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Nummer 113 - 24. Jahrgang 6mal wöchtl. Bezugspreis: für Mai L,S0 einschl. Bestellgeld. «nzegenpreiset Ti« Iq-ip-^ Stellenge,uche 20 ^». T>e Petit-Reklamezeile 89 Millimeter breit. 1 Oksertengebühr für Selbst abholer 2<t bet Ucbersendung durch die Post außerdem Portozuschlag. Ei»zel-Nr. 10. Soimtags-Nr. Io -Ä- >Le,chästl,cher Teil: Josei Fohmann. Dresden. SöcklWe Sonntag, 17. Mai 1925 Im Fall« höhere, Gewalt erlischt ,ede «Verpflichtung aus Lieferung sowie Erfüllung bonAnzeigen-Austrägenu. Leistung von Schadenersatz. Wr undeutlich u. d. Fernruf übermittelte Anzeigen übernehmen wir keine Berant- Wortung. Unverlangt eingesandte und mit Rückporto nicht versehene Manuskripte werden nicht ausbewahrt. Sprechstunde der Redaktion b bi- ü Uhr nachmittags. Hauptschristleiter: Dr. Joses Albert. Dresden. kü. MHIsvI Präger 8tr. 34 0 «»»llhelu»!,» »IrSmpIe Dolfsmmng «eschä,t»ft«lle, Druck und Verla-, SarontL- Buchdrucker«, GmbH., Dreiden-il. IS, Holbeiustrane «6. giernnl» S27L2. Postlcheckkouto Dresden l«7S7. Banttonlo Baflena« » gtrltzsche. Dresden. FUr christliche Politik; und Kultur Redaktion der Lachs,scheu VoIkS»r,»una Dresden-?,Usl. 16. Holde,ntlrake <6. gernrui 62722 und 88Ü38. Wohnung und Siedlung Die feierliche Eröffnung der 4. Iahresschau Deutscher Arbeit 44 Der Eröffnungsalrt Dresden, den 16. Rial. Heute mittag 12 Uhr fand im großen Saale des Ausstel- lüngspalastes, Stiibel-Allee. die feierliche Eröffnung der vierten Iahresschau Deutscher Arbeit „Wohnung und Siedlung" in Anwesenheit zahlreicher Vertreter der Reichs-, Staats- und städtischen Behövden und des öffentlichen Lebens statt. Bon der Reichsregierung ivar Reichsarbeitsminister Dr. Brauns er schienen, ferner Ministerialrat Imhoff. der sächsische Ge sandte in Berlin Dr. Gradnauer und die Herren Ministerial direktor Graf, v. Holstendorfs, Sächsischer Bevollmächtigter zum Neichsrat und Ministerialdirektor Dr. Poetzsch von der Ge sandtschaft in Berlin. Der Präsident der Iahresschau Sla-lrat Dr. Krüger begrüßte die zahlreich erschienenen Ehrengäste im Namen der Ausstellungsleitung mit herzlichen und treffenden Worten. Er führte dabei u. a. aus: Die vorjährige Textilausstellung hat ernste Anerkennung gesunden. Zahlreiche Pressestimmen, besonders im Auslande, haben uns das zu unserer Freude bewiesen. Heute führen wir Sie aus ein fast noch wichtigeres, den Einzelnen wie das Ganze stark berührendes Gebiet, die Woh - nungs- und Siedlungsfrage. Ganz verändert ist das äußere Gewand der Iahresschau. Bauten um Bauten sind er standen und sollen selbst, wie mit ihrem Inhalt, Ihnen ein Bild geben vom Werden und Wirken in der Wohnungsfrage. Deutsche Arbeit wollen wir Ihnen zeigen, deutsche Arbeit am Wohnungs- und Siedlungsproblem. Wir wollen Sie hinein- sühren, Sie und das deutsche Volk, in die Fragen der Wohnung und des Siedlungswesens, die ein umfassendes Mensch heitsprogramm sind und in besonderem Sinne ein Pro blem unserer Zeit deutscher Not. Es ist für diesen Ausstellungsgedanken hocherfreulich, daß «r von allen Seiten in seiner Wichtigkeit erkannt worden ist und dankenswerteste Förderung erfahren hat. Ich begrüße besonders die Anwesenheit des Herrn Reichsarbeitsministers Brauns, der am besten die Notlage unseres Volkes in der Siedlungs- srage überblickt und die Abwehrmaßnahmen des Reiches hier gegen leitet und fördert. Wir danken Ihnen, hochverehrter Herr Reichsmtkrtster, dafür, daß Sie unsere Eröffnungsfeier durch Ihre Teilnahme auszeichnen, und danken der Reichs- rogierung für ihre wohlwollende Förderung. Auch viele deutsche Länder haben durch ihre Regierungen die Ausstellungsarbeit unterstützt: der sächsische Staat hat sie insbesondere durch finan zielle Beihilfen ermöglicht. Hierfür besonderen Dank adzu- statten ist mir tiefempfundene Pflicht. Der Präsident begrüßte weiter von der sächsischen Regie- rung die Herren Minister Bänger, Müller. Elsner und Re in hold, sowie die übrigen Vertreter der Staatsbehörden und die Mitglieder des Landtages, denen er für die Unterstiit- zung des großen Unternehmens dankte. Weiter galt die Begrüßung den Spitzen der Stadt Dresden, Oberbürgermeister Dr. Blüher, Bürgermeister Dr. Külz u. Nitzsche Stadtoerordnetenvorsteher Kohlmann, denen er den Dank der Verwaltung für die namhafte finanzielle und sonstige För derung der Stadt, insbesondere für die Ueberlassung des Aus stellungsparkes und die Mitarbeit des städtischen Kommissars, Stadtrat Küppen, aussprach. Der Präsident begrüßte ferner die zahlreichen Mitglieder des Ehrenpräsidiums, des Ehrenaus vsr psvrtduci» ; kersusZogeben von Dr. p. ü. kgysr «kas erste lückenlose pspskbilüerbucli miß 682 Kddilüungen auk alle pgpsle berugnekmencl Preis Kart. 6.80 ?kri6OKILH PU8IL'?. kuclilianälunA Sortiment äes Verlax, Kasel L pustet K -O. I-sipeix, ttuclollsir. Z schusses, die Vertreter der Reichs- und Staatsbehörden, der mili tärischen, zivilen, kirchlichen, schulischen Spitzen des össentlichen Lebens, gedachte dankbar der Mitarbeit der Herren der Tech nischen Hochschule Dresdens und im besonderen Maße des Hygiene-Museums, das auch als Aussteller wertvolle Beitrüge leistet: er gedachte endlich der gesamten Aussteller und Ver anstalter von Industrie und Handwerk, der Mitarbeit der Künstler und Architekten, an ihrer Spitze des Herrn Baucat Wolf mit dem Bauausschuß und den Herren des Hochbauamies der Stadt Dresden, der Vertreter der Presse und endlich des Präsidiums der Geschäftsleitung der Iahresschau, a» ihrer Spitze der Direktor Straßhausen und Leege. Auf die Bedeutung der Ausstellung hinweisend führte Präsident Dr. Krüger weiter aus: Menschheitsproblem ist die Wohnungsfrage, wie die Nahrung und Kleidung, um- fassend elementarste Lebensbedürfnisse wie wichtigste Kultur güter. Wo und wie wir wohnen, bas ist Antwort auf lebens wichtige, sittliche und gesundheitliche Lebcnsvoraussetzungen. Kultur ist Veredlung des Menschin und Wohnungskultur ist Veredlung unserer persönlichen Umgebung im Alltag. Und ein Problem unserer Zeit ist die Wohnungs frage. Seit dem Kriegsende erregt sie die, Gemüter als Woh nungsnot. Es Ist, nach der Zeit des Hungerkricges und der Geldentwertung, wohl dies die als am härtesten empfundene Plage, die unserem Volke gesandt ist. Wohnungsnot, heroor- gerufen durch den Verlust des deutschen Sparkapitals, die Un möglichkeit der Bereitstellung von Baugeldern als Hypotheken usw.. Wohnungsnot, die die Behörden zu Eingriffen, zu Mieter schutz und Rationierung des Wohnungsvorrates gezwungen hat. In diese wichtigsten Zeitfragen wollen wir Sie Hinein stetten, nicht löten wollen und können wir diese Probleme, nicht eingreifen wollen wir in den Tagesstreit der Meinungen über Wohnungszwangswirtschaft, Förderung des Wohnungsbaues im Wege privater Bautätigkeit oder gemeinnütziger Bauweise und Bodenreform. Vielmchr wollen wir die Aussteller selbst zu Worte kommen lassen, deren jeder zeigt, welche» Beitrag er bringen kann zur Wohnungsbeschaffung und Wohnungsknltur. Die Ausstellung nürv zeigen, was im Sinne aller schassenden Kräfte gemeinwirtschaftlich wie privatwirtschaitlich geschehen ist und geschehen kann, den Wohnvorrat zu vermehren und das Wohnungsbedürfnis pu veredeln. Denn alle Kräfte müssen hierzu Zusammenwirken. Ueber bloße Wohnungsrationierung hinaus müssen wir produzieren, d. h., auf allem erdenklichen Wegen den Wohnungsvorrat ver mehren. Das deutsche Volk, als Kulturvolk, das so manche Großtat der Menschheitsveredlung erzeugt hat, wird auch in dieser Frage schließlich neue Wege finden, wird wieder arbei ten, sparen und damit Baukapital schassen und hierbei in der Frage der Siedlung, des Zusammenwohnens der Menschen, und der Einrichtung der Wohnungen Mittel zur Förderung der Schönheit, der Moral und der Hygiene bereitstellen. Dazu wollen wir mit unseren Ausstellern Bausteine liefern, zu Nutz und Frommen unseres gesamten geliebten xutschrn Vaterlandes. Diese Begrüßungsworte wurden mit Beifall ausgenommen, worauf Wirlfchafisminifler Äermann Müller das Wort zu folgender Ansprache nahm: Hochverehrte Anwesende! Dem Präsidium des Vereins „Iahresschau Deutscher Arbeit Dresden" danke ich namens der Sächsischen Staatsregierung und zugleich im Namen der Reichs- regierung und der Herren anwesenden Vertreter der Reichs- und Staatsbehörden verbindlichst für die freundliche Ein ladung zur Eröffnung der diesjährigen Ausstellung „Wohnung und Siedlung". Schon aus der großen Anzahl der hier anwe senden Vertreter der Regierung wollen Sic, meine sehr geehr ten Herren vom Präsidium der Iahresschau, erkennen, welche Bedeutung wir Ihren Bestrebungen beimessen, und welchem In teresse Ihre Unternehmungen bei uns begegnen. Bon An beginn Ihrer Tätigkeit haben Sie die ideelle und materielle Förderung Ihrer Pläne und Arbeiten durch die Regierung des Freistaates Sachsen erfahren, und ich darf Ihnen die Versiche rung geben, daß wir Seite an Seite mit der Stadt Dresden auch fernerhin Ihnen unsere Unterstützung zuteil weroen lasse». Erblicken wir doch in Ihren Veranstaltungen mit Recht mehr als bloße alljährlich wiederkehrende Ausstellungen »orwiegend sächsischen Charakters: wir bewerten sie als ein bedeutsames Instrument für den Wiederaufbau des deut- schen Wirtschaftslebens, für die Wiederanknüpsung der durch den Krieg zerstörten Verbindungen mit dem Auslande und für die kulturelle und soziale Wiederentwicklung unseres Volkes. Heute, nachdem die „Iahresschau Deutscher Arbeit" drei Ausstellungen durchgesiihrt hat und im Begriff stehl, eine vierte Ausstellung zu eröffnen, ist ein Rückblick aus das bisher Ge- leisteie und Erreichte wohl berechtigt. Und da kann erfreulicher- weise festgestellt werden, daß der Grundgedanke der Iahres schau sich als richtig und lebensfähig erwiesen hat und die weit- gesteckten Ziele der Ausstellungsleitung bestens verwirklicht worden sind. Die „Iahresschau Deutscher Arbeit" hat sich im kulturellen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben der weithin berühmten Kunst- und Ausstellungsstadt Dresden zu einem überaus wertvollen Faktor entwickelt, um den manches deutsche Gemeinwesen Dresden mit Fug und Recht beneiden kann. Gern und dankbar erkennen wir an, daß das selbstlose Bestreben der für das Ausstellungsunternehmen verantwort- lichen Persönlichkeiten mit Erfolg daraus gerichtet ist. den Iah - resschaugedanken nicht nur in der Bevölkerung weiter- hin lebendig zu erhallen, sondern von Jahr zu Jahr frucht- bringender für Deutschlands wirtschaftliches und kulturelles Leben zu gestalten. „Wohnung und Siedlung" ist der Gegenstand der diesjährigen Ausstellung der „Iahresschau Deutscher Arbeit". Das ist ein Thema, das unbestreitbar alle Volkskreise auss unmittelbarste berührt. Darin liegt eine gute Hoffnung für das Interesse, das gerade diese Veranstaltung bei der gesamten Be völkerung finden wird. Ist doch die Sehnsucht nach einer Ver besserung der Wohnverhältnisse in weilen Volkskreisen so groß, daß eine zusammensassende Darstellung der Wege und Möglich keiten, die sich der Erreichung dieses Zieles bieten, außerordent lich zeitgemäß ist und besondere Anerkennung verdient. Es ist gewiß nicht viel gesagt, wenn man eine gesunde und behagliche Wohnung als wichtiges Mittel zur Förderung unserer Kultur anspricht. Und gerade die schwierigen Verhält nisse. in denen wir uns heute befinden, zeigen uns. wie gefähr det unsere Kultur ist, und wie dringend notwendig es ist, Ver besserungen zu scl>affen. Zivar ist die Großstadtbildung, eine Folge des Zusammenballens großer Menschenmassen auf einen verhältnismäßig kleinen Raum, schon so weit vorgeschritten, daß es niemals mehr möglich sein wird, das Ziel zu erreichen, das sich die heutige Siedlungsbewegung als Ideal gestellt hat, daß nämlich jeder ein wenn auch noch so kleines Fleckchen deutscher Erde sei» Eigentum nennt. Aber dem Streben, das zu einer Ge sundung unserer Bevölkerung führen soll, muh doch so weit als möglich entgegengekomme» werden: denn dann liegt zugleich eine Ergänzung unserer Sozialgesetzgebung. Aber auch soweit das Ziel des Eigenheims nicht zu verwirklichen ist, muß alles versuch: werden, um einem glücklichen Menschentum in behag licher und gesunder Wohnung den Boden durch Wohnuugsver- edlung zu bereiten. Heraus muß unser Volk aus dem Woh- nungselcnd der Jetztzeit, aus dumpfigen Hofräumen und engen vollgepferchten Massenhäusern: ein Heim mit Lust und Licht und Sonnenschein kann ihm auch da geschaffen werden, wo kein Kleinhaus, keine Wohnheimstätte zu erreichen ist. An diesem Grundgedanken ihrer Wohnungspolitik wird die sächsische Negierung immer sesihalten, und nach wie vor ist sie bestrebt, das gerade für unser engeres Vaterland überau» bedeutsame Wohnungs- und Siedlungsproblem nicht nur nach Kräften ideell, sondern im Rahmen der öffentlichen Mittel auch materiell zu fördern. Gehört doch der Freistaat Sachsen, wo auf einem Quadratkilometer 311 Menschen gegenüber dem Neichsdurchschnitt von nur 127 wohnen, zu den dichtest bevöl- kerten Gebietsteilen der Erde. Mit besonderer Freude und Ge nugtuung begrüßen wir es deshalb, daß die „Iahresschau Deut- scher Arbeit" für ihr diesjähriges Ausstellungsunternehmen das 4.hcma „Wohnung und Siedlung" gewählt hat und dadurch da» Berständnis für diese die Gegenwart und Zukunft des deutschen Volkes so tief berührenden Fragen in immer weitere Kreis» trügt. Bon Herzen wünsche ich namens der Sächsischen Staatsre. qlerung dieser Ausstellung einen vollen Erfolg — zum Besten der kulturellen und wirtschaftlichen Weiterentwicklung unsere» gesamten deutschen Volkes'