow, Oberst Geister, Regierungspräsident von Loritz, Hauptschriftleiter Schiebt, der frübcrc Leiter der Pressestelle des Gcneral- staatSkommissariats. Von der Reichswehr sind 2l Offiziere, darunter drei Generalmasore als Zeugen geladen, von der Ivfanterleschulc 12 Offiziere, darunter der Generalmajor v. Tieschowih, ferner eine große Anzahl von Offizieren und Wachtmeistern der LandeSp. lizci von München und ObcrlondSbcrg. Außerdem eine Neide von Beamten der »ollzeidirektion München, darunter der Polizei präsident sowie verschiedene Privatpersonen. Die Anklagelchrifl umfgßt 40 Seiten. Sie gibt einleitend eine längere Schil derung der Vorgänge tm Bürgcrbräukcller am Abend des 8. November vorigen IabreS wieder, die. soweit sie sich im Saale selbst abgcsviclt haben, allgemein bekannt sind. Die letzten Abschnitte behandeln die besondere Schuldsrage der einzelnen Angeklagten. Adolf Hitler wirs alS die Seele des ganzen Unternehmens bezeichnet; denn er habe den Plan zu dem Unternehmen entworfen, sich bei der Austtibrnng an die S'sitze geletzt, den Sturz der Negierung im Reiche und in Bauern erklärt, immer neue A-mtcr verteilt und für sich selbst die oberste Seitnng der NelckiSpolitlk allein in Anspruch genommen. Er sei bemüht gewesen, das Unternehmen zu festigen und zu er weitern und es auch dann noch fortzufübren. alS ihm die völlige Aussichtslosigkeit vollkommen klar sein mußte. Bei General Ludendorsf sei die Annahme begründet, baß er über daS für den 8. November geplante Unternehmen schon, vo r he r g r n a u » n t r r r > ch t e t war. von der ge waltsamen verfassungswidrigen Art des ctngeleitetcn Unter nehmens habe er sicher spätestens am Abend des 8. November KeiintnIS'erhalten, als er mit Kraftwagen abgeholt und znm Bürgeibränkellcr gebracht wurde. Er sei auch sogleich auf die Seite des Unternehmens getreten und habe sich als Führer dtzr neu zu bildenden Nationalarmcc betätigt, indem er Vor- schrUten über Grenzschutz. Eingliederung der Verbände in dir Reichswehr erließ, den Beschs an Hauptmann a. D. Rühm gab. daS Wehrkreiskommando mit seinen Leuten besetzt zu halten, und indem er sich schließlich an die Spitze de» ZugeS in daS Stadtinnere stellte, um durch das Gewicht seines Namen» uns seiner Persönlichkeit dem Ganzen einen be sonderen Nachdruck zu geben und Einfluß aus die Reichswehr Und di« LandeSvvlizei zugunsten des Unternehmens zu ge- wtnnrn. ^ Bon dem Rat am Obersten LandcSgcricht München Ernst Hühner behauptet die Anklage, baß er schon einen Tag vor her von den Plänen Hitlers wußte, ebenso habe sich der Oberamtmann bei der Pollzeidtrektion München Wilhelm Frick schon vorher bereit erklärt, fitr den Fall einer völkischen Erhebung den Posten eine» Pollzeivräsiden- »eu t» München anzuuchmcn. ebenso habe er ov« de« skr den Abend des 8. November geplante» Ereignissen Kenntnis haben müssen. Von Dr. Friedrich Weber behauptet die Anklage, daß er die Durchführung der Unternehmens vom 8. November erst ermöglichte, indem er als politischer Führer des Bundes Oberland das Gewicht dieses Bundes zugunsten deS Unter nehmens tn die Waaschale warf. Hauptmanu a. D. Ernst Röhm wußte schon am 7. Nov. von oem geplanten Unternehme» und war derjenige, der das Wehrkreiskommando im Aufträge der neuen Machthaber be setzte. Oberleutnant d. R. Wilhelm Brückner verankaßte die Mobilmachung des Nationalsozialistischen Regiments, Leutnant Robert Wagner die Alarmierung der Jnfante- rteschule zugunsten dcS Unternehmens. Oberstleutnant Kriebel war der militärische Führer des KampfbuubeS, ließ Geschütze auffahren usw., und Oberleutnant a. D. Pernct war alb Verbindungsoffizier zwischen den einzelnen Persönlichkeiten und Befehlsstellen vor und während des Unternehmens tätig. Nach Verlesung der Anklageschrift beantragte Staats» auwalt Dr. Stenglei» Ausschluß der Ocffcntlichkeit. weil die öffentliche Verhandlung der Sache eine Gefährdung der staatlichen Sicherheit und der öffentlichen Ordnung herbeiführcn könnte. Rechtsanwalt Dr. Holl gab tm Namen der Verteidiger folgende Erklärung ab: Die Anklageschrift selbst berühre Punkte, deren öffentliche Behandlung kaum im Interesse üeö Vaterlandes wäre. Er bat das Gericht, den Antrag des Staatsanwaltes abzulehnen und soweit wie möglich öffentlich zu verhandeln. Tie Verteidigung misse genau, wenn Punkte zur Sprache kämen, die mit den Interessen unteres Landes nicht vereinbart werden könnten, und werde das Gericht dar- aus aufmerksam machen, io daß von Fall zu Fall die Oeiicnt- lichkeit ausgeschlossen werden könne. — Iustizrat Kohl, der Verteidiger von Röhms, erinnerte an die Versprechungen, die vom Parlament und von Herrn von Kahr bezüglich der Oeffentlichkeit des Verfahrens gegeben worden seien. Die Angeklagten böten persönlich die Garantie dafür, daß sie IcdeSmal daS Gericht daraus aufmerksam machen würden, wenn sic etwas zu sagen hätten, was den Interessen des Deutschen Reiches und Bauern widerstrebe. Inzwischen bat der Staatsanwalt den Zusatzantrag ge» stellt, über seinen Antrag unter Ausschluß der Oefsentlichkeit z« verhandeln. — Iustizrat vo» Zezschwitz. der eine Vertreter LubrndorifS betonte, daß der Staatsanwalt seinen Antrag schon vor Verlesung der Anklageschrift hätte stellen müssen. Nachdem die Anklageschrift verlesen war. müsse mit gleichem Maße gemessen werden und auch für die Verhandlungen die volle Oefsentlichkeit bcrgcstellt bleiben. DaS Gericht zog sich hieraus zur Beschlußfassung zurück und verkündete folgenden Beschluß: Für die Verhandlung über d"» Autrag des Staats» auwnlteS wir- die Oefsentlichkeit ansgcschlosscu. Zu» gelassen sind «or die Vertreter der Reichs» u»d Staatsbehörden. Der Saal wurde hieraus geräumt. Knrz vor 13 Uhr wurde die Oefsentlichkeit wiederher gestellt. Ter Gerichtshof trat sofort in die Vernehmung der Angeklagten ein. AlS erster wurde Mols Killer ausgerufen, der in kurzen Sätzen auf di« Frage deS Vor sitzenden ein Bild über seinen Lebenslank vom Felde bis zur Ncbernabme des Amtes als erster Vorsitzender der national sozialistischen Partei am 2g. Juli lv21 gab. Er erklärte u. a. auf die Frage des Vorsitzenden, daß er österreichischer Staatsangehöriger sei und lsie bäurische ^-mtsange- hürlgkcit nicht erworben habe, aber als KrlegSfrei- williger in der deutschen Armee im Felde gestanden und sich daS Eiserne Kreuz l. Klasse, sowie andere Auszeich nungen erworben habe. Außerdem sei er einmal schwer ver wundet worden. Später habe er noch eine schwere Gasver giftung erlitten. Der Vorsitzende schlug dann vor. Hitler zu- sammenbängend über die Beweggründe zur Tat seine Dar- lequngen machen zu lassen, und beraumte vorder noch eine Mittagspause an. In der Nachmittagssitznng begann sofort der An» geklagte Hitler mit seinen Ausführungen. Er schilderte zu nächst sein« Verhältnisse in frühester Jugend, die eS mit sich brachten, daß er bereits mit >6 Jahre» sich aus eigene Füße stellen mußte. Er erkannte da» große Elend der breiten Masse», aber er erkannte auch, daß cS fremde Rassen waren, die des Volkes grüßte Feinde seien. Hier habe er zuerst die marxistische Bewegung kenncngclernt. Sr sei absoluter «ntisemit »nd fanatischer Natt»«alift ge, worden. Bel Beginn de» Kriege» habe für ihn fcftgeftanden, daß. wenn Deutschland nicht die Krass besitze, da» marxistisch« Problem zu lösen, e» mit landläufiger Folgerichtigkeit den Krieg verlieren müßt«. Ich bade in München die Räteperkvde mitgemacht «nd trat sodonn l» »ie damals n»r sechs Mann »arte Grnppe »er Nationalsozialistische« Ardetterpartei es«. Ich -ade mich keiner der damals bestehenden bürgerlichen Parteien angcschlosscn, missend, daß keine dieser Parteien daS Problem fassen würde» an dem Deutschland zugrunde gehen mußte: die marxistische Beweg«»«. Ich verstehe unter der marxistischen Lehre die prinzipielle Verneinung dcS persönlichen Werte», die an Stelle der Person die Zahl setzt. DaS Bürgertum kannte nicht dies« schlimme Lehre, welche Haß unter die eigenen Brüder streut. ES kannte ferner nicht den Terror, die absolute Brutalität der Macht dieser marxistischen Bewegung. Für uns war Deutsch- land gerettet an dem Tage, an dem der letzte Marxist Deutsch, land den Rücken kehrte oder vernichtet war. Die NovemLer, Revolution von 1S18 wird als ei» gelungener Hochverrat be schnei. diese» einzige Verbreche«, das nur dann Leftras« wird, «renn eS mißlingt. Die Tat des 8. November 1S18 ist aber nicht Hoch-, sonder« Landesverrat. Bei meinem Beitritt zur Nation-lsozialistischeu Partei stand ich zunächst, wie es scheinen wollte, auf verlorenem , Posten. Heute aber ««saßt der Gedanke Millionen. Heute ist ! die ehemals so verspottete kleine Bewegung in» Riesenhafte gewachsen. Wir mußten uns auf eigene Füße stellen. Für den. der willens ist. mit geistigen Waffen gegen uns zu kämpfen, staben wir den Geist, für den aber, der die Waffe des Geistes nicht anerkennt, haben wir die Kanst. Das war der Zweck der Schassnug der nationalistischen Sturmabteilungen. Sie sollten es verhüten, daß unsere Bewegung niedergeschlagen wurde. Sie hatte keinen militärischen Zweck, sondern aus schließlich den, in jedem Orte eine Organisation zu haben, die fähig war. den Terror von links mit noch größerem Terror aiederzndrechen. Dieser Zweck wurde auch bis zum Herbst 1922 durchgeführt und eingehalten. Im Herbst 1922 haben wir erkannt, daß das Rnhrgebict doch »och verloren gehen werde. Damals kamen wir in einen große» Zwiespalt mit unserer bürgerlichen Welt. Unsere Bewegung hat klar er kannt. daß die Frage der Erhaltung des RuhrgebietS nicht eine Frage rein taktischer Tätigkeit sein kann, sondern in erster Linie eine Krage der Wiedergewinnung des deutschen Willens zum Widerstand. Das Ruhrgebtet muß verlöre» sei», we«n sich das deutsche Volk nicht darauf besinnt, daß Politik «icht mit Phrase«, son- der« mit dem Schwerte geführt wird. Wir hatten erkannt, daß der passive Widerstand im Nuhrgebiet nur so lange Sinn und Zweck hatte, als sich dahinter eine Einheitsfront nationalen Willens ausrecht erhielt. Aber anstatt die nationale Bewegung zu einem überwältigenden Aufichäumen zu bringen, hat man dafür den bezahlten Generalstreik an der Ruhr cingesühri und geglaubt, damit bi« sittlichen Kräfte zu wahren. Meine Meinung über Herrn Dr. v. Kahr ist folgende: Er ist ein lieber, ehrenhafter, alter Beamter, aber damit Schluß. Der Redner ging dann ausführlich anf die Versammlungsverbote Dr. v. KahrS ein. Gegen Haupt mann Na iß war seinerzeit ein Haftbefehl dcS Staats» gcrtchtshoses erlassen worden, well er in einer Rede au»- geführt hatte, baß der Kampf nach dem Norden getragen werden müsse, und daß Bayern in Berlin Ordnung schaffen werde. Diesen Haftbefehl hat damals Herr v Kahr sistiert. Sr konnte also in dieser Aenbernng zum mindesten nichts Strafbares erblickt haben. Er mußte der Ueberzcngung ge- wesen sein, -aß dieser Kampf gegen Berlin gerecht fertigt und vielleicht auch notwendig wäre. Tatsächlich waren damals anch alle Vorbereitung«« getroffen, «m de« Kamps gegen Berlin anSznscchteu. Diese Vorbereitungen mußten auch tn mir die Ueberzeugung bestätigen und festigen, daß der Kampf selbst unausbleiblich sei. lieber die getroffenen Vorbereitungen bitte ich In einer nicht- öffentlichen Sitzung weitere Ausführungen machen zu dürfen. Damals ging ich zu Lossow. Nach der Gehorsamsver weigerung vo» Lossow konnte eS «einer Meinung nach keine andcre Alternative gehe», als Sturm oder Kamps bis zum Aeutzerste«. Denn ctn General in dieser Stellung seiner Vorgesetz te» Stelle den Gehorsam verweigert, daun muß er ent weder zum letzten «nd äußersten Kamps entschlossen sei«, oder er ist ei« gewöhnlicher Meuterer «adRedell. Das war anch damals schon die Uebcr, zengung Lndcndorsfs. Ich habe damals Lossow erklärt, das Volk habe erwartet, daß jetzt der Kampf gegen die Novemberverbrecher mit aller Rück- sichtölosigkeit ausgenommen werde, und daß auS einer natio- nallsttschcn Volkserhebung et» Dtktelvr emporsteigt. DaS Volk Hab« andere» erwartet als vier- und »ohlenprclb-Srmäßtgungeu. al» unmöglich« wirlschasti.che Ratschläge. Ich habe zu Lossow gesagt. eS gäbe zwe Möglich, ketten, entweder den begonnenen Kamps zu Ende führen, oder aber eine Kavitnlation. Losso» hat eine Kapitulation als aus geschlossen erklärt — als» dann der Kampsi In dieser Unter- rednng hade ich Soll«« getagt, daß «einer Metnung nach kite «i»e« — » ' —