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Tageblatt sür Kohenstein-Emstchal, Oberlungwitz, Gersdorf, Kermsdorf, Bemsdors, Wüstenbrand, Ursprung, Mittelbach, Kirchberg, Erlbach, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Küttengrund rc. Der .Sohenstein-Ernstthaler' Anzeiger erschein« mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Kaus Mk. 1.50. bei Abholung in der Geschästsslclle MK.I.2S. durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) MK.I.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbriesträgcr entgegen. Als Extra beilage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das .Illustrierte Sonnlagsbla»'. — Anzelgengebllhr sür die «gespaltene Korpuszelle oder deren Raum >2 Psg., für auswärts >5 Psg.; im Reklameteil die Zeile 30 Psg. Sämtliche Anzeigen finden gleichzeitig im .Oberlungwitzer Tageblatt' Aufnahme. 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"dA Das große Revirement. Eine Extraausgabe des Reichsanzeigers, die am Mittwoch mittag erschien, gab folgendes amt lich bekannt: Seine Majestät der Kaiser und König haben Allergnädigst geruht: dem Reichs kanzler, Präsidenten des StaatsministeriumS und Minister der auswärtigen Angelegenheiten Fürsten von Bülow die nachgesuchte Entlastung aus seinen Aemtern unter Verleihung des hohen Ordens vom Schwarzen Adler mit Brillanten zu erteilen und den Staatssekretär des Innern, Vizepräsidenten des preußischen Staatsministeriums Dr. v. Beth mann-Hollweg zum Reichskanzler, Präsidenten des StaatSministeriumS und Minister der auswärtigen Angelegenheiten zu ernennen. Seine Majestät der Kaiser und König haben Allergnädigst geruht : den GtaatSminister Delbrück zum Staatssekretär deS Innern zu ernennen und mit der allgemeinen Stellvertretung des Reichskanzlers zu beauftragen, den Staatssekretär des Reichsschatzamtes, Staats minister Sydow von seinen Dienstgeschäften zu entbinden und den Unterstaatssekretär im Reichs amt des Innern, Wirklichen Geheimen Rat Wermuth zum Staatssekretär deS Reichsschatzamts zu er nennen. Für das Königreich Preußen hat der König Allergnädigst geruht, den Staatsminister (bisherigen Schatzsekretär. D. Red.) zum Minister für Handel und Gewerbe zu ernennen, dem Gtaats- minister und Minister der geistlichen rc. Angelegen heiten Dr. Holle die nachgesuchte Dienstentlassung unter Belastung des Titels und Ranges eines StaatSministers und unter Verleihung deS Roten Adlerordens erster Klasse mit Eichenlaub zu er teilen und den Oberpräsidenten der Provinz Brandenburg, Kammerherrn o. Trott zu Solz zum GtaatSminister und Minister der geistlichen rc Angelegenheiten zu ernennen. Der UnterstaatS- sekretär in der Reichskanzlei, Kammerherr v. Löbell wurde unter Verleihung des Charakters als Wirk licher Geheimer Rat mit dem Prädikat Exzellenz zum Oberprästdenten der Provinz Brandenburg ernannt. Besondere Ueberraschungen bietet diese um fastende Veränderung in den höchsten Reichs- und preußischen Staatsämtern nicht; es ist vielmehr alles etwa so zugetroffen, wie man eS schon seit Tagen erwartet hatte. Die vom Kaiser vollzogenen Ernennungen stellen aber auch eine Vertrauens kundgebung für den aus dem Amte geschiedenen Fürsten v. Bülow dar, wie sie nicht immer zu konstatieren ist Der scheidende Reichskanzler hat daS Recht, einen Nachfolger zu empfehlen. Fürst Bülow hatte für den Kanzlerposten den bisherigen Staatssekretär v. Bethmann-Hollweg in Vorschlag gebracht. Der Kaiser zöger» nicht, diesem Vor schläge zu entsprechen. Als Fürst Bülow am 17. Oktober 1900 die Reichskanzlerschaft antrat, da war er allen Sätteln der auswärtigen Politik ge recht, hatte aber in der inneren Politik nicht die geringste praktische Erfahrung. Und doch fand er sich so schnell hinein, daß die innerpolitische Politik deS Fürsten Bülow ein unverwelklicheS Blatt in der Geschichte deS deutschen Reiches darstellt. Dem neuen Reichskanzler o. Bethmann-Hollweg, der die Verwaltung und die innere Politik des Reiches wie einer beherrscht, sind die auswärtigen Ange legenheiten zunächst eine terra, ineoxnita. Der Kanzler hat aber den Staatssekretär des Aus wärtigen Amtes zur Seite und wird sich schnell in die Dinge hineinfinden. Im übrigen ist die aus wärtige Lage zurzeit auch so klar und befestigt, es sind durch den Fürsten Bülow alle Steine des Anstoßes und alle Hindernisse so sorgfältig aus dem Wege geräumt worden, daß wir der Ent wickelung der auswärtigen Angelegenheiten ohne Torge entgegensetzen können. Schatzsekretär Sydow hat für seine Person gleichfalls die Konsequenz auS dem ablehnenden Beschlusse des Reichstags über die Erbanfallsteuer gezogen und ist von seinem Posten zurückgetreten. Er war aber mit der Blockpolitik des Fürsten Bülow nicht so eng verknüpft, daß seine große Arbeitskraft, wenn nicht für das Reich, so doch für Preußen, weiterhin hätte nutzbar gemacht werden können. Als preußischer Handelsminister steht Exzellenz Sydow auf dem rechten Platz Auch die Ernennung des bisherigen preußischen HandelS- ministers Delbrück zum Staatssekretär des Reichs amts des Innern darf als eine sehr glückliche gelten. Daß ein Oberpräfident Nachfolger des Kultusministers Holle werden würde, war schon bekannt, ebenso daß der intime Freund des Fürsten Bülow, der Unterstaatssekretär v. Löbell, mit seinem Chef aus der Reichskanzlei ausscheiden würde. Tagesgeschichte. Der äußere Hergang bei« Mtntßerwechsel. Kurz vor 8 Uhr war der Kaiser in Berlin cingetroffen. Zehn Minuten nach 10 Uhr fuhr Fürst Bülow ohne jede Begleitung ins Schloß. Der Fürst, der außerordentlich ernst aussah, begab sich sofort zur Audienz. Gegen '/,11 Uhr traf Herr v Bethmann-Hollweg im Schlöffe ein, und gegen 11 Uhr wurden dort die Herren Delbrück, Wermuth und v. Trott zu Solz vom Kaiser empfangen. Der Kaiser führte den Fürsten Bülow alsbald nach dessen Ankunft im Schlöffe nach dem gegenüber der Burgstraße belegenen kleinen Schloß garten, der unmittelbar neben der Kurfürstenbrücke liegt. Hier promenierten Kaiser und Kanzler im lebhaften Gespräch. Der Abschied des Reichs kanzlers entzog sich den Blicken deS zahlreichen Publikums, daS von der Burgstraße aus dem interessanten Bilde folgte, dadurch, daß der Kaiser und der Fürst den Teil deS Gartens betraten, der durch seinen dichten Baumbestand nach außen hin abgeschlossen ist. Zehn Minuten vor 11 Uhr be trat Herr v. Bethmann-Hollweg den Garten. Der Kaiser ging auf ihn zu und begrüßte ihn mit herzlichem Händedruck. Sodann promenierte der Kaiser mit dem neuen Kanzler wieder in lehaster Unterhaltung im Garten auf und ab. Ein Handschreiben de» Kaiser» an den Fürsten Bülow. AuS Anlaß des Rücktritts deS Fürsten Bülow hat der Kaiser an diesen folgendes Handschreiben gerichtet: »Mein lieber Fürst! Aus Ihrem erneuten Gesuche habe ich zu meinem schmerzlichsten Be dauern ersehen, daß Sie entschlossen find, von Ihren verantwortungsvollen Aemtern als Reichs kanzler, Präsident deS StaatsministeriumS und Minister der Auswärtigen Angelegenheiten zurück zutreten. So schwer es mir fällt, auf Ihre be währte Kraft bei der Leitung der Reichs- und Gtaatsgeschäfte zu verzichten, und das Band ver trauensvollen Zusammenwirkens, daS mich so viele Jahre mit Ihnen verbunden hat, zu lösen, habe ich doch in Würdigung der gewichtigen Gründe Ihres Entschlusses geglaubt, Ihrem dringenden Wunsche mich nicht länger verschließen zu dürfen. Ich habe daher Ihrem Anträge entsprochen und Ihnen die erbetene Entlassung gewährt. Es ist mir aber ein Bedürfnis des Herzens, Ihnen bei dieser Gelegenheit für die Hingebung und Auf opferung, mit der Sie in den verschiedensten Aemtern und Stellungen Ihrer ehrenvollen und segensreichen Dienstlaufbahn meinen Vorfahren, mir und dem Vaterlande so hervorragende Dienste geleistet haben, meinen wärmsten Dank auszusprechen. Gott der Herr schenke Ihnen nach einem so taten- und arbeitsreichen Leben noch viele Jahre ungetrübten Glücks. Indem ich Ihnen als äußeres Zeichen meiner Dankbarkeit, Anerkennung und Zuneigung den hohen Orden vom Schwarzen Ad»r mit Bril lanten verleihe und die Insignien desselben hter- neben zugehen lasse, verbleibe ich Ihr Ihnen stets wohlgeneigter, dankbarer Kaiser und König. Wil- Helm I. L Berlin, im Schloß, den 14. Juli 1909." Fürst Bülow über seine» Rücktritt. Fürst Bismarck hatte in seinem eingehenden Abschiedsgesuch?, das er dem Kaiser übersandte, die Gründe sür seinen Rücktritt bestimmt und ausführ lich dargelegt und dafür Sorge getragen, daß seine Motive alsbald der Oeffentlichkeit bekannt wurden. Fürst Bülow hat sich zu dem Vertreter des „Hamb. Korr." eingehend über die Gründe seines Rücktritt- ausgesprochen. Er begann seine Darlegungen mit der Versicherung, daß er Mitteilungen an die Oeffentlichkeit nach seinem Rücktritt vermeiden werde. Ungenauen Angaben, Irrtümern und Un- Wahrheiten wünsche er aber noch vor seiner Abreise aus Berlin entgegenzutreten. Dann sagte Fürst Bülow: Der Rücktritt unmittelbar nach der Ab- lehnung der Erbanfallsteuer wäre mir als Untreue gegen den Kaiser erschienen. Rücksichten auf den Reichstag bestimmten mich nicht zum Bleiben. Zur RetchstagS-Auflösung hat eS mir an persönlichem Mut nicht gefehlt. ES ist lächerlich, derartige- zu behaupten. Ich habe selbstverständlich auS fach- lichen Gründen dem Kaiser die Auflösung nicht oorgeschlagen. Ich konnte mich im Interesse der Zukunft nicht zu eimm Wahlkampfe entschließen, der nach rechts hätte geführt werden müssen und eine garnicht abzuschätzende Verstärkung des Radi kalismus und speziell der Sozialdemokratie zur Folge gehabt hätte. Die Auflösung hätte zudem eine Verschiebung der ReichSfinanzresorm herbei- geführl. Vom Standpunkte der Befürworter der Auflösung wäre günstigsten Falles eine liberal sozialdemokratische Mehrheit zu erwarten gewesen, die 400 Millionen indirekter Steuern nie bewilligt hätte. Die Ablehnung der Erbschaftssteuer wird sich später noch in sehr ernster Weise bemerkbar machen. Daß sie das Zentrum ablehnte, hat mich nicht gewundert. Es hat sich über die von seinen Führern seit Jahren ausgesprochene Anerkennung der Erbschaftssteuer mit der ihm eigenen taktischen Elastizität hinweggesetzt, wo es hoffen konnte, die Konservativen zu sich hinüberzuziehen und mir da mit ein Bein zu stellen. Ich nehme das dem Zentrum auch garnicht übel, hatte es von ihm auch nicht anders erwartet. Die Haltung der Konser vativen war mir weniger verständlich, und es wird auch nicht gelingen, sie dem Lande verständlich zu machen. Der Eindruck wird unverwischbar haften, daß die Konservativen dem zur ausschlaggebenden Stellung zurückgelangten Zentrum Handlangerdienste geleistet haben. Da daS Zentrum von mir nicht ausgeschaltet war, so können die Konservativen nur die Blockpolitik, die sie aber 2'/, Jahre mit machten, für einen Fehler gehalten haben. Daß die Konservativen sich gleich von Anfang an so starr gegen die Blockpolitik festlegten, war ein Fehler, da von der Ausdehnung der Erbschafts steuer doch nicht Sein oder Nichtsein der konser vativen Partei abgehangen hätte. Und wenn man jetzt das Prinzip des Reichstagswahlrechts in die Debatte wirft (damit wird auf die bekannten Aeußerungen des konservativen Abgeordneten v. Heyüebrand und der Lasa im Reichstage hin- gedeulet) in einem Moment, in dem man den Massenkonsum belastet, so leitet man damit nur Ver Rattenfänger. Roman von M. Kneschk e-Schön au. SO. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) Sie hatte mit Miß FranciS und Peter ge sprochen und den in ihr sofort aufgestiegenen Ver dacht, daß GiSkra an der Ohnmacht Marie-AgneS schuld sei, indem er das unverhoffte Alleinsein mit ihr in irgend einer Weise gemißbrauckt und sie erschreckt und geängstigt habe, bestätigt gefun den. Durch ein paar liebenswürdige Worte hatte sie sich deS Schweigens der Engländerin, die üb rigens morgen bereits in ihre Heimat zurückkehren wollte, versichert; bei Peter hatte es ein silberner Händedruck getan. Nun galt es noch, GiSkra die Zunge zu binden, damit ein Skandal vermieden wurde. Das war kein leichtes Unterfangen; GiSkra war ein geriebener Kunde, der wohl Uebung darin besitzen mochte, sich selbst geschickt aus der Affäre zu ziehen, auf dessen Ritterlichkeit man aber schwer lich rechnen durfte. In seiner maßlosen Eitelkeit war er nur zu sehr geneigt, mit seinen Eroberungen zu renommieren und daran mußte er in diesem Falle unbedingt verhindert werden. Gein Gchweigen konnte nur durch zwei Mittel gewonnen werden, entweder durch Einschüchterung, indem man, seiner Feigheit Rechnung tragend, durch die Androhung eines Duells aus ihn wirkte oder man mußte es erkaufen. Hella beschloß das erstere zu tun. Der welt gewandten Frau pochte doch ein wenig das Herz, als sie, über den Schläfer sich beugend, ihn durch einen Anruf zu wecken versuchte. Mehrmals mußte sie den Ruf wiederholen, ihn sogar an der Schulter rütteln, ehe er erwachte. Schlaftrunken rieb er sich die Augen. Als er jedoch die Baronin er blickte, richtete er sich sofort auf. „Herr GiSkra, ich habe mit Ihnen zu sprechen. Doch kommen Sie, bitte, einige Schritte vom Hause weg." „Ich stehe ganz zu Ihrer Verfügung, gnädigste Frau!" erwiderte er höflich und sichtlich bestrebt, seine Müdigkeit abzuschütteln. Ein Blick in der Baronin ernstes Gesicht hatte ihn belehrt, daß eS sich jetzt um eine Auseinandersetzung handele und um recht harmlos und unschuldig zu erscheinen, fragte er scherzend: „Wozu aber die strenge Miene, Verehrteste? Sie wollen mich doch hoffentlich nicht für die Ohnmacht Ihrer Freundin verantwortlich machen?" „Bitte, lassen Sie diesen Ton, er ist hier durchaus nicht am Platze," entgegnete Hella kurz und maß ihn mit einem strengen Blicke von oben bis unten. „Wenn es auf mich ankäme, würden Sie allerdings dafür zur Verantwortung gezogen werden und das mit aller Strenge. Aber hier kommen andere Rücksichten in Betracht. Meine Freundin muß unter allen Umständen geschont werden, nicht der leiseste Hauch eincS Schattens darf auf ihren Ruf fallen und das würde zweifel los geschehen, wenn die Tatsache, daß Marie-Agnes bei einem Alleinsein mit Ihnen ohnmächtig wurde, bekannt würde." „Aber, meine gnädigste Frau, da muß ich doch sehr bitten," brauste GiSkra empört auf. „In Ihren Worten liegt ein Verdacht, der entschieden beleidigend für mich ist. Für waS halten Sie mich eigentlich?" „Für das, waS Sie find: Ein gewissenloser Frauenjäger, der daS Vertrauen, daS man in ihn setzte, als man ihn in unsere Gesellschaft zog, schlecht genug lohnte. GiSkra, ich habe viel sür Sie übrig gehabt und es schmerzt mich sehr, Ihnen sagen zu müssen: Sie haben sich nicht als Kava lier bewährt! Ach bitte, kaffen Sie doch die großen Gesten, Ihre sittliche Entrüstung verfängt bei mir gar nicht. Sie könnten es sich selbst sagen, daß ich Ihnen diese Vorwürfe nicht machen würde, wenn ich nicht durch vollgültige Beweise dazu berechtigt wäre." Einen Moment stutzte GiSkra, dann meinte er spöttisch: „Diese Beweise möchte ich sehen!" „DaS können Gir, schwarz auf weiß sogar! Gehen Sie zu meinem Vater und fragen Sie ihn- ob er nicht ein gewisses Lied in Verwahrung hat, daS Ihre Absichten in nicht mißzuverstehender Weise kennzeichnet." Giskras Gesicht verlor plötzlich den spöttischen Ausdruck. Der Gedanke, daß Herr von Normann dieses Lied in Händen hatte, beunruhigte ihn sehr. Er wußte sehr wohl, daß der alte Herr ihm nicht hold gesinnt war. Doch nur keine Verblüffung, keine Schwäche zeigen! Kecken Tones, doch mit etwas unsicherem Blick erwiderte er leichthin: „Bah, ein Lied! Was beweist daS?" „Gehr viel, sollte ich meinen, wenn es einen derartigen Text enthält," gab Hella scharf zurück, denn die Art wie er sich verteidigte, empörte sie. GiSkra zuckte in angenommenem Gleichmut die Achseln und kniff die Augen zusammen. Ein rachsüchtiger Blick funkelte unter den geschlossenen Lidern hervor, als er, jedes Wort scharf pointierend, entgegnete: „Die Freiheit des Texte- scheint nur bei Ihnen, Frau Baronin, Anstoß erregt zu haben, denn von anderer Geite ist mir weder das Lied zurückgestellt worden, noch hat mich der leiseste Tadel getroffen. Also wohl ein Gegenbeweis, daß " (Fortsetzung folgt.)