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Rr. 486 Sonnabend, den LS. September Schrtstlettoao and Detchäftsftell» ZodannKpaH» Ur. b ffernlvrech-'tlntchtnb ^lr. >4882 148i» and 14884 ISIS ' --- SrichMO Miet seiner DM» »I Der deutsche Heeresbericht Dat Wolffsch« Bureau meldet amtUch: dort sagen, man soll« kein« Zeppeline mehr ilber Buka rest schicken, dann sollte den Ungarn kein Leid ge schehen. Dl« Lehrerin hat vier Zeppellnaagriff« tlber Bukarest nitterlebt. Großes Hauptquartier, 23. September. Westlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht Nördlich der Somme hat die Schlacht von neuem be gonnen. Nach dauernder Steigerung des Artlllerieseuers griffen die Franzosen die Linie Lombles—Rancourt an. Sie hatten keinen Erfolg; ebensowenig die Engländer, die bei Lourceiette vorzubrechen veiffuchterr. Nachträglich ist gemeldet, daß in der Nacht zu« 22. Sep tember englische Teilangriffe bei dem Gehöst Mouquet oud bei Lourceiette abgeschlagen wurde«. Wir haben im Lustkampf nördlich der Somme 11 feind liche Flugzeuge abgeschofsen. Seitlicher Kriegsschauplatz Front des Generatfetdmarfchotlt Prinzen Leopold von Bayer« Bel Korytnica scheiterten starke russisch« Angttff«. Front des Generals der Kavallerie Erzherzog Lari Nördlich der Karpathen kein« Beräuderung. In de« Karpathen staute» die Kämpfe ab. El«z«t»e /rirrdllche Vorstöße blieben erfolglos. Kriegsschauplatz in Siebenbürgen Beiderseits von Hermannstadt (Nagy Szeben) griffen etwa zwei rumänische Divisionen an. Sie wurde« von unseren Sicherungsabteilungen unter sehr erheblichen blutige« Verlusten abgewiesen; bei Gegenstößen nahmen wir drei Offiziere S26 Mann gefangen. Bei Szt. Ianoshegy wurde« die eigenen Postierungen nachts zurückgrnommen. Der BulKan-Paß ist von uns genommen und gegen feindliche Wiedereroberungsversuche behauptet. Balkankriegsschauplatz Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Mackensen In der Dobrudfcha sind rumänische Vorstöße in der Nähe der Donau und südwestlich von Topraisar ab geschlagen. Mazedonische Front. Vergebliche feindliche Angriffsversuche und stellenweise lebhafte Artlllerletätigkeit. Das Gelände südlich der Bela ste« Planlna bis zum Krusa Balkan ist vom Gegner geräumt. Der erste Generalquartiermeister. Ludendorsf. Bulgarischer Heeresbericht vtd. Sofia, 23. September. (Drahtbericht.) Bulgarischer Genera.stabsbertcht vom 22. September. Mazedonische Front: Ans -en Höhen der Stars Merecka Planlna zwischen dem Prespa See und Florina, nördlich der Blgla-tzöhe, wurde die seindllche Artillerie durch unser Artillerieseuer zersprengt. Unser« vorderen Abteilungen nahmen die seindlichen Gräben. In der Mogtenltzaniederang wurde ela seindliches Bataillon, das gegen Sdorsko und dl« Höh« Preslab vorzudringen versuchte, durch Feuer zersprengt. Westlich des Wardar Ruhe. Oefilich des Wardar ist die feindliche Znfan- tert« nach starker Arlillerievorberettu,g vorgegangen. Sie wurde durch Feuer zurückgeworfen und zum Rückzug in ihre allen Stellungen gezwun gen. An den Hängen der Belaste« Planlna nahmen wir die Dörfer Lalmlsch, Svett und Pelka. Zwischen den letztgenannten Orten und der Höhe Dewa Tepe ließ der Feind ein Lager mit viel Kriegsmaterial zurück. An der Slrumafronl schwaches Artilleriefeoer, an der ägäifche« Küste Ruhe. Rumänische Front: Längs der Donau Ruhe. In der Dobrodscha entwickelte sich am 21. September in der Linie Tafieci — Enghez —Karakös ein großer Kampf. Der Feind griff mit etwa zwanzig Bataillonen, drei Batterien und neun Eskadronen an. Er wurde durch Gegenangriff in die Flucht geschlagen und bis zum Einbruch der Dunkelheit von unserer Kavallerie ver folgt. Deutsch« Seeflugzeug« beschoffen erfolgreich di« Donaubrück« bei Lernavoda »ab feindliche Lager bei den Dörfern Eochirleni und Ivrlne«. An der Küste des Schwarzen Meeres Nahe. Bier Jeppettnangrlsie auf Bukarest (r.) Budapest, 23. September. (Eig. Drahtberichk.) Der Korrespondent des .Pesti Hirlap' hatte eine Unterredung mit einer aus Romänlen zurückgekehrten ungarischen Leh rerin. Sie erzählte, daß die ungarischen Lehrerinnen noch eine Woche nach der Kriegserklärung in Bukarest frei umherlaufen konnten. Sie versuchten dann, über Predeal nach Budapest zu kommen. Man verkaufte ihnen Karten, obwohl dl« Verbindung unterbrochen war Als sie dann abreisten, um über Rußland nach Hause zu gelangen, sagt« Ihnen der Stationsvorsteher, sie möchten nach Haus« fahren und Verhandlungen über de« Rücktrans port de« 4. griechischen Armeekorps vtd. Berit», 23. September. (Drahtbericht.) Der grle - chlsche Gesandte hat t» mündltcher vertrauensvoller Aus sprach« mit dem Staatssekretär des Auswärtlqen Amtes zu er kennen gegeben, daß esseinerRegierunglleb wäre, wenn dte noch Dentschland Sbergeführten Truppen bald »achderSchweiz qeleitet würden, um von dort auf elnem noch zu vereinbarenden Wege nach Griechenland befördert z» werben. 2m Einvernehmen mit der Oberste» Heeresleitung hat der Staatssekretär de« Gesandten erwidert, daß Deutschland die grie chischen Truppe» in loyaler Beobachtung der mit ihrem Befehls haber getroffenen Vereinbarung lediglich als Gäste betrachte »nb gern bereit sei, dem Wunsch der griechischen Regierung ent- gegeazukommen. Wir müßten sedoch tatsächlichenndwtrk- same Sicherheiten dafür erhallen, daß die in de« deutschen Schatz aufgenommene» Truppen von der Entente nicht unterwegs ihrem Vaterlande entzogen oder für ihre nentralltätstreue Gesinnung und Betätigung gestraft würde». KeineSriedensvermittlung der Rorbretche vtd. LhriMania, 23. September. (Drahtbericht.) AuS Anlaß der nordischen Ministerkonferenz wurde folgende Note veröfsentltcht: Die drei nordische» Länder find einig betreffend fortgesetzte Aufrechterhaltung loyaler, »«parteiischer Neutra- lität während des gegenwärtige« Weltkrieges. Die Kränkungen der Recht« und Interessen der Neutralen seitens der kriegführende« Mächte sowie die Schwierigkeiten handels politischer Art, di« daraus für die Neutralen entstanden sind, wurde« einer eingehenden Erörterung unterzogen, die zur Einigkeit be treffend erweiterte Zusammenarbeit führte. Besondere Aufmerksamkeit wurde der Vernichtung oder Zurückhaltung von neutralen Schiffen und Ladungen gewidmet sowie den Folgen der sogenannten Schwarze« Listen der Kriegführenden. In diesem Zusammenhang einigte man sich zwecks gegenseitiger Erleichte rung der Handelspolitik dahin, daß teils durch die Regierungen, teils durch die betreffenden Behörden Mitteilungen gemacht werden über die handelspolitischen Maßnahmen der drei Länder sowie über das Ein greifen gegen Handelsspionage. Zur Behauptung der handelspolitischen Interessen nach dem Kriege sollen in den drei Ländern vorbereitende Maßnahmen getroffen werden unter gegenseitigem Zusammenwirken derienigen Organe, denen die An gelegenheit anvertraut ist oder werden wird. Ein weiterer Gegenstand der Erörterungen war die Stellnngnahme der nordischen Länder zu gewissen Fragen betreffend die Pflicht der «eutralen Mächte, Maßnahmen zur Wahrung der Neutralität za treffen. In diesem Punkte wurde auf Grund der Haager Konventionen vollständige Einigkeit feflgestellt. Ferner einigte man sich dahin, unter den gegenwärtigen Verhält nissen zu erklären, daß die drei nordischen Regierungen es für aus geschlossen erachten — sel es allein oder in Verbin dung mH anderen neutralen Regierungen —»die Initiative zur Vermittlung zwischen den krieg führenden Mächten oder zn ähnlichen Veranstaltun gen za ergreifen. Anderseits stellte man als wünschenswert fest, daß eine erweiterte Zusammenarbeit zwischen so vielen Neutralen wie möglich zur Wahrung gemeinsamer Interessen unter Ausschluß jeglicher Parteinahme für die eine oder andere der kriegführenden Mächte gruppen zustande gebracht würde. In Erkenntnis der Bedeutung einer Zusammenarbeit der drei nordischen Reiche sowohl für die Gegenwart als für die Zukunft trennten sich die Minister der drei Länder, völlig einig darüber, daß neue Zusammenkünfte zwischen den Vertretern der drei Län der abzuhalten seien, so oft die Verhältnisse dies erforderten oder wünschenswert erscheinen ließen. O vtd Bern, 23. September. (Drahtber.) .Excelsior" schreibt: Selbst wenn sich den Skandinaviern die Schweiz an schließen würde, wäre der Boden der Verständigung außerordentlich klein und die Grundlagen sehr zerbrechlich, denn alle diese Neutralen sind außerordentlich schwach. 1850 konnte die Liga der Neutralen tatkräftig und wirksam sein, weil sie starke Na tionen mit einschloß, heute aber würden ihre Resolutionen kaum be achtet werden, und ihre Wünsche sehr unbestimmte Formen annehmen. Dazu schreibt das .Berner Intelligenz blatt': Diese Mißachtung der Neutralen von einer Seite, die sich bei dieser Gelegenbeit als Beschützer der kleinen Nationen aufspielt, verdienl zur Kenntnis genommen zu werden. Der Appell an das Land In Frankreich gibt es wieder einmal zwei angeschlagene Mlnisterreüen. Das ist dort so des Landes Brauch, und die Wir kung entspricht wahrscheinlich in den meisten Fällen der alten und langen Gewöhnung, sowie der Häufigkeit der Fälle. Schon wieder eine Rede an der Mauer? Lohnt es, htnzublicken? Diesmal hängt viel davon ab, ob man hinblickt und liest und danach handelt. Denn in beiden Fällen wendet sich der Redner an das Land, um seine Bewohner zu einer neuen Höchstleistung anzuspornen. Und wie, wenn das Echo ausbllebe? In der französischen Kammer hat Brtand gesprochen. Seine Worte sollten den Eindruck eines heftigen Angriffs verwischen, den der sozialistische Abgeordnete Tostadoux gegen die Regierung gerichtet hatte. Heftige Anklagen waren es, di« der Kammerpräsident vergebens zu dämpfen suchte: Frankreich an der äußersten Grenze seiner Leistungsfähigkeit, auf der Derlustsett« schon jetzt fünf Millionen Menschen, sechzig Mil liarden Geld, verwüstete Provinzen und ein vernichteter Bauern stand — wie lange soll diese verhängnisvolle Torheit noch fort dauern? Briand hat darauf geantwortet: Es soll weitergehen, denn kein Franzose kann heute den Frieden wünschen. Er hat den Franzosen diese bittere Pille etwas verzuckert. Er hat die Hilfe der Verbündeten ein wenig bengalisch beleuchtet, hat den deutschen Feind gehörig angeschwärzt und den «Endsieg' nach Kräften ver herrlicht. Mit ihm wendet sich der Finanzminister Ribotan das Land. Auch er steht gegen den Verzweiflungsruf des sozialistischen Ab geordneten. Lostadoux sieht ins Leere: 60 Milliarden — wir sind an der äußersten Grenze unserer Leistungsfähigkeit. Der Unglücks- provhet kommt sehr tmgelegen. Denn ein paar Tage vorher hat nach der Kammer auch der Senat den Antrag auf die Ausgabe einer neuen Anleihe einstimmig angenommen. Mit einer langen Rede hat der Finanzmtnister Ribot sich für sie eingesetzt und auch diese Rede wird die Franzosen von der Mauer herab grüßen und ihnen ins nationale Gewissen reden. Ribot ist natürlich ganz anderer Ansicht als Costadoux. Frankreichs Finanzverhältnisse sind nach ihm besser, als selbst die Kritiker im eigenen Lande es meinen. Es handelt sich um einen verhältnismäßig .bescheidenen' Zuwachs der Landesschuld. Freilich hat Frankreich sich bisher viel beholfen mit schwebenden Schulden und mit ganz kurzfristiger Schuldendeckung. Die Bank von Frankreich und ausländische Gläubiger sind ziemlich in Anspruch genommen worden. Daß der Goldbestand der Bank von Frankreich in diesem Zusammenhang schon ziemlich stark von der Bank von England aufgesogen wurde, ist ein offenes Geheimnis, das man durch Gründung einer gemein samen Verbands-Goldreserve vergebens zu verschleiern trachtete. Ribot hat diese ganzen Schuldverhältnisse nur berührt, um zu zeigen, daß für Frankreich wieder einmal die Stunde gekommen ist, im eigenen Lande eine langfristige Anleih.e aufzunehmen. Der Finanzminister versichert, daß er es mit dieser Anleihe nicht eilig gehabt habe. Fast ein Jahr ist seit dem November 1915 ver gangen, seit Frankreich die erste langfristige innere Anleihe aus genommen hat. Das Ergebnis belief sich der Ziffer nach auf 15 Milliarden Franken. Aber auch nur der Ziffer nach, denn die Gelegenheit, dreiprozentige Rente in fünfprozentige Kriegsanleihe umzutauschen, ist sicher von sehr vielen Besitzern benutzt worden. Und nun glaubt man wieder genug Kapital im Lande zu haben, um einen zweiten Appell an den großen und den bescheidenen Geld beutel wagen zu können. Ribot trägt große Zuversicht zur Schau. Sollte es nicht im September 1916 gehen, wenn es im November 1915 ging? So fragt der Finanzminister ganz in dem Sinne, in dem die neue Kriegsanleihe von vornherein mit dem erhofften großen Schlag zusammengekoppelt worden war. So muß er also fragen, selbst wenn inzwischen die Lage lang nicht so rosig geworden ist, wie man sie sich in hoffnungsfrohen Träumen ausgemalt hatte. In einer ernsten Stunde vertraut Ribot, wie er sagt, die Anleihe und mit ihr Glück und Schicksal dem Lande selbst an. .Frankreich erwartet, daß jeder Franzose seine Pflicht tut.' Auch Deutschland richtet heute einen dringenden Mahn ruf an jeden einzelnen im Lande. Wir haben, was Frankreich zum zweiten Male unternimmt, schon viermal gewagt. Zum fünften Male wendet sich nach viermaligem Gelingen das Reich an uns, um die nötigen Mittel für die Durchführung des Krieges zu erhalten. Wir sehen, daß es sein muß. Frankreich will keinen Frieden, und wie Brtand denken und sprechen die anderen verant wortlichen Staatsmänner im Vierverband Also muß Geld weiter Waffen schmieden helfen. Hinter unseren Feinden werden wir dabei nicht zurückstehen. Sie überflügeln: daS war bisher die Parole. Vergebens hat Frankreich im November 1915 versucht, die deutsche Höchstleistung zu überbieten. Auch diesmal soll das deutsche Vorbild seinen alten Ruf bewahren. Wir haben zwar keine Maueranschläge, die viele Worte machen. Aber wir haben zwei schlichte Sähe Hindenburgs: .Das deutsche Volk wird seine Feinde nicht nur mit dem Schwerte, sondern auch mit dem Gelds schlagen. Das wird die Kriegsanleihe beweisen!' Machen wir seine Voraussage nicht zuschanden. Schlagen wir unsere Feinde nicht nur mit dem Schwerte, sondern auch mit dem Gelds!