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Schönburger Tageblatt Freitag, den 6. September 1929 Nr. 208 52. Jahrgang China fordert Revision internationaler Verträge über aus der Reichsbahn und nunZ dieser Institution«! Tas Rcichskabinett hat -er deutschen Delegation ans der Haager Konferenz seinen Dank ausgesprochen. Stresemann ist in Genf eingetroffen. Die Eugländer Haden Koblenz geränmt. Bei der Berliner Polizei hat sich der Autoführer gemeldet, der die Attentäter nachts nach dem Reichstags- gcbüude gefahren hat. Die Flottille der vier spanischen Zerstörer hat Wil helmshaven, den letzten Hafen ihrer Tentschlandreise, Es bleibt ahzuwarten, ob sich die Saarverhand lungen tatsächlich so abspielen werden, wie das eng lische Blatt in seiner optimistischen Darstellung es annehmen zu dürfen glaubt. Dis französischen Indu striellen haben sich, in den zehn Jahren seit Inkraft treten des Versailler Vertrages an der Saar häuslich niedergelassen und werden sich sicher mit aller Macht gegen einen Verzicht auf die weitere Ausbeutung der Saargruben sträuben. verlassen. In Düsseldorf wurde die fünfte Gietzcrci-Fachaus- Ükllnng eröffnet. Die englische Regierung hat während der Dauer der "iquidatiönsverhandlnugen mit Deutschland weitere Li quidationen eingestellt. llrber den Atlantischen und Stillen Ozean sollen regel- mätzigc Zeppelin-Linien errichtet werden. Zugleich weit verbreitet in den Ortschaften der Standesamtsbezirke Altwaldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenleuba- Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Langenchursdorf, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Reichenbach, Remse, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. fache aus, daß eine Abstimmung zu der im Versailler Vertrag vorgesehenen Frist oder jeder beliebigen ande- ... . — werden sollen, steM noch nicht soft. Aus deutscher Seite wird aller Wahrscheinlichkeit nach Botschafter von Hoesch die Verhandlungen führen. Ueber die Aus sichten der Saarverhandlungen urteilt übrigens das an gesehene englische Provinzblatt „Manchester Guardian" verhältnismäßig günstig. Das Blatt geht von der Tat- "Waldeuburg, 5. September 1929. Bevor der Reichsaußeumuuusr Dr. Stresemann zur Völkerbundstagung nach Genf abreiste, hatte unter seinem Vorsitz eine Kabinettssitzung stattgefunden, die ansschließlich der Entgegennahme des Berichts der deut schen Abordnung über die Haager Konferenz gewidmet war. An der wichtigen Sitzung nahmen mit Ausnahme des Kanzlers, der zu seiner völligen Wiederherstellung voraussichtlich noch für drei Wochen in Bühlcrhöhe in Baden weilt, des beurlaubten Reichswchrministers Groener und des zur Begrüßung des „Graf Zeppelin" nach Friedrichshafen abgereisten Reichsverkehrsministers Stcgerwald sämtliche Mitglieder der Reichsregierung teil. Der Reichsaußenminister gedachte zunächst des Hinscheidens der Schwester des Reichspräsidenten und erstattete dann als Führer der dentswcn Delegierten einen Bericht über den Verlauf der Haager Konfe- re,z, der durch weitere Einzelbcriwte der Reichsmini ster Dr. Hilferding, Dr. Curtius und Dr. Wirth er gänzt wurde, lieber das Ergebnis der Kabinetts sitzung wurde folgender amtlicher Bericht ausgegeben: „Der Reichskanzler, dem am vergangenen Sonntag durch Staatssekretär Dr. Pünder in Bühler höhe eingehender Vortrag gehalten worden war, ließ in der Kabinettssitzung durch den Staatssekretär er klären, daß er der deutschen Delegation seinen aufrich tigsten Dank und seine Anerkennung ausspreche Es sei das Verdienst der deutschen Delegation, die Grundlage für eine erhebliche, sich alsbald auswirkende Minderung unserer Lasten für die Zukunft geschaffen und die Wiederherstellung deutscher Staatshoheit nach innen und außen zu einem nahen Termin sichergestellt zu haben. Die überwältigende Mehrheit des deutschen Volkes werde die endgültige Festsetzung der Räumung mit dem Gefühl herzlicher Freude begrüßen. Das Reichskabinett pflichtete nach eingehen der Aussprache dieser Auffassung des Reichskanzlers einstimmig bei und gab insbesondere der Genug tuung darüber Ausdruck, daß das Sehnen des besetzten Gebiets nach Anbruch der Freiheitsstunde seine Er füllung findet." Damit hat sich die Reichsregierung also in zu stimmendem Sinne zu den Haager Abmachungen ge äußert. Die zweite maßgebende Instanz, der Reichs tag, dürfte zu dem Haager Ergebnis voraussichtlich erst Stellung nehmen, wenn die in Aussicht genomme nen Nachverhandlungen der Organisationsausschüsse zum Abschluß gebracht sind. Aufgabe dieser Ausschüsse ist es, einen reibungslosen Uebergang vom Dawesplan zu dem Noungplan vorzubereiten. Die Einrichtung des Reparationsagenten kommt in Wegfall, ferner macht uw Zurückziehung der ausländischen Kontrollorgane aus der Reichsbahn und der Reichsbank eine Neuord- , o Institutionen erforderlich. Alle diese Ar beiten dürften noch mehrere Wochen in Anspruch neh- tnen, so daß die endgültige Unterzeichnung und Inkraft setzung des Uoungplanes frühestens im Oktober erfolgen Neben diesen technischen Verhandlungen über die Aeparationsfragen werden die demnächst beginnenden Besprechungen über die Rückgabe des Saargebietes «u Deutschland einherlaufen. Der genaue Termin des Beginns dieser Verhandlungen, die in Paris geführt Anzeigen bis vorm. 9 Ahr am Ausgabetag erbeten. Ausgabe nachmittags ^/,3 Ahr in der Geschäfts stelle in Waldenburg Sa., Altenburgerstr. 38. Erfüllungsort Waldenburg. Filialen bei Lerrn Otto Förster; in Callenberg bei Lerrn Friedr. Lermann Richter; in Langenchursdorf bei Lerrn Lermann Esche; in Wolkenburg bei Lerrn Linus Friedemann; in Penig bei Firma Wilhelm Dahler^ in Ziegelheim bei Frl. Schmidt, Postagentur. Im Fall,höher« Gewalt, Krieg, Streik, Vulsvcrruna, Masch!»,»»' brach, Stbrunge» im Betrieb der Druckerei oder unserer Liefer«^ hat der Bezieher keine« Anspruch aus Erhalt der Zeitung »do Nückzahluu« de« Bezugspreise«. Für Richtigkeit der durch Ferm» spreche» «mfgegebenru Anzeigen übernehmen wir kei« SewtD» cen Zeit eine Mehrheit von mindestens 90 v. H Deutschland ergeben würde und die Franzosen sich diese Tatsache völlig im klaren seien. Neben dem von einem Dreierausschuß, bestehend aus einem Deutschen, einem Franzosen und einem Neutralen mit Mehrheits beschluß festzusetzenden Preis für den Rückkauf der Saarkohlengruben durch Deutschland sei wahrscheinlich eine französische Forderung auf Kompensation für die um fünf Jahre vordatierte Abgabe des Saargebietes zu erwarten. Aber die Forderung könne kaum über trieben hoch sein, da Frankreich das Gebiet in fünf Jahren ohne jede derartige Kompensation abzutreten hätte. Die Franzosen seien sich über diese Dinge völlig im klaren. China fordert Vertragsrevisio«. Im Rahmen der großen Aussprache in Genf wies der chinesische Vertreter auf die Notwendigkeit der Revision der internationalen Verträge hin. Es er regte allgemeines Interesse, daß er eine Anwendung, des bekannten Artikels 19 des Völkerbundspaktes for derte, der die Revision internationaler, nicht mehr an wendbar gewordener Verträge vorsieht. Die chinesische Forderung ist auf deutscher Seite mit besonderem Interesse ausgenommen worden, da die Möglichkeit einer friedlichen Revision der Deutschland auferlegten Friedensverträge bisher lediglich durch An wendung des Artikels 19 des Völkerbundspaktes ge geben ist. Die jetzt eingeleitete Bewegung, den Artikel 19 auszubauen und endlich auch zur Anwendung zu. bringen, kann nur aufs wärmste begrüßt werden. UN- Wal-enbnrger Anzeiger Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts und des StadtratS zu Waldenburg. Ferner veröffentliche« zahlreiche andere staatliche, städtische u. Gemeinde-Behörden ihre Bekanntmachungen im Schönburger Tageblatt. Verantwortlich für Redaktion, Druck und Verlag E. Kästner in Waldenburg Sachsen. Mitglied de« Sächsische» und de« Deutschen ZeitungSverleger-B-r-in» (E. ».) — »erlag«»« Waldenburg Sachse». Macdonalds große Rede. Erst Abrüsttmg, daun Sicherheit. " Die große politische Programmrede des englischen Ministerpräsidenten Macdonald war das Hauptereignis der diesjährigen Völkerbundstagung. Macdonald begann mit dem Hinweis, daß seit seinem letzten Erscheinen 1924 große Wendungen eingetreten seien, die alle wesentlich der Stärkung des Frredens gedient hätten. Keine Tatsache wäre jedoch so erfreulich gewesen, wie der Beitritt Deutschlands zum Völkerbund. Die Abkommen und Verträge der letzten fünf Jahre seien vom Geiste des guten Willens und der Verständi gung geleitet gewesen. Den Höhepunkt hierfür habe die Haager Konferenz gebildet. Er habe keinen Augenblick angenommen, daß diese Konferenz zusammenbrechen könnte oder werde. Eng land habe trotz der großen Meinungsverschiedenheiten vom ersten Tage an im Geiste des guten Willens und mit dem lEsten Willen zu einer Verständigung an der Lösung mitge- . Es würden jetzt nur noch einige Wochen vergehen, ? n Truppen fünf Jahre vor der ^?Esehenen ^rist das Rheinland verlassen werden, stürmisch anhaltender Beifall.) Dies« Tatsache eröffne neue Möglichkeiten sur den Völkerbund. Macdonald teilte sodann unter stürmischem Beifall mit, daß die englische Regierung sich entschlossen bab«, die bekannte S ch r ed s g e r l ch t s kla u se l des Haager in ternationalen Gerichtshofes zu unterzeichnen. Weiter sprach Macdonald über die Abrüstung. Immer wieder betonte er, daß die militärischen Lasten der ungeeig netste und schlechteste Weg seien, um zwischen den Völkern eine gegenseitige Verständigung und dauernde Zusammen arbeit zu schaffen. Zuerst müsse die Abrüstung komme« die notwendige Atmosphäre für den Frieden ge- h?Äken werbe«, nicht dagegen, wie viele meinen, daß zuerst Bedingungen der Sicherheit geschaffen iverde» müßten. Di« Verhandlnngen zwischen England und de» Vereinigten Staaten, über der«« endgültiges Ergebnis er bereits vor Abschluß dieser Vollversammlung hoffe Mitteilung machen zu köpne«, seien gegen niemanden gerichtet und sollten nie- maudön verletze». Macdonald sprach sodann über die Minderheiten und betonte, daß die Grundrechte der Minderheiten, ihr« Rasse und Religion beachtet werden müßten. Sie sollen im Völkerbund einen unparteiischen Schiedsrichter finden. Mac donald schloß mit einem enthusiastischen Appell an die Zu sammenarbeit der Völker zur Aufrechterhaltung des gegen seitigen Vertrauens zur Verständigung im Geiste friedlicher Zusammenarbeit. Die Rede Macdonalds wurde mit stürmischem, Minuten langem Beifall ausgenommen. Staatssekretär v. Schubert stand als erster auf und drückte Macdonald di« Hand. politische Rundschau Deutsches Reich. Mittwoch Nachmittag 5,15 Uhr traf Stresemann mit Gemahlin in Genf ein. Er nahm im Hotel Metropole Wohnung. Die Rede Macdonalds in Genf hat in Berliner politi schen Kreisen lebhafte Befriedigung ausgelöst. Man erklärt, daß Macdonald in dieser Rede bezüglich der Abrüstungsfrage der deutschen These beigetreten sei, die lautet: Erst Abrüstung, dann Sicherheit. Stresemann wird heute das Wort zu einet großen Erwiderungsrede ergreifen. » In einer deutschnationalen Versammlung in Friedenau be tonte Graf Westarp in einem Vortrag über die Haager Konferenz, er halte es für besonders notwendig, ein klares Bild über den wahren Inhalt des Abkommens vom 30. August zu schaffen, das die Dauerkontrolle der entmilitari sierten Zone zugesteht. Graf Westarp sagte zum Schluß Wir sagen der mit erweiterten Befugnissen zugestandenen ent würdigenden und entrechtenden Dauerkontrolle ganz West deutschlands denselben Kampf an, wie der ausbeutendcn Dauerversklavung durch den Pariser Tributplan. - i Im Reichstagebäude in Berlin begannen gestern Nachmit tag 4 Uhr die Parteiführerbesprechungen über die Reform der Arbeitslosenversicherung. Außer dem geständigen Ressortminister Arbeitsminister Wissell nahmen auch die meisten Kabinettsmitglieder an den Beratungen teil, nämlich Hilfer ding, Schätzel, Curtius, v. Euerard und Wirt. Arbeitsminifter Wissell leitete die Beratungen mit einem längeren Vortrag ein. Di« Stadt Kehl an Wirth. Der Bürgermeister von Kehl hat an den Reichsminister für di« besetzten Gebiete, Dr. Wirth, einen Brief gerichtet, in der er der Hoffnung Ausdruck gibt, daß auch Kehl recht bald befreit werden möge. Die Versicherniigsrcform im Reichsrat. Der zu ständige Reichsratsausschuß nahm einen daherischen Antrag an, der die Deckung des Defizits in der Arbeits losenfürsorge durch Verbrndung von Anwartschafts zeit und Unterstutzungshohe Vorsicht. Die für Mittwoch vorgesehene Vollsitzung des Reichsrates wurde vertagt, da das preußische Kabinett zu dem bayerischen Antrag abschließend Stellung genommen hatte. An? Mittwoch traten im Reichstag die Fraktionen der Sozialdemokraten, der Demokraten und der Deutschen- Volksparster zusammen. Sie beschäftigten sich mit den Fragen der Arbeitslosenversicherung. England. - Bekanntlich sind im Haag Sonderverhandlun gen zwischen Deutschland und England über die Liqui- bationssrage vereinbart worden, die zur Zeit bereits stattfinden. Die englische Regierung hat nun für den Bereich ihrer Zuständigkeit bekanntgegeben, daß für die Dauer der Verhandlungen von weiteren Liqui dationen deutschen Eigentums Abstand genommen wird. Die englische Regierung wird versuchen, die Domi nions zu der gleichen Maßnahme zu veranlassen. Asien. Die Nanking-Regierung hat beschlossen, der Reichsregierung Erscheint werttäglich Nachmittags. Bezugspreis monatlich im voraus 1.80 RMk. frei ins Laus. Einzelne Nr. 10 R.-Pfg., Sonntags-Nr. 30 R.-Pfg. Anzeigenpreise: kgesp. Petitzeile 15 R.-Pfg., von außerhalb des Bezirkes 20 R.-Pfg., 3gesp. Reklamezeile 45 R.-Pfg.. Linweise auf Anzei gen und Eingesandte 10 R.-Pfg., Nachweise- «nd Offertengebühr 20 R.-Pfg., Rabatt nach Tarif. Schwieriger Satz (Tabellen) mit Aufschlag. Begründet 1878. Fernsprecher Nr. S Postschließsach Nr. 8. 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