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O Sonnabend, 20. Januar 1817. Drahtanschrift: Nachrichten Drei»» gernsprecher-Sammelnummer: »»»41. Nur für Nachtgesprüche: 4V 011. KsgvLrrr-et 18SS M,«»»^»Utzr ,I«rt«tt»>rUch in Ln«»»» d«t p«im»It,»r Zutt«,un, <«n Sgnn. un« M»nt»,«n nur «t»- ««!) g,'.'k M., in »rn «orirlen »,« M. »«i einmal,»r Zichelun, durch dt« P»>t S.:« VI <»hn« »«It«I,rId> »NHech»«» Ureis«. «tnlMtiige Zille <el»u> 8 Stldrn» LL Vs.. v»rzu»»»Uis>« und »nj«i,«n in Numm«rn n»ch «»»». und g^terta««» Idutlnrts. — «u»»irtl,«vuftrl^ nur,e,«n v»r,u»d«^HIun,. — velendl»« loPs. «LchrijtlkNunq unk tzauptqnschastrjtrLr. Manrnstroßr »8 4«». Druck u. Bering von Liepsch L Nrich«»t in LltL-dr-i. vnchdruck nur mt« deuPchrr vurlrnin^d« («Dieddner v»chr."> uiNjft,. — Unorrlnngl« Lchristtttik« wrrdrn nicht nuibkwohil. »», i Z » IVilsttniftoi' 8kr. 18,1. u. 8.8too>c l-säen. keine Scttau- Illlllllt»! Illll lenster.all clie^e ttrssiariii^dc- entkslten äie Verkrukpreise LIsgkmto «ikvtm're itonlolction ttou« Eingänge 7«ttvt-küokv Lolionno-Köoilv 57 —, 45.—, 39 — Konkestl.-^bteil. lerckinauckpIstL. I^snilr Leickenkrui, pisZer Strsöc 11. , KI0S Kleine Kio» 5l. Z N Kurpnnr Z'/r Iudileum 4 führten L V/eli-^Lckt 5 Km Polendebatte im Preußischen Abgeordnetenhaus. MIM« v. Liebe! gegen bie pnlnllchr« Hetzereien. — Wlebernugebende Molrit an der italienischen Sront. - Re ftanMsche Kammer dir die weitere Berwenbano brr sarbiae» Traschen. — Sie Mrinnoea unseres Unterseeboot - Kreurerlrleges. Her bentsche «beabbrricht. B e r l i», 19. Ianuar abends. sAmtlich. W. T. B.s Ban keiner Front sind bisher besondere Ereignisse gemeldet. Sesterreichisch-nniarischer Kriegsbericht. Wie«. Amtlich wird verlantbart de« 19. Fan.: veftlicher Kriegsschauplatz. Der Feind richtete gestern nachmittag heftige Angriffe gegen unsere Stesinngcu zwisihen de« Susita- und l5asi«u-Tal, die in unsere« Feuer restlos scheiterten. In Wolhynien hat die Grfechtstätigkeit wieder ab- ncnommen. Italienischer Kriegsschauplatz. ^ I« nördliche« Abschnitt de« »arftfr»«» brachte» unsere Truppe« «an Gelungene« Unternehmnugen gegen die feindlichen Boxstellungen vier OffkAere und IW Mann als Gefangene und ein Maschinengewehr «in. ' Südöstlicher Kriegsschauplatz. Nichts von Belang. Der Stellvertreter des Chefs des Generalftabes: iW T.B f ». Hbf er. KeldmarschaI,S««tna»1. Blrrverbandsosfensive gegen die «rnttalen. Ter englische Minister des Aeußer« hat das Bedürfnis gehabt, in einer Depesche an die Regierung der Bereinigten Staaten noch einmal die Gründe auscinandcrzuschen. die den Bierverband zur Ablehnung aller FriedenSbcstrcbungen bestimmten. Man ist sich in London offenbar des klaffenden Zwiespalts zwischen Worten und Taten bewußt geworden und macht nun den Bersuch. eine Brücke zu schlagen und die widerstrebenden Begriffe zu verbinde». Der „Kampf Otr die Freiheit der kleinen Böller", die „Bcrwirklichung des Nationalitätenprinzips in Europa" und was dergleichen Schlagwörter. durch die die Neutralen getäuscht und die Mittelmächte verleumdet wurde», mehr sind, all das soll vereinigt werden mit den Eroderungspläncn und Bnnexions- »bsichten. zu denen sich die Berbandsmächte in ihrer Note an Wilson bekannt haben. Das ist keine leichte Arbeit, sie ist so schwierig, daß man verstehen kann, wenn ein Mann, wie der frühere englische Ministerpräsident und jetzige Minister des Auswärtigen, Balfour, damit betraut wurde. Man muß die Kunst der politischen Bcrdrehung und Seuchelei, muh den „oant" von Grund auf verstehen, wenn man sich an eine solche Aufgabe hcranwagen will. Herr Briand. der schlieblich auch kein diplomatischer Neuling mehr ist. versteht das als Franzose nicht entfernt so gut wie ein mit allen Wassern gewaschener Engländer, und deshalb hat sich Lord Balfour der Aufgabe unterzogen, die Stellen der Briandschen Note, wo die Eroderungsabsichtcn allzu nackt zutage treten, den Amerikancrh mundgerecht zu machen, ihnen zn beweisen, daß die Kriegsziele des Ver bandes nicht im Widerspruch zu den bekannten hohen .idealen stehen, sondern vielmehr gerade im Interesse dieser Ideale verwirklicht werden mühten. Herr Balfour sagt, bie Hauptursache des jetzigen Unglücks lag in dem Vorhanden sein einer vv» Herrschbcgierde verzehrten Großmacht in mitten einer Gemeinschaft von Völkern, die für die Ver teidigung schlecht vorbereitet waren und so keine Möglich keit hatten, den internationale» Gesetzen Geltung zu ver schossen. Diese Völker seien auch geschwächt gewesen durch die Tatsache, daß ihre Grenzen mit den Bsstrrbungen ihrer Rassen nicht überetnstimmten. Das alles soll geändert werden, dann erst wird Friede in Europa einkchren. Herr Balfour kann mlt einiger Sicherheit darauf rechnen, daß die einfluß reichen Kreise in Washington ihm die Prämisse seiner Aus führungen. daß nämlich Wer Krieg durch „eine von Herrsch, vegicrdc verzehrte Großmacht" verursacht worden sei, zn- gcvcn werde», dann aber muß ihm logischcrweise auch all das Uebrlge zugegeben werden, dann müssen die Amerikaner, die durch Vriailü. doch etwas stutzig geworden zu sejn scheinen, ejnsehen, daß Großbritannien in der Tat für ein hohes Ideal kämpft und das Rrchi hat, die Berwirklichung dieses Ideals in der von Briand angegebenen und von Balfour noch ctumal bekräftigten Weise, nämlich durch die Zersplitterung Deutschlands, die Bcrnichtung Oesterreich- Ungarns und -er Türkei, anzustrebcn. Eine Erwiderung von deutscher Seite verdient Lord BalfourS Rnbulistik nicht. Wir wissen — und jeder ruhig urteilende Neutrale kann cs nachgerade auch wisse» —. daß England letzten Endes die Großmacht war, die das gcgcn- wärtige^Unhell über Europa gebracht hat. Die Folgerun gen. die sich für »nS aus dieser Tatsache ergebe», sind klar, das deutsche Volk hat sic in überwältigend machtvollen Kund gebungen an seinen Kaiser gerade i» diesen Tage» gezogen. BalfourS Depesche ist aber im Rahmen der allgemeinen poli tischen Lage von höchstem Interesse. Wir sehen in ihr den Beginn oder richtiger die Einleitung zu einer verschärfte» Fortsetzung des Offensive des Bierverbandes gegen die Neu tralen. , W^ru ^hic AirttvoxZiotc des Bcrbandcs an Wilson und Ue'Auszahlung all der Kricgsziele übextzuupt einen Sinn hatte. fy war eS doch der, auf die Neutralen ciüschüch- tkrnd zu wirken, ihnen ein Krastgefühl vvrzutäuschcn, das durchaus nicht überall vorhanden war, »in ihnen Angst cin- znsagcil und sic den Plänen der Londoner Machthaber geneigt zn machen. Nach dem „Krastbcmcis" der Briand- schen Note folgt nun in Gestalt der Depesche des britischen Außenministers der sogenannte Nachweis des Rechts, nach dem Appell an die Furcht, der Appell a» die edlen Gefühle, an die Friedenssehnsucht, an das Ideal des Weltfriedens. Weil aber unter den gegenwärtigen Umständen der auf dem Papier erbrachte Kraftbeweis doch nicht überall als voll gültig angesehen werden könnte, weil auch Herrn BalfourS Darlegungen trotz aller Prcßpropaganda hier und dort mit starker Skepsis ausgenommen werden könnten, hält man cs in London für gut, noch stärkere Künste zu erproben. Welcher Art sic sind, haben mir aus einer Reihe von Mel dungen der letzten Tage erfahren: Italien trifft militärische Vorbereitungen an der Schweizer Grenze, Frankreich hat in Hochsavvyen Truppen versammelt — angeblich zu einem Erholungsaufenthalt. Merkwürdigerweise erfordert dieser Erholungsaufenthalt auch militärische Maßnahmen der Eisenbahnen, als da sind: völlige Freimachung der Schienen wege auf geipifscn Strecken und Ansammlung von Wagen auf gewissen Bahnhöfen, Zu gleicher Beil wurde in der Thronrede, mit der der norwegische Storthing eröffnet wurde, aus Meinungsverschiedenheiten Norwegens mit den Kriegführenden hingcwicscn, zu gleicher Zeit erklärte König Gustaf von Schweden In der Thronrede, daß mit jedem Tage längerer Kriegsdauer die Schwierigkeiten sich mehr ten. „die Freiheit und das SclbstbcstimmungSrccht Schwe dens zu sichern und seine Neutralität zu bewahren". Aus drücklich wurde in der Thronrede auch die Lösung der Aland-Frage entsprechend den Lcbensintcrcsscn Schwedens verlangt. Seit dem vorigen Jahre sind diese Inseln, die eine Brücke von Rußland nach Schweden bilden und, so lange sic in russischer Hand sich befinden, direkt die schwedi sche Hauptstadt bedrohen, von russischen Trupps, in ver tragswidriger Weise beseht und stark befestigt worden. Ein Einspruch der schwedischen Regierung ist von Rußland un beantwortet geblieben. Angesichts des starken Druckes, der von England augenblicklich auf die skandinavischen Staaten ausgcübt wirb, kann man cs verstehen, wen» man in Stock holm mehr und mehr gerade die Aland-Frage als einen Pfahl im schwedischen Fleische empfindet, dessen Entfernung je eher desto besser »»gestrebt werden müsse. Man ist sich darüber klar, welches Interesse Rußland und Großbritan nien daran haben, eine Verbindung unter allen Umstände» aufrcchtzuerhaltcn n»d befürchtet nicht ganz mit Unrecht, daß der Tag kommen könnte, an dem Schweden ein ähnliches Ge schick wie Griechenland erfahren würde. Die Rechtfertigung für ein solches Vorgehen hat Vat- four bereits vorwcggcnommen. ES gtlt, so sagte er. den „Weltfrieden" zu sichern durch die Beseitigung der Macht, die ihn nach seiner nnd -er englischen Ansicht überhaupt bisher gestört hat. Es wäre daher nur logisch, wenn England demnächst die Neutralen auffordcrn würde, ihrerseits an diesem hohen Ziele mitzuarbciten und ihre Neutralität auf dem Altar des Friedens, so ivic ihn England versteht, zu opfern. Wir glauben nicht, dgß. Frankreich und Ita- Neu heute schon bestimmte..kriegerische .Plane der Schweiz gegenüber habe», giouven auch nicht, daß Rußland die Meerenge, die die Alands-Inseln von dem skandlnavrichen Fcftlaude trennt, demnächst zn überschreite» gedenkt. Tie Tatsache der stärkeren militärischen Bedrohung der Neu- traten soll fürs erste nur Hazu dienen, die Regierungen in Stockholm, Ehristiania und Bern der diplomatischen Offen sive des Bierverbandes zugänglicher zu machen, den Uebcr- gang von der wirtschaftlichen Abschnürung zu einer weiter- gchenden, im direkte» Zusammenhang mit der Kriegslist rung stehenden Vergewaltigung zu erleichtern. Wen» Schwede» sich dazu bereit fände, de» Waffen-, Munrtions- und vielleicht auch Truppentransport durch sein Gebiet zuzulasscn, dann würde England voraussichtlich über Fragen der schwedischen Einfuhr mit sich reden lassen und Rußland wohl auch den schm-dischcn Wünschen in bezug aus die Alandsrage geneigtes Gehör schenken. Auch die Stellung der Schweiz zum Bierverbandc würde sich tosort ändern, wenn sich der Bundcsrat dazu entschließen könnte, einer leinen unschuldigen Grenzverletzung gegenüber die Augen zuzudrücken. Mit der Selbständigkeit der genannten Staaten wäre es dann freilich vorbei, aber sie könnte« sich dann eines von Großbritannien feierlich garantierte» Weltfriedens erfreuen, vorausgesetzt natürlich, daß sie auch in Zukunft nichts unternehmen wurden, was nicht vom Kabinett von St. James durch Brief und Siegel gut- gcheißen worden ist. Noch ist cs nicht so weit, aber die Gefahr ist heute dringender geworden als je und recht fertigt die ernsten Worte, die bei der Eröffnung des skan dinavischen Parlaments gesprochen morden sind. Uns in Tcntschlanö aber können all diese Vorgänge nur die Augen offnen über das, was wir von unseren Feinden noch zu erwarten habe». Sic können nur dazu beitragen, unseren Entschluß zu stärken, nun mit allen Mitteln dem Feinde zn Leibe zu gehen, der seit Jahrhunderten sich von dem Blute, das auf europäischen Schlachtfeldern gestossnr ist. genährt hat und erst dann Frieden geben wird, wenn Kirchhofsruhc cingckchrt ist in allen europäischen Ln» der», oder aber in Europa eine Macht emporgekommen in. die Kraft genug besitzt, den britischen Friedensstörer im Zaume zu halten und seine Einmischung in die Angelegen heilen der Fcstlandsstaatcn zu verhindern. Polendebatle im Prevtzischen Abgeordnete», lM- . Berlin, 1!>. Jan. iEig. Drahtmeld. unseres Berliner Mitarbeiters.! Das Abgeordnetenhaus beendet heule die erste Beratung des Haushaltplanes. Abg. Korsanty >Po:e> erwiderte aus den Borwurf der Undankbarkeit der Polen gegen die Gewährung einer neuen Unabhängigkeit, man müsse sich die entsetzliche Lage vergegenwärtigen, in der ,kd Polen seil Beginn des Weltkrieges befinde. Die Lage der Fremdvoller, darunter der Polen in Rußland, sei unbe schreiblich. Preußen habe ebenfalls seit 30 Jahren eine Polcnpvlitik befolgt, gegen die die Polen wiederholt Prote', erhobenIsütten. Aus diesem Grunde hatten sie auch nach wie vor Mißtrauen gegen die preußische Negierung und si würden darin durch die hier gefallenen Acnhcrinigcn der Ad geordnete» v. Kardorsf und Dr. Fricdberg. die eine Fort führung der antipvlnische» Politik empfohlen hätten, bc stärkt. Tic Pole» verlangten politische und religiöse Gleich berechtigung n»d sofortige Aushebung aller Ansicdluug^- »nd Besitzenlrechtungsgcsetze. Gleichberechtigung gebe eS für die Polen nur im Schützengraben, illnruhe rechte.» Hier im Abgeordnetenhaus bestehe ei» pvtenfeindliche Block. Die Polen wollten gegenüber den Versprechungen endlich Taten sehen. — Minister v. Loebcll erwiderle. das;, wenn der Vorredner seinen Volksgenossen durch seine A»>- sührnngc» habe nütze» wollen, er seinen Zweck nicht erreich: habe. Hch habe, fuhr der Minister fort, schon im November erklärt, daß sich die preußische Regierung nur von Wohl wollen gegen die Preußen polnischer Sprache leite» lasse. Auf seine damaligen wohlwollenden und entgegenkommen den Erklärungen sei eine sehr kühle und ablehnende Ant wort des polnischen Verlrctcrs erfolgt, der kein Wort des Dankes an die beiden Kaiser gefunden habe. Dazu komm? die heutige Rede, die von Anklagen strotze und nichts sage von der äußerst milden Anwendung der bestehenden Gesetze. An die Regierung seien keine Beschwerden gelangt. Wie habe sich denn die Provinz Posen unler der preußischen Herrschaft entwickelt! Die Polen sollten dafür den Königen vv «i Preußen auf ihrcn Knien danken. Tic polnische Fraktion aber spreche nur vom schärfsten Mißtrauen gegen die Regierung Wenn Sie Io voll Mißtrauen gegen uns erfüllt sind, führ der Minister fort, dann können Sie cs der Regierung auch nicht ver denken. wenn sic ihrerseits mit der. Darbietung des vollen Vertrauens sehr vorsichtig Ist. lSchr richtig! rechts uud bei den Nattonalliberalen. Zuruf bei den Polen.) Sie können doch nicht erwarte», daß, wenn solche Reden u.nrklich Lew