Volltext Seite (XML)
Slhönbnrgtr TiMblntt Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Annahme von Inseraten für die nächster« scheinende Nummer bis vormittags 11 Uhr. Irr AbonnementSpreiS beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 25 Pf. Einzelne Nrn. b Pf. Irserate pro Zeile 10 Pf., Linges. 20 Pf. »«bell»rischer Satz wird doppelt berechnet. ««d Filialen: in Altstadtwaldenburg bei Herrn Kaufmann Otto Förster: in Kaufungen bei Herrn Fr. Janaschek; m Langenchursdorf bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herrn Wi- elm Dahler, Ligarrengeschäft an der Brücke; in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Wolkenburg bei Herrn Ernst Rösche; i» Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten. Amtsblatt für den ^tadtrath zu Waldenburg. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lnnzena«, ^ichtenstein-Callnberg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrmhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen« ltubEederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Neichenbach, Nemse, Rochsburg, Nußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. 160. Donnerstag, den 13. Juli 1899. Witterungsbericht, ausgenommen am 12. Juli, nachm. 4 Uhr. m - derometerftand 763 MW. reducirt auf den Meeresspiegel. Thermometerstand -s- 25,5* 6. (Morgens 8 Uhr -s- 22 6.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 42"/o. Thaupnukt -j- 13 Grad. Windrichtung: Südost Daher WitterUNflsausstchteu für den 13^Juli^ Meist halbhe-ter bei wechselnder Bewölkung. ^Waldenburg, 12. Juli 1899. Die Geschichte des Welthandels zeigt doch einen wunderbaren Wechsel der Machtoerhältnisse der handel treibenden Nationen, die einst den Weltmarkt beherrschten. Als nach der Entdeckung Amerikas das Mittelmeer als Centrum des Handels seine Bedeutung verlor und sich der Welthandel nach dem Atlantischen Ocean zog, wurden die Spanier das erste Handelsvolk der Welt, das mit dm Portugiesen den atlantischen Ocean beherrschte. In ihren Reichen ging die Sonne nicht unter. Allmählich öder wurden die Spanier auS ihrer weltbeherrschenden Stellung verdrängt, und an ihren Platz traten die Holländer, die eine solch ungeheure Handelsthäligkeit entfalteten, daß sie sich zur reichsten Nation der Welt ewporschwangen. Die Börse zu Amsterdam war die Pulsader der Welt und die Centralstelle alles geschäft lichen Verkehrs jener Zeit. Aber auch die Weltherrschaft der Holländer war nicht von Dauer. Sie wurde ihnen Isländern entrissen, die im 17. Jahrhundert die holländischen Schiffe aus den britischen Meeren ver- trieben und mit Erlaß der Cromwellschen NaoigationS- °cte, die u. a. vorschrieb, daß alle Waaren aus Asien, Afrika und Amerika nur von englischen Schiffen ringe- führt werden dursten, d^r Weltmachtstellung der Holländer entscheidenden Schlag versetzten. Die Engländer wurden die erste Handelsnation der Welt und haben diese Stellung bis zum heutigen Tage behauptet. Wird eS so bleiben? Vorläufig liegen »och keine Anzeichen für einen starken Wandel vor. Was aber die englische Industrie betrifft, die einst als unerreichbar galt, auf der ganzen Erde die herrschende Rolle spielte und keinen Mitbewerber neben sich auf. kommen ließ, so haben die Engländer zu ihrem Leidwesen Hon seit geraumer Zeit die Entdeckung machen müssen, es mit ihrer einstigen ausschließlichen Stellung in Handel und Industrie vorüber ist und erfreulicherweise war es vor allem der deutsche Kaufmann, der deutsche Industrielle, der überall aus dem Erdball erfolgreich mit dm Engländern den Wettbewerb aufnahm. In mancher Beziehung herrschen über den englischen Unternehmungsgeist getheilte Meinungen, und es dürfte daher von Werth sein, hierüber einmal ein ausländisches ldrtheil zu hören, wie sich ein solche- in einem Londoner priese der Stockholmer Zeitung „Nya dagligt Allehanda" mdet. Es ist ein Jrrthum, heißt eS dort, zu glauben, daß die heutigen englischen Kaufleute und Industriellen Unternehmende Leute seien. Wenn die Engländer behufs ^irthschaftlicher Thätigkeit im In« oder Auslande eine Menge Geld in GesellschaftSgründungen stecken, so geschieht dies ganz einfach, um die Summen fruchtbringend zu vcr- ^Mhen, die von allen Theilen der Erde, von den Kolonien, die durch glückliche Kriege oder geschickte Politik ^worben wurden, Hereinströmen. Gilt eS aber, in den "»Ichiedenen Industriezweigen neue HerstellungSmethodcn "Usünehmen, sich nach Geschmack und Wünschen der ausländischen Käufer zu richten, an Stelle des uralten, Uerwickrlten englischen Maß-, Gewichts- und Münzsystems os in der ganzen civilisirten Welt verbreitete Decimal- uv Metersystem anzunchmcn, statt der Vorliebe für ^Wche Kraftäußerungen, die unter dem Namen Sport den künftigen Industriellen und Kaufleuten den uchigen Unterricht und allgemeine technische Ausbildung — da sind die Engländer wie auf den Kopf allen und alles andere als unternehmend. Die guten wi»" h°bea nicht verhindert, daß in dem offenen nationalen Wettkampf ausländische Industrielle ihre« englischen Nebenbuhler selbst in der von alters her als ganz besonders englisch betrachteten Maschinenfabrikation aus dem Felde geschlagen haben. Hier ein Beispiel. In Amerika werden gegenwärtig fünfzig Lokomotiven für zwei englische Eiscnbahngesellschasten, die Midland Railway Company und die Great Northern Rw. Co., bergestcllt. Die Amerikaner können billiger und schneller lieiern, und ihre Lokomotiven zeigten eine den englischen überlegene Construction. Ebenso bemächtigten sich deutsche und andere europäische Nebenbuhler eines großen Theils der Ausfuhr England- in Industrie-Erzeugnissen nach den eigenen Kolonien. Selbst bei Produkten, die nur England glaubte Herstellen zu können, ist das Ausland mit England in Wettbewerb getreten. Zu allem Ueber- fluß ist auch Englands Uebcrlegenheit im Schiffsbau nur noch eine Mythe. Die Deutschen, die vor nicht zu ferner Zeit ihre Fahrzeuge in England bauen liehen, besitzen jetzt die größten und schnellsten Linicndampfer der Welt, und alle sind auf deutschen Wersten, von deutschen Arbeitern, vom Kiel bis zur Mastspitze mit deutschem Material gebaut. Im Jahre 1896 baute man in Großbritannien nur einen Dampfer über 10,000 Tons, aber in Deutschland vier, 1897 in England nur einen über 12,000 Tons, in Deutschland aber drei, und 1898 wurde in England kein Dampfer von solchem Tonnengehalt gebaut, während in Deutschland wieder drei solcher Kolosse vom Stapel liefen. Unlängst begann man in Stettin mit dem Bau der „Deutschland" von 16,000 Tons und 24 Knoten Fahrt, die also an Größe und Schnelligkeit noch den „Kaiser Wilhelm der Große" übertreffen wird. Letzteres Schiff behauptet nun über ein Jahr lang den ersten Rang, ohne daß die Engländer auch nur den Versuch machten, ihn den Deutschen zu entreißen. Die vielen Millionen, die sonst von Deutsch land für Schiffe nach England gingen, bleiben jetzt im Lande. Die Engländer sind unerhört langsam, sich neue Erfindungen und Ideen anzueignen. So brauchten sie 20 Jahre, um dem Fernsprecher größere Verbreitung zu geben, aber das ganze Fernsprechnetz ist so schlecht, daß man die Lust verlieren kann, eS zu benutzen. Dieses Urtheil klingt scharf, aber in der englischen Presse selbst hat es nicht an Stimmen gefehlt, die den Ursachen auf den Grund zu gehen versuchen. Ein Fachblatt schreibt die vielen Niederlagen England- auf industriellem Gebiet der Trägheit der englischen In dustriellen und dem Mangel der englischen Arbeiter an Originalität zu. Politische Kundschau. Deutsches Reich. Auf der Nordlandsfahrt ist Kaiser Wilhelm Dien-tag Mittag vor Merok im Geiranger-Mcerbuscn cingetroffen, wo die „Hohenzollern" voraussichtlich einige Tage vor Anker bleibt. Das Wetter ist trübe, aber warm. Am Sonntag hatte der Kaiser in Hellesylt den Gottesdienst abgehalten, an welchem auch die Mannschaft des Kreuzers „Heia" theilnohm. Am Montag erledigte der Monarch Regierungsgeschäfte. Nach der Ankunft in Merok wurde ein Spaziergang unternommen. Auf die Mittheilung von der Anbringung einer Er innerungstafel aus dem Sparrenberg, wo der Kaiser am 8. Juni 1897 mit der Kaiserin weilte, und auf dem der Große Kurfürst wiederholt Aufenthalt nahm, hat der Kaiser an den Geh. Oberregierungsrath Hintz- peter folgendes Telegramm gerichtet: „Von der her vorragend gelungenen Statur des Großen Kurfürsten für die Siegesallee beabsichtige Ich, eine Reproduction in Bronze der Stadt Bielefeld zu schenken und auf dem Sparrenbcrge im Burggarten aufzustellen. Sie soll ein Zeichen dankbarer Erinnerung sein für die Aufnahme feitenS der Stadt und ein Mahnzeichen bleiben, daß gleichwie in diesem Ahn auch in Mir ein unbeugsamer Wille ist, den einmal als richtig erkannten Weg allem Widerstand zum Trotz weitcrzugehen." Fürst Herbert Bismarck hat, wie jetzt bekannt wird, Lübeck allerdings während der Kaisertage pasfirt, aber ausschließlich zu dem Zweck, um seine Gemahlin nach Travemünde zu geleiten, wo diese Seebäder nehmen soll. Eine Audienz beim Kaiser hat nicht stattgefunden: Weder hat der Kaiser den Wunsch geäußert, den Fürsten zu empfangen, noch hat dieser sich beim Kaiser gemeldet. Die bayrischen Landtagswahlen haben den Libe ralen zu Gunsten der Socialdemokratie und des CentrumS schwere Niederlagen gebracht. Der Wortlaut de- Schiedsgerichtsentwurfs, wie er von dem Prüfungscomitee der dritten Commission der Haager Friedensconferenz festgestcllt worden war und den Mächten unterbreitet werden soll, war vor einigen Tagen in englischen Blättern veröffentlicht und seinem wesentlichen Inhalte nach telegraphisch mitgetheilt worden. Jetzt geben sich auch die deutschen Blätter die Mühe, den Spalten füllenden Entwurf im Wortlaut mitzuthei- len. Der lange Bericht könnte nun die Vermuthung er« wecken, daß wir e- bei dem Schriftstück mit irgend etwas Thatsächlichem zu thun hätten. Dem ist jedoch nicht so. Schon der stereotype Zusatz zu jeder der in dem Ver tragsentwürfe enthalten Bestimmungen „soweit die Um stände eS erlauben" zeigt auf den ersten Blick, daß etwa- Bestimmtes und Positives mit dem Schriftstück nicht ge boten wird. Ferner aber fehlt diesem Entwürfe noch die Zustimmung der dritten Commission, sowie des Ple nums der Conferenz und endlich, wa- die Hauptsache ist, daS Placet der Mächte. Es ist also im hohen Grade ungewiß, welches Schicksal dieser Entwurf finden wird, jo daß wir von seiner wörtlichen Mittheilung absehen dürfen. Wenn die in diesem Jahre in Kiel auf Stapel ge kommenen drei Linienschiffe 0, v und L im Bau vol- lendet find, so werden die siebzehn Linienschiffe vor handen sein, welche da- Flottengesetz vom Jahre 1898 zur Bildung von zwei Geschwadern fordert. Im Jahre 1901 wird mit dem Bau der beiden Linienschiffe be gonnen werden, welche als Materialreserve dienen sollen. In den drei folgenden Jahren werden bereits die Ersatz- bautrn für die Linienschiffe „Bayern", „Baden", „Würt temberg" und „Sachsen" in Angriff genommen, so daß wir am Ende deS SextennatS eine Schlachtflotte von 23 Linienschiffen besitzen werden. Auch für die drei großen Kreuzer „Kaiser", „Deutschland" und „König Wilhelm" wird im Laufe der nächsten 5 Jahre der Er satz fertiggestellt werden. Die chinesische Regierung soll ihren Gesandten in Ber lin beauftragt haben, mit der Gesellschaft „Vulkan" in Stettin den Bau von zwei Panzerschiffen von 8000 und sechs geschützten Kreuzern von je 3500 Tonnen ab zuschließen. Weiter heißt eS, daß auch ein Auftrag für 50 Schnellfeuergeschütze von Peking nach Deutsch land gegangen sei. (Wenn wahr, recht erfreulich.) Oefrerretch-Urrgaru. In kirchlichen Dingen gut unterrichtete katholische Wiener Blätter halten daran fest, daß Prinz Max von Sachsen der am ernstesten zu nehmende Candidat für