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DI« „Weißeritz. Zeitung" «scheint wöchentlich drei« mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 26 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 1V Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie oie Agenten nehmen Be stellungen an. WHmh-ZeitiW. Amtsblatt Inserate, welche del der bedeutenden Auflage deA Blattes eine sehr wirk same Verbreitungfinden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzcile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionelle» Lheile, die Spaltenzeile 20 Pfg. für die Königliche Umtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redakteur: Mut Ithnk in Dippoldiswalde. Mit achtsiitigem „Austritte« llnterhsltungsdlstt". » Mit humoristischer lvocheubtilogk „Seiseublrseu". q: Mit land- und haurwirthschastlicher Moaitsdeilrjr. Nr. 98. Dienstag, den 22. August 1893. 59. Jahrgang. -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Der hiesige Gebirgsverein hat in seiner Organisation eine Aenderung getroffen, die für unsere Gegend und das Thal der rothen Weißeritz nur von Vortheil sein kann. In Erwägung der allzu großen Entfernung vom Centrum des allgemeinen sächsischen Erzgebirgsvereins und der dadurch bedingten gegenseitigen geringen Antheilnahme hat derselbe be schlossen, aus dem Verbände des großen Erzgebirgs vereins auszutreten und einen Verein für das Thal der rothen Weißeritz zu gründen, so daß nun die von ihm aufgebrachten Mittel lediglich zur Verschönerung, Ausstattung und noch gröberer Aufschließung unserer Gegend Verwendung finden. In Anbetracht dieser Thätigkeit des Gebirgsvereins, dessen Endzweck ist, unserem Thale noch mehr Fremde und Touristen oder Sommergäste zuzusühren, wodurch besonders Haus besitzer und Geschäftsleute Nutzen erhoffen dürfen, ist wohl die Erwartung berechtigt, daß gerade diese Inter essenten nun auch in größerer Zahl dem Verein bei treten, um ihn immer thatkrästiger zu machen. — Zu nächst gilt es, genannten Verein durch zahlreiche Theil- nahme zu unterstützen bei dem Sommerfeste, das derselbe nächsten Sonntag in dem Steinbruchrestaurant abhalten wird. Vom Schießhausgarten soll '/,4 Uhr gemeinschaftlicher Abmarsch mit Musik erfolgen, sodaß um 4 Uhr das Concert des Gesangvereins und der Stadtkapelle beginnen kann. Dazwischen wird eine theatralische Aufführung erfolgen, wie auch andere Belustigungen geplant sind. Am Abend soll eine großartige Illumination der Stein- und Baumgruppen das Fest beschließen. Wer sich noch an den herrlichen Sommertag der Einweihung des König-Johann- Thurmes erinnert, wird sich gewiß das Ver gnügen, auch zu dem geplanten Feste in den lieb lichen Räumen des SteinvruchS zu verweilen, nicht entgehen lasten, zumal der Eintritt für Erwachsene nur auf 20 Pf. und für Kinder auf 10 Pf. festgesetzt worden ist. — Sicherem Vernehmen nach findet das Ernte dankfest in unserer Parochie Sonntag, den 3. Sep tember, statt. — Am Sonnabend fand im Verein „Glück zu" wieder ein Vortragsabend statt, in dem Herr Lehrer Unger in lebhafter, poetischer Weise seine Erlebnisse auf einer Reise über die Tyroler Alpen erzählte und dieses großartige Gebirgsland höchst anschaulich schilderte. — Zu verschiedenen Ausflügen gab der gestrige Sonntag Veranlassung. So marschierte um 12 Uhr der Militärverein mit Fahne zur Fahnenweihe nach SeiferSdorf, während ein Theil der Freiwilligen Feuer wehr mit ihrem Mustkchor auf zwei Leiterwagen zum Feuerwehrtag nach Geising fuhr und ein Kegel klub ebenfalls auf birkengeschmücktem Leiterwagen eine Parthie nach Frauenstein veranstaltete. Am nöthigen Durste wird es bei der afrikanischen Hitze jedenfalls nicht gefehlt haben. — Nach Zusammenstellung der durch die nunmehr erloschene Masernepidemie entstandenen Schulver- säumnisie ergiebt sich, daß im Ganzen 230 Kinder an 2575 Tagen der Schule fern bleiben mußten. Dabet ist zu berücksichtigen, daß die meisten von diesen Schü lern auch während der Pstngstferien krank lagen, sonst würde die Zahl der angegebenen Tage eine noch we sentlich höhere sein. — Durch die Fürsorge unserer kgl. Regierung ist bekanntlich behufs Vermeidung allzugroßer Futter not h unter günstigen Bedingungen die Lieferung auch von Baumwollsaatmehl an die Landwirthe vermittelt worden. Trotzdem nun dasselbe ein, im Verhältnis; zu seinem Gehalt sehr billiges und gutes Kraftfutter mittel ist, so möchte es doch unbedingt zu empfehlen sei», daß sich jeder Landwirth vor dessen Verwendung von der besten Art und Weise der letzteren unter richtet. Wir hielten für zweckmäßig, auch an dieser Stelle darauf aufmerksam zu machen, daß hierzu in der heutigen Monatsbeilage Gelegenheit geboten ist. — Trotzdem mir in letzter Stunde in Erfahrung brachten, daß jeder Empfänger solchen SaatmehleS eine besondere Gebrauchsanweisung erhalten wird, hielten wir es doch im Interesse unserer übrigen Leser für zweckmäßig, trotzdem den betr. Bericht zu bringen. — Wie die Kapelle des Schützenregiments, wird auch die des 13. Jägerbataillons, welches morgen Dienstag in unserer Stadt Quartier nimmt, ein Con cert im Schützenhause geben. Die Jäger-Concerte sind in Dresden sehr beliebt. Wir hatten seit längerer Zeit nicht Gelegenheit, ein solches hier zu hören und es steht zu erwarten, daß es sich desselben reichen Zu spruchs wird erfreuen können, wie das Schützen-Concert am Sonntag vor acht Tagen. — Da wir jetzt in die Zeit der Obsternte ein getreten sind, macht sich eine Unsitte nicht nur der Kinder, sondern auch vieler Erwachsener wieder be merkbar, welche nicht ost und entschieden genug gerügt werden kann. Es ist dies die üble Angewohnheit, die Neste der genoffenen Früchte achtlos auf den platten Fußweg, in die Hausflur und an sonstige von Men schen viel begangene Stellen zu werfen, eine Unvor sichtigkeit, welche unter Umständen für die Paffanten verhängnißvoll werden kann, da ein Ausgleiten der selben, wenn auf einen Obstrest getreten wird, sehr leicht möglich ist. Immer und immer wieder möchte die Warnung ergehen, werft Obstreste nicht auf solche Stellen, wodurch Menschen leicht gefährdet werden können. — Da die nach Nr. 96 d. Bl. vom 24. zum 25. d. M. zu verquartierenden 194 Offiziere und Mann schaften, sowie 145 Pferde vom 2. Feldartillerie- Regiment Nr. 28 in hiesiger Stadt nicht unterzubringen sind und insbesondere nur Platz für höchstenfalls 100 Pferde vorhanden ist, so wird die 2. Batterie von ge dachter Truppe in Stärke von 5 Offizieren, 10 Unter offizieren, 71 Mannschaften und 67 PferdeninUIbern- dorf einquartiert und soll auch Berreuth mit belegt werden. — In hiesiger Stadt waren am 21. dies. Mts. 2 Gefreite und 4 Reitpferde und am 23. d. M. sind 1 Gefreiter und 2 Reitpferde des Feldartillerie-Negiments Nr. 28 für Königliche Hoheit Prinz Georg zu ver- quartieren. Rechenberg. Am Morgen des 20. d. M. ist das zur Wagner'schen Möbelfabrik gehörige Maschinen gebäude nebst Niederlageschuppen niedergebrannt. Hier bei sind dem Pachter der gedachten Fabrik, Herrn Beuthner, fertige Möbel und Möbeltheile u. s. w. im Wsrthe von 5 bis 6000 Mark mit vernichtet worden, welche nicht versichert gewesen sind. Am Brandplatze waren die hiesige Bahnhofsspritze, die Gemeindespritze, sowie die Feuerwehren von Nassau und Claußnitz, die Gemeindespritze von Holzhau und die Feuerwehr von Kämmerswalde anwesend. Muthmaßlich liegt Brand stiftung vor. Geising. Am gestrigen Sonntage feierte der Feuer wehr-Bezirksverband der Amtshauptmannschaft Dippol diswalde in hiesiger Stadt seinen 9. Verbandstag, der von sämmtlichen Verbandswehren beschickt war, und zu dem sich auch die Fabrikseuerwehr von Rosen kranz und die Freiw. Feuerwehr, beide aus Voitsdorf, eingefunden hatten. Nach Empfang der Gäste am Bahnhofe fand bei tropischer Hitze ein stattlicher Fest- zug durch den überreich mit Kränzen, Guirlanden und Ehrenpforten geschmückten Ort statt, worauf auf dem Turnplätze und am Steigergerüste die sestgebende Wehr wohlgelungene Uebungen ohne und mit Gerüchen vor führte, denen ein eben solcher Sturmangriff auf die Diestelhorst'sche Fabrik folgte. Die vom Stellvertreter des Vorsitzenden, Hptm. Schultheiß-Kreischa, geleiteten anschließenden Verhandlungen erledigten zumeist innere Vereins-Angelegenheiten. Seiten des Verbandes soll ein Schrauben-Nachschneide-Apparat angeschafft werden, der auch sämmtlichen Gemeinden zur Benutzung über lassen werden soll. Der nächste Bezirkstag wird 1895 in Johnsbach abgehalten werden. Zum Schluß hielt Herr Simon einen interessanten, lehrreichen Vortrag über „Schlagfertigkeit der Feuerwehren". 4 Poffendorf. Die Getreideernte ist in un serer Gegend nunmehr beendet und nach Aussage der Landwirthe auch befriedigend ausgefallen. — In der Zeit vom 13.—19. Aug. sind in hies. Parochie 13 Personen gestorben, von denen 7 mit Standrede beerdigt wurden. Im Vergleich zu früheren Monaten und Jahren ist diese Zahl der Verstorbenen in so kurzer Zeit eine ausfallend hohe und wohl kaum dagewesene. — Der Männergesangverein „Arion" begleitete am verg. Freitag ein treues Mitglied des Vereins zur letzten Ruhestätte, wobei die kürzlich geweihte Sänger fahne erstmalig dem Verein vorangetragen wurde. — Die während der Monate Mai, Juni, Juli und August abgehaltenen, bei unseren Parochianen so beliebten Frühgottesdienste erreichen mit Sonn tag, den 27. d. M., für dieses Jahr wieder ihr Ende. 4 Wilmsdorf. Unser Schulvorstand beschloß die Abhaltung eines Schulfestes, welches, nachdem die hierzu erforderlichen Vorbereitungen beendet sind, in den nächsten Wochen stattfinden soll. Gombsen. Am Sonnabend, des Nachmittags gegen 6 Uhr, brannte das Wohnhaus des Wirthschafts- besitzers Pretzsch nieder. Die anwesenden Spritzen konnten wegen Wassermangels nicht in Thätigkeit kommen. Das Gebäude wurde außer seinem Besitzer noch von dem Arbeiter Schmidt und dem Lumpen sammler Dreßler bewohnt, von denen keiner versichert hat. Dresden. Begünstigt vom herrlichsten Wetter Hai am Sonntag Nachmittag bas diesjährige Gartenfest des Albertvereins stattgesunden und hat sicherlich einen großen pekuniären Erfolg gehabt. Die königliche Familie wohnte dem Feste längere Zeit bei und machte an den verschiedenen Verkaufsständen Einkäufe, wohnte auch den manichfachen Vorstellungen bei. — Auf allen sächsischen Haupteisenbahnlinien werden die 4 und 7 Meter langen Schienen durch 10 Meter lange (sogen. „Goliath"-Schienen) ersetzt. Hierdurch wird ein ruhigeres Fahren ermöglicht und auch die Fahrgeschwindigkeit erhöht. Weesenstein. Ein großes Unglück konnte am vorigen Freitag in der hiesigen Papierfabrik leicht ent stehen, indem der Eisenbahnzug, welcher 10,» Vorm. von Weesenstein bis Geising fährt, in voller Fahrzugs geschwindigkeit auf dem Fabrikgeleise direkt in das Grundstück hereingefahren kam, was seine Ursache darin hatte, als die Weiche, die kurz zuvor zur Einstellung von Güterwagen benutzt worden, nicht abgestellt war. Ein auf dem Geleise liegender starker Stamm hielt zunächst das drohende Unglück ab und bald wurde der Zug zum Stehen gebracht. Obwohl die Lokomotive nicht sehr beschädigt war, mußte doch schleunigst eine andere Maschine beordert werden, um die mit einem gewaltigen Schreck davongekommenen Reisenden weiter- zusühren. Pirna. Auf dem Wege von Struppen nach Pirna wurde bei Vogelgesang die Ehefrau Budäus von zwei großen Fleischerhunden plötzlich angegriffen. Auf das ängstliche Hilferufen eilte der in der Nähe sich aus haltende Bahnwärter Ludwig mit Beil und Revolver herbei. Um die wehrlose und höchst bedrohte Frau zu retten, lenkte Herr Ludwig durch einen abgegebenen Schuß die wüthenden Hunde ab, worauf sich die Bestien gegen ihn wandten, aber von ihm in die Flucht getrieben wurden. Der bedauernswerthen Frau Budäus