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Wochenblatt Fernsprecher: Amt Siegmar Nr. 144. für ReicheMlmd, Siegmar, Neustadt und Radenstein. Dieses Blatt wird an jede Haushaltung der obigen Gemeinden unentgeltlich vertheilt. As 31. Sonnabend, den 4. August 1906. Erscheint jeden Sonnabend Nachmittags. Anzeigen werden in der Expedition Meichcubrand, Pelzmühlenstraße 47v), sowie von den Herren I- Oebser in Reichenbrand, Buchhändler Clemens Bahner in Siegmar und Kaufmann Emil Winter in Rabenstein entgegengenommen und pro Ispaltige Corpuszeile mit 10 Pfg. berechnet. Für Inserate größeren Umfangs und bei öfteren Wiederholungen wird entsprechender Rabatt, jedoch nur nach vorheriger Vereinbarung, bewilligt. Bekanntmachung. Der unterzeichnete Gemeindevorstand macht die hiesige Einwohnerschaft noch besonders auf das mit dem 1. Juli 1906 in Kraft getretene Gesetz, be treffend die Erhebung von Kosten für Amtshandlungen der Behörden der inneren Verwaltung und von Gebühren für die Benutzung öffentlicher Einrichtungen, vom 30. 4. 1906, insbesondere auf die für Zahlungserinnerungen festgesetzten Gebühren aufmerksam. Nach laufender Nummer 55 des Gebührenverzeichnisses sind für Zahlungs erinnerungen L.) wegen rückständiger Kosten und Strafen, Mindestbetrag 50 Pf., Höchst betrag 10 Mark; 6.) wegen rückständiger Staats-, Gemeinde-, Kirchen-, Schul- und Armen kassenabgaben und Anlagen, sowie wegen rückständiger Landes-Jmmobiliar- Brandkassenbeiträge und der Beiträge für Berufsgenossenschaften und zum Viehseuchenfonds und der den öffentlichen Abgaben gleichgestellten Forderungen 1. bis zu 5 Mark 10 Pf., 2. über 5 bis zu 20 Mark 20 Pf., 3. über 20 Mark für je volle 10 Mark mehr je 10 Pf. mehr bis zum Höchstbetrage von 10 Mark zu entrichten. Reichenbrand, am 1. August 1906. Der Gemeindevorstand. Woget. Bekanntmachung Am 1. August d. I. wird der 2. Termin der diesjährigen Grundsteuer fällig und ist spätestens bis zum 1V. August d. I. zur Vernieidung des Mahn- bez. Zwangsvollstreckungsverfahrens an die hiesige Ortssteuereinnahme zu bezahlen. Reichenbrand, am 31. Juli 1906. Der Gemeindevorstand. Woget. Bekanntmachung. Bei Prüfung der Melderegister hat sich ergeben, daß eine große Anzahl hiesige Einwohner den Wohnungswechsel im Orte nicht gemeldet haben. Nach K 4 der Vorschriften über das Einwohner- und Fremdenwesen ist jeder Wohnungswechsel innerhalb des Aufenthaltsortes binnen S Tagen bei der Ortsbehörde unter Vorlegung des Wohnungsmeldescheines anzuzeigen. Der Vermerk geschieht unentgeltlich. ' In Zukunft wird jeder Zuwiderhandlungsfall uunachstchtlich bestraft werden. Reichenbrand, am 2. August 1906. Der Gemeindevorstand. Woget. Bekanntmachung. Am 1. August dieses Jahres ist der zweite Termin der staatlichen Grundsteuer mit 2 Pfg. für jede Steuer-Einheit fällig. Diese Steuer ist bis spätestens _ — " zum 0. August ISO« an die hiesige Ortssteuer-Einnahme abzuführen. Nach Ablauf dieser Frist wird gegen die Säumigen das Mahn- bezw. Zwangsvollstreckungsverfahren eingeleitet werden. Neustadt, am 26. Juli 1906. Der Gemeindevorstand Geißler. Bekanntmachung. Am 1. August d. I. war der 2. Termin der diesjährigen Grundsteuer fällig und ist spätestens bis zum 10. August d. I. zur Vermeidung des Mahn- bez. Zwangsvollstreckungsverfahrens an die hiesige Ortssteuereinnahme zu bezahlen. Rabenstein, am 3. August 1906. Der Gemeindevorstand. Wiksdorf. Gertliches. Wabenstein. In der am 1. August im Bahnhofs restaurant zu Rabenstein stattgefundenen General versammlung des ordnungsparteilichen Einwohner vereins fand der Antrag des Ausschusses der Kon firmandensparkasse, in § 6 Zeile 6 der Statuten der selben die Worte „oder freiwilliger Austritt" zu streichen, einstimmige Annahme. . Rabenstein. Bei der hiesigen Gemeinde-Sparkasse wurden Monate Juli ds. Js. 104 Einzahlungen im Betrage von 13775 Mk. 24 Pf. geleistet; dagegen erfolgten 43 Rückzahlungen an Betrage von 5898 Mk. 89 Pf. Eröffnet wurden 7 neue Konten, geschlossen 2 Konten. Zinsbar angelegt wurden 12287,05 Mark. Die Gesamteinnahme betrug 17283 Mk. 77 Pf., die Gesamtausgabe 18208 Mk. 44 Pf. und der bare Kassenbestand am Schluffe des Monats 3088 Mk. 12 Pf. Der gesamte Geld umsatz im Monat Juli beziffert sich auf 35492 Mk. 21 Pf. Die Sparkasse ist au jedem Wochentage von 8—12 Uhr dorm. und 2—6 Uhr nachm. geöffnet und expediert auch schrift- lich. Alle Einlagen werden mit verzinst und streng geheim behandelt. Juli - Betrachtungen des Rentiers Frohlieb Schmerzensreich. War auch das Wetter wechselvoll, — bracht' doch der Juli seinen Zoll — der Freude auch in diesem Jahr — der Landwirtschaft von neuem dar. — War doch zu schau'n in Feld und Flur — des Herrgotts reichste Segensspur; — schön stand die Ernte überall; bei froher Schnitter Liederschall — schon viel der Roggenschnitt geschah, — und's Korn steht nun in Puppen da. Indes der Landmann fleißig so — den Gottessegen erntet froh, — zog der Städter aus dumpfem Haus — mit Freuden auf das Laud hinaus, -- in Sommerfrische oder Bad, — und auch für unsre Kinder trat — ein frohes Glück noch ein so dann, — die großen Ferien gingen an. — Nun herrschte zu der Großen Lust — auch Jubel noch aus kleiner Brust. — Der zog schon zu des Monds Be ginn — gleich durch das ganze Reich dahin; — laut klang es durch der Liebe Band: — „Hurrah, drei Kaiser!" durch das Land. — Geboren würd' im Kronprinz-Schloß — der jüngste Hohenzollern-Sproß, — ein Erbe von dem Kaiserthron, — und durch den kleinen Prinzensohn — herrschte ein Heller Jubelbraus — im deutschen Volk und Kaiserhaus! — Doch zu der Freude und der Lust — zog in die deutsche Männerbrust — ein bittrer Groll auch wieder hier, — weil mau erhöht den Preis vom Bier. — Drauf tobte nun stets ohne Rast — sehr viel Streit zwischen Wirt und Gast, — mit Selbstverleugnung streikte gar — in mancher Stadt die Zecherschar! — In München war das nicht der Fall, — wo der Gerstensaft überall — in Strömen durch der Schützen Troß — zum deutschen Bundesschießen floß. — „Herrgotts sakra, war das a Durst — bei Radie und bei warmer Wurst," — der sich dort stark entwickelt hat, — in der alten trinkfesten Stadt. — Hier übte für das Vaterland — der deutsche Schütze Äug' und Hand; — Prinz Ludwig nahm stets teil daran, — zeigt' sich als ganzer deutscher Manu — und riß mit seiner Rede fort — die Schützen aus Ost, West, Süd, Nord! — Während man dem Deutschtum sich hier weiht, — begann die große Festspielzeit — im götter dämmernden Bayreuth — für Wagners kunstverständ'ge Leut'. — Zur Führung unsrer Krieger Reih'n — traf Oberst Deimling wieder ein — im fernen Süd- west-Asrika, — ein bald'ger Frieden sei ihm nah! — Zur Nordlandsfahrt des Kaisers stand — dieser in Drontheim Hand in Hand — mit König Haakon, Treu' im Blick, — zu der Norweger größtem Glück. — Während in Ungarn, Oesterreich — die Lage immer noch blieb gleich, — von neuem in den Armen lag — durch Abessiniens Vertrag — Freund John Bull die Italia, — was Frankreich freundlich schmunzelnd sah. — Das führt' zum Ende unterdes — nunmehr seinen Dreyfuß-Prozeß; — Dreyfuß würd' rekapituliert — und ist zum Major avanciert, — Piquart sogar zum General, — aus ist nun endlich der Skandal! — In Rußland großer Staatsstreich war, — dort hat der selbstherrliche Zar — die Duma plötzlich ausge löst, — und von Vertretung ganz entblößt — steht wiederum das Volk uun da, — und die Revolution ist nah; — drum sagte Rußland im Verlauf — auch Englands Flottenbesuch auf. — Im fernen Süd amerika — ein Operettenkrieg geschah, — in San Salvator Honduras — entflammte hell der grimme Haß — gegen Guatemala auf, — und mutig gingen beide drauf. — Doch trat schon wieder Frieden ein, — denn Roos'velt mengte sich hinein! — So ging dahin in Freud' und Leid — der Mond, von saurer Gurkenzeit — merkt', andre Jahre im Vergleich, — gar nicht viel Frohlieb Schmerzensreich. Freigesprochen. -LI Familien-Roman v. Ludw. Nutzer. (Fortsetzung). „Wenn ich mich recht erinnere," fuhr Lorenz fort, „hat den bei Kelheim in der Donau aufgefundenen und bis zur Unkenntlichkeit entstellten Verunglückten niemand mehr gesehen, der ihn im Leben gekannt hatte. Die Leiche wurde noch am Tage ihrer Auffindung beerdigt. Der einzige Anhaltspunkt, daß der betreffende Manu Hartfeld sein mußte, war eigentlich nur der Mantel, der in einer Entfernung von dem Ertrunkenen gefunden wurde." „Das ist richtig", sagte der General etwas betroffen. „Dieser Anhaltspunkt war aber auch vollkommen ausreichend, denn der Mantel und das Notizbuch ge hörten Hartfeld. Außerdem stimmte die Beschreibung des Toten auf ihn. Ich habe meinen Diener, den Josef hier, sogleich nach dem Lesen jener Unglücks botschaft nach Kelheim geschickt. Was Josef dort in Erfahrung bringen konnte, war wohl nicht viel mehr, als was wir bereits durch die Zeitungen wußten; als wir jedoch den Mantel und das Notizbuch des Unglücklichen sahen, ließen wir jeden Zweifel fallen. Einen weiteren Anhaltspunkt, daß jener Verstorbene tatsächlich mein Schwiegersohn war, bot auch der